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Veröffentlicht am 06.11.2024

Vom Okzident zum Orient

Blutrotes Karma
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Gleich mit seinem Erstlingswerk »Der Flug der Störche« aus dem Jahr 2007 schaffte Grangé den internationalen Durchbruch. Oft wählt er weit entfernte Schauplätze, wo er Frankreich mit der Handlung verknüpft. ...

Gleich mit seinem Erstlingswerk »Der Flug der Störche« aus dem Jahr 2007 schaffte Grangé den internationalen Durchbruch. Oft wählt er weit entfernte Schauplätze, wo er Frankreich mit der Handlung verknüpft.

Im Titel des Buches »Blutrotes Karma« steckt bereits die Aussage, dass es hier um etwas Spirituelles geht. In indischen Religionen wie bspw. dem Hinduismus oder dem Buddhismus ist die Lehre des Karmas eng mit dem Glauben an die Wiedergeburt verbunden.

Die Handlung geht zurück in das Jahr 1968. Studentischer Protest und das Aufbegehren der Arbeiter treffen zusammen. Es wird für ein besseres Arbeitsrecht demonstriert. Das öffentliche Leben existiert praktisch nicht mehr. Verdruss, Wut, Hass – all das ergießt sich auf den Straßen von Paris. Eine Studentenrevolte ungeahnten Ausmaßes gleicht einem Armageddon. Ein gewisser Daniel Cohn-Bendit wird zum Sprecher der Studenten. Ein sehr interessanter Einblick in die damalige politische Lage in Frankreich.

Mitten hinein in die Unruhen geschehen zwei grausame Morde an jungen Studentinnen in Paris. Hervé ist schockiert, denn er findet die erste Leiche – seine Freundin Suzanne. Wenig später wird eine weitere Studentin tot aufgefunden. Dabei handelt es sich um Cecilé, eine Freundin von Suzanne und Nicole, die dritte Studentin im Bund.

Sowohl Suzanne als auch Cecilé wurden vollkommen nackt aufgehängt an den Handgelenken mit den Armen nach oben in unterschiedlichen Yoga-Posen aufgefunden. Nichts weist daraufhin, dass die Morde etwas mit den Unruhen zu tun haben könnten.

Hervé ruft seinen Bruder Jean-Louis Mersch an. Die Halbbrüder haben dieselbe Mutter aber zwei verschiedene Väter. Ihr bisheriges Leben wurde durch eine prekäre Kindheit und eine unsichere Jugend geprägt. Nicole, eine Freundin von Suzanne und Cecilé, hat Angst, dass sie das dritte Opfer sein könnte.

Die drei Protagonisten wollen den Mörder finden und sich Klarheit verschaffen. Mersch ist Kommissar bei der Polizei. Ein schroffer Typ, der fast ständig unter dem Einfluss von Amphetaminen steht. Flashbacks erinnern ihn an seine Zeit als Soldat, wo er im Unabhängigkeitskrieg in Algerien gekämpft hat. Hervé ist Geschichts- und Philosophiestudent. Nicole, spirituell angehaucht, ebenfalls Studentin, befasst sich intensiv mit der buddhistischen Religionslehre. Sie stammt aus einem wohlbehüteten und begüterten Elternhaus.

Jean-Louis, Hervé und Nicole ermitteln auf eigene Faust. In einer wahren Odyssee führt sie der Weg von Paris über Kalkutta, nach Varanasi, dem Ursprungsland des Hinduismus und Buddhismus. In dem sogenannten Elysium (paradiesischer Ort in der Jenseitsvorstellung der Menschheit) erhalten sie Fragen auf ihre Antworten und nehmen eine Spur zum Mörder auf. Zurück in Europa reisen Jean-Louis, Hervé und Nicole zur endgültigen Wahrheitsfindung nach Rom, genauer gesagt in den heiligen Vatikan.

Auf der ganzen Reise bewegen wir uns dabei immer in demselben Handlungsstrang. Kurze Kapitel werden lediglich durch Cliffhanger unterbrochen.

Grangé zeichnet eine präzise Figurenbeschreibung aus. Handlungen und Schauplätze werden ausführlich, präzise und detailliert dargestellt. Das bezieht die grausamen Szenen mit ein. Wir werden mit ungewöhnlichen Erzählstrukturen konfrontiert, die die volle Aufmerksamkeit erfordern. Dabei ist man ständig in Angst und Sorge, dass Jean-Louis, Hervé und Nicole etwas zustoßen könnte. Überall lauern die Gefahren.

Fazit:

Dieser Thriller hätte nicht besser in der heutigen Zeit platziert werden können. Die hier erzählte Geschichte führt die drei Protagonisten vom Okzident zum Orient. Sie ist wie in der Realität gekennzeichnet von Sorgen, Ängsten, auch Aggressionen und Hass.
Man muss sich beim Lesen auf etwas Besonderes einlassen. Es ist nicht nur ein einfacher Thriller, in dem die Polizei einen Mörder jagt. Hier steckt mehr dahinter, es ist alles viel tiefgründiger und wunderbar recherchiert. Die Personen und Schauplätze könnten nicht besser beschrieben sein.
Die Spannungskurve steigt langsam, aber stetig nach oben mit Plot-Twists an Stellen, wo man sie nicht vermutet. Man kann sich nie sicher sein, was einen als nächstes erwartet.
Die Erzählweise besticht durch einen frischen, modernen Stil – manchmal blumig, manchmal etwas lustig, aber auch intellektuell. Eine Sogwirkung ist unverkennbar.
Wer sich für die Geschichte der französischen Studentenrevolte, asiatische Religionen und Spiritualität interessiert, dem kann ich dieses Buch empfehlen. Ein kleiner Kritikpunkt sei allerdings angemerkt: Den Überraschungseffekt hätte ich mir mehr zum Ende hin gewünscht. So ging es »nur« noch darum, wie sich alles klärt. Ich vergebe dennoch fünf Sterne verbunden mit einer klaren Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 18.09.2024

Freundschaft, Liebe und Verlust

In den Farben des Dunkels
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Erzählt wird die Geschichte des Joseph Macauley, genannt Patch. Er hat von Geburt an nur ein Auge. Deshalb trägt er eine Augenklappe wie ein Pirat. Zu diesem Zeitpunkt ist Patch dreizehn Jahre alt. Er ...

Erzählt wird die Geschichte des Joseph Macauley, genannt Patch. Er hat von Geburt an nur ein Auge. Deshalb trägt er eine Augenklappe wie ein Pirat. Zu diesem Zeitpunkt ist Patch dreizehn Jahre alt. Er lebt mit seiner alkoholkranken Mutter in der Kleinstadt Monta Clare im Bundesstaat Missouri im mittleren Westen.

In einer Zeitspanne von mehr als 25 Jahren erfahren wir, wie sein weiteres Leben verläuft. Zu Beginn der Erzählung im Jahr 1975 lernt Patch zufällig das Mädchen Saint kennen. Sie wissen zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass sie fortan dauerhaft auf ihrem weiteren Lebensweg befreundet sein werden. Beide Figuren sind sehr vielschichtig beschrieben und waren mir von Anfang an sympathisch.

Mit Saints Großmutter Norma, dem Teenager Misty Meyer, sowie dem Galeristen und Maler Sammy hat der Autor weitere Figuren mit Tiefgang entwickelt.

Das Leben von Patch nimmt eine dramatische Wende, als er beobachtet, dass das Mädchen Misty Meyer in Gefahr ist und er ihr zu Hilfe eilt. Sie kann fliehen und Patch wird entführt. Fast ein Jahr lang bleibt er eingesperrt in einem dunklen Verlies zusammen mit einem Mädchen namens Grace.

Nach seiner Befreiung ist Patch nicht mehr der, der er vorher war und Grace ist verschwunden. Es bleibt unklar, ob es dieses Mädchen wirklich gibt oder ob Patch sie sich lediglich eingebildet hat. Wir wissen nicht, ob Patch nicht an Albträumen, Flashbacks und Fehlwahrnehmungen leidet.

Niemand glaubt ihm, dass es diese Grace wirklich gibt. Er reist in den kommenden Jahren quer durch die einzelnen US-Bundesstaaten. Immer wenn er hört, dass irgendwo ein junges Mädchen vermisst wird, sucht er die Eltern auf in der Hoffnung, dass es sich um Grace handeln könnte.

Saint unterstützt ihn dabei, indem sie ihm Informationen zu den Vermissten zukommen lässt. Sie kämpft um ihren Freund, ihre große und einzige Liebe.

Ein nicht unerhebliches Spannungselement besteht darin, dass man erfahren möchte, ob es Grace wirklich gibt und Patch sie in diesem Fall jemals wiederfindet. Plot-Twists, die das weitere Leben von Patch, Saint und Misty wesentlich beeinflussen und ändern, haben mich überrascht, aber zum Teil auch traurig gestimmt.

Manchmal wendet der Autor eine Erzähltechnik an, bei der der Leser einen Wissensvorsprung vor dem Protagonisten hat. Das ist eine Form der Spannungserzeugung und wird meines Erachtens nicht so oft von Autoren angewendet. Um den Leser neugierig auf die Auflösung eines Erzählstrangs zu machen, greift Whitaker an einigen Kapitelenden zu Cliffhangern.

Dieser Roman ist ein gewaltiges Epos mit einer Tragweite von unvorhersehbarem Ausmaß, das sich über einen Zeitraum von insgesamt sechsundzwanzig Jahren erstreckt. Vier Jahre lang hat der Autor daran geschrieben.

Fazit:

Kein Roman seit den beiden Büchern »Unter blutrotem Himmel« und »Das letzte grüne Tal« von Mark Sullivan hat mich so berührt wie dieser Roman. Es sind gewisse Parallelen zu Joseph (Patch) Macauley und Jay Gatsby in F. Scott Fitzgeralds Roman »The Great Gatsby« vorhanden.
Der Schreibstil ist sehr beeindruckend und einfühlsam. Nichts ist langweilig oder langatmig in Whitakers Erzählungen. Er fügt sowohl prosaische als auch romantische Passagen ein. Die Geschichte hat mich mitgenommen und in ihren Bann gezogen. Ständig habe ich mir die Frage gestellt, ob es Grace wirklich gibt, oder ob dieses Mädchen auf Patchs Einbildung basiert.
Es werden verschiedene Genres bedient wie Coming-Of-Age, Freundschaft, bedingungslose Liebe, Schicksal, Verbrechen und polizeiliche Ermittlungen.
Dieser literarische Roman lebt nicht so sehr von der Spannung, sondern mehr von den verschiedenen Charakteren mit deren Entwicklungen über einen langen Zeitraum.
Wer sich davon inspirieren lassen will, dem kann ich dieses Buch empfehlen und vergebe dafür fünf Sterne.

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Veröffentlicht am 18.06.2024

Das Böse ist immer und überall

Der Totenarzt (Ein Hunter-und-Garcia-Thriller 13)
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Dies ist bereits der 13. Fall für Hunter und Garcia. Einleitend erfahren wir, dass diese Geschichte durch wahre Begebenheiten inspiriert wurde. Aber dann ist man schon mittendrin. Der Autor hält sich nicht ...

Dies ist bereits der 13. Fall für Hunter und Garcia. Einleitend erfahren wir, dass diese Geschichte durch wahre Begebenheiten inspiriert wurde. Aber dann ist man schon mittendrin. Der Autor hält sich nicht lange mit Füllpassagen oder langatmigen Erläuterungen auf.

Was zunächst wie ein Verkehrsunfall mit Todesfolge aussieht, erweist sich als ein gut getarnter Mord. Das Opfer, der 46 Jahre alte Shaun Daniels, landet durch einen Zufall in der Rechtsmedizin. Dr. Carolyn Hove entdeckt bei der Autopsie Spuren, die eine andere Todesursache vermuten lassen.

Bei einem weiteren Opfer spielt ebenfalls Kommissar Zufall eine Rolle. Der 38 Jahre alte Terry Wilford ist allem Anschein nach von einer Brücke in den Tod gesprungen. Das Opfer landet im Sektionssaal zur Leichenbeschau, die zu Übungszwecken von Studenten durchgeführt wird. Bei diesem Opfer werden Spuren von Misshandlungen und Folter entdeckt, die ebenfalls nicht auf einen Suizid hinweisen.

Bei beiden Opfern gibt es Parallelen. Sie leben allein und haben kaum soziale Kontakte. Bei den weiteren Ermittlungen stellt sich heraus, dass sie nicht immer Einzelgänger waren und eine dunkle Vergangenheit aufweisen. Könnte das ein Schlüssel für die Taten sein?

Das ruft das LAPD auf den Plan. Die Detectives Robert Hunter und Carlos Garcia gehören der Spezialeinheit UV-Unit (Special Victims Unit) des Raub- und Morddezernats beim LAPD an. Sie befassen sich mit außergewöhnlichen Mordfällen. Sie sind ein eingespieltes und perfektes Team, was auch ihre Vorgesetzte Captain Blake zu schätzen weiß. Genau genommen, besteht dieses Team nur aus Hunter und Garcia.

Hunter besitzt eine ausgezeichnete Beobachtungsgabe. Garcia stellt bei Zeugenbefragungen und Verhören von Verdächtigen meistens die Fragen und Hunter hört lediglich zu, um aus den Antworten die richtigen Schlüsse zu ziehen. Auch in brenzligen oder fast aussichtslosen Situationen legt Carter seinen Protagonisten coole Sprüche und humorvolle Dialoge in den Mund. Das mildert die Grausamkeit zumindest etwas ab. Das hat mir gefallen und beide Detectives waren mir von Anfang an sympathisch.

Zunächst jagen sie einem Phantom hinterher und es fällt schwer, die richtigen Ansätze zu finden. Fragen über Fragen tauchen auf. Warum tötet der Mörder auf diese Weise – ist er traumatisiert? Gibt es noch weitere Opfer, die in dieses Schema passen? Handelt es sich um einen psychopathischen Arzt oder hat er zumindest medizinische Kenntnisse? Sucht er seine Opfer wahllos aus oder nach bestimmten Kriterien? Gibt es etwas in seiner Vergangenheit, das ihn verfolgt und antreibt?

Wie abgrundtief böse muss ein Mensch sein, um solche Taten auszuführen. Aber der Täter ist auch gerissen, sonst würde er die Morde nicht als Suizid tarnen, um unerkannt zu bleiben.

Der Grund, warum er die Morde als Suizide darstellt, ist bei genauerer Betrachtung simpel. Leichen mit offensichtlichen Todesursachen wie z.B. Verkehrsunfällen oder Suiziden wandern in der Obduktionsliste ganz nach unten. Sie genießen keine Priorität, denn die Todesursache steht offensichtlich fest. Und landen sie bei Studierenden der forensischen Fakultät, wird bei der Autopsie meistens nur die vordergründige Todesursache erkannt.

Fazit:

Wie eingangs der Rezension bereits erwähnt, ist die Geschichte an wahre Begebenheiten angelehnt, wenn die Erzählung auch fiktiv ist. Erfahrungen aus seinem forensischen Psychologiestudium lässt Carter gekonnt einfließen.
Der Schreibstil ist flüssig, Cliffhanger an den Kapitelenden halten die Spannung auf einem hohen Niveau. Das Setting ist zu keinem Zeitpunkt langatmig. Man fiebert mit, damit diese abscheulichen Taten endlich aufgeklärt werden und ist auf die Auflösung gespannt.
Die grafische Gestaltung des Covers ähnelt in seiner Aufmachung den meisten anderen Bänden aus dieser Reihe, aber ich kann keine Assoziation zum Inhalt herstellen. Das hat aber nicht meine Bewertung beeinflusst, es ist eine reine Feststellung meinerseits.
Dieses Buch kann ich ohne Übertreibung als Pageturner weiterempfehlen. Deshalb gibt es von mir fünf Sterne.

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Veröffentlicht am 27.05.2024

Das Ultimatum

Stunde um Stunde
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In diesem Thriller erzählt uns die Autorin Candice Fox von einem Cold Case, der bereits zwei Jahre zurückliegt. Die damals fünfjährige Tilly ist spurlos verschwunden und nie wieder aufgetaucht. Die Eltern ...

In diesem Thriller erzählt uns die Autorin Candice Fox von einem Cold Case, der bereits zwei Jahre zurückliegt. Die damals fünfjährige Tilly ist spurlos verschwunden und nie wieder aufgetaucht. Die Eltern Ryan und Elsie Delaney sind verzweifelt. Sie haben ständig die Polizei angerufen und nach dem Stand der Ermittlungen gefragt, sind auf der Wache aufgekreuzt, haben mit der Presse gedroht, Mails an Senatoren geschrieben, Interviews im Radio gegeben. Nachdem keine Spur von Tilly aufgetaucht ist, hat die Polizei die Ermittlungen eingestellt.

Die Delaneys sind der Meinung, dass die Polizei nicht alles Mögliche unternommen hat, um die kleine Tilly zu finden und sie sind auch nach zwei Jahren davon überzeugt, dass ihre Tochter noch lebt. Was macht sie da so sicher?

Sie wollen erzwingen, dass die Polizei weitersucht nach ihrer vermissten Tochter. Deshalb verschaffen sie sich Zutritt zum Hertzberg-Davis Institut in LA und bringen drei Geiseln in ihre Gewalt. Wie sind sie in dieses Labor gelangt, von wo hatten sie Unterstützung?

In diesem forensischen Labor der Strafermittlungsbehörden sind DNA-Proben zu bisher ungeklärten Verbrechen gelagert. Alle zwei Stunden wollen die Delaneys eine Probe vernichten, bis die Polizei ihre Tochter gefunden hat. Und damit vernichten sie wichtige Spuren, um bisher ungelöste Fälle aufklären zu können.

In zwei Handlungssträngen erzählt die Autorin, wie sich die Lage entwickelt. Zum einen erfahren wir Einzelheiten über die drei Geiseln im Labor und wie Ryan Delaney mit der Vernichtung der DNA-Proben beginnt. Mit fortschreitender Zeit spitzt sich die Lage immer mehr zu und droht zu eskalieren.

In einem zweiten Handlungsstrang, der sich außerhalb des Labors abspielt, versuchen die Ermittler, die Lage zu beruhigen und Licht in die Vergangenheit zu bringen. Der Undercover-Cop Charlie Hoskins (Hoss), der nach seiner Enttarnung von der Outlaw-Motorradgang »Death Machines« verfolgt wird, Jeanette Lamb, und der ehemalige Polizist Wyatt Hill (genannt Surge) versuchen gemeinsam und ohne Wissen oder Einverständnis der Polizeibehörde den Fall zu lösen.

Lamb wurde bei Ihrem vermeintlichen Dienstantritt aufgrund eines folgenschweren Fehlers wieder entlassen. Jetzt setzt sie alles daran, wieder in den Polizeidienst aufgenommen zu werden.

Teilweise schräge und lustige Dialoge (Bsp.: Surge nennt Lamb »Hammelbein«; Tilly wird von ihrer Schwester Jonie als beschissene, kleine Nervensäge, Moms und Dads Huch-Baby bezeichnet). Eindrucksvolle Twists an den richtigen Stellen bereichern diesen Thriller. Cliffhanger an den Kapitelenden haben zudem die Spannung hochgehalten.

Fazit:

Wir haben es hier mit einem intelligent aufgebauten Thriller zu tun. Alles Geschriebene wirkt in sich schlüssig, auch wenn es unvorstellbar ist, dass so etwas in der Realität geschehen könnte.
Die Handlung wirkt zunehmend überdrehter. Zum Teil skurrile Personen und die Art der Dialoge halten die Spannung auf einem hohen Level und steigern diese in zunehmendem Maße.
Candice Fox hat es verstanden, die Verzweiflung der Eltern und die Ängste der Geiseln eindrucksvoll zu beschreiben. Auch die unterschiedlichen Charaktere auf der Seite der Ermittler wurden gut herausgearbeitet.
Für die innovative Schreibweise, die mir sehr gut gefallen hat, gebe ich eine klare Leseempfehlung mit fünf Sternen.

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Veröffentlicht am 16.04.2024

Die Gier nach Macht und Reichtum

Meeresfriedhof
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Der Roman ist ein gewaltiges Familien-Epos, bei dem es um Intrigen, Erbstreitigkeiten und heimliche Verbindungen, aber auch um Kollaboration, Widerstand und Politik geht.

Die Nachkommen des Reeders Thor ...

Der Roman ist ein gewaltiges Familien-Epos, bei dem es um Intrigen, Erbstreitigkeiten und heimliche Verbindungen, aber auch um Kollaboration, Widerstand und Politik geht.

Die Nachkommen des Reeders Thor »Store-Thor« Falck aus seiner ersten Ehe leben in Bergen. Seine zweite Frau Vera und dessen Sohn Olav sowie deren Familienangehörige leben auf dem Anwesen Rederhaugen bei Oslo. Der abgebildete Stammbaum auf einer der vorderen Seiten hilft dabei, die einzelnen Familienmitglieder besser zuordnen zu können. Eine prima Idee des Autors.

Beide Linien sind zerstritten. Die Oslo-Linie um Vera und Olav ist wohlhabend und hat gute Verbindungen in Wirtschaft und Politik. Die Bergen-Linie um Hans Falck ist verarmt.

Aus verschiedenen Zeitebenen und Handlungssträngen bekommen wie nähere Informationen. Da es hierbei keine chronologische Reihenfolge gibt, ist es nicht ganz leicht, dem Geschehen zu folgen.

Zentrale Themen sind ein Manuskript namens »Meeresfriedhof« und ein Testament. Beide Schriftstücke wurden von Vera Falck verfasst und sind zunächst verschwunden. Doch zunächst der Reihe nach.

1940 sinkt das Passagierschiff »Prinsesse Ragnhild« während des zweiten Weltkriegs nach einer Explosion im Meer. Es ist unklar, ob das Schiff von einer britischen Mine getroffen wurde, oder ob die Explosion durch einen Sprengsatz auf dem Schiff ausgelöst wurde. Mit an Bord befindet sich u.a. der Reeder Thor »Store-Thor« Falck. Seine Frau Vera und ihr kleiner Sohn Olav, die ebenfalls an Bord sind, überleben wie durch ein Wunder das Unglück.

Nach dem Krieg gründet Vera von dem Verkaufserlös der Falck-Reedereien eine Firma und die SAGA-Stiftung. Ihr Sohn und späterer Familienpatriarch Olav Falck hat ein gewaltiges Imperium mit großem Vermögen aufgebaut.

Aus der Bergen-Linie lernen wir nur Hans Falck näher kennen. Der war schon öfters im Nahen Osten als Militärarzt tätig. Dort lernt er Berg kennen. John Omar Berg, ein Mann mit militärischer Ausbildung, wurde schon überall an brenzligen Plätzen im Nahen Osten als »Operator« eingesetzt. Als er im Gefängnis landet, verhilft ihm Hans Falck zur Freiheit. Falck hat gute Beziehungen. Aber der verlangt eine Gegenleistung von Berg. Der soll eine Biographie über Hans schreiben.

Vera hat eine historische Dokumentation über den Untergang der »Prinsesse Ragnhild« und über die Kriegsereignisse ein Manuskript mit dem Titel »Meeresfriedhof« verfasst. Nach Veras Selbstmord sucht deren Enkelin Alexandra, genannt Sasha, nach dem Skript. Sasha ist die Tochter von Olav. In diesem Manuskript könnte Vera über Ereignisse berichten, die offensichtlich nicht an die Öffentlichkeit gelangen sollen.

Kurz vor ihrem Selbstmord hatte sich Vera das Testament vom Amtsgericht aushändigen lassen. Dieses bleibt zunächst verschwunden. Sowohl Olav Falck als auch seine Tochter Sasha haben Bedenken, dass Vera das bisherige durch ein neues Testament zu ihren Ungunsten ersetzt haben könnte. Und warum hat Vera Selbstmord begangen? Hat es etwas mit »Meeresfriedhof« oder dem Testament zu tun?

Wir lernen im Verlauf der Erzählung die wichtigsten Familienmitglieder und weitere Personen kennen. Der Autor beschreibt die Figuren mit ihren Stärken und Schwächen, so dass man sich einen Eindruck über die Charaktere verschaffen kann. Dabei ist es mir nicht gelungen, eine Beziehung zu irgendeiner Person aufzubauen. Ich empfand alle Beteiligten unsympathisch, die einen mehr und die anderen weniger.


Fazit:

Dies ist ein wundervoller Roman, der die volle Konzentration des Lesers erfordert. Und trotzdem oder gerade deswegen hat es mir ein besonderes Vergnügen bereitet, »Meeresfriedhof« zu lesen.
Authentisch ist die Existenz des Passagierschiffes »Prinsesse Ragnhild« und der Untergang des Schiffes nach einer Explosion während des zweiten Weltkrieges. Existent sind auch die meisten Namen von Orten und Städten. Die deutschen Widerstandskämpfer an Bord sind authentisch nachempfunden. Alles wirkt stimmig und gut recherchiert.
Aslak Nore hat es hervorragend verstanden, verschiedene Zeitebenen und Schauplätze sowie Authentizität und Fiktion miteinander zu verbinden.
Das vorläufige Ende ist ein Cliffhanger, der eine »Brücke« zu Band 2 »Felsengrund« baut. Das ist Aslak Nore gut gelungen.
Wer Romane mag, die an historische Ereignisse anknüpfen, sollte sich dieses Buch nicht entgehen lassen. Ich bin auf die Fortsetzung gespannt. Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung mit fünf Sternen.

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