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Veröffentlicht am 30.07.2020

Mysteriöse, unheilvolle Grundstimmung und ein Ende, das leider in jeder Hinsicht viel zerstört ...

Ich will dein Leben
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Cornwall, Mitte der 80er Jahre: Tamsyn ist ein Mädchen, das aus einfachen Verhältnissen stammt und schon einige Schicksalsschläge erleben musste. Der Vater ist tot, sie lebt mit ihrer Mutter, ihrem Bruder ...

Cornwall, Mitte der 80er Jahre: Tamsyn ist ein Mädchen, das aus einfachen Verhältnissen stammt und schon einige Schicksalsschläge erleben musste. Der Vater ist tot, sie lebt mit ihrer Mutter, ihrem Bruder und ihrem kranken Großvater zusammen. An Geld fehlt es ebenso sehr wie an Perspektiven. Mit dem imposanten, aber auch mysteriösen und unheilvollen weißen Haus auf den Klippen verbindet sie Kindheitserinnerungen an die Zeit mit ihrem Vater. Oft sucht sie diesen Ort auf, reist zurück in der Zeit, erkundet das Haus und die Umgebung.

Im Sommer 1986 ziehen die Davenports, eine steinreiche und berühmte Londoner Familie, jedenfalls für die Wochenenden und Ferien dort ein. Tamsyn ist fasziniert von dem attraktiven Schriftsteller Max Davenport, seiner unnahbaren Frau Eleanor sowie der Tochter Edie, die der Mutter in Nichts nachsteht. Edie ist in jeder Hinsicht viel weiter entwickelt als Tamsyn. Tamsyn kann sich nicht mehr von Edie lösen, möchte so viel Zeit wie möglich mit ihr verbringen, auch so sein wie sie.

Die Davenports sind für Tamsyn die perfekte Familie; sie haben, sind und verkörpern alles, was Tamsyn jemals begehrt hat. Eine Obsession beginnt. Oder gilt diese tatsächlich dem Haus? Oder der Familie UND dem Haus? Grenzen verschwimmen, weder Tamsyn noch der Leser können noch zwischen Wahn und Wirklichkeit unterscheiden.

Die heile Welt der Davenports ist nur eine Fassade; dahinter verbergen sich Dramen, dunkle Geheimnisse und Abgründe. Edie wird ein Teil der Davenports. Nicht nur der Sonnenseiten, sondern auch und gerade der Schattenseiten, des Unheils, das sich zusammenbraut wie ein schweres Gewitter am Himmel ...

Der Stil der Autorin ist nicht schlecht, das Buch liest sich durchgehend angenehm flüssig.

Erzählt wird auf zwei Zeitebenen, nämlich größtenteils durch eine Rückblende zum Sommer 1986 sowie in der Gegenwart. Lesefluss, Tempo und Spannung wurden dadurch erhöht, wenngleich mir der Vergangenheitsstrang eindeutig besser gefiel. Der Gegenwartsstrang kommt nur sehr vorsichtig dosiert zum Einsatz und dient dazu, die Auflösung der Geschichte vorzubereiten und diese Auflösung dann schließlich zu präsentieren. Zugutehalten muss man diesem Strang aber, dass er gut gestaltet wurde, den Leser zu einer falschen Fährte führt, sodass er bei der Auflösung überrascht ist, wenn er erfährt, um welche Konstellation es sich hier handelt.

Die Grundstimmung ist mysteriös und unheilvoll. Dies gefiel mir sehr gut, wenngleich ich stellenweise dachte, dass die Atmosphäre ruhig noch dichter hätte sein können.

Erzählt wird eher ruhig, die Erreignisse überschlagen sich nicht. Unter der Oberfläche und psychologisch passiert jedoch von Anfang an so viel! Man ahnt schnell, dass diese Geschichte nicht gut enden kann, ja: dramatisch enden muss.

Die Handlung ist gut aufgebaut, das große Drama bleibt lange aus. Nur langsam spitzt sich alles immer mehr zu. Psychologisch gewinnt die Geschichte weiter an Tiefe. Das große Ganze ist bis zur letzten Seite nicht vorhersehbar. So gewinnt das Buch enorm an Spannung, kann der Leser sich viele eigene Gedanken machen und seiner Fantasie freien Lauf lassen und ist sehr gespannt auf die Auflösung.

Die ist dann leider auch (wie der letzte Abschnitt insgesamt) die große Schwachstelle dieses Werkes: Dieser Abschnitt war viel zu vollgepackt. Dazu wurden all diese Dinge total überstürzt, der Leser wird regelrecht vor vollendete Tatsachen gestellt. Es wirkt alles etwas zurechtgebogen. Dieses Ende ist viel zu konstruiert, unglaubwürdig.

Zudem fand ich die Auflösung beim ersten Lesen auch sehr verwirrend. Mir war nicht alles ganz klar, weshalb ich diese Passagen erneut lesen musste. Das passiert mir auch eher selten ...

Es ist ein Buch, das durch seine Grundstimmung und psychologische Aspekte besticht. Es ist ein Buch, das man gerade an dunklen Herbst- und Winterabenden gerne liest, wenn man düstere, mysteriöse, unheilvolle Atmosphäre und Geschichten und Cornwall mag, das aber leider am Ende nicht überzeugt und insgesamt hinter seinem Potenzial zurückbleibt.

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  • Handlung
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  • Erzählstil
  • Charaktere
Veröffentlicht am 31.05.2020

Eine Prise Grand Hotel mit ganz viel Kulinarik!

Die Köchin von Castamar
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Spanien, 1720: Die junge, sehr gebildete, vormals relativ wohlhabende Clara Belmonte befindet sich nach dem Tod ihres Vaters, einem angesehenen Arzt, in finanzieller Bedrängnis. Da sie eine hervorragende ...

Spanien, 1720: Die junge, sehr gebildete, vormals relativ wohlhabende Clara Belmonte befindet sich nach dem Tod ihres Vaters, einem angesehenen Arzt, in finanzieller Bedrängnis. Da sie eine hervorragende Köchin ist und ebensolche Referenzen vorweisen kann, findet sie eine Anstellung beim Herzog von Castamar.

Claras Talent weckt sofort das Interesse des Herzogs - doch an eine offene Kontaktaufnahme ist natürlich nicht zu denken. Doch Wünsche und Gefühle finden ihre Mittel und Wege, und so kommunizieren die beiden heimlich miteinander; über Kochbücher, in denen sich gut versteckte Notizen befinden, und ganz besondere Gerichte.

Doch diese Kommunikation und die zart sprießenden Gefühle bleiben trotz aller Vorsicht nicht lange verborgen, und es gibt vor allem eine Frau, deren Hass auf Clara gerade nach dieser Entdeckung mit jedem Tag wächst und die Clara mit allen Mitteln aus dem Weg räumen will ...

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Band eins der zweiteiligen Castamar-Saga. Ein historischer Roman, den ich unbedingt lesen wollte, da er sich in Spanien direkt zum Bestseller entwickelte.

Múnez´ Stil gefiel mir auf Anhieb - er liest sich durchgehend angenehm und flüssig, weist eine gewisse Schönheit auf, die von den Sätzen ausgeht, ist sehr bildhaft, und auch sehr historisch. Er passt perfekt zu diesem Genre.

Der Inhalt selbst lässt mich leider zwiegespalten zurück - nicht alle Erzählstränge konnten mein Interesse gleichermaßen wecken und erhalten. Immer wieder zeigten sich gewisse Längen für meinen Geschmack. Den Strang rund um den Majordomus, den Krieg und die politische Lage fand ich mit Abstand am langweiligsten und ermüdendsten; auf ihn hätte ich gut verzichten können.

Die Stärke und der Reiz dieses Auftaktbandes liegen für mich klar in der kulinarischen Seite sowie in dem Geschehen zwischen Clara und Dona Úrsula, den Geheimnissen, den Intrigen ... sowie in der Entwicklung zwischen Clara und dem Herzog, die jeweils für Spannung und Lesefluss sorgen.

Trotz dieser Kritikpunkte war dieser Band nett zu lesen. Ich werde wohl auch den zweiten Band lesen, da ich wissen möchte, wie es mit Clara, Úrsula und dem Herzog weitergeht.

Er ist definitiv das richtige Buch für alle, die kulinarische historische Romane, Spanien, Herrenhäuser/Paläste/upstairs-downstairs-Verhältnisse verbotene Liebschaften, Geheimnisse und Intrigen, Sagas lieben.

Ein klein wenig erinnerte er mich beim Lesen auch an die spanische Serie Grand Hotel, die ich geliebt habe. Umso mehr freute es mich zu lesen, dass die Verfilmung der Castamar-Saga schon in Planung ist. Ich werde sie auf jeden Fall ansehen, denn der Stoff eignet sich wirklich perfekt dafür!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 08.06.2018

Durchwachsen ...

Häuser aus Sand
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Nablus 1963: Jahre zuvor mussten Salma und ihr Mann vor dem Krieg fliehen und ihre geliebte Heimat Jaffa verlassen. Während ihr Mann Glück hatte, sich anpassen konnte, fühlte Salma sich nie wieder heimisch ...

Nablus 1963: Jahre zuvor mussten Salma und ihr Mann vor dem Krieg fliehen und ihre geliebte Heimat Jaffa verlassen. Während ihr Mann Glück hatte, sich anpassen konnte, fühlte Salma sich nie wieder heimisch und wohl. Nablus blieb ihr immer fremd, sie hoffte immer, diesen Ort wieder verlassen, nach Jaffa zurückkehren zu können. Dieser Wunsch wurde ihr vom Schicksal, vom Leben, vom Krieg verwehrt.
Umso sehnlicher wünscht sie sich für ihre Kinder eine bessere Zukunft, eine bleibende Heimat, eine sichere Basis. Zunächst sieht es so aus, als ob sich dieser Wunsch erfüllen würde, liebt Salmas Tochter Alia Nablus doch so sehr wie die Mutter damals Jaffa.
Doch dann kommt dieser eine Tag, der alles verändert, alles ins Wanken bringt: der Kaffeesatz prophezeit Alia das gleiche schwierige, unstete Leben.
Und tatsächlich lügt der Kaffeesatz nicht, muss auch Alia immer wieder fliehen und irgendwo in der Fremde neu anfangen. Auch die nächste Generation bleibt nicht von diesem Schicksal verschont ...
Immer größer werden Isolation und Verzweiflung, immer klarer, dass es dumm und falsch war, sich bewusst zu weit für ein anderes, besseres Leben zu entfernen, immer größer der Wunsch, wieder in jeder Hinsicht zu den Wurzeln der Familie zurückzukehren, immer verständlicher die heilsame Wirkung und Salmas immerwährende Sehnsucht danach und Hoffnung darauf ...

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Die Leseprobe zu "Häuser aus Sand" fesselte und beeindruckte mich auf Anhieb sehr, und so wollte ich diesen Roman unbedingt lesen.
Tatsächlich fing die Geschichte dann auch sehr wort- und bildgewaltig an und blieb bis zur Hälfte so.
Die Sprache, die Bilder, die Kulisse, die Figuren, das Fremde, sowohl der Alltag als auch das gesamte Leben dieser Menschen, dieser Familie, die aufkommende, sich immer schneller zuspitzende politische Situation ... das alles ergab eine sehr gute, stimmige Mischung. Es war einerseits traumschön und exotisch, andererseits aber auch tieftraurig, erschreckend und berührend.
Es war nicht reiner Familienroman, aber auch nicht reine Kriegs- bzw. politische Erzählung. Es war wie erwähnt stimmig, zu einem einheitlichen Ganzen verflochten, stets interessant. Man hatte einen Bezug, eine Verbindung zu der Geschichte, vermutlich gerade wegen der absolut gelungenen Figuren, die für den Leser alles andere als distanziert bleiben.
Leider änderte sich dieser positive Eindruck ab der Hälfte des Buches.
Die jüngste Generation rückte in den Vordergrund, und ab hier wurde mir die Geschichte zu modern, zu banal, zu langweilig - die Sprache wurde ordinärer, die Schauplätze wechselten, wiesen keinerlei Zauber und Exotik mehr auf, die Figuren beeindruckten nicht mehr wirklich, die Dialoge wiesen immer mehr Längen auf. Ich hatte die Verbindung verloren. Die Geschichte langweilte mich, ich las sie nicht mehr mit Freude. Und wohl aus diesem Grund wurde es für mich dann noch schlimmer, als die Kriegs-Passagen überhand nahmen. Immer wieder musste ich mich durchkämpfen, wurde es wieder besser, dann aber auch wieder schlechter ... schade!
Es wurde nicht besser dadurch, dass die Schauplätze und Erzähler ständig wechseln. Immer wieder kam ich mit den Namen durcheinander und musste vorne im Familienstammbaum nachschlagen. Das fördert Lesefluss und -freude nicht, im Gegenteil.
Zugutehalten muss man der Autorin aber, dass Stil und Aufbau, wenn beide denn wirklich beabsichtigt und kein Produkt des Zufalls waren, perfekt zur Thematik und Handlung passen - denn dieses Ruhelose, dieses Umherirren, dieses sich-immer-und-immer-weiter-Entfernen von den Wurzeln, die Rückkehr als einzig logische, sich früher oder später mit aller Kraft ihren Weg bahnende Konsequenz ... das kommt mit jeder einzelnen Seite überdeutlich zum Ausdruck.
So wirkt dieser Roman letztlich trotz oder vielleicht gerade wegen seiner Schwächen sehr authentisch und überzeugend.

Fazit: Ein Buch, das in jeder Hinsicht extrem stark angefangen, für mich persönlich dann aber leider auch ziemlich nachgelassen hat.
Eine Familiengeschichte vor einer Kulisse, die man sicher nicht jeden Tag findet und liest.
Politik und Krieg nehmen immer mehr Raum ein, das muss man mögen. Man sollte sich aber nicht davon abschrecken lassen. Es bleibt interessant und persönlich (und natürlich auch emotional), weil es eben nie abstrakt wird, sondern man immer den Bezug zu dieser Familie hat und so konkret und direkt sieht, was das alles für Menschen bedeutet, was es aus und mit ihnen macht ...
Es ist auch eine Geschichte, die noch eine Weile im Leser nachhallt, ihm Denkanstöße, etwa bzgl. der Bedeutung von Familie und Wurzeln, mit auf dem Weg gibt ...


Veröffentlicht am 15.05.2018

Nette Geschichte für alle, die Jane Austen und das England des 19. Jahrhunderts lieben

Jane Austen - Jagd auf das verschollene Manuskript
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Rachel und Liam, zwei Menschen aus der Zukunft, haben eine Mission: sie sollen durch die Zeit reisen, zurück ins England des Jahres 1815, Jane Austens Vertrauen gewinnen und so das Manuskript zu "The Watsons" ...

Rachel und Liam, zwei Menschen aus der Zukunft, haben eine Mission: sie sollen durch die Zeit reisen, zurück ins England des Jahres 1815, Jane Austens Vertrauen gewinnen und so das Manuskript zu "The Watsons" an sich bringen und für die Nachwelt retten.
Die Zeitreise gelingt tatsächlich, Rachel und Liam kommen auf einem Feld in Südengland wieder zu sich. Sie besorgen sich eine Unterkunft, stellen Bedienstete ein, treffen tatsächlich Jane Austen und ihre Familie, freunden sich mit ihnen an, ziehen später gar in ein kleines Cottage in Jane Austens Nachbarschaft. Das Ziel scheint zum Greifen nahe ... doch gleichzeitig wächst mit jedem neuen Tag die Gefahr, doch noch aufzufliegen, denn die Menschen dieser Zeit sind wachsam und misstrauisch. Und je tiefer der Kontakt zu den Austens wird, desto mehr stellt sich vor allem Rachel die Frage, ob es wirklich richtig ist, diesen Auftrag skrupel- und gewissenlos durchzuziehen, ob sie das wirklich kann und will, oder ob sie nicht lieber den Auftrag vergessen, im England des 19. Jahrhunderts bleiben und ihren Traum leben möchte.
Und dann ist da noch die Schwierigkeit, einander auf Dauer lediglich als Kollegen zu betrachten, wenn der Kontakt so intensiv und die Anziehungskraft so groß sind ...

*****

"Jane Austen - Jagd auf das verschollene Manuskript" ist ein nettes Buch für alle, die Jane Austen, England und historische Romane lieben. Auch Fans von Zeitreise-Romanen könnten Gefallen daran finden.
Die Handlung beginnt und endet mit der Zeitreise. Diese Passagen konnten mich persönlich deutlich weniger fesseln und begeistern als der Rest. Vor allem das Ende war mir zu modern, übereilt und konstruiert und konnte mich daher nicht überzeugen.
Den größten Teil der Geschichte nimmt glücklicherweise die Zeit im England des 19. Jahrhunderts ein: die Landung auf dem Feld, die Ankunft und das Einleben in London und auf dem Lande, der Alltag, die Bekanntschaft mit den Austens, deren Intensivierung, Freundschaft und anderweitige Gefühle sowohl zwischen den beiden Protagonisten als auch zwischen ihnen und den Austens ... man erfährt Einiges über die Austens, vor allem natürlich über Jane, ihr Leben und ihre Werke, die Hintergründe. Das hat mir sehr gut gefallen.
Kathleen Flynns Stil erinnert etwas an Jane Austen, wobei sie ihr natürlich nicht das Wasser reichen kann, sodass doch noch ein deutlicher Unterschied erkennbar ist. Insgesamt liest sich Flynns Geschichte aber doch recht authentisch und nett, wenngleich sie leider immer wieder Längen aufweist, die den Lesegenuss und -fluss etwas trübten. An solchen Stellen musste ich mich zwingen, Wort für Wort und Satz für Satz genau zu lesen, da ich die Neigung hatte, die langweiligeren Stellen zu überfliegen.
Das wurde dadurch verstärkt, dass die meisten Figuren leider bis zum Schluss ziemlich blass und distanziert blieben.
In jedem Fall ist es eine ruhig und bedächtig erzählte Geschichte mit ebensolchem Grundton. Es passiert nicht viel, Action und Spannung darf man nicht erwarten.
Es geht eher darum, ob es ihnen gelingen wird, das Manuskript in Janes Schlafzimmer zu finden oder es gar aus Freundschaft von ihr gezeigt zu bekommen, bevor sie auffliegen. Das ist relativ lange offen.
Und unterschwellig ist da immer die Frage: Was tun, wenn sie auffliegen?
Ebenso lange offen und insofern spannend ist auch, ob Rachel und Liam in der Vergangenheit bleiben oder ob sie wieder zurück in die Zukunft reisen werden, was das mit ihnen ist, ob und wie es weitergehen wird.
Aber das geschieht ohne sonderlich viel Tempo. Eigentlich ist da überhaupt kein Tempo.
Ich hatte -und das spricht klar für den Roman und seine Atmosphäre!- oft das Gefühl, mit Rachel, Liam und den Austens im Haus zu sein, alles hautnah mitzuerleben, das Leben in der Stadt, die Idylle und die Tage auf dem Land. Die Menschen, die Lebensweise, die Medizin dieser Zeit etc. Das alles hatte etwas meditatives, die Zeit schien stillzustehen, zumindest fühlte es sich absolut entschleunigt an. Es hatte oft etwas von einem Stillleben für mich.
Das hat mir extrem gut gefallen! Und das macht eindeutig den Reiz dieses Werkes aus.
Daher ist es richtig schade, dass das Buch mich aus den oben genannten Gründen dann doch nicht hundertprozentig fesseln, begeistern und überzeugen konnte.
3,5 Sterne, weil die Zeit im England des Jahres 1815 schön beschrieben und zu lesen war.
Ohne Längen, mit noch besser gezeichneten Figuren und einem besseren Ende wären es sicher volle 5 Sterne geworden!

*****

Fazit: Netter Zeitreise-Roman für alle, die Jane Austen und das England des 19. Jahrhundert lieben. Eine Geschichte, die viel Potenzial besaß, mich aber leider nicht komplett begeistern und überzeugen konnte.


Veröffentlicht am 06.11.2024

Gesthuysens schwächster Roman

Vielleicht hat das Leben Besseres vor
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Ich habe Anne Gesthuysen früher sehr gerne gelesen. Daher war ich sehr gespannt auf ihr neuestes Werk.
Der Klappentext sprach mich schon nicht so sehr an wie die Klappentexte früherer Romane, doch da ich ...

Ich habe Anne Gesthuysen früher sehr gerne gelesen. Daher war ich sehr gespannt auf ihr neuestes Werk.
Der Klappentext sprach mich schon nicht so sehr an wie die Klappentexte früherer Romane, doch da ich diese sehr gerne gelesen habe, wollte ich "Vielleicht hat das Leben Besseres vor" dennoch eine Chance geben. Ich hoffte auf einen gewohnt guten Gesthuysen-Roman. -Diese Hoffnung wurde enttäuscht ...
Geschrieben ist diese Geschichte gewohnt gut, keine Frage. Und in dieser Hinsicht war die Lektüre auch ein Genuss.
Die Geschichte ist ebenso berührend wie spannend. Hier kommt es aber auch sehr auf den jeweiligen Leser an; mir persönlich ging dieses Thema fast schon zu sehr an die Substanz, mich zog es fast schon zu sehr herunter, ich empfand die Lektüre dadurch größtenteils als sehr bedrückend. Durchaus gewollt und gute Arbeit der Autorin - aber für mich persönlich war es in dieser Hinsicht too much.
Too much waren auch all die anderen Themen, die Gesthuysen in diesen Roman hineingepackt, aber nur recht oberflächlich behandelt, oft gar nur gestreift hat. Weniger wäre hier mehr gewesen.
Überhaupt hatte ich Gesthuysens Werke als deutlich atmosphärischer und bildhafter in Erinnerung. Mir blieben sowohl die Figuren als auch die Handlung dadurch seltsam distanziert. Ich konnte keine Verbindung aufbauen, oftmals entstanden nicht mal Bilder der Figuren in meinem Kopf - was ansonsten nun wahrlich nicht mein Problem ist. Auch in dieser Hinsicht bin ich also enttäuscht von "Vielleicht hat das Leben Besseres vor".
Ich musste oft gegen den Drang ankämpfen, das Buch zu beenden oder zumindest Passagen und Seiten zu überspringen. Auch das ist für mich sehr untypisch und spricht nicht für das Buch.
Für mich ist es leider Gesthuysen schwächster Roman. Mich konnte "Vielleicht hat das Leben Besseres vor" leider nicht überzeugen.

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