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Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein wertvolles Buch - ein wichtiges Buch.

Schamland
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Ein wertvolles Buch - ein wichtiges Buch.

Inhalt:
In dem Sachbuch setzt sich der Autor mit dem Thema der Armutsökonomie auseinander.
Er schildert das Thema konsequent aus der Sicht der Armen. Also derjenigen ...

Ein wertvolles Buch - ein wichtiges Buch.

Inhalt:
In dem Sachbuch setzt sich der Autor mit dem Thema der Armutsökonomie auseinander.
Er schildert das Thema konsequent aus der Sicht der Armen. Also derjenigen in unserem Land, die auf die Tafeln, Armenküchen und Kleiderkammern angewiesen sind.
Er berichtet, was es für die Betroffenen bedeutet zu den Tafeln zu gehen: Wie beschämend dies ist. Und wie sich diese Scham anfühlt.

Hier spricht der Autor Tacheles.

Ich finde es außerordentlich wichtig, dass der Autor darauf hinweist, dass die Politik gar kein Interesse daran hat, an den derzeitigen Zuständen überhaupt etwas zu ändern.
Denn warum sollte die Politik Geld in die Hand nehmen, um etwas zu verbessern, wenn dies von den karitativen Einrichtungen geleistet wird. Diese Leistungen, die nicht der Staat, sondern karitative Einrichtungen erbringen, sind also in der Politik bereits einkalkuliert.
Deshalb wird von Politiker-Seite lieber alles schön-geredet und keine Änderungen am Status-Quo initiiert. Denn es ist doch viel einfacher die Symptombehandlung der Armut an Tafeln und Kleiderkammern zu delegieren.

Und: Für die Spenderfirmen sind die Tafeln von Vorteil, weil sie damit ihr soziales Image aufpolieren können.

Gut, dass diese Diskussion nun angestoßen wurde (sie war längst überfällig) und dieses Thema in die Öffentlichkeit getragen wird!

Kritikpunkte am Buch:
Der Autor bietet keine direkten Lösungsvorschläge an.
Der Autor fühlt sich sehr den Armen verpflichtet; d.h. er stellt das Thema konsequent aus ihrer Sicht dar (was natürlich legitim ist); was aber dafür andere Gesichtspunkte (wie die der ehrenamtlichen Helfer) außen vor lässt.
Mich hätte auch interessiert, wie sich die Tafeln finanzieren. Denn er beschreibt ja, dass die Tafeln im Grunde nur Logistiker sind, die Lebensmittel von A nach B transportieren. Aber können die ganzen Kosten (wie Fuhrpark und Benzin) von dem obligatorischen Euro der "Kunden" gedeckt werden?!

Fazit: Aber ein wertvolles und wichtiges Buch.

Hoffentlich lesen die Organisatoren der Tafeln sowie deren Unterstützer dieses Buch.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein Thriller um Hacker und Whistleblower.

Recovery
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Ein Thriller um Hacker und Whistleblower.

Das Zitat „Die Geschichte, die hier erzählt wird, ist frei erfunden. Die Fakten, auf denen sie beruht, sind es nicht. Wo genau die Trennlinie zwischen Fiktion ...

Ein Thriller um Hacker und Whistleblower.

Das Zitat „Die Geschichte, die hier erzählt wird, ist frei erfunden. Die Fakten, auf denen sie beruht, sind es nicht. Wo genau die Trennlinie zwischen Fiktion und Wirklichkeit verläuft, muss letztendlich jeder Leser für sich selbst entscheiden.“ des Klappentextes machte mich unheimlich neugierig auf den Roman.

Der geniale Hacker Luke sollte einer Leaking-Organisation bei der Entschlüsselung einer Memory-Card behilflich sein, um an geheime Informationen heran zu kommen. Dabei sind einige Hindernisse zu überwinden. Und letztendlich haben die Internet-Aktivitäten Auswirkungen auf das reale Leben von Luke und seinen Mitstreitern.

Der Roman besticht durch seine raffinierte Story, spannend geschrieben und in sich schlüssig.

Die Charaktere, die mit viel Idealismus und einem ausgeprägten Gerechtigkeitsgefühl agieren, wurden von der Autorin gut gezeichnet. Sie wirken realitätsnah und sind charismatisch. Gefallen hat mir auch, dass die Protagonisten in der Geschichte mit sehr viel Umsicht und Respekt anderen gegenüber agieren. Beachtenswert finde ich, mit wie viel Selbstlosigkeit sie sich gegenseitig helfen und unterstützen.

Nicht nur mit dem Zitat „Eine Gesellschaft wächst an jenen, die sie in Frage stellen“ (S. 327) gibt die Autorin Denkanstöße, sich selber Gedanken abseits der Main-Steam-Medien zu machen.
Nachdenkenswert fand ich auch den Vergleich der Autorin bezüglich der Abhängigkeit von Rauschgift (im Roman die Person Kalle) und von Internet, Informationen und Computertechnik (der Protagonist Luke).
Die Schlussfolgerung, die die Autorin einfließen lässt, dass die „Machtmechanismen in den Diktaturen und den sogenannten freien Demokratien ... sich erschreckend“ gleichen würden (S. 393) - aufgrund entdeckter Informationen - fand ich bemerkenswert.

Man sollte als Leser, meiner Meinung nach, eine gewisse Affinität zu Themen wie Computertechnik, Informatik, usw. mitbringen, denn sonst könnte ich mir vorstellen, dass der Lesegenuss durch zu viele Fremdwörter und Fachbegriffe leiden könnte.
Hint: Zur Erleichterung stehen im Anhang einige Begriffserklärungen.

Manko:
Die Autorin bleibt an einigen Stellen mit Andeutungen zu Verschwörungen bzw. Verschwörungstheorien zu oft nur vage bzw. an der Oberfläche; es fehlt manches Mal eine konkrete Aussage oder ein Verweis auf eine konkrete Situation.
Der Klappentext verspricht etwas mehr Spannung als der Roman dann halten kann.

Dennoch habe ich mich entschlossen 5 von 5 Sternen zu vergeben.
Denn insgesamt finde ich dies einen tollen und spannenden Roman.
Und somit eine absolute Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Poetisch, politisch, sozial.

Perla
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Poetisch, politisch, sozial.

Perla ist eine junge Psychologiestudentin. Motiviert wurde sie zu dem Studienfach von dem Wunsch ihren Vater zu verstehen, in dessen Seele sehen zu können.
Der Roman spielt ...

Poetisch, politisch, sozial.

Perla ist eine junge Psychologiestudentin. Motiviert wurde sie zu dem Studienfach von dem Wunsch ihren Vater zu verstehen, in dessen Seele sehen zu können.
Der Roman spielt im Argentinien zur Zeit des Umbruchs von einer Diktatur zur Demokratie.
Ein großes Thema des Romans sind die „Verschwunden“.
Ihr Vater, ein Offizier, war mit Sicherheit in Gräueltaten gegen vom Regime unerwünschte Personen verwickelt. Ihre Mutter stand ihr emotional nie wirklich nahe.
Die Autorin nimmt den Leser mit in die innerliche Zerrissenheit von Perla, die ihrem „Vater“ gegenüber, trotz aller seiner schlimmen Taten, trotzdem so etwas wie Loyalität, vielleicht sogar Liebe, empfindet.
Es wird die innere Zerrissenheit und familiäre und seelische Heimatlosigkeit geschildert, die Perla empfindet, da sie in einer Familie aufgewachsen ist, in der sehr viele Lügen aufgetischt wurden und es verboten war, diese Lügen in Zweifel zu ziehen.

Der Roman ist nicht gerade realitätsnah geschrieben, denn Perla bekommt Besuch von einem Fremden, der quasi „aus Wasser besteht“ und aus allen Poren tropft, wie ein „vollgesogener Schwamm“. Streckenweise fragte ich mich, ob man Psychologe sein oder in Traumdeutungen bewandert sein muss, um den Roman zu verstehen. Aber andererseits ist der Roman so spannend und poetisch geschrieben, dass man begierig ist weiter zu lesen, um zu erfahren, wie es weiter geht, wie sich alles auflöst.
Streckenweise empfinde ich den Roman sogar philosophisch angehaucht, als die Autorin von „eingeklappten Seelen“ spricht und davon wie „Realitäten produziert werden“.

Das Cover finde ich eigentlich zu Nichtssagend: das Bild vermittelt den Eindruck als ob dies ein „leichter Frauenroman“ sei. Perla ist meiner Meinung nach kein Roman für „so mal auf die Schnelle zwischendurch“. Es ist ein sehr spannender Roman mit Tiefgang; ein sehr beeindruckender und ergreifender Roman.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Super Jugend-Lektüre!

Nichts
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Super Jugend-Lektüre!

Ein Jugendlicher verlässt mit den Worten „»Nichts bedeutet irgendetwas, deshalb lohnt es sich nicht, irgendetwas zu tun«“ seine Klassenkammeraden. Nach dem ersten Schock wollen diese ...

Super Jugend-Lektüre!

Ein Jugendlicher verlässt mit den Worten „»Nichts bedeutet irgendetwas, deshalb lohnt es sich nicht, irgendetwas zu tun«“ seine Klassenkammeraden. Nach dem ersten Schock wollen diese ihm das Gegenteil beweisen und sammeln einen „Berg der Bedeutung“. Was harmlos beginnt, eskaliert leider.

Es geht um philosophische Fragen: Dem Sinn des Lebens, Bedeutung und um Wertigkeiten.

Der Roman ist relativ kurz gehalten und somit schnell gelesen.
Was mal wieder beweist, dass tolle Bücher nicht unbedingt dick sein müssen.

Die Erzählung verwirrt seinen Leser.
Die Erzählung schockiert seinen Leser.
Die Erzählung bringt seinen Leser zum Nachdenken.
Leserherz, was willst du mehr.

Sehr beeindruckend.
Sehr empfehlenswert!

Hint: Das empfohlene Lesealter ist mit 14 Jahren angegeben. Ich würde das Buch keinesfalls für jüngere Jugendliche empfehlen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Historischer Kriminalroman.

Mord im Tiergarten
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Historischer Kriminalroman.

Der Kriminologe Dr. Otto Sanftleben unterstützt die Polizei und recherchiert zu mehreren Morden im Berlin des Jahres 1896.

Der Roman besticht durch die gehobene / gewählte ...

Historischer Kriminalroman.

Der Kriminologe Dr. Otto Sanftleben unterstützt die Polizei und recherchiert zu mehreren Morden im Berlin des Jahres 1896.

Der Roman besticht durch die gehobene / gewählte Ausdrucksweise des Autors.
Hier ein Beispiel für eine gelungene Formulierung darüber, wie es sich anfühlen kann, wenn sich zwei Personen zur Begrüßung die Hände reichen:
„… wie Treibgut, das aufgrund eines formellen Begrüßungsrituals in der Hand des anderen gestrandet war.“, S. 210.

Die Charaktere sind gut entwickelt und realistisch und die Geschichte ist in sich schlüssig.
Der Roman ist ein gutes Zeitzeugnis und es macht Spaß ihn zu lesen.

Mir persönlich gefallen solche Krimis, in denen das Verbrechen / die Gewalttat an sich gar nicht so sehr im Vordergrund steht – sondern eher die Ermittlungen und das Warum.
Und dass nebenbei auch noch Einblicke in das damalige Leben der Kaiserzeit und andere geschichtliche Zusammenhänge präsentiert werden, macht den Roman an sich nur noch mehr lesenswert.

Fazit: Ein spannender Kriminal-Roman.