Roman | »Geschickt konstruiert, psychologisch scharfsinnig und umwerfend geschrieben.« THE SUNDAY TIMES
Jasmin Humburg (Übersetzer)
Ein Samstag im Jahr 1978 in Florida: Mitten in der Nacht dringt ein Mann in ein Studentinnenwohnheim ein. Er geht von Zimmer zu Zimmer und tötet mehrere Bewohnerinnen. Schon bald wird er als einer der bekanntesten Serienmörder der USA bekannt sein. Doch er wurde bei seiner Tat beobachtet.
Die Überlebenden, darunter Hauptzeugin Pamela Schumacher, wird diese Nacht für immer verändern. Sie sind alle zum Opfer geworden. Aber sie erzählen hier ihre Perspektiven, sie bleiben Herrinnen ihrer Geschichten. Und sie jagen den Täter auf eigene Faust - gegen Widerstände aus Justiz und Polizei; gegen die öffentliche Meinung, die den Serienmörder idolisiert.
In den 70er Jahren dringt ein Mann in ein Studentinnenwohnheim ein, tötet zwei Studentinnen und verletzt zwei weitere. Bevor er flüchten kann, wird er von einer Studentin, Pamela, gesehen. Sie ist unsere ...
In den 70er Jahren dringt ein Mann in ein Studentinnenwohnheim ein, tötet zwei Studentinnen und verletzt zwei weitere. Bevor er flüchten kann, wird er von einer Studentin, Pamela, gesehen. Sie ist unsere Protagonistin, die einzige Augenzeugin, und erzählt die Geschichte aus ihrer Sicht damals, nach dem einschneidenden Ereignis und in der Gegenwart, davon, wie das Erlebte ihr ganzes Leben geprägt hat. Eine weitere Protagonistin ist Ruth, die selbst zum Opfer des Serienmörders wurde.
Das Werk ist fiktional aber schnell, ohne dass es explizit erwähnt wird, wird klar, auf welchem realen Serientäter der Angeklagte im Roman beruht. Er wird bewusst nicht beim Namen genannt. Das Buch soll nicht die Geschichte des Killers, sondern die der Frauen, der Überlebenden erzählen. Der Name des Täters dürfte den meisten ein Begriff sein, aber kaum jemand kennt die Opfer und das Buch zielt darauf ab, denjenigen eine Stimme zu geben, die nie eine bekommen haben. Das ist der Autorin unglaublich gut gelungen. Wir bekommen Einblicke in die Verzweiflung, die Angst und die Wut der Überlebenden, allen voran Pamela und ihre Freundin Tina, die mit Ruth ihre Lebensgefährtin verlor.
Ich bin mit der Einstellung an diese Geschichte gegangen, viel über die Morde, die grausamen Taten des Täters zu erfahren und war anfangs überrascht, dass wir hier was ganz anderes bekommen. Ich habe mich ein wenig gelangweilt, bis die Geschichte dann etwas weiter fortgeschritten ist. Wir erfahren, wie die Frauen nach der Tat behandelt wurden, wie Behörden, andere Männer, Medien, die Gesellschaft mit den Frauen umgehen, sie überhaupt nicht ernst nehmen. Uns wird vor Augen geführt, was sich vor allem in den Medien abgespielt hat, die einen Mythos um einen Mann geschaffen haben, der eigentlich nicht der Rede wert sein sollte. Wie diese Idolisierung des Täters die Unfähigkeit von Behörden verschleiern sollte. Das Buch liefert einige Denkanstöße, ist klug erzählt, öffnet Augen. Ich bin im Nachhinein doch sehr begeistert. 4,5 ⭐️
Inhaltswarnung: Mord, Blut, (sexualisierte) Gewalt gegen Frauen (bis Vergew+ltigung), Grooming, M+ssbrauch von Kindern, Misogynie, S+xismus, Queerfeindlichkeit
Bechdel-Test (zwei Frauen mit Namen sprechen miteinander über etwas anderes als einen Mann): bestanden
Frauenfeindliche / gegenderte Beleidigungen: M+ststück
Diese Geschichte solltest du lesen, wenn dir folgende Themen/Dinge in Büchern gut gefallen:
- Serienkiller
- inspiriert durch wahre Begebenheiten (Ted-Bundy-Morde)
- Frauenfreundschaften / weibliche Solidarität
- starke/erfolgreiche/intelligente Frauen
- Misogynie, Sexismus, Victim Blaming, Täterschutz in den Medien
- Trauer
- 70er-Jahre in Amerika
- LGBTQAI+-Themen
- 2 Handlungsstränge
Meine Rezension
„Bright Young Women“ hat mich mit seinem Titel sofort an einen meiner absoluten Lieblingsfilme erinnert: „Promising Young Woman“. ♥ Und thematisch gibt es durchaus ein paar Überschneidungen. In beiden Fällen werden junge, intelligente Frauen mit vielversprechenden Karriereaussichten durch männliche Gewalt aus der Bahn geworfen und müssen mit den schrecklichen Dingen, die ihnen passiert sind, leben lernen. Der Klappentext hat mich direkt neugierig gemacht, deshalb war mir schnell klar, dass ich dieses Buch lesen muss!
Doch konnte „Bright Young Women“ meine hohen Erwartungen auch wirklich erfüllen oder reiht es sich ein in die vielen mittelmäßigen Bücher, die ich dieses Jahr schon gelesen habe? Mit großer Freude kann ich verkünden, dass ich mit dem vorliegenden Roman ENDLICH (ja, im November, fragt nicht!) mein erstes Jahreshighlight gefunden habe! ♥ Aus meiner Sicht hat Jessica Knoll einen rundum gelungenen, mitreißenden, berührenden (und wütend machenden) Roman geschrieben, den man kaum aus der Hand legen kann, der die Gefühle der Hauptfiguren äußerst nuanciert beschreibt und auch bei den Beziehungen untereinander richtig weit in die Tiefe geht.
Es ist eine fiktive Geschichte, die jedoch auf den wahren Morden von Ted Bundy basiert – mir hat es Spaß gemacht, hier zu recherchieren und auseinanderzudividieren, was Fakt und was Fiktion ist. „True-Crime-Bücher gibt es viele!“, werdet ihr jetzt sagen. Stimmt natürlich! Jedoch macht ein Aspekt „Bright Young Women“ zu etwas ganz Besonderem: die frische und so WICHTIGE feministische Perpektive. Endlich sind die Überlebenden mehr als bloße Randnotizen, endlich geht es um sie – um ihr Leben, das durch die Morde erschüttert wurde, um ihre Stärke, um ihre Trauer, um ihre Freundschaften, um ihre Resilienz und die Art, wie sie (erfolgreich) mit den Folgen von männlicher Gewalt leben lernen.
Interessanterweise hat die Autorin es geschafft, einen ganzen Roman zu schreiben, ohne den Namen des Serienkillers auch nur einmal zu erwähnen – hier wird er zum „Angeklagten“ reduziert. Schicht um Schicht trägt Jessica Knoll hierbei das mediale Lob, die Faszination, den Hype, die Verherrlichung und die Überhöhung des Frauenmörders ab und offenbart einen Durchschnittstypen, der sich selbst maßlos überschätzt und der sich scheinbar von starken, intelligenten, lebensfrohen Frauen bedroht fühlte – denn genau sie hat er sich als Opfer ausgesucht. Vom gewohnten Narrativ – von dem ihm nachgesagten Charme und seiner angeblich beeindruckenden Intelligenz – bleibt am Ende nicht viel übrig. Außerdem offenbart die Autorin, wie sich in der damaligen Gesellschaft (heute ist es zumindest etwas besser) Misogynie, S_xismus, Queerfeindlichkeit und Inkompetenz zu einem System vereint haben, das Opfern die Schuld gab, sie nicht ernst nahm, sie sich selbst überließ und sie immer wieder retraumatisiert hat. Ein System, dass mindestens eine Mitschuld an den späteren Morden trägt, weil es sie hätte verhindern können.
Erzählt wird die Geschichte auf zwei Zeitebenen und mithilfe von zwei Handlungssträngen, die sich mehr und mehr überschneiden. Im Mittelpunkt stehen hier starke, reflektierte, zielstrebige und intelligente Frauen, die jedoch auch Schwächen und Fehler haben, wodurch es sehr leicht ist, sich mit ihnen zu identifizieren und mit ihnen mitzufiebern und mitzufühlen. Für die äußerst liebevolle Figurenzeichnung gibt es also von mir einen Daumen nach oben!
Negativ aufgefallen sind mir aus feministischer Sicht nur am Anfang der Male Gaze bei den Beschreibungen weiblicher Körper und die geschilderte Stutenbissigkeit (einfach unnötig!) – zum Glück dreht sich das im Laufe des Buches dann komplett. Mein einziger ernsthafter Kritikpunkt sind das langsame Tempo und die geringe Handlungsdichte. Wirklich langatmig fand ich „Bright Young Women“ zum Glück an keiner Stelle, aber mehr Spannung hätten diesen Roman ohne Frage NOCH besser gemacht. Aber auch so bin ich wirklich begeistert (übrigens auch von der Sprecherin und vom Hörbuch, das ich parallel gehört habe!) und überzeugt davon, dass „Bright Young Women“ nicht mein einziges Buch von Jessica Knoll bleiben wird!
Mein Fazit
„Bright Young Women” ist für mich ein mitreißender, berührender, tiefgründiger und richtig gut geschriebener Roman, der endlich den Opfern von Ted Bundy eine (wenn auch fiktive) Stimme gibt, ihre Leben und ihre Stärke in den Mittelpunkt rückt und das Bild, das lange Zeit in der Öffentlichkeit von ihm gezeichnet wurde, geraderückt. Aus meiner Sicht deshalb ein wichtiges Buch, das ihr euch nicht entgehen lassen solltet! Und für mich ganz klar ein Jahreshighlight!
Bright Young Women von Jessica Knoll ist ein fesselnder Roman, der die Ereignisse rund um den Serienmörder Ted Bundy aus der Perspektive der Überlebenden erzählt. Knoll stellt mutige Frauen in den Mittelpunkt ...
Bright Young Women von Jessica Knoll ist ein fesselnder Roman, der die Ereignisse rund um den Serienmörder Ted Bundy aus der Perspektive der Überlebenden erzählt. Knoll stellt mutige Frauen in den Mittelpunkt und verleiht ihren Stimmen Kraft.
Die Stärke des Buches liegt in der Darstellung der Protagonistinnen als komplexe Figuren. Der zugängliche, eindringliche Schreibstil schafft eine starke emotionale Verbindung.
Einige Rückblenden wirken jedoch verwirrend und bremsen den Lesefluss. Dennoch ist Bright Young Women ein bemerkenswertes Werk, das das Trauma und den Mut der Frauen beleuchtet und eine kritische Auseinandersetzung mit Macht und Gewalt bietet. Empfehlenswert für alle, die feministische Literatur schätzen.
Ein besonderer Roman der meine Erwartungen übertroffen hat. Geschrieben aus der Perspektive der Opfer. Mal etwas völlig anderes.
In einem Studentenwohnheim tötet ein Unbekannter mehrere junge Frauen. ...
Ein besonderer Roman der meine Erwartungen übertroffen hat. Geschrieben aus der Perspektive der Opfer. Mal etwas völlig anderes.
In einem Studentenwohnheim tötet ein Unbekannter mehrere junge Frauen. Pamela hat den Täter gesehen und konnte ihn somit auch identifizieren. Ihre Freundin Denise hat den Überfall leider nicht überlebt. Schon bald wird klar, dass es sich um einen Serienmörder handelt. Pamela ist bereit, alles dafür zu tun, dass der Täter so schnell wie möglich gefasst wird. So etwas Schreckliches soll nicht noch einmal passieren.
Mir hat der Schreibstil sehr gut gefallen, er war nüchtern, aber keinesfalls langweilig. Am Anfang war es etwas schwierig die Zeitsprünge auseinander zu halten, man musste teilweise überlegen, um welche Person es gerade geht.
Für jeden der True Crime mag ist dieser Roman eine klare Empfehlung.
Ich fragte mich, wo wir gewesen waren und was wir gerade getan hatten, als er sich für uns entschieden hatte. (...) Es war besonders verletzten, sich vorzustellen, dass jemand deinen Tod plant, während ...
Ich fragte mich, wo wir gewesen waren und was wir gerade getan hatten, als er sich für uns entschieden hatte. (...) Es war besonders verletzten, sich vorzustellen, dass jemand deinen Tod plant, während du gemütlich mit deiner besten Freundin auf dem Sofa sitzt und eine Seifenoper schaust.
Seite 290
Florida, 1978
In einem Studentenwohnheim tötet ein Unbekannter mehrere junge Frauen. Pamela überlebt, ihre beste Freundin Denise nicht. Und das Monster, wird schon bald zu einem der berüchtigtsten Serienmörder der USA. Die Medien reißen sich um ihn. Doch nicht die Frauen, denen er geschadet hat. Sie jagen ihn. Und sie sind nicht allein.
Ich hatte sehr viel Respekt vor diesem Buch und der Thematik und habe mir vor dem Lesen wirklich Gedanken gemacht. Aber mir gefiel die Leseprobe und ich wollte gerne wissen, was weiter passiert. Das Cover ist nicht so mein Fall, lila und gelb ist nicht meine Farbkombination und dazu der lila Farbschnitt – na ja es fällt auf jeden Fall ins Auge ^^
„Anderen zu helfen ist eine schlechte Angewohnheit?“
„Essen an die Armen zu verteilen ist anderen zu helfen. Ihnen den Kaffee z holen ist Knechtschaft.“
Seite 218
Das Buch wird aus Pamelas Sicht erzählt, aber auch eine zweite Frau erhält eine Perspektive: Ruth. Die beiden Handlungssträngen haben mehrere Jahre Abstand zu einander und sie haben mich beim lesen sehr in Atem gehalten. Es viel mir schwer das Buch wegzulegen, auch wenn ich beim Lesen nicht ganz entspannen konnte. Die Thematik ist einfach nicht leicht und das Buch wirkt so unfassbar echt! Ich hatte das Gefühl mittendrin zu sein und alles mit Pamela und Ruth zu erleben. Es war erschreckend zu lesen, was die Frauen durchmachten mussten, wie wenig Macht sie in ihrer Zeit hatten und wie man mit ihnen umgegangen ist, während der Mörder so anders behandelt wurde. Teilweise ist mir wirklich schlecht geworden.
Ich mochte den Schreibstill sehr, es ist nüchtern und nicht reißerisch und trotzdem kommt das Schlimme der Geschichte gut rüber, ohne aber erdrückend zu werden. Für meinen Geschmack wurde sehr respektvoll mit den Themen umgegangen, aber auch nichts beschönigt. Die zwei Perspektiven fügen sich gut zusammen und halten die Spannung aufrecht.
Hin und wieder war es aber schwierig bei den Zeitsprüngen mitzukommen, zu verstehen an welchem Punkt der Geschichte wir jetzt gerade sind. Teilweise passiert eine lange Zeit gefühlt nichts, dann geht es plötzlich sehr schnell weiter. Damit hatte ich etwas Schwierigkeiten und gerade das letzte Drittel des Buches hat mir nicht so gut gefallen, auch das Ende hat mich etwas enttäuscht zurückgelassen.
Es ist kein entspanntes Buch, keine leichte Lektüre, aber ich würde es trotzdem empfehlen, weil ich schon finde, dass es ein wichtiges Buch ist und Freunde von True Crime z.B. sind hier glaube ich genau richtig. Das Buch beschäftigt sich mit den Opfern dieser Tat, ohne sie zu Opfern zu machen, sondern hier steht wirklich die Sicht dieser Frauen im Vordergrund. Ich hoffe, das Buch wird viele begeisterte Leser und Leserinnen finden =)
Statistisch gesehen war es doch unmöglich, dass etwas Schlimmes passierte, während Barry Gibb mit seiner charakteristischen Fistelstimme Staying Alive sang, aber wir sind wohl das, was Mathematiker als Ausreißer bezeichnen.
Seite 10