Ein Roman, der die Schrecken des 2. Weltkrieges eindrücklich einfängt
Die Nachtigall“Die Nachtigall“von Kristin Hannah erzählt die Geschichte zweier Schwestern, die die Schrecken des 2. Weltkrieges am eigenen Leib und auf unterschiedliche Weise erleben. Erschienen als Taschenbuch ist ...
“Die Nachtigall“von Kristin Hannah erzählt die Geschichte zweier Schwestern, die die Schrecken des 2. Weltkrieges am eigenen Leib und auf unterschiedliche Weise erleben. Erschienen als Taschenbuch ist dieser Roman im Oktober 2017 bei Aufbau TB.
Frankreich im 2. Weltkrieg: Deutschland hat Frankreich besetzt und in 2 Zonen unterteilt. Vianne und Isabelle, zwei Schwestern, müssen ihren Weg in den Wirren des Krieges finden. Für Isabelle mit ihrer ungestümen und wilden Art ist schnell klar, dass sie das Naziregime der Deutschen nicht akzeptieren will und so schließt sie sich dem Widerstand an. Vianne hingegen versucht ihre Familie so gut es geht zu schützen und durch den Krieg zu bringen, doch auch dies bringt sie an ihre Grenzen und zu schweren Entscheidungen.
Dies ist ein Buch, dass mich emotional sehr berührt hat, aber das tut es bei Büchern mit dem 2. Weltkrieg eigentlich immer. Mittelalterromane sind schon ein paar Jahrhunderte her und so irgendwie nicht ganz so nah an einem dran. Man kann die Dinge mit einer gewissen Distanz betrachten. Der 2. Weltkrieg hingegen ist noch nicht einmal 100 Jahre her.
In diesem Roman haben wir nun die Geschichte von zwei Schwestern, die unterschiedlicher nicht sein könnten und doch beide auf ihre Art sehr stark sind. Ich finde der Klappentext vom Verlag verspricht hier weniger als das Buch zu bieten hat. Hätte ich nicht vorher so viele gute Rezensionen gelesen, dann hätte mich das Buch gar nicht wirklich interessiert.
Die Schwestern stehen zwar im Mittelpunkt der Geschichte, dennoch wird gerade hierdurch ein sehr beklemmendes und bedrückendes Bild vom Krieg gezeichnet. Die Perspektive aus Sicht der einfachen Bevölkerung hat mir sehr gut gefallen. Man hört Gerüchte was das Naziregime alles für schreckliche Dinge tut, aber man weiß es nicht genau. Die Menschen leiden Hunger, haben Angst, verlieren Freunde. Durch Isabelle, die sich dem Widerstand anschließt, lernt man auch diese Seite kennen. Man erlebt viele der Schrecken dieses Krieges hautnah mit und kann sich der Geschichte so kaum entziehen.
Mit beiden Schwestern habe ich in diesem Buch mitgelitten, mich über die kleinen Dinge gefreut und über die vielen schmerzhaften Erfahrungen geweint und mich so manches Mal über deren Naivität geärgert, da ich es mit meinem Hintergrundwissen besser wusste. Das Buch ist sehr emotional geschrieben und manchmal war mir dies fast schon ein bisschen zu viel. Wenn ihr das Buch noch lesen wollt, haltet also Taschentücher bereit.
Dennoch hat der flüssige Schreibstil und die mitreißende Geschichte dafür gesorgt, dass ich das Buch kaum aus der Hand legen konnte. Immer wollte ich wissen, wie es denn nun mit den beiden Schwestern weitergeht und was sie noch alles ertragen müssen bis der schreckliche Krieg vorbei ist.
Der Roman spielt auf zwei Zeitebenen – während des Krieges und 1995. Diese beiden Zeitebenen sind durchaus wichtig für die Geschichte, aber ich muss zugeben, dass mich die kurzen Parts, die 1995 gespielt haben, nicht so besonders interessiert haben. Es waren gute Verschnaufpausen, die man bei dem Buch gut gebrauchen konnte.
„Die Nachtigall“ ist zwar kein historischer Roman im klassischen Sinne für mich, wo fiktive Personen in der Nähe von historischen Persönlichkeiten platziert werden, sondern eher ein Roman mit eindeutigem historischem Einschlag, trotzdem hätte ich mir beim Nachwort noch mehr Informationen gewünscht. Gerne hätte ich auch selber noch ein bisschen zum Thema recherchiert, aber mehr als Oberbegriffe liefert das Nachwort nicht.
Ich bin nicht unbedingt ein Fan davon, sich andauernd mit diesem Thema zu beschäftigen, ab und zu finde ich es allerdings wichtig, um nicht zu vergessen, dass wir es nie wieder so weit kommen lassen dürfen und dies ist definitiv ein Roman, der dazu beitragen kann.
Fazit: Insgesamt gesehen ein sehr guter, aber auch sehr emotionaler Roman über den 2. Weltkrieg, den ich unbedingt weiter empfehle. Ein Roman, der auch sehr nachdenklich stimmt und einen unweigerlich zur Frage führt, wer man selber gewesen wäre: Vianne oder Isabelle?