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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.11.2024

Ohne roten Faden

Seinetwegen
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Zora del Buono war selbst noch ein Baby, als ihr Vater starb und hat so keine eigenen Erinnerungen an ihn. Da ihr Leben lang konsequent über ihn geschwiegen wurde, ist es nicht verwunderlich, dass sie ...

Zora del Buono war selbst noch ein Baby, als ihr Vater starb und hat so keine eigenen Erinnerungen an ihn. Da ihr Leben lang konsequent über ihn geschwiegen wurde, ist es nicht verwunderlich, dass sie nun doch mehr über diese Leerstelle erfahren möchte, bevor es zu spät ist - ihre Mutter ist inzwischen an Demenz erkrankt und im Heim und sie findet beim Ausräumen des Hauses endlich Dokumente zum Unfall.
Das größere Interesse gilt allerdings dem Unfallverursacher, “E. T.”, wie er zwecks Personenschutz in Zeitungsartikeln genannt wurde. Und so macht sie sich auf die intensive Suche nach ihm, weiß irgendwann mehr über ihn als über den Vater selbst.
Schön finde ich dabei zu beobachten, wie E. T. in ihrer Wahrnehmung vom Teufel höchstselbst immer weiter vermenschlicht, sie am Ende - trotz seiner Tat - sogar so etwas wie Mitgefühl für ihn empfinden kann.
Das Buch ist kein klassischer Roman, sondern eher ein Notizbuch ihrer Recherche, welches aus fragmentartigen Textabschnitten besteht, teils sehr zusammenhanglos, teils auch nur spekulativ. Dadurch geht der rote Faden etwas verloren, ein Lesefluss entsteht auch nicht wirklich. Sehr gelungen fand ich jedoch die kurzen “Kaffeehaus”-Szenen, niedergeschriebene Gespräche mit zwei, bzw. später drei, älteren Bekannten zu verschiedenen Themen. Auch die Statistiken zu Verkehrsunfällen fand ich interessant - und sehr erschreckend.
Insgesamt konnte mich “Seinetwegen” leider trotz der spannenden Thematik nicht wirklich abholen und ich musste mich durch die 200 Seiten regelrecht durchkämpfen. ⭐️2,5/5⭐️

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Veröffentlicht am 24.05.2024

Zu simpel

Das Licht in den Birken
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Nach über zwanzig Jahren kehrt Thea aus Portugal zurück in ihre Heimat in Norddeutschland, um mit der Vergangenheit abzuschließen.
Sie zieht auf Bennos Lebenshof für Tiere - und damit zu einem eigenbrötlerischen ...

Nach über zwanzig Jahren kehrt Thea aus Portugal zurück in ihre Heimat in Norddeutschland, um mit der Vergangenheit abzuschließen.
Sie zieht auf Bennos Lebenshof für Tiere - und damit zu einem eigenbrötlerischen Mittfünfziger, der eigentlich keine Menschen mag.
Als dann noch die junge Wanderin Juli dazustößt, entwickelt sich nicht nur eine zarte Freundschaft zwischen den dreien, sondern auch ein Zukunftsplan für den verschuldeten Hof.

Zunächst einmal liebe ich Geschichten, die aus verschiedenen Perspektiven die Lebensgeheimnisse der jeweiligen Personen erzählen. Wenn sie dann noch auf dem Land spielen, bin ich normalerweise restlos begeistert.
Trotzdem konnte mich “Das Licht in den Birken" so gar nicht überzeugen.
Fangen wir mit den Perspektiven an: Thea und Juli sind zwar sehr oberflächliche Charaktere, aber man nimmt sie der Autorin an. Die Figur Benno hingegen ist so gar nicht rund, seine Gedanken und Handlungen waren für mich nicht einfach nur unbegreiflich, sondern wirkten aufgesetzt und unnatürlich.
Die “Geheimnisse” sind allesamt sehr absehbar und bieten somit wenig Potential für Spannung. Genauso wie die komplette Handlung: taucht ein Problem auf, ist es auch schon wieder gelöst, wird sich gestritten, folgt direkt die Versöhnung. Zum Schluss ist alles rosarot und toll.
Aufbau und Komplexität der ganzen Story erinnern eher an eine “Bibi und Tina"-Geschichte, als an den Roman einer Spiegel-Bestseller-Autorin.
Unangenehm aufgestoßen sind mir außerdem die Klischeehaftigkeit sämtlicher Figuren, sowie spirituelle Gedanken und Handlungen, mit denen ich nichts anfangen konnte. Zu guter Letzt hat mich die ständige Erwähnung von pastéis de nata wahnsinnig gemacht. Nur weil jemand in Portugal gelebt hat, muss er diese doch nicht dreimal am Tag backen und verzehren (und falls doch, muss das nicht ständig erwähnt werden).

Insgesamt kann ich den Roman also nicht empfehlen. Für einige mag es eine “Wohlfühlgeschichte” sein, für mich war es selbst als Sommerlektüre viel zu flach. ⭐️2,5/5⭐️

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Veröffentlicht am 03.09.2023

Zu überladen an Witzen

Elternabend
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Sascha Nebel ist gerade dabei, ein Auto zu stehlen, als eine wütende Frau beginnt, dieses mit ihrem Baseballschläger zu demolieren. Als die Polizei auftaucht, machen die beiden sich aus dem Staub und landen ...

Sascha Nebel ist gerade dabei, ein Auto zu stehlen, als eine wütende Frau beginnt, dieses mit ihrem Baseballschläger zu demolieren. Als die Polizei auftaucht, machen die beiden sich aus dem Staub und landen auf dem Elternabend einer fünften Klasse. Um nicht aufzufallen, geben sie sich als das Ehepaar Schmolke aus, das bis dahin noch keine Schulveranstaltung ihres Sohnes besucht hat.

Der Klappentext klang für mich nach einer witzigen, absurden Geschichte und da ich von Fitzek bisher selten enttäuscht wurde, griff ich zu diesem Kein-Thriller.
Leider fand ich den Schreibstil diesmal ziemlich anstrengend. Es gibt kaum einen Satz ohne Witz, wodurch der Humor sehr erzwungen wirkt (ähnlich wie in "Schreib oder Stirb"). Es war einfach zu viel und ich hätte mir gerne ein paar mehr Passagen ohne Klischees, Flachwitze, alte Kalauer oder Stereotype gewünscht, denn die Grundidee ist so absurd, dass sie auch ohne diese hohe Dichte an Witzen gut funktioniert hätte.
Positiv anmerken muss ich hingegen den Umgang mit ernsten Themen, welche ab dem zweiten Drittel vorkommen (Achtung, Triggerwarnung am Anfang des Buches beachten). So haben die Charaktere doch etwas Tiefe bekommen und die Story war nicht mehr ganz so flach. Obwohl mir die Dialoge auch hier teilweise zu lehrbuchmäßig und dadurch unauthentisch waren.

Ich bin glaube ich einfach nicht die richtige Zielgruppe. Wer offensichtlichen, albernen Humor dem unterschwelligen vorzieht, hat hier sicherlich seinen Spaß. Das Buch lässt sich wie von Fitzek gewohnt flüssig und in einem Rutsch durchlesen. Ich freue mich jetzt einfach auf seinen nächsten Thriller im Herbst und lasse in Zukunft die Finger von seinen anderen Werken.

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Veröffentlicht am 20.12.2024

Schwächster Fitzek bisher

Die Einladung
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Puh, wo fange ich an? Sebastian Fitzek war einer der ersten “richtigen” Autoren, die meine Liebe zum Lesen geweckt haben. Jahrelang habe ich alles von ihm verschlungen, die letzten Bücher haben mir allerdings ...

Puh, wo fange ich an? Sebastian Fitzek war einer der ersten “richtigen” Autoren, die meine Liebe zum Lesen geweckt haben. Jahrelang habe ich alles von ihm verschlungen, die letzten Bücher haben mir allerdings immer weniger gefallen. Das mag an meinem Lesegeschmack liegen, der sich definitiv geändert hat oder an der Qualität seiner Thriller. Auch wenn es mir wirklich nicht leichtfällt, muss ich sagen, dass “Die Einladung” für mich persönlich der Tiefpunkt ist.
Fitzek-typisch sind für mich der locker-leichte Schreibstil, die Cliffhanger, die einen nach jedem Kapitel “nur noch ein Kapitel” lesen lassen und die vielen überraschenden Wendungen am Ende.
All das bekommen wir auch hier wieder, jedoch fand ich den Schreibstil diesmal so platt und lieblos, dass ich mich an mehreren Stellen gefragt habe, wie die durchs Lektorat kommen konnten.
Die Cliffhanger sind zwar vorhanden, aber wirken so erzwungen reißerisch, dass sie ihre Wirkung bis auf wenige Ausnahmen verloren haben.
Und das Ende? Es gab viele Wendungen, ja, jedoch war es zum Schluss nur noch ein nicht nachvollziehbares, sehr konstruiertes Wirrwarr, das ich dem Autor beim besten Willen nicht abnehmen konnte.
Außerdem finde ich es zwar in Ordnung, für die Dramatik etwas zu übertreiben, aber wie viele Schläge auf den Kopf und stundenlange Ohnmachten musste denn bitte die Protagonistin ertragen (natürlich ohne irgendwelche Schäden davonzutragen)?
Das Nachwort lohnt sich hingegen wieder sehr, denn auch wenn ich in Zukunft wahrscheinlich auf Fitzeks Bücher verzichten werde, lässt sich eins nicht leugnen: Er ist und bleibt einfach einer der sympathischsten Autoren unserer Zeit. ⭐️2/5⭐️

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Veröffentlicht am 26.10.2024

Langweilig

Der Tausch – Zwei Frauen. Zwei Tickets. Und nur ein Ausweg.
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“Der Tausch” beginnt mit der Beleuchtung von Claires prekären Situation: sie ist die Frau eines einflussreichen und beliebten Politikers, wirkt nach außen wie die perfekte, glückliche Ehefrau, doch hinter ...

“Der Tausch” beginnt mit der Beleuchtung von Claires prekären Situation: sie ist die Frau eines einflussreichen und beliebten Politikers, wirkt nach außen wie die perfekte, glückliche Ehefrau, doch hinter verschlossenen Türen herrscht genau das Gegenteil: ihr Mann ist kontrollsüchtig und gewalttätig. Eine Scheidung unmöglich.
So plant sie heimlich ihre Flucht.
Und ich bin ehrlich: spannender wirds nicht mehr. Julie Clarke hat alles in den Anfang gesteckt, die ganze weitere Geschichte plätschert vor sich hin, steckt voller kleiner Logikfehler und hat mich so gar nicht gepackt. Als ich auf den letzten hundert Seiten kurz einmal dachte, nun ginge es richtig rund, wurde ich jäh enttäuscht; alles läuft viel zu glatt, es gibt keinen Showdown, kein überraschendes Ende, keine Dramatik.
Der Schreibstil ist recht einfach gehalten, was ich bei einem Thriller absolut in Ordnung finde, jedoch fand ich einige Sätze sehr holprig - dies kann jedoch auch der Übersetzung geschuldet sein. Das hat das Lesevergnügen noch weiter geschmälert.
Ich finde die Idee, zwei Frauen in den Mittelpunkt zu stellen, die sich aus der Opferrolle rauskämpfen, um ihr eigenes selbstbestimmtes Leben zu führen, überaus ansprechend. Die Umsetzung hat mir in diesem Fall leider überhaupt nicht gefallen, vor allem fehlt diesem Thriller jeglicher Thrill. ⭐️2/5⭐️

*Ins Deutsche übersetzt von Gabriele Burkhardt und Astrid Gravert

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