Ein Regency Romance Leseflop für mich. Ein zu moderner Schreibstil gesellt sich zu einer nicht so gelungenen Übersetzung
Ein unerwarteter BräutigamEinen Geistesblitz hatten die Väter von Lady Olivia und Lord Alex nicht gerade, als sie einst beschlossen, dass ihre Kinder in den Bund der Ehe treten sollten, wenn sie denn das heiratsfähige Alter erreicht ...
Einen Geistesblitz hatten die Väter von Lady Olivia und Lord Alex nicht gerade, als sie einst beschlossen, dass ihre Kinder in den Bund der Ehe treten sollten, wenn sie denn das heiratsfähige Alter erreicht haben.
Lediglich eines haben die beiden nämlich gemeinsam, dass sie nicht gerade begehrte Partien im ton darstellen. Während die ungepflegte, unhöfliche Olivia bislang alle Menschen in die Flucht geschlagen hat, gilt der hochintelligente Alex als Eigenbrödler.
Der einst aufgesetzte Ehevertrag besagt, dass in nur wenigen Wochen die Eheschließung der beiden eintreten muss, falls Alex bis dato keine andere Braut finden sollte.
Der verzweifelte Alex wird ausgerechnet in Olivias unmittelbarer Nähe fündig, denn ihre Cousine Caroline ist schön, klug und gewitzt. Einzig einen Haken an der Sache gibt es. Weil er ihr einst die Mitgliedschaft verwehrte zu einer wissenschaftlichen Gemeinschaft, aufgrund der Tatsache dass sie eine Frau ist, kann sie ihn nicht leiden.
Als beide sich nach langer Zeit wiederbegegnen, kann Alex Caroline jedoch einen Vorschlag unterbreiten, der allen nützen würde...
Auch diese Historical Romance gehörte zu einem von mir kürzlich erworbenen Konvolut und verlockte mich schon aufgrund des ansprechenden Covers. Tja wieder einmal hat sich jedoch der Spruch bewahrheitet, "Dont judge a book by it's cover!"
Manchmal frage ich mich, was manche Autoren dazu verlockt, unbedingt eine Historical Romance schreiben zu wollen, wenn sie doch absolut keine Ahnung haben, wenn es um gesellschaftliche Gepflogenheiten oder historische Feinheiten geht. Oder aber auch unpassende Ausdrucksformen wählen, die so mal gar nichts in einem Roman zu suchen haben, der, wie hier, in der Regencyära spielt.
Dazu gesellt sich hier ein fürchterlich langes Hin und Her; sei es wegen der Mitgliedschaft im Club, Carolines ständiges Beharren darauf, dass sie clever ist (warum nur muss sie es ewig oft wiederholen? ) seltsame, ermüdende Gespräche die die Figuren miteinander führen ( mal ehrlich will ich in einer Historical Romance über Begrifflichkeiten wie "sein Johannes" oder "Schniedelwutz" stolpern oder von einer gewissen Steifheit bei seinem (Kricket; Boccia o.ä. ich weiß es nicht mehr) Spiel lesen, in der die Heldin dermaßen naiv agiert, dass ich mir ein lautes genervtes Seufzen nicht verkneifen konnte) und, der Gipfel der Idiotie waren dann die unschmeichelhaften Beschreibungen zu Lady Olivia. Ja, okay, wir haben es verstanden, sie ist unfreundlich, ekelhaft, sitzt voller Standesdünkel, doch was hat sich die Autorin nur dabei gedacht, ihr stinkende Füße/Socken auf den Leib zu schreiben? Natürlich weist sie dazu ein völlig unmodisches Erscheinungsbild auf und ist übergewichtig. Klischeekiste aus. Wer denkt sich solche Akteure aus?
Und tatsächlich ist diese Historical Romance bereits vor dem "Bridgerton" Hype entstanden und veröffentlicht worden. Okay, es mag Leser geben, die eine moderne Schreibe in Historical Romances mögen, aber veralbern lassen mag ich mich beim Lesen weniger.
Wer sich an diesen Roman wagt, sollte reichlich Durchhaltevermögen an den Tag legen und in Sachen Charakterentwicklung und Tiefgang nichts erwarten. Dann wird man auch nicht enttäuscht werden.
Ach und noch ein Tipp für Übersetzerinnen und Übersetzer, Mylord kann man ruhig so stehen lassen und muss es nicht eindeutschen- genauso nerven mich Bezeichnungen wie Fräulein (Hans Moser und Theo Lingen lassen grüßen! 😉 ) in einem Roman der in England spielt.