Eine packende Geschichte, die den Leser in eine magische, fremde Welt entführt und dennoch Luft nach oben hat.
Rezension zu „Tochter des dunklen Waldes“ von Katharina Seck
Zusammenfassung:
Eine Geschichte rund um die Themen Liebe und Freundschaft, Angst und Vorurteile und vor allem: Vergebung.
Der Fantasyroman ...
Rezension zu „Tochter des dunklen Waldes“ von Katharina Seck
Zusammenfassung:
Eine Geschichte rund um die Themen Liebe und Freundschaft, Angst und Vorurteile und vor allem: Vergebung.
Der Fantasyroman von Katharina Seck spielt in einer alternativen Welt und beginnt in dem Örtchen Grünweite. Der Ort liegt im Schatten eines dichten, dunklen Waldes: Dem Morgenwald. Schaurige Geschichten ranken sich um diesen Wald, erzählen von einem Fluch, der auf ihm lastet. Ihn zu betreten ist verboten.
Die Protagonistin Lilah wuchs in eben jenem Dorf Grünweite auf und kennt seit jeher die Geschichten über den Morgenwald. Als jedoch am Waldrand die Leiche einer jungen Frau aufgefunden wird und Dorean, der Mann, dem Lilah ihr Herz geschenkt hat, verschwindet, trifft Lilah eine Entscheidung: Sie betritt den Morgenwald und findet dort das wahre Geheimnis um all die Geschichten aus ihrer Kindheit.
Eigene Meinung:
Der nun vierte Roman von Katharina Seck, welcher für mich der erste der Autorin war, überzeugt vor allem durch die magische, bildhafte Sprache, deren sich die Autorin bedient. Ich wurde von ihren Erzählungen mitgerissen, konnte mich in die Geschichte hineinversetzen. Mit gezielten Vergleichen und detaillierten Beschreibung über Gefühle, Landschaft und Personen, ist es möglich, jede Empfindung nachfühlen zu können. Und trotz ihrer Ausführlichkeit wird der Roman bis zum Schluss nicht langweilig. Die große Stärke der Geschichte ist ihre märchenhafte Sprache!
Die Handlung hält zu Beginn einige Überraschungen bereit, vor allem mit dem Geheimnis des Waldes hatte ich so gar nicht gerechnet. Gegen Ende bleibt der Spannungsbogen jedoch eher flach. Die Geschichte nimmt zwar an Tempo zu, doch viele Verläufe sind schon zuvor absehbar und es gibt keine Enthüllungen mehr, mit denen ich nicht gerechnet hätte. Die Gliederung der Handlung war mir teilweise zu chaotisch, durch schnellen Ortswechsel und die zügig steigende Geschwindigkeit von Handlungsabläufen.
Die Charaktere selbst sind authentisch, wenn ich auch nicht immer mit ihnen einer Meinung war. Die Charaktere sind leicht zu unterscheiden und ich erinnerte mich schnell an sie. Es fällt nicht schwer, sich zu merken, wer hier wer ist.
Die Protagonistin Lilah war trotz ihrer Naivität durch ihre Güte und nachzuempfindenden Emotionen eher sympathisch, und ich habe bis zum Schluss mit ihr mitgefiebert und Daumen gedrückt.
Ansonsten sind die Charaktere etwas blass und stechen nicht weiter heraus. Man hätte hier noch mehr herausholen können. Ich hätte mir gewünscht, die Charaktere weiter auszuführen, ihre Geschichten, ihre Schicksale.
Die Thematik der Geschichte ist eine allzeit gegenwärtige. Auch wenn die Handlung nicht in der Moderne spielt, lässt sich die Thematik auch noch auf unsere heutige Situation übertragen und regte mich zum Nachdenken an. Da können wir uns vielleicht alle eine Scheibe von Lilah abschneiden!
Das Ende der Geschichte war für mich eher ein wenig enttäuschend, mir fehlte die Tiefe der Thematik Vergebung und Akzeptanz, die Tiefe der Charaktere Dorean und vor allem der Antagonisten Kassandra und Hawer. Einige Fragen wurden für mich offen gelassen, zum Beispiel, wie es zwischen den Dorf- und den Waldbewohnern weitergeht, was mit Kassandra geschieht.
Ich hätte mir mehr Dialoge zwischen Lilah und Dorean gewünscht, es gab Momente, in denen diese hätten stattfinden können, doch leider wurde ich hier sehr enttäuscht und die Konversation hielt sich eher in Grenzen.
Die Handlung am Ende ist zu abrupt, zu schnell und unklar. Es geht hin und her, mal kurz in Grünweite und auf einmal wieder im Morgenwald. Ich hätte mir den Konflikt zwischen den beiden Orten ausführlicher gewünscht. Hier wäre es meiner Meinung nach besser gewesen, einige Seiten mehr zu schreiben und dafür das Ende mehr auszuschmücken. Die fehlende Tiefe der Geschichte ließ mich als Leser oft mit der Frage zurück: Warum? Warum endet es so abrupt? Warum schreibt sie nicht mehr? Es hat doch Potential!
Bei der Umsetzung der Geschichte, die, wie schon geschrieben, sehr viel Potential bietet, hätte ich mir also gegen Ende mehr Tiefe gewünscht. Weiter ins Detail einzugehen, die Ausführlichkeit des Anfangs beizubehalten. Denn gerade das hatte mich so gefesselt. Dass ich mich fühlte, als sei ich selbst dort. Das hat mir am Ende gefehlt. Viele Handlungsstränge hätten weit mehr zu bieten gehabt, so zum Beispiel der Konflikt zwischen den Bewohnern, die Szene im „Gefängnis“ zwischen Dorean und Lilah.
Lesespaß war auf jeden Fall vorhanden, denn obwohl der Spannungsbogen und die Geschichte selbst noch einige Wünsche offen ließen, bezaubert der Schreibstil von Katharina Seck so sehr, dass ihre Wort zu lesen viel Freude bringt und es mir schwer fiel, das Buch zur Seite zu legen.
Fazit
Obwohl der Handlungsstrang auch einige Schwächen offenbarte, mit denen ich zu Beginn nicht gerechnet habe, überzeugt Katharina Seck durch ihre Sprache. Der magische Schreibstil macht den Roman zu einem unvergesslichen Lesevergnügen. Schon lange ist es her, dass ein Roman mich aus meiner alltäglichen Umgebung holte und in eine neue, fremde Welt entführte, aus der nicht wieder hinausschlüpfen wollte. Danke hierfür, liebe Frau Seck!
Dieser magische Moment, herbeigeführt durch diesen einzigartigen Schreibstil, lässt über die Schattenseiten der Handlung hinwegsehen und hat mich so begeistert, dass dies mit Sicherheit nicht der letzte Roman sein wird, den ich von Katharina Seck lesen werde.