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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.11.2024

Teilweise realitätsfern!

Gemeinsam ist man besser dran
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Die Kündigung ihrer Schreinerei trifft Tilda Bachmann hart. Diese befindet sich in der ehemaligen Knopffabrik in Köln, in der die Jungunternehmerin nicht nur eine Schreinerei führt, sondern auch in einem ...

Die Kündigung ihrer Schreinerei trifft Tilda Bachmann hart. Diese befindet sich in der ehemaligen Knopffabrik in Köln, in der die Jungunternehmerin nicht nur eine Schreinerei führt, sondern auch in einem Sozialprojekt investiert hat. Bei ihr finden Menschen am Rande der Gesellschaft Arbeit und ein geregeltes Leben.

Nun hofft Tilda das leerstehende Theater nebenan mieten zu können. Ihre Enttäuschung ist gross, als sich herausstellt, dass ein ehemaliger Schauspieler das Theater gekauft hat und dieses wieder instand stellen will. Eingebildet, arrogant und keine Ahnung vom wahren Leben lautet das Urteil Tildas über den neuen Besitzer Noah Berger.


Tilda ist eine Figur, die es einem leicht macht, sie zu mögen. Engagiert, sozial und kreativ leitet sie nicht nur ihre Werkstatt mit integriertem Sozialprojekt, sondern hat auch Herz und Tür offen für die Sorgen ihrer Mitmenschen. Tildas sollte es auch im wahren Leben vermehrt geben.

Die weiteren Figuren sind leider teilweise wenig bis komplett überzeichnet charakterisiert. Ich denke da an Mia, Tildas jüngere Schwester, die als 18-Jährige teilweise Reaktionen zeigt, wie eine 12-Jährige mitten in der Pubertät. Oder aber Helga, die bei Tilda arbeitet und die ich echt anstrengend fand.

Sylvia Deloy hat die Geschichte mit etlichen Wendungen bestückt, die die Handlung aufpeppen und keine Langeweile aufkommen lassen. Diese sind allerdings teilweise weit ab von der Realität. Ich denke da an die beschleunigte Kündigung wegen Einsturzgefahr, die ein befreundeter Architekt des Besitzers bescheinigt hat. Die Ueberwachung und Bescheinigung einer Einsturzgefahr in bewohnten Gebäuden muss von offizieller Seite geschehen. Dass Tilda sich da so beeindrucken lässt, ohne Nachforschungen anzustreben, hat mich doch sehr erstaunt.

Der Schreibstil ist angenehm zu lesen. Manchmal empfand ich Dialoge als holperig. Die sich langsam entwickelnde Liebesgeschichte passte gut zum Rest der Geschichte. Einer Geschichte mit Tiefgang, gerade was die Lebensschicksale von Tildas Angestellten betrifft.

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Veröffentlicht am 10.11.2024

Blick über Tellerrand!

Der Weihnachtstausch
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Sie hat es wieder getan! Juliet Taylor ist wütend auf ihre jüngere Schwester Gemma. Obwohl sie ihr fest versprochen hat sich in diesem Jahr an den Weihnachtsvorbereitungen für die Familie zu beteiligen, ...

Sie hat es wieder getan! Juliet Taylor ist wütend auf ihre jüngere Schwester Gemma. Obwohl sie ihr fest versprochen hat sich in diesem Jahr an den Weihnachtsvorbereitungen für die Familie zu beteiligen, bucht diese kurzentschlossen einen Urlaub in einem luxuriösen Resort in der Karibik. Gemma sieht nicht ein, weshalb Juliet so einen Aufstand um Weihnachten macht und schlägt ihr vor zwecks Stressbewältigung zu tauschen. Juliet fliegt in die Karibik und Gemma kümmert sich um Juliets vier Kinder, die demente Tante und Juliets alleinstehendem Nachbarn Will. Ein Klacks, wie Gemma denkt.




Der Einstieg in die Geschichte ist tragisch. Weihnachten 1981: zwei kleinere Kinder mit einer depressiven Mutter und einem überforderten Vater. Hier wird der Grundstein gelegt für die Weihnachtsfeste als Erwachsene. Die Kinder von 1981 sind nun die Erwachsenen in der Erzählung in der Gegenwart. Juliet, die ältere der Schwestern, ist durch und durch organisiert und möchte ihren vier Kindern Weihnachtsfeste, wie sie früher erlebt hat, ersparen. Juliet ist steif, korrekt und immer bemüht, es allen recht zu machen. Spannend, wie sie in der Karibik lernt sich einmal nur um sich und ihre Bedürfnisse zu kümmern.

Ihre jüngere Schwester Gemma arbeitet als Regieassistentin beim Film.
Sie ist es sich gewohnt zu organisieren und alles im Griff zu haben. Gemma muss jedoch einsehen, dass eine Familie mit Zwillingen von 6 Jahren, einer 12 und einer 15-Jährigen nicht so einfach zu managen ist. Gemma blickt über den Tellerrand und sieht, dass ihre Schwester tagaus tagein viel leistet und sie vieles am Juliet vorverurteilt hat.

Die beiden Stränge der Handlung, wie das Cover so schön zeigt, sind komplett unterschiedlich und dadurch ist die Story auch vielseitig.

Einerseits Juliet auf St.Lucia in der Karibik mit Sonne, Segeltörns, Strand und einem Flirt mit einem attraktiven Italiener.

Andererseits Gemma im weihnachtlichen Tunbridge Wells mit Schlittschuhlaufen, Weihnachtsdeko, Besuchen im Pflegeheim bei der dementen Tante und dem netten Nachbarn Will.

"Der Weihnachtstausch" ist locker, leicht und ist für einmal ein etwas anderer Weihnachtsroman. Ab und zu fällt Fiona Harper ins kitschige Gefilde ab, dies vor allem gegen Schluss. Gefallen hat mir der Aspekt, wie wichtig es ist, über den eigenen Tellerrand zu blicken und dabei zu entdecken, dass man nicht urteilen sollte, ohne wirklich zu wissen, wie der andere seinen Alltag erlebt.

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Veröffentlicht am 05.11.2024

Die Frage nach dem Motiv!

Der Steg
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Priska freut sich sehr auf das Wiedersehen mit ihrem Halbbruder Moritz. Seit sie vor acht Monaten geheiratet und mit Ehemann Florian ein Haus am Plöner See gekauft und bezogen hat, hat sie Moritz nicht ...

Priska freut sich sehr auf das Wiedersehen mit ihrem Halbbruder Moritz. Seit sie vor acht Monaten geheiratet und mit Ehemann Florian ein Haus am Plöner See gekauft und bezogen hat, hat sie Moritz nicht mehr gesehen.

Nun will er ihnen sogar seine neue Freundin Anna vorstellen und sie mitbringen. Kurz bevor Moritz und Anna für das Wochenende eintreffen, macht Priska eine verhängnisvolle Entdeckung. Bei ihrem privaten Bootssteg liegt ein toter Mann im Wasser.

Priska fühlt sich schuldig an seinem Tod und trifft eine fatale Entscheidung.


Ich kenne Petra Johann durch ihre fesselnden und spannenden Thriller. "Der Steg" fand ich zu Beginn gar nicht so spannend. Der Grund dafür ist wohl, dass man als Leser sehr schnell weiss, wer die Täterin ist. Nur die Identität des Opfers und damit auch das Motiv bleibt im Dunkeln. Erst nach und nach habe ich realisiert, dass in "Der Steg" für einmal nicht die Täterfrage im Mittelpunkt steht, sondern der Grund, weshalb getötet wurde. Die Frage nach dem Motiv ist das, was diesen Thriller in Schwung hält. Das Motiv ist auch das, was mich überrascht hat. Ehrlich gesagt, habe ich die Zusammenhänge nicht kommen sehen und im Nachhinein habe ich realisiert, wie viele Andeutungen die Autorin gestreut hat. Es ärgert mich schon ein wenig, dass ich als geübte Krimileserin diese nicht gedeutet habe.

Der Fokus liegt nicht auf den Ermittlungen, die sind Beigemüse. Die Kripo ermittelt hauptsächlich durch Nachtbarschafts und Zeugenbefragungen und sehr schnell wird entschieden, dass der Tote beim Steg einem Unfall zu Opfer gefallen ist.

Da praktisch die ganze Handlung an einem Wochenende geschieht und dies ein "Pärchenwochenende" ist, muss man sich als Leser durch Beziehungsprobleme, Bettgeflüster und Wochenendaktivitäten lesen. Im Gegensatz zu anderen Büchern von Petra Johann konnte mich dadurch die Geschichte nicht durchwegs fesseln.

Priska ist zudem eine etwas anstrengende Figur. Sie sieht herablassend auf Anne, die neue Freundin ihres Bruders, hinab. Priska liebt ihren Mann abgöttisch. Liebe, die an Hörigkeit grenzt und sie zeigt Verhaltensweisen, die ich nicht einordnen konnte. Weshalb das so ist, habe ich erst am Schluss verstanden und diese Seite der Geschichte ist sehr kreativ von der Autorin.

Der Steg, der Titel des Buches ist hier Programm. Ein wichtiger Teil der Handlung geschieht nämlich auf und rund um diesen Steg.

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Veröffentlicht am 04.11.2024

Voller Zweifel!

Nebeljagd
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Rechtsanwältin Linn Geller sieht sich einem aussichtslosen Fall gegenüber. Sie hat die Pflichtverteidigung von Johann Haug übernommen, der in dem kleinen schwäbischen Dorf Ochsenwang seine ehemalige Pflegemutter ...

Rechtsanwältin Linn Geller sieht sich einem aussichtslosen Fall gegenüber. Sie hat die Pflichtverteidigung von Johann Haug übernommen, der in dem kleinen schwäbischen Dorf Ochsenwang seine ehemalige Pflegemutter Ines Schneider ermordet haben soll. Dies ist der zweite Mord, der ihm angelastet wird. 15 Jahre zuvor soll er seine Jugendfreundin Vanessa brutal getötet haben. Jo Haug stammt aus einer berüchtigten Familie aus Ochsenwang. Sein Vater hat kurz nach seiner Geburt seine Mutter erschlagen und so steht für die Dorfgemeinschaft fest, dass das Böse in Jos Genen steckt.


Obwohl dies der mittlere Teil einer Reihe ist, hatte ich auch ohne Vorwissen aus dem ersten Teil keinerlei Probleme zu folgen. Dies, weil die Autorin wichtige und relevante Details kurz erklärt und der Fall in sich abgeschlossen ist. Dieser Fall benötigt etwas Anlaufzeit und etliche Wiederholungen zu Beginn machen den Start schleppend. Es wird jedoch dann immer spannender und gegen Schluss konnte ich das Buch kaum noch aus der Hand legen.

Was zu Beginn völlig klar erscheint, wird durch die Ermittlungen der Rechtsanwältin Linn Geller manchmal infrage gestellt. Immer wieder muss sie in der Verteidigung ihres Mandanten Rückschläge einstecken und lange ist völlig offen, wer die ehemalige Pflegemutter getötet hat. Und weswegen. Diese Zweifel hat die Autorin wirklich sehr gut hingekriegt. Bei der beteiligten Ermittlerin und bei mir. Hat Jo Haug die alte Frau getötet oder ist er das Opfer einer Hexenjagd? Ich tendierte einmal hierhin, einmal dorthin und war bis zum Schluss nie sicher, was die Autorin nun noch aus dem Hut zaubert. Je länger ich las, desto spannender wurde es und die Auflösung ist gut gemacht. Dann trumpft die Autorin noch mit einer besonderen Wendung auf.

Julia Hofelich macht nicht viel Federlesen um die Ekelgefühle ihrer Leser. Detailliert wird zum Beispiel der Tatort oder eine Exhumierung einer Toten beschrieben. Komplizierte Perspektivwechsel und verschiedene Zeitebenen gibt es nicht und die Geschichte wird chronologisch erzählt. Etwas, was ich als wohltuend empfand und für diese Story sehr stimmig ist.

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Veröffentlicht am 01.11.2024

Vorwissen unbedingt nötig!

Nebelstunde
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Endlich wird Axel Sansten der Prozess gemacht. Polizistin Hanna Duncker hofft, dass er endlich bestraft wird für den Mord an Ester Jensen, den er Jahre zuvor beging und für den ihr Vater verurteilt wurde.

Doch ...

Endlich wird Axel Sansten der Prozess gemacht. Polizistin Hanna Duncker hofft, dass er endlich bestraft wird für den Mord an Ester Jensen, den er Jahre zuvor beging und für den ihr Vater verurteilt wurde.

Doch Hanna Duncker hat noch andere Sorgen. Die Pandemie stellt sie, die schwanger ist, vor grosse Herausforderungen.

Dann kommt auch noch der Mord an Vidar Johansson dazu. Der 79-Jährige wird von Hannas Freundin Ingrid Mattson tot in seinem Bett aufgefunden. Der anfänglich vermutete Selbstmord wird kurze Zeit später als Mord angesehen.


"Nebelstunde" ist der vierte Teil rund um die Ereignisse auf Oeland mit der sympathischen Ermittlerin Hanna Duncker. Dieser vierte Teil kann nicht ohne Vorwissen aus den vorderen drei Teilen gelesen werden. Denn der Prozess, sowie die Handlung zu dem Cold Case, setzen Vorwissen voraus. Obwohl sich der damalige Mord an Ester Jansen nun schon über vier Bände zieht, wird es nicht langweilig. Ich habe förmlich darauf gewartet, dass endlich die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden. Doch da muss ich mich wohl noch etwas gedulden, denn es kommen Komponenten dazu, die den Mord nicht mehr so glasklar erscheinen lassen. Wie sehr ist zum Beispiel Hannas Bruder involviert?

Der zweite Handlungsstrang, der daneben läuft, ist der Mord an Vidar Johansson und dieser beschränkt sich auf diesen vierten Band und wird abgeschlossen. Ich fand ihn sehr spannend und ich habe gerätselt, wer den alten Mann bloss umgebracht hat. Als besonderes Zückerchen erzählt die Autorin in Kapiteln mit "der letzte Tag" was genau geschehen ist.

Covid-19 spielt eine Rolle. Zu Beginn der Pandemie ist die ganze Welt verunsichert und auch in Schweden ist Corona ein grosses Thema. Unsicherheiten, wie die Regierung die Pandemie händelt, sowie die Fragen, wie man sich am besten schützt, treiben auch die Menschen auf Oeland um. Hanna, die zudem schwanger ist, und ihr Kollege Erik, der mit seiner indischen Ehefrau Supriya etliche Diskussionen deswegen hat, können sich dem nicht entziehen.

Obwohl die Handlung rasant und komplex ist, punktet Johanna Mo mit einer gut strukturierter Erzählweise, bei der ich nie den Ueberblick verloren habe.

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