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Maimouna19

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 06.11.2024

Spannend, aber beklemmend

Reichskanzlerplatz
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„Reichskanzlerplatz“ spielt in der Zeit von 1919 – 1945 und Nora Bossong verknüpft biographische Daten von Magda Goebbels mit der fiktiven Figur des Hans Kesselbach, dem Erzähler der Geschichte. Hans lernt ...

„Reichskanzlerplatz“ spielt in der Zeit von 1919 – 1945 und Nora Bossong verknüpft biographische Daten von Magda Goebbels mit der fiktiven Figur des Hans Kesselbach, dem Erzähler der Geschichte. Hans lernt Magda Quandt durch seinen Schulkameraden Hellmut Quandt, dem Stiefsohn der nur wenige Jahre älteren Magda kennen. Hans ist verliebt in Hellmuth, doch kann ihm diese Liebe nicht gestehen, da ein Bekenntnis zur Homosexualität in dieser Zeit einem gesellschaftlichen Selbstmord gleichkommt bzw. geradezu lebensgefährlich ist. Nach dem frühen Tod von Hellmuth beginnen die in Scheidung lebende Magda und Hans eine kurze Affäre, sie wohl eher aus Langeweile, er um seine Homosexualität zu kaschieren. Auch nach Ende ihrer Liaison haben Magda und Hans immer wieder sporadisch Kontakt; Magda heiratet Joseph Goebbels und steigt zur glühenden Verfechterin und blonden Vorzeige-Ikone des Nationalsozialismus auf, während Hans weiterhin seine homosexuellen Neigungen versteckt, um sich bzw. seine Karriere als Ministerialbeamter nicht zu gefährden.
Auch wenn „Reichskanzlerplatz“ als „das intensive Porträt der Frau, die Magda Goebbels wurde, und ihres Liebhabers Hans“ beworben wird, ist es für mich doch eher die Geschichte von Hans Kesselbach, eines opportunistischen Mitläufers, der von den Nationalsozialisten verfolgten Freunden in Not nicht hilft, sondern wegschaut und verdrängt. Magda bleibt eher blass, ist eine, wenn auch wichtige, Nebenfigur, die ihre Entscheidungen immer bewusst trifft. Ihr Ziel ist es, eine prominente Stellung in der Gesellschaft zu erreichen, jemand zu sein. Auch wenn sie dafür einiges in Kauf nehmen muss, ist sie für mich eine eiskalte, emotionslose Figur, der selbst die Schicksale ihres jüdischen Stiefvaters sowie ihres jüdischen Jugendfreundes völlig gleichgültig sind. Da kommt bei mir auch kein Mitleid auf, dass sie unter den Affären ihres Mannes, Joseph Goebbels, zu leiden hat.
Nora Bosseng hat ein beeindruckendes Porträt der NS-Zeit geschrieben, spannend, aber auch beklemmend. Ein lesenswertes Buch, das zum Nachdenken anregt. Mir graust es, wenn ich Parallelen zwischen der damaligen Zeit und der aktuellen politischen Lage ziehe….

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Veröffentlicht am 11.09.2024

Spannender Provence-Krimi

Mörderisches Lavandou (Ein-Leon-Ritter-Krimi 5)
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Es hätte so ein schöner Spätsommer im idyllischen Feriendörfchen Le Lavandou in der Provence werden können – nur noch wenige Touristen, der Sommertrubel ist vorbei. Doch dann verschwindet eine junge Frau ...

Es hätte so ein schöner Spätsommer im idyllischen Feriendörfchen Le Lavandou in der Provence werden können – nur noch wenige Touristen, der Sommertrubel ist vorbei. Doch dann verschwindet eine junge Frau und wird wenige Tage später tot aufgefunden. Sie wurde bestialisch gequält und brutal ermordet. Für den Vater der Ermordeten steht der Täter sofort fest – es kann nur ihr Freund gewesen sein, Pierre Roussel, Mitarbeiter einer Stuntshow, die in Le Lavandou ihr Winterlager aufschlagen wollen.
Statt den provenzalischen Spätsommer zu genießen, machen sich der deutsche Rechtsmediziner Leon Richter und seine Lebensgefährtin, die stellvertretende Polizeichefin, Isabelle Morell, auf die Suche nach dem Täter. Kurze Zeit später wird eine zweite Frauenleiche, ähnlich grausam zugerichtet, gefunden. Die lokalen Autoritäten machen Druck, fürchten negative Auswirkungen auf den Tourismus. Auch der lokale Polizeichef erwartet eine schnelle Lösung, will unbedingt schnell einen Täter präsentieren, um seiner Karriere einen Schub zu verpassen.
Auch ohne Kenntnis der Vorgängerbände – „ Mörderisches Lavandou“ ist der 5. Fall für Leon Richter - kann man der Geschichte problemlos folgen. Es gibt diverse Hinweise auf die Vergangenheit von Leon Richter, wie es dazu kam, dass ein deutscher Rechtsmediziner im beschaulichen Le Lavandou gelandet ist, wie aus ihm und Isabelle Morell ein Paar geworden ist, etc. Für Leser, die nicht mit dem 1. Fall der Reihe angefangen haben, durchaus hilfreiche Informationen. Spätestens, wenn man ein zweites Buch aus der Reihe liest (ich hatte schon den aktuellsten Fall – „Verräterisches Lavandou“, der 10. Fall für Leon Richter, gelesen), fangen diese Wiederholungen aber an, etwas zu langweilen. Ich verstehe zwar die Notwendigkeit dieser Wiederholungen, ansonsten müsste man die Reihe mit dem 1. Fall beginnen und könnte nicht zwischendurch einsteigen. Bei mir führt das allerdings normalerweise dazu, dass ich spätestens nach dem dritten Fall aus einer Reihe wieder aussteige.
Beliebtes Stilmittel ist der Prolog, so auch in dieser Geschichte. Beschrieben wird hier wie der Täter seines ersten Opfers habhaft geworden ist, natürlich ohne genaue Hinweise. Dadurch entsteht sofort Spannung und bleibt durch das ganze Buch bestehen, da man ständig grübelt, wem man dieses Vorgehen zutrauen würde. War es der Gärtner Joseph Talbot, der als Jugendlicher Tiere gequält hat und später wegen Leichenschändung in der Psychiatrie gelandet ist? Oder der Maler Antoine, der mit Vorliebe Skizzen von menschlichen Gliedmaßen anfertigt? Es gibt noch weitere unsympathische Zeitgenossen in Le Lavandou: den Tabakladenbesitzer Michel mit seiner ziemlich rechtsextremistischen Einstellung, den Buchhändler Nortier, bei dem Leon seine Zeitungen kauft, der ihm aber nicht sehr sympathisch ist oder der Pfarrer Père Dumont, der mit seinen pädophilen Neigungen kämpft. Verwirrende Hinweise, falsche Fährten und dramatische Entwicklungen halten das Spannungslevel bis zum Schluss aufrecht!
Nach wie vor sind mir Leon und Isabell, die sich weder durch den Druck von Polizeichef oder lokalen Autoritäten in ihrer Ermittlungsarbeit beindrucken lassen, sehr sympathisch und die Beschreibung von Land und Leuten versetzen mich sofort in die Provence. Auch mit „Mörderisches Lavandou“ ist Remy Eyssen die perfekte Mischung aus spannendem Krimi und Beschreibung der provenzalischen Idylle gelungen.
Von den diversen Krimireihen mit Lokalkolorit, die es inzwischen gibt, ist die Reihe um Leon Richter sicher eine der besten! Falls ich mal wieder Sehnsucht nach der Provence verspüre, werde ich noch zu einem weiteren Fall von Leon Richter greifen. Die gesamte Reihe wird es eher nicht werden, ein so eingeschworener Leon Richter Fan bin ich dann doch nicht.

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Veröffentlicht am 26.06.2024

Positiv bleiben!

Wenn du schon hundert wirst, kannst du genauso gut auch glücklich sein
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In einer immer älter werdenden Gesellschaft ist das Alter ein Thema, das irgendwann jeden einholt.
Das wunderschön gestaltete Cover und – mehr noch – der Titel „Wenn Du schon hundert wirst, kannst du ...

In einer immer älter werdenden Gesellschaft ist das Alter ein Thema, das irgendwann jeden einholt.
Das wunderschön gestaltete Cover und – mehr noch – der Titel „Wenn Du schon hundert wirst, kannst du genauso gut auch glücklich sein“ hat mich sofort angesprochen, denn wer möchte nicht glücklich, zufrieden und mit sich im Reinen altern. Und wer kann sich besser zu diesem Thema äußern als ein hochbetagter Mensch mit dem großen Erfahrungsschatz eines langen, nicht immer einfachen Lebens.
Und so teilt Rhee Kun Hoo, ein fast 90jähriger koreanischer Psychiater, seine Erkenntnisse mit der Leserschaft.
Neue Erkenntnisse bietet das Buch nicht, wer den ultimativen Plan für ein glückliches Altern erwartet hat, wird enttäuscht. Die Erfahrungen, Erlebnisse, Gedanken und Schlussfolgerungen des Autors bestätigen, was man eigentlich schon weiß: Glück und Zufriedenheit im Alter sind keine Selbstläufer, es liegt an jedem selbst! Dem Alter kann niemand entgehen, also nützt es auch nichts, in Selbstmitleid zu versinken und miesepetrig zu lamentieren. Stattdessen sollte man die Realitäten akzeptieren und das Beste daraus machen: soziale Kontakte pflegen, neue Kontakte knüpfen, sich über die kleinen Dinge des Lebens freuen, im Rahmen seiner Möglichkeiten aktiv sein, auch den nachfolgenden Generationen etwas zutrauen und nicht ständig kritisieren, etc. Viele dieser Tipps gelten nicht nur für das Alter, sondern sind in jeder Lebensphase wichtig.
Der Schreibstil ist flüssig und humorvoll, das Buch hat mich zum Schmunzeln, aber auch zum Nachdenken gebracht.
Auch wenn das Buch nichts wirklich Neues liefert, werde ich sicher hin und wieder darin blättern, ganz besonders dann, wenn ich mal wieder mit mir selbst hadere. Der eine oder andere Gedanke ist es wert, mehrmals gelesen zu werden!

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Veröffentlicht am 12.06.2024

Mehr "Wohlfühl" als "Krimi

Mieses Spiel um schwarze Muscheln
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Inspecteur Piet van Houvenkamp will nur gemütlich angeln und ein paar Hornhechte fangen. Leider zieht sein Angelnachbar eine Leiche aus dem Wasser, den ordentlich in einen Sack verpackten Muschelfischer ...

Inspecteur Piet van Houvenkamp will nur gemütlich angeln und ein paar Hornhechte fangen. Leider zieht sein Angelnachbar eine Leiche aus dem Wasser, den ordentlich in einen Sack verpackten Muschelfischer Jacobus Schouten. Da Piet bereits vor Ort ist übernimmt er mit seiner Assistentin Annemieke Breukirk erst mal die Ermittlungen. Das kommt dem eigentlich zuständigen Beamte, Pim Wouters, sehr gelegen, da er vollauf mit der bevorstehenden Geburt seines ersten Kindes beschäftigt ist und überhaupt keinen Kopf für Mordermittlungen hat.
Auch die nordrhein-westfälischen Camper, die pünktlich zu Ostern auf dem Campingplatz „De Grevelinge“ eingefallen sind, haben von dem Leichenfund erfahren und starten ihre eigenen Ermittlungen.
„Mieses Spiel um schwarze Muscheln“ ist der dritte Fall von Inspecteur Piet van Houvenkamp und die deutschen „Privatermittler“. Die beiden Vorgängerbände habe ich nicht gelesen, trotzdem konnte ich der Geschichte gut folgen.
Bernd Stelters Schreibstil hat mir gut gefallen – unterhaltsam und lustig. Als Hörbuch, gelesen von Bernd Stelter wäre es wahrscheinlich noch witziger gewesen. Alle Klischees, die man von deutschen Campern hat, werden bedient, man erfährt so einiges über Miesmuscheln, das Muschelgewerbe, gute Muschelrestaurants und die leckersten holländischen Biersorten. Sollte ich also mal Campingurlaub im holländischen Zeeland machen wollen, kenne ich mich jetzt bestens aus. Das Buch kann jeden Reiseführer ersetzen. Ein Krimi ist es leider nicht. Die Mordermittlungen sind eher zweitrangig, von Spannung keine Spur. Man kommt überhaupt nicht auf die Idee, mitzurätseln bzw. Vermutungen über den Täter anzustellen. Da hilft auch eine zweite Leiche und die überraschende Lösung nichts mehr.
Alles in allem locker-flockige Unterhaltung für ein paar vergnügliche Lesestunden. Ein humoriger Wohlfühlkrimi für Holland- und Campingliebhaber. Da die Betonung auf „Wohlfühl“, aber nicht auf „Krimi“ liegt, wohl eher nichts für echte Krimifans.

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Veröffentlicht am 05.04.2024

Schöne Welt? - Nein, banaler Alltag!

Schöne Welt, wo bist du
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Sally Rooney hatte mich mit "Normal People" schon nicht überzeugt, habe den Hype nie so richtig verstanden. Das Cover von „Schöne Welt, wo bist Du“ hat mich angesprochen, also habe ich ihr eine zweite ...

Sally Rooney hatte mich mit "Normal People" schon nicht überzeugt, habe den Hype nie so richtig verstanden. Das Cover von „Schöne Welt, wo bist Du“ hat mich angesprochen, also habe ich ihr eine zweite Chance gegeben.
In der Geschichte geht es um Alice, Felix, Eileen und Simon, vier junge Leute Ende Zwanzig / Anfang Dreißig, die mit ihrem Leben nicht unbedingt zufrieden sind.
Alice und Eileen sind seit ihren Studienzeiten miteinander befreundet. Alice ist zu einer erfolgreichen Schriftstellerin geworden, die nach einer längeren Auszeit bedingt durch psychische Probleme wieder in ihr Leben zurückfinden will. Über eine Dating-App lernt sie Felix kennen, der als Lagerarbeiter jobbt und keinen besonders guten Ruf hat. Eileen hält sich mit einem schlecht bezahlten Job bei einem Literaturmagazin über Wasser. Sie hat die Trennung von ihrem Freund hinter sich und ist sich nicht sicher, ob sie sich auf eine Beziehung mit ihrem Jugendfreund Simon, einem gläubigen Christen mit einem recht gut bezahlten Job, einlassen soll.
Keine der Personen war mir wirklich sympathisch, ich bin mit niemandem warm geworden. Im Gegenteil – das Sich-gegenseitig-vor-den-Kopf stoßen und Schaffen von Problemen, die es sonst nicht gegeben hätte, hat mich eher genervt. Und so plätschert die Geschichte auf mehr als 300 Seiten vor sich hin….
Am besten gefallen hat mir noch der Aufbau der Geschichte – der Wechsel zwischen Erzählperspektive und Email-Austausch, der nicht immer sofort erkennbar war, die fehlenden Anführungszeichen bei wörtlicher Rede, haben immerhin zu konzentriertem Lesen geführt.

Alles in allem hat mich das Buch nicht sonderlich in den Bann gezogen, ich fand die Geschichte eher banal. Aber vielleicht ist der Roman auch ein Generationen-Ding und die Endzwanziger/Dreißiger finden sich hier eher wieder.

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