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Veröffentlicht am 26.11.2024

Wunderschönes und humorvolles Buch für die Trotzphase

Widder Willi will aber!
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Der kleine Widder Willi hat mich sofort an mich selbst erinnert, wenn ich – Sternzeichen Widder – als Kind mal wieder mit dem Kopf durch die Wand wollte. Auch als Mutter kenne ich diese Phasen zur Genüge ...

Der kleine Widder Willi hat mich sofort an mich selbst erinnert, wenn ich – Sternzeichen Widder – als Kind mal wieder mit dem Kopf durch die Wand wollte. Auch als Mutter kenne ich diese Phasen zur Genüge – in welchem Kind steckt nicht mal ab und zu ein kleiner Widder Willi?
Willi ist ein kleiner Widderjunge, der eigentlich zufrieden sein könnte und in einer liebevollen Familie bzw. Herde aufwächst, doch dem Alter entsprechend ist er öfters mal ungeduldig und trotzig – um nicht zu sagen, geradezu bockig. Eines Tages, als wieder einmal nicht alles haargenau so läuft, wie sich Willi das vorstellt und er trotzig und traurig vor sich hin schmollt, begegnet ihm der kleine Steinbock Hörnchen, der ebenso wie Willi von den vielen Regeln der Großen genervt ist. Im gemeinsamen „Leid“ verbunden, dauert es nicht lange, bis die beiden sich anfreunden und – siehe da! – eine ganze Menge Spaß zusammen haben, bis ihr Frust vergessen ist und beide glücklich und zufrieden sind… OOOOODER?
Die mit viel Humor und Augenzwinkern erzählte Geschichte hat mich oft zum Lachen gebracht, und der sehr nette (und realistische!) Schluss ist einfach herrlich! Die lebendigen und witzigen Illustrationen ergänzen den Text ganz wunderbar. Besonders gut gefallen mir die fröhlichen, aber dennoch gedeckten und sehr harmonischen Farben und auch die Gestaltung der Sprechblasen, die die Gemütslage der Tiere prima unterstreichen.
Ein wirklich lustiges Buch zur Trotzphase, das prima über bockige Momente hinweghelfen wird!

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Veröffentlicht am 26.11.2024

Dieses Buch sollte jede Frau im Regal haben!

Das große Gynbuch
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„Das große GynBuch“ von Prof. Dr. Mandy Mangler ist ein umfassendes Kompendium über den weiblichen Körper in sämtliche Lebensphasen: Vom weiblichen Zyklus, der Menstruation und Menstruationsbeschwerden, ...

„Das große GynBuch“ von Prof. Dr. Mandy Mangler ist ein umfassendes Kompendium über den weiblichen Körper in sämtliche Lebensphasen: Vom weiblichen Zyklus, der Menstruation und Menstruationsbeschwerden, über weibliche Sexualität, Verhütung, ungewollte Kinderlosigkeit, Schwangerschaft und Geburt bis hin zu Klimakterium und Menopause sowie diversen Krankheiten.

Mandy Mangler schreibt dabei so angenehm flüssig und verständlich, dass sich ihr Buch nicht nur als Nachschlagewerk bei konkreten Fragen eignet, sondern auch zum interessierten Schmökern einlädt. Auch wenn ich mich bisher für umfassend informiert gehalten habe, habe ich in diesem Buch noch Überraschendes und Neues erfahren, insbesondere, was heute überholte Ansichten und hartnäckige Mythen angeht, die in meiner Jugend noch als medizinische Tatsachen vermittelt wurden. Mandy Mangler geht auch ganz locker auf sogenannte „Tabuthemen“ wie etwa Sex im Wochenbett, Selbstbefriedigung und die Anatomie der Klitoris ein. Auch ein sehr gut geschriebenes Kapitel zum Thema sexualisierte Gewalt fehlt nicht.

Die zahlreichen farbigen Illustrationen im Buch sind übersichtlich, informativ und ergänzen den Text sehr gut. Überhaupt ist das gesamte Buch sehr übersichtlich gestaltet, und Dank des ausführlichen Inhaltsverzeichnisses findet man sofort das Gesuchte. Auch ein Stichwortverzeichnis am Buchende ist vorhanden.

Die Autorin nutzt in ihrem Buch konsequent das generische Femininum und meint damit alle Geschlechter mit. Das ist in diesem Kontext sicherlich auch nicht unangebracht, und liest sich für mich flüssiger als Genderzeichen. An manchen Stellen ist es jedoch etwas verwirrend und meines Erachtens auch etymologisch falsch, wenn beispielsweise vom „Kaiserinschnitt“ die Rede ist.

Mandy Mangler zeigt auf eindrucksvolle Weise, wie stark die Gynäkologie bis heute vom männlichen Blickwinkel geprägt ist und wie überfällig ein Wechsel auf eine weibliche Perspektive ist, um dem Thema Frauengesundheit umfassend gerecht zu werden.

Dieses Buch hätte ich mir bereits vor 30 Jahren gewünscht, und ich möchte es jeder Frau ab dem Teenageralter als Begleiter durchs ganze Leben ans Herz legen.

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Veröffentlicht am 24.11.2024

Herrlich!

Täuschend echt
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Für den Protagonisten kommt es dicke: Zuerst verlässt ihn seine Freundin, und dann verliert er auch noch seine Stelle als Werbetexter. Er beginnt zunächst eher spielerisch zum Frustabbau, sich von KI Geschichten ...

Für den Protagonisten kommt es dicke: Zuerst verlässt ihn seine Freundin, und dann verliert er auch noch seine Stelle als Werbetexter. Er beginnt zunächst eher spielerisch zum Frustabbau, sich von KI Geschichten schreiben zu lassen, um seine Rachegelüste an seiner Exfreundin auszuleben. Doch bald verschafft ihm KI eine unverhoffte Möglichkeit zu beruflichen Erfolg, und auch als persönliche Ratgeberin gewinnt KI immer mehr an Bedeutung für ihn…

Charles Lewinsky stellt mit KI ein hochaktuelles Thema in den Mittelpunkt seines Romans. Wie wird KI die Erstellung von Texten verändern? Werden Werbetexter/innen, Schriftsteller/innen, Redenschreiber/innen bald überflüssig und Romane bald von Software generiert? In Genres wie Thrillern oder Romance, die klaren Mustern folgen und eher geringen literarischen Ansprüchen genügen, scheint dies durchaus in naher Zukunft möglich.

Textpassagen, die Lewinsky durch KI erstellen ließ, sind im Buch kursiv gedruckt, und als Leserin empfand ich den Unterschied zwischen Lewinskys Text und den KI-generierten Einschüben als frappierend. Bei den eintönigen, sich inhaltlich und sprachlich wiederholenden computergenierten Texten ertappte ich mich dabei, dass ich gedanklich abschweifte oder nur oberflächlich las. Ein echter Genuss ist dagegen Lewinskys herrlich pointierter, teilweise boshafter und ironischer Stil. Den Protagonisten hatte ich auch sofort lebendig vor Augen, und ich schwankte immer wieder zwischen einem gewissen Mitgefühl für seine Situation und Abscheu für seine Rachephantasien. Die Geschichte ist wunderbar konstruiert, und auch, wenn ich gegen Ende ahnte, wie es ausgehen wird, ein absolutes Lesevergnügen.

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Veröffentlicht am 05.11.2024

Hoffnungsvolle Geschichte um die Lebensmitte

Das Fest
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Eher zufällig bin ich über das Hörbuch „Das Fest“ mit dem recht unscheinbaren Cover gestolpert. Die Kurzbeschreibung hat mich jedoch neugierig gemacht – glücklicherweise, denn die Geschichte war für mich ...

Eher zufällig bin ich über das Hörbuch „Das Fest“ mit dem recht unscheinbaren Cover gestolpert. Die Kurzbeschreibung hat mich jedoch neugierig gemacht – glücklicherweise, denn die Geschichte war für mich ein herzerwärmendes Highlight!

Der 50. Geburtstag ist für viele eine echte Zäsur: Die besten Jahren liegen vermeintlich hinter einem, was soll da jetzt noch kommen? So denkt auch Jakob, der sich am liebsten verkriechen möchte, sich jegliche Feierlichkeiten verbittet und deprimiert in die Zukunft blickt. Er ist Single, kinderlos und steht beruflich auf dem Abstellgleis. Seine beste Freundin Ellen sieht das anders und hat ihre eigenen Pläne…

Lucy Fricke erzählt einfühlsam und berührend, mit leisem Humor. Auch wenn ich noch ein paar Jahre bis zum 50. Geburtstag habe, konnte ich mich doch gut in Jakob hineinfühlen und habe mich in einigen Situationen wiedererkannt. Die Geschichte ist trotz melancholischer Momente hoffnungsvoll und lebensfroh, und zeigt, dass es nie zu spät ist für Veränderungen. Und manchmal hilft ein anderer Blickwinkel, um Ereignisse aus der Vergangenheit in einem neuen Licht zusehen.

Für mich versprüht die Geschichte einen ähnlichen Charme wie Hiiragi Sanakas „Erinnerungsfotografen“, und ich könnte mir dieses Buch sehr gut als wunderbares Geschenk für alle rund um die Lebensmitte vorstellen.

Das Hörbuch wurde von Bettina Hoppe toll eingelesen. Ihre etwas tiefere Stimmlage empfand ich als sehr angenehm, und sie trifft genau den richtigen Ton. Ein großes Hörvergnügen!


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Veröffentlicht am 05.11.2024

ein ergreifender Familienroman

Endlich das ganze Leben
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Manche Ereignisse im Leben sind so einschneidend, dass sie das Leben in ein Davor und Danach teilen. Zu den schmerzhaftesten gehört sicher der Verlust eines Kindes. Mit einem solchen müssen Marisa und ...

Manche Ereignisse im Leben sind so einschneidend, dass sie das Leben in ein Davor und Danach teilen. Zu den schmerzhaftesten gehört sicher der Verlust eines Kindes. Mit einem solchen müssen Marisa und Stelvio Ansaldo in „Endlich ein ganzes Leben“ fertigwerden.

Anrührend erzählt Roberta Recchia im „Davor“, wie sich Marisa und ihr Mann Stelvio ca. 25 Jahre zuvor in den 1950er Jahren kennengelernt haben. Hierbei bekommt man einen guten Einblick in die gesellschaftlichen Verhältnisse und Moralvorstellungen der damaligen Zeit und lernt Marisas Elternhaus näher kennen. Ich konnte mich hierbei gut in Marisa hineinversetzen und der liebevolle und charakterstarke Stelvio wuchs mir sehr ans Herz. Danach springt die Geschichte in das Schlüsseljahr 1980 und das „Danach“. Da ich bezüglich der Handlung nicht spoilern möchte, ist es gar nicht so einfach, meine Gedanken zum Roman in Worte zu fassen. Der gewaltsame Tod von Marisas und Stelvios Tochter Betta ist ein Wendepunkt im Leben aller Beteiligten. Er stellt die Ehe der Eltern auf eine schwere Probe. Wie geht man als Paar mit einem solchen Verlust um? Findet man zusammen einen gemeinsamen Weg der Trauer, oder geht alles zugrunde? Aber auch Bettas Cousine Miriam droht an dem Ereignis zu zerbrechen. Ihr Leben steht im Mittelpunkt des zweiten Romanteiles und ist ergreifend erzählt.

Mich hat dieses Buch so sehr gefesselt, dass ich es nicht mehr aus der Hand legen konnte und bis spät in die Nacht aufgeblieben bin, um es in einem Rutsch zu lesen. Ich habe mitgelitten und mitgezittert, war fassungslos und wütend, traurig und hoffnungsvoll zugleich. Roberta Recchia hat interessante, starke Charaktere erschaffen, die mich beim Lesen emotional gepackt haben, auch wenn ich mir einzelne Personen etwas ambivalenter gewünscht hätte, da manches ein bisschen dick aufgetragen wirkte. Neben der familiären Ebene zeigt Roberta Recchia auch, wie wirtschaftliche Interessen, Seilschaften und die Vorstellungen von Anstand und Moral in den 1980er Jahren die Ermittlungsarbeit der Polizei beeinflussten.

Ein lesenswerter Familienroman, der erschüttert und gleichzeitig Hoffnung spendet.
Das Hörbuch wurde von Tanja Fornaro ganz wunderbar eingelesen. Ihre etwas tiefere Stimmlage und das Sprechtempo empfand ich als sehr angenehm.

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