unterhaltsames Familienchaos
Zwischen Ende und AnfangWer einen netten Schmöker sucht um den eigenen Problemen etwas zu entkommen indem es um die der Anderen geht liegt mit diesem Buch genau richtig. Lilas Leben sieht am Anfang ziemlich kaputt aus, aber auf ...
Wer einen netten Schmöker sucht um den eigenen Problemen etwas zu entkommen indem es um die der Anderen geht liegt mit diesem Buch genau richtig. Lilas Leben sieht am Anfang ziemlich kaputt aus, aber auf eine mittelschicht Art und Weise. Sprich, der Mann hat ne Neue, ihr Haus ist alt und sanierungsbedürftig, der nach dem Tod von Lilas Mutter eingezogene Großvater kocht zu gesund, ihre Agentin möchte Sex-Szenen im neuen Buch und dann taucht unerwartet Lilas leiblicher Vater auf. Entsprechend ist der Ton zu Beginn durchaus etwas schwermütiger, aber auch mit viel Situationskomik und Humor durchsetzt.
Die Charakte
re sind deutlich gezeichnet und es entstand bei mir schnell eine lebhafte Idee des Zusammenlebens dieser Familie. Die Rollen sind relativ schnell klar und die Charakterentwicklung lässt sich Zeit und schlägt ein gemütliches Tempo an. Viel Spannung oder gar eine Sogwirkung konnte das Buch mit seiner Erzählweise bei mir nicht aufbauen. Die Handlung fließt so vor sich hin und ich fand es angenehm mich dem beim Lesen einfach hinzugeben. Wenn ich das Buch dann zugeklappt habe, hatte ich aber auch kein großes Bedürfnis (sofort) weiterzulesen. Manche Entwicklungen bringen etwas Schwung ins Geschehen und manche lösen sich mit schönen feinfühligen, andere mit kraftvollen Statement-Szenen auf. Mit der Zeit wendet sich alles zum Guten, dann wieder nicht, dann wieder doch… Mir war das insgesamt ein bisschen zu langatmig. Insbesondere, weil zwischendurch auch der Humor und die Situationskomik weniger werden. Am Ende kann ich sagen, die Erzählung ist rund, in der Länge in der sie daherkommt, aber zwischendurch dachte ich schon mal, hier könnte das Buch auch zu Ende sein.
Schön war die Kritik an dem „spice“ Verlangen in Büchern und an der Vermarktung des eigenen Lebens und der eigenen Erfahrungen. Das fand ich über das ganze Buch hinweg sensibel und differenziert thematisiert, ohne dass ich es als Hauptfokus gesehen habe.
Besonders berührt haben mich die Kapitel aus der Sicht von Lilas Teenagertochter.
Auch wenn Lila die Hauptperson ist nimmt sich Jojo Moyes die Zeit für authentische Charakterentwicklung der anderen Figuren. Im Zusammenspiel mit Lilas Entwicklung ergibt sich daraus eine ganz gute erzählerische Harmonie. Es gefällt mir sehr gut, wie die Autorin die Persönlichkeit ihrer Charaktere respektiert in der Art wie ihre jeweiligen Entwicklungen sich darstellen.
Also, ein wirklich nettes Buch mit einigen Themen, interessanten Charakteren und einem leichten Tiefgang.