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Veröffentlicht am 17.11.2024

Ein wundervoller Wohlfühlroman mit kleinen Hindernissen

Inselwinter auf Sylt
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Weltenbummlerin Isa Gerster ist von ihrem Heimatort Rettenbach im Allgäu auf dem Weg zu ihrer Schwester Lene nach Sylt. Beim Umsteigen am Zug wird sie wortwörtlich von einem Mann unter sich „begraben“. ...

Weltenbummlerin Isa Gerster ist von ihrem Heimatort Rettenbach im Allgäu auf dem Weg zu ihrer Schwester Lene nach Sylt. Beim Umsteigen am Zug wird sie wortwörtlich von einem Mann unter sich „begraben“. Immobilienmakler Lars Ehmke, ebenfalls auf dem Weg zur Insel der Reichen und Schönen, ist beim rempeln auf dem Bahnsteig auf sie drauf gefallen. Nach diesem unkonventionellen Kennenlernen setzen sie ihre Reise gemeinsam fort. Was aus dieser Begegnung entsteht, welches Auf und Ab die Beiden erleben und ob es ein Happy End gibt? Das solltet ihr beim Lesen des Buches selbst herausfinden. Es lohnt sich!

Allein, wenn ich das Cover anschaue, bekomme ich Syltweh. Ein kleines Reetdachhaus in den Dünen, sich im Sand wiegender Strandhafer, ein Seestern und die typischen Möwen – Sylter Charme und Atmosphäre pur!
Autorin Julia K. Rodeit hat sich für ihren 5. Band der Inselträume-auf-Sylt-Reihe mit Isa und Lars zwei derart unterschiedliche Protagonisten ausgedacht, dass es auf den ersten Blick keine Zukunft für die Beiden zu geben scheint. Aber wie immer erfährt gerade Isa, dass sich ein zweiter unverstellter Blick absolut lohnen kann.
Schon auf der Fahrt im Zug hatte ich die Bilder der vorbei fliegenden Landschaft im Kopf und das Gebrabbel der Passagiere im Ohr. Und diese Bilder verstärken sich auf der Insel noch. Ich habe so Vieles wiedererkannt und in Erinnerungen geschwelgt.
Ich fand es so schön, einige der Menschen, die ich im letzten Band der Reihe kennengelernt habe, wiederzulesen. Alle sind so herzlich, zugewandt und offen, dass es mir richtig viel Spaß gemacht hat, Zeit mit ihnen zu verbringen.
Aber hier geht es ja hauptsächlich um Isa und Lars, die beide ihr Päckchen an Erlebtem und Erinnerungen zu tragen haben. Es ist mir durch den eingängigen und bildhaften Erzählstil der Autorin recht schnell gelungen mich in Beide hinein zu versetzen. Naja, nicht immer. Denn, was die Beiden alles erlebt haben und verkraften mussten, ist nicht so einfach nachzuvollziehen. Trotzdem habe ich es so genossen, sie auf ihren Wegen alleine und auch miteinander auf der Insel zu begleiten. Und zu beobachten, wie sie sich langsam ihre dicke Haut, die sie sich zugelegt hatten, abstreifen. Vielleicht ist hier Isas Flucht von der Vergangenheit zu Ende? Aber nach dem Ende der Geschichte ist das noch nicht ganz so klar.
Obwohl dies schon der 5. Band der Reihe ist, kann man diesen, da alle Geschichten in sich abgeschlossen sind, auch ohne Vorkenntnisse sehr gut lesen. Perfekt dazu finde ich das Personenregister gleich am Anfang des Buches. Hier bekomme ich einen kleinen Einblick wer wer ist.
Die 322 Seiten sind unterteilt in 19 Kapitel, die sich flüssig und leicht lesen lassen. Die Orts- und Perspektivwechsel sind jeweils durch einen kleinen Seestern gekennzeichnet.

Eine leicht aufregende, warmherzige und sehr emotionale Geschichte mit sympathischen Protagonisten auf einer Insel, die ich liebe. Einen kleiner Hauch von Magie vermitteln die Schneeflocken, die hier langsam zur Erde rieseln und das Winterfeeling vermitteln. Die Seiten des Buches sind nur so durch meine Finger geglitten. Eine Geschichte vom Loslassen, mit der Vergangenheit abschließen und einem neuen Anfang, vom mutigen zu sich selbst stehen und verzeihen und vor allem zuhören können, hat mir ein paar wundervolle Lesestunden geschenkt. Eine absolute Wohlfühlgeschichte mit kleinen Hindernissen – genau wie im richtigen Leben.

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Veröffentlicht am 11.11.2024

Erotisch, heiß und leidenschaftlich

Die Hure des Admirals | Erotischer Roman
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Emma ist eine junge Dienstmagd in den Diensten von Lord Montague. Im Tempel der Venus geht es bei den Festen, die der Lord gibt, mit seinen Göttinnen, die im Tempel der Venus seinen Herrenbesuch verwöhnen, ...

Emma ist eine junge Dienstmagd in den Diensten von Lord Montague. Im Tempel der Venus geht es bei den Festen, die der Lord gibt, mit seinen Göttinnen, die im Tempel der Venus seinen Herrenbesuch verwöhnen, ganz schön heiß und laut her. Aber es bleibt nicht aus, dass Emma, die mit ihren körperlichen Vorzügen absolut nicht geizt, zu einem anderen Herren kommt. Den wickelt sie auch ganz schnell um den Finger. Und nicht nur ihn…

Der Erzählstil von Helen Carter hat mir schon in einem anderen Roman sehr gut gefallen. Hier trifft sie die Sprache der historischen Zeit auf den Punkt und zieht mich sofort hinein in die Welt der Dienstherren und der Mägde. Sie beschreibt die erotischen, manchmal heftigen Szenen sehr direkt, ohne Tabus; wird dabei aber nicht obszön oder geht unter die Gürtellinie. Im Gegenteil – sie zaubert mit ihrer Wortwahl anreizende Bilder in meinen Kopf.
Emma ist mir mit ihrer offenen und manchmal unangepassten Art sofort sympathisch. Die erotischen Szenen fügen sich sehr gut in das beschriebene Leben ein und wirken glaubwürdig.
Eine tolle Geschichte mit Höhen und Tiefen und einer sympathischen Protagonistin, die ich sehr gerne gelesen habe.

Zum Abschluss bekomme ich als kleines Goodie noch einen Gutschein-Code, mit dem ich mir eine weitere heiße exklusive Geschichte von Helen Carter als E-Book aus dem Internet herunter laden kann. Und wie üblich ist auch hier ein Lesezeichen passend zum Buch mit dabei.

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Veröffentlicht am 10.11.2024

Tanzen bis in den Tod

Der Nachtschattenmann: Thriller
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Auf den Stufen einer Kölner Tanzschule wird die Leiche einer jungen Frau gefunden. In der Pose einer Tänzerin hält sie einen kleinen rosafarbenen Ballettschuh in der Hand. Ist sie die Tochter der Inhaberin ...

Auf den Stufen einer Kölner Tanzschule wird die Leiche einer jungen Frau gefunden. In der Pose einer Tänzerin hält sie einen kleinen rosafarbenen Ballettschuh in der Hand. Ist sie die Tochter der Inhaberin der Ballettschule? Ist sie die seit 6 Wochen vermisste Marie Hohenstein? Ihre Mutter erkennt sie allerdings nicht.
Johanna Brenner wacht in einem Kellerverlies auf und als sie in den Spiegel schaut, blickt ihr eine Fremde entgegen.
KK Florian Kessler, sein Kollege Martin Saathoff und Rechtsmedizinerin Julia Schwarz tun alles um das Verschwinden der jungen Frauen aufzuklären. Sie sind sich bald sicher, dass es sich hier um einen perfiden Serienkiller handelt. Haben die Pose, der kleine Tanzschuh und die schwarze Tüte auf dem Kopf der Toten eine Bedeutung für den Täter?

Dies ist der 9. Fall, den die sympathische Rechtsmedizinerin Julia Schwarz mit ihrem Lebensgefährten Florian Kessler zu lösen hat. Aber genau wie alle anderen Fälle ist auch dieser in sich abgeschlossen und man muss nicht unbedingt Vorkenntnisse haben. Mir persönlich gefällt es allerdings besser, wenn ich gerade die Ermittler von Anfang an kennenlerne und bei ihrer Entwicklung dabei bin.
Die Beiden sind mir in ihren letzten Fällen genau so ans Herz gewachsen wie Florians Kollege Martin, Julias Eltern Hannelore und Ulrich mit ihrer kleinen Tochter Sophie. Gut, dass Julia solche Eltern hat, ohne die sie nicht in ihrem gewohnten Maß arbeiten könnte.
Ich finde es so schlimm, wenn wie hier eine Mutter ihre Tochter nicht erkennt und dann durch DNA-Analysen festgestellt wird, dass sie es doch ist. So etwas will ich mir gar nicht vorstellen.
Die Geschichte wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt. Da sind zum einen die Ermittlungen, die immer wieder neue Erkenntnisse und Verdächtige bringen. Nur leider ist lange kein Täter dabei. Zum anderen bin ich mit Johanna in ihrem Gefängnis und muss lesen, was ihr da alles widerfährt. Auch mit Amelie mache ich Bekanntschaft. Einer jungen Frau, die von zuhause in eine WG gezogen ist und sich erst noch mit dem Alleinsein und ihrem neuen Leben zurecht finden muss.
Julia geht auch diesmal einen unkonventionellen Weg um die Ermittlungen voran zu treiben. Nur gut, dass es wieder gut ausgegangen ist.
Der Erzählstil von Catherine Shepherd ist wie gewohnt sehr flüssig und leicht zu lesen ohne dass die Brutalität, die hier teilweise vorhanden ist, zu erschreckend wirkt. Die kurzen Kapitel machen die Ereignisse sehr schnell und steigern die Spannung, die sowieso schon sehr hoch steht, noch weiter. Die Ängste und die Hoffnungen der jungen Frauen und auch von Frau Hohenstein sind sehr eindrucksvoll und bildhaft beschrieben, dass sie die Gänsehaut auf meinen Armen weiter fördern. Und auch von den einzelnen Protagonisten kann ich mir ein klares Bild machen.

„Der Nachtschattenmann“ – eine erschreckende, emotionale Geschichte, mit Wendungen, die ich so nicht erwartet habe und einer angespannten Spannung, die sich bis zum Schluss hält.
Absolut lesenswert!

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Veröffentlicht am 05.11.2024

Eine aussergewöhnliche Familiengeschichte

Als wir im Schnee Blumen pflückten
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Die Samin Máriddja Rijá lebt mit ihrem dementen Mann Biera zurückgezogen auf dem Hof seiner Eltern in der Nähe des Dorfes Guovddo im Norden Schwedens. Da Bieres Schwester Risten nicht in der Lage war, ...

Die Samin Máriddja Rijá lebt mit ihrem dementen Mann Biera zurückgezogen auf dem Hof seiner Eltern in der Nähe des Dorfes Guovddo im Norden Schwedens. Da Bieres Schwester Risten nicht in der Lage war, sich um ihren Sohn Heaika-Joná zu kümmern, übernahmen Máriddja und Biera diese Aufgabe. Bis Risten eines Tages samt ihrem vierjährigen Sohn verschwand und der Kontakt abriss. Als Máriddja von Onkologin Dr. Runa Skruvlenius die Schockdiagnose Krebs bekommt, hat sie nur noch ein Ziel – sie will ihren Neffen finden. Unterstützt wird sie dabei von der KI-Telefonstimme „Siri“.
Kaj und seine Verlobte Mimmi kehren der Stadt den Rücken zu und kaufen in Guovddo ein Haus. Beide haben als Ärzte einen Job in der Gesundheitszentrale angenommen. Als Kaj im Nachlass seiner Mutter Laura eine Sammlung scheinbar unbenutzter Handwerksmesser findet, kann er sich zuerst keinen Reim darauf machen. Nach und nach ergeben viele kleine Puzzleteilchen dann ein großes Ganzes und der Durchblick zu seiner Kindheit gelingt.

Ich habe gerade erst zwei Geschichten aus dem hohen Norden gelesen und mein Herz an diese teils unwirtiche, aber auch wunderschöne samische Landschaft verloren. Daher habe ich mich sehr auf dieses Buch gefreut. Und schon mal vorweg – ich wurde nicht enttäuscht.
Mir hat schon der Schutzumschlag des Buches sehr gut gefallen. Als ich den abgenommen habe, kommt das Buch mit einem ebenso sehenswerten Einband daher. Wirklich sehr schön gestaltet.
Gleich mit der ersten Geschichte im Prolog vom Rinderhirten und der Háldin, die Biera dem kleinen Jungen erzählt, finde ich mich im hohen Norden wieder.
Tina Harnesk arbeitet mit wundervollen Vergleichen, womit sie mich noch mehr in die jeweilige Situation hinein zieht und ich kann sehr gut nachvollziehen, wie sich die angesprochenen Menschen gerade fühlen.
An die dauernden Perspektiv- und Zeitenwechsel habe ich mich erst gewöhnen müssen. Dadurch wird die Geschichte aber auch sehr lebendig, spannend und interessant und wartet auch noch mit einigen humorvollen Szenen auf. Gerade die Gespräche mit Siri finde ich zum Teil sehr witzig. Es hat eine Zeit gedauert, bis ich verstanden habe, wie die einzelnen Erzählstränge zusammen gehören. Dann aber haben sie sich immer weiter angenähert und ein komplettes Ganzes ergeben.
Die kulturellen und historischen Einblicke in das Land im hohen Norden gefallen mir sehr gut. Überhaupt greift die Geschichte viele einzelne Themen auf um diese zu einer absolut lesenswerten Lektüre zu verbinden.

Ein sehr warmherziger, gefühlvoller Roman mit einer Prise Humor, der mir einige wundervolle Lesestunden geschenkt hat und den ich gerne weiter empfehle.

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Veröffentlicht am 05.11.2024

Eine so berührende und unfassbare Geschichte

Im Namen der Barmherzigkeit
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Im Hospital der Barmherzigen Schwestern in Wien kommt am 1. Juli 1972 ein kleines Mädchen zur Welt. Von ihrer Mutter ungewollt, kommt die kleine Steffi Dreier ins Zentrale Kinderheim in Wien. Am 2. November ...

Im Hospital der Barmherzigen Schwestern in Wien kommt am 1. Juli 1972 ein kleines Mädchen zur Welt. Von ihrer Mutter ungewollt, kommt die kleine Steffi Dreier ins Zentrale Kinderheim in Wien. Am 2. November 1975 kommt sie als Pflegekind nach Rennau in der Steiermark auf den Hof der Familie Kellerknecht. Steffi ist nicht das erste Pflegekind der Familie, die zu jedem eigenen noch eines im Namen der Barmherzigkeit aus dem Heim aufnimmt.
Was allein Steffi hier Schreckliches erlebt, wie sie ausgenutzt und gedemütigt wird, wie ihr Körper und ihre Seele missbraucht und traumatisiert werden, das lest ihr in dieser, wie ich finde, hervorragend geschriebenen Geschichte von Hera Lind. Allein die Nachworte der Autorin, von Steffi und ihrer Psychotherapeutin und Ärztin Karin Winkler sind so berührend, dass man das Buch unbedingt lesen sollte. Karin ist übrigens die Frau, die der kleinen Steffi als Praktikantin auf die Welt geholfen hat.

Der neue Tatsachenroman von Hera Lind „Im Namen der Barmherzigkeit“ greift diesmal ein Thema auf, an das sie sich bisher nicht herangewagt hat. Die Kinder, die hier einer Bauernfamilie in Obhut gegeben werden, werden wie Sklaven oder Leibeigene behandelt. Während die eigenen Kinder verhätschelt werden, gutes Essen, neue Kleidung und Schuhe bekommen und zur Schule gehen, lernen und mal was besseres werden sollen, müssen die Pflegekinder im Stall und auf dem Feld arbeiten bis zum umfallen. Großteils ohne Schuhe – weil, das härtet ab.
Für mich war es beim Lesen immer wieder unvorstellbar, wie man ein kleines Wesen, oder auch die älteren Pflegekinder, die einem anvertraut sind, so abscheulich, mies und empathielos behandeln kann. Immer nur auf den eigenen Vorteil und den Vorteil der eigenen „echten“ Kinder bedacht. Es ist bewundernswert, wie aus Steffi trotz all der Niederträchtigkeiten und Hindernisse, die sie auch später in ihrem Leben noch zu überwinden hatte, eine Frau wurde, die ihr Leben mit der Unterstützung von ihr wohl gesinnter Menschen jetzt im Griff hat.
Hera Lind ist es mit ihrem gewohnt flüssigen und mitreißenden Erzählstil schnell gelungen mich mitten in die Geschichte und auf den Bauernhof der Familie Kellerknecht zu ziehen. Die Menschen, die ich hier kennenlerne, finde ich sehr treffend, vorstellbar und plastisch charakterisiert. Sie erzählt so fesselnd und bildhaft, dass ich es kaum geschafft habe, das Buch aus der Hand zu legen. Was ich hier zu lesen bekomme, jagt mir eine Gänsehaut über den Rücken und manche Träne in die Augen, macht mich sprach- und fassungslos. Ich finde es unbegreiflich, wie die Mitarbeiterin des Jugendamtes hier immer wieder weggeschaut und die Kinder ihrem Schicksal überlassen hat. Und das alles für einen Fresskorb voller Genussartikel vom Bauernhof. Für mich einfach unfassbar.

Ein weiterer gefühlvoller, einfühlsamer, sehr emotionaler Roman einer Autorin, die gerade solche Themen perfekt umzusetzen weiß. Der mich stark betroffen gemacht hat. Der hoffentlich aufrüttelt und die Menschen noch näher hin schauen lässt. Einen solchen Missbrauch von Kindern darf es nicht mehr geben.

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