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Veröffentlicht am 04.11.2024

Die Biografie der Emmi Pikler - eine Pädagogin muss sich behaupten

Die Pädagogin der glücklichen Kinder
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Es gab schon so manche Romanbiographie über tapfere, unerschrockene Frauen, die etwas bewegt haben. In diesem Teil, mittlerweile Teil 23, geht es um das Leben und Wirken der Emmi Pikler- einer Pädagogin ...

Es gab schon so manche Romanbiographie über tapfere, unerschrockene Frauen, die etwas bewegt haben. In diesem Teil, mittlerweile Teil 23, geht es um das Leben und Wirken der Emmi Pikler- einer Pädagogin und Kinderärztin im Zeitraum der goldenen 20er Jahre und dem 2.Weltkrieg.

Ich habe bisher noch gar nichts von dieser unermüdlichen Frau gehört, weshalb ich sehr neugierig auf dieses Werk war. Als Jüdin unter der Herrschaft des ungarischen Diktators Miklos Horthy musste sie aufgrund der steigenden Anfeindungen ihr Studium in Wien absolvieren, wo sie mit bedeutenden Persönlichkeiten in der Kindermedizin und Pädagogik zusammengearbeitet und von ihnen gelernt hat.
All dieses Wissen mit dem Wunsch, ihre eigenen Kinder zu selbstständigen, nach ihren Fähigkeiten wachsenden Individuen zu erziehen, lernt sie hier auch ihren künftigen Ehemann kennen, der sich allerdings gegen das Regime Horthys auflehnt und sich im Untergrund den Kommunisten angeschlossen hat. Eine Gefahr, die Emmi besonders in den 30er Jahren während der Machtergreifung Hitlers zu spüren bekommt und schon bald um ihr Leben bangen muss.

Schicksalsschläge, Spott, Missgunst und etliche Gefahren hinterlassen Spuren im Leben dieser kämpferischen Frau, die sehr streng mit sich selbst ist und auch in der eigenen Kindererziehung schnell merkt, dass Vorstellungen und Pläne nicht immer mit der Realität übereinstimmen. Dabei wird sie aber von lieben Menschen begleitet, die ihr in den schwersten Stunden zur Seite stehen, alte wie neue Bekannte. Alle tragen zu einer Biographie bei, die die Autorin interessant, detailliert mit ein paar fiktiven Extras verpackt hat.

Manchmal war mir Emmi etwas zu ehrgeizig, zu verbissen und dickköpfig, besonders nach dem schweren Schicksalsschlag fand ich ihr Verhalten befremdlich, besonders gegenüber ihrer Familie.
Ebenso wie einige etwas widersprüchliche Ansichten, in denen sie zeitweise auch anders agiert hat, als sie es all den Eltern vermittelt hat. Der Schluss war mir etwas zu abrupt, auch wenn die Autorin noch ein paar Sätze im Nachwort zu Emmi und ihrem Lebenswerk schreibt.

Von der Idee her interessant, ich mag es immer gerne, historische Persönlichkeiten und ihre Lebenswerke kennenzulernen, aber hier war es mir oft sehr trocken und ich konnte nicht so recht mit Emmi und ihrem Ehemann György warm werden, zu schnell verlief mir ihr Kennenlernen und die Einblicke in ihre Ehe waren teilweise sehr ernüchternd ebenso wie ihre Auffassung der Behandlung von Kindern zwar aufschlussreich, allerdings an verschiedenen Stellen unverständlich.

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Veröffentlicht am 30.10.2024

Drei junge Frauen auf dem Weg ihre Träume zu verwirklichen

Goldene Träume. Die Münchner Ärztinnen
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Die drei jungen Frauen Lulu, Elsa und Fanny begegnen sich unter eher ungewöhnlichen Umständen, doch ihre Hintergründe, Herkunft und Wünsche könnten unterschiedlicher nicht sein. Doch ihr Ziel ist Ende ...

Die drei jungen Frauen Lulu, Elsa und Fanny begegnen sich unter eher ungewöhnlichen Umständen, doch ihre Hintergründe, Herkunft und Wünsche könnten unterschiedlicher nicht sein. Doch ihr Ziel ist Ende des 19.Jahrhunderts dasselbe: Der Einsatz in der Medizin, auch wenn Frauen an medizinischen Fakultäten nicht zugelassen werden, zu groß sind die Vorurteile gegenüber dem weiblichen Geschlecht.

Zwischen fiktiven und historisch belegten und gut recherchierten Ereignissen werden diese drei grundverschiedenen Frauen zusammengeführt, ungewöhnlich, dramatisch und doch kämpferisch. Dazu tragen auch Lulus beste Freundin und Professorentochter Ida und die Schauspielerin Änny bei, die auf ihre ganz eigene Lebensweise für einigen Wirbel sorgen.

Um ihre Ziele und Träume zu verwirklichen, für Frauenrechte zu kämpfen und nicht länger in Schablonen gepresst zu werden, erlebt man als Leser eine aufregende, neue Ära, ein Aufbegehren, was teilweise für heitere Unterhaltung, aber auch für dramatische Szenen sorgt.

Manches fand ich etwas suspekt, stellenweise etwas in die Länge gezogen, auch was die beginnende sexuelle freie Entfaltung betrifft, so hätten einige Passagen ausgelassen werden können, das war mir oft sehr freizügig und für den gesamten Roman überladen, ebenso wie häufige derbe Kraftausdrücke.

Gerade wegen dem Titel fehlte mir oft der Bezug dazu, denn auch wenn sie an dem Haunerschen Kinderspital ihre jeweilige Rolle spielten und man so einige medizinische Einblicke in die damalige Behandlungsweise erhält, so war es mir doch etwas wenig, wobei andererseits viel Zeit und Wert auf die ersten Fahrkünste mit dem Velociped gelegt wurde.

So ganz warm werden konnte ich auch mit den Mädchen nicht, dazu haben sie mitunter unverständlich, kindisch und naiv agiert, auch wenn man das Aufbegehren gegen die ganzen Vorschriften und Ausgrenzungen verstehen konnte.

Für manche Begriffe und Jargon hätte ich ein Glossar ganz passend gefunden, denn es gab etliche fremde Begriffe, mit denen man nichts anfangen konnte und dadurch der Lesefluss immer wieder ausgebremst wurde.

Da es eine Trilogie ist, wird wahrscheinlich erst in den Folgebänden etwas mehr auf die Pläne der Mädchen weiter eingegangen, es war mir für diese Seitenlänge allerdings insgesamt zu wenig, weswegen mir dieser Roman reicht und ich die Reihe nicht weiterverfolgen werde.

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Veröffentlicht am 28.10.2024

historisch interessant, inhaltlich etwas trocken und ohne große Spannung

Lindt & Sprüngli (Lindt & Sprüngli Saga 1)
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Ein kleiner Junge, der voller Sorge um seine schwerkranke Mutter beim herzensguten, hilfsbereiten Apotheker Flückiger Schokoladentaler von seinem letzten Ersparten besorgt und für ihn ein Wunder geschieht. ...

Ein kleiner Junge, der voller Sorge um seine schwerkranke Mutter beim herzensguten, hilfsbereiten Apotheker Flückiger Schokoladentaler von seinem letzten Ersparten besorgt und für ihn ein Wunder geschieht. So beginnt die Geschichte um den jungen Rudolf Sprüngli, dem Sohn eines Zuckerbäckers, der sich schon in seiner Jugend in die 5 Jahre ältere Züricherin Katharina verliebt. Sie zu heiraten steht fest auf seiner Agenda, doch scheinbar will das Schicksal es anders. So viele familiäre wie politische Hindernisse und Wendungen stellen sich beiden in den Weg und auch seine Pläne vom Fortschritt und der Erweiterung vom Backwerk zur Produktion von Konfekt und Schokolade scheinen Träume zu bleiben, auch was die Anschaffung und den Kostenfaktor von Kakaobohnen betrifft.

Historisch interessant erlebt man den Werdegang der Familie Sprüngli, erhält nicht nur Einblicke in das Handwerk, sondern auch in die familiären Hintergründe.

Dabei wechseln die jeweiligen Kapitel immer wieder zwischen verschiedenen Personen, die der Handlung eine gewisse Abwechslung geben und Einfluss auf das Geschehen haben.
Besonders Rudolf mit all seinen Ideen, seiner Berufung und seinem Feuereifer ist hierbei eine komplexe Persönlichkeit, aber auch sehr temperamentvoll und trifft so manche riskante Entscheidung.

Für mich persönlich war die Industrialisierungszeit mit der problematischen Beschaffung und Verarbeitung der Kakaobohne schon interessant, ebenso wie die konsequente Verfolgung der Pläne eines kleinen Jungen trotz aller Skepsis und Widerstände auch innerhalb der Familie umgesetzt wurden, aber insgesamt war es mir zu trocken, wie eine Aufzählung von Ereignissen ohne große Emotionen. Das mag vielleicht auch an den Zeitsprüngen gelegen haben, auf die man auf jeden Fall achten sollte, um den Verlauf besser verstehen zu können.

Ein richtiger Spannungsbogen blieb entgegen meinen Erwartungen aus, vieles hat sich schnell gefügt, zumal fast schon durch Zufall immer der richtige Kontakt für den Fortlauf gesorgt hat, ohne dass es zu irgendwelchen ernsthaften Problemen kam, was ich etwas suspekt fand.

Mich hat auch der Titel etwas gewundert, denn es wird zwar auf einige bekannte Marken wie Suchard Bezug genommen, aber in diesem Teil geht es ausschließlich um Sprüngli, Lindt ist dabei komplett außen vor geblieben, wahrscheinlich wird hier im Folgeband mehr drauf eingegangen, ich fand es trotzdem etwas schade.

Ein solider Roman, allerdings reicht es für mich nicht, um das Interesse auf den Folgeband zu halten.

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Veröffentlicht am 15.10.2024

Erinnerungen an die eigenen Großeltern - eine Reise in die Vergangenheit

Hortensientage
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Angetan von dem Buchcover, dem Titel und der Inhaltsbeschreibung wollte ich unbedingt mehr über die persönliche Geschichte der Großeltern der Autorin erfahren. Wer hat schon die Möglichkeit, so viele schöne ...

Angetan von dem Buchcover, dem Titel und der Inhaltsbeschreibung wollte ich unbedingt mehr über die persönliche Geschichte der Großeltern der Autorin erfahren. Wer hat schon die Möglichkeit, so viele schöne Gelegenheiten nutzen zu können, wie es Manuela mit ihren Großeltern konnte. Erinnerungen festzuhalten ist etwas ganz Besonderes und deshalb wollte ich dieses Buch sehr gern lesen.

Immer mittwochs besucht Ela ihre Oma Lisa, die seit einiger Zeit im Seniorenheim leben muss. Immer hilfsbereit und fröhlich, einen guten Witz oder einen lustigen Schwenk aus der Vergangenheit auf den Lippen, während sie beide in Erinnerungen schwelgen. Bislang kennt Ela allerdings nur die guten Seiten, doch nach und nach lernt sie auch die traurigen Zeiten kennen, die ihre Großeltern überstehen mussten.
So schwenkt man zwischen den Abläufen im Pflegeheim, den jeweiligen Mitbewohnern dort und dem, was Oma Lisa alles so erlebt und der Zeit der Erinnerung.

An sich finde ich die Idee wirklich schön, auch wenn es etwas sehr Persönliches ist, was man mit der Öffentlichkeit teilt. Einige Rückblicke sind auch sehr emotional, allerdings fiel es mir schwer, gefühlsmäßig eintauchen zu können, weil diese Reisen in die Vergangenheit oft sehr kurz waren und der Part im Seniorenheim einen viel größeren Teil der Geschichte einnahm, der allerdings oft mit vielen Wiederholungen gespickt war. Auch die Art, wie Ela versucht, an die weniger schönen Erinnerungen zu kommen, fand ich bei all der Liebe zu ihren Großeltern manchmal etwas unpassend und aufdringlich. Ebenso wie die häufig einfließende Eigenwerbung für die eigenen Bücher. Das hat mir leider nicht so sehr gefallen.

Man spürt die Liebe der Enkeltochter zu ihren Großeltern, das wird auch immer wieder betont, allerdings fehlte mir hier dieser Spannungsbogen, den man angesichts der anfänglichen Weigerung der Oma über die Vergangenheit zu sprechen erwartet hat. Das, was dabei herauskam war zwar süß und nett zu lesen, aber auch leider nicht mehr.

Es ist schön, dass die Autorin Einblicke von sich, ihrer Familie und dem Leben ihrer Großeltern mit den Lesern teilt, aber der Funke ist für mich dabei nicht wirklich übergesprungen.

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Veröffentlicht am 08.10.2024

trotz tollem Inselfeelings war die Geschichte selbst nicht ganz überzeugend

Wintertee im kleinen Büchercafé am Meer
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Mit Julia Rogaschs Büchern auf die besondere Insel Sylt zu reisen, ist immer wieder wie ein Erholungsurlaub für die Seele. Man merkt, wie sehr sie die Insel liebt und die Besonderheiten in ihren Büchern ...

Mit Julia Rogaschs Büchern auf die besondere Insel Sylt zu reisen, ist immer wieder wie ein Erholungsurlaub für die Seele. Man merkt, wie sehr sie die Insel liebt und die Besonderheiten in ihren Büchern hervorhebt.

Inhalt: Annilen schwebt für ihr gut laufendes Cafe eine Erweiterung in Form eines Büchercafes vor. Obwohl ihre beste Freundin Tilda nicht allzu gute Erinnerungen an die Insel hat, willigt sie für die Wintermonate ein, Anni beiseitezustehen und es auf einen Versuch ankommen zu lassen. Schnell nimmt das Projekt Formen an, die Resonanz ist erstaunlich und nach und nach entwickelt sich ein Gemeinschaftsprojekt, was nicht nur den beiden Freundinnen, sondern auch Gästen und Inselbewohnern immer mehr ans Herz wächst. Auch Oskar der Dauergast scheint nicht nur vom Cafe angetan zu sein.

Bei wundervollen Inseleindrücken entfaltet sich eine zarte Romanze, die genau das widerspiegeln, was die Autorin im Buch beschreibt. Es ist nicht nur die Insel selbst, voller Vielfalt, kein bestimmter Ort, sondern das Zusammenspiel zwischen Inselfeeling, dem Wetter, Licht und Augenblicken, den Menschen und dem Hyggeeindruck, die Sylt so besonders machen.

Interessant ist die Einbindung einer Autorin, die unter Pseudonym schreibt und mit der Tilda regen Austausch hat, diese jedoch nicht in die Öffentlichkeit treten möchte. Dennoch schafft es Julia Rogasch, eine Geschichte in der Geschichte entstehen zu lassen, die auch auf das Büchercafe großen Einfluss hat.

Obwohl ich viele Momente sehr genossen habe und diese Geschichte auch mit einem gebrochenen Herzen und der langsamen, stetigen Heilung durch Luftveränderung, einem neuen Projekt und dem Dazutun einer besonderen Freundin verläuft, hat mir hier etwas Tiefgang gefehlt. Die Romanze verlief für mich trotz einiger späterer Missverständnisse etwas zu schnell, gerade auch was das intime Verhältnis betrifft, obwohl hier keine Details erwähnt werden. Am Ende wird auch eine gleichgeschlechtliche Beziehung erwähnt, die für mich etwas reingequetscht wirkte.

Trotz dem die Freundschaft zwischen den Freundinnen sehr eng ist, war mir Tilda streckenweise zu egoistisch, misstrauisch und theatralisch, während Anni alles mit viel Geduld und Verständnis hingenommen hat, selbst als es zum großen Knall kommt. Das wirkte fast schon unwirklich und wie Autopilot. Es tauchen viele Wiederholungen auf, die beteuern, wie toll alles läuft, wie perfekt die Idee war und die Zusammenarbeit klappt. Es gibt irgendwie keine großen Holpersteine, allerdings sehr viele Zufälle und auch keine große Überraschung des großen Geheimnisses, weil es schon sehr früh feststeht.

Obwohl ich mich auf Sylt wieder sehr wohl gefühlt habe, Julia auch ein Talent dafür hat, die Insel in den schönsten Farben und Momentaufnahmen festzuhalten und so zu beschreiben, dass man Bilder im Kopf hat, die vielen Ideen rund um das Büchercafe auch richtig toll waren und ich mir sowas wirklich wünschen würde, so bin ich mit dem Rest leider dieses Mal nicht ganz warm geworden und der Funke mochte nicht ganz überspringen.

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