Perfektes literarisches Crossover!
Okay, dieser Roman hat 118 Seiten.
Für mich 118 Seiten Perfektion.
Unterhaltsam, tiefgründig, spannend und subtil. Und am Ende bricht dir ein bißchen das Herz.
Thierry ist ein erfolgreicher und vielbeschäftigter ...
Okay, dieser Roman hat 118 Seiten.
Für mich 118 Seiten Perfektion.
Unterhaltsam, tiefgründig, spannend und subtil. Und am Ende bricht dir ein bißchen das Herz.
Thierry ist ein erfolgreicher und vielbeschäftigter Cutter im aufstrebenden Start Up seines Freundes und Partners. Seine wunderschöne Frau Vanessa ist eine erfolgreiche und gut gebuchte Schauspielerin. Gemeinsam mit ihrer aufgeweckten Tochter Evie nehmen sie sich für ein paar Tage die lange überfällige Auszeit in einem Schweizer Luxusressort. Thierry dort hat für die kleine Familie ein Chalet gemietet, bei dem jeder Komfort inklusive ist und das Personal ihnen jeden Wunsch von den Augen abliest.
Die Familie, allen voran die kleine Evie, genießt den Aufenthahlt in vollen Zügen. Auch der Familienkater Pizza, den sie mit ins Chalet geschmuggelt haben, fühlt sich in seiner neuen Umgebung wohl. Nur Thierry, aus dessen Ich-Perspektive Minelli erzählt, schient gedanklich von seinem aktuellen Filmprojekt und seiner Arbeit abgelenkt zu sein.
Der Film, an dem Thierry gerade arbeitet und das ihn sehr beschäfftigt, heißt „Theorie von allem“ und dreht sich um das Weltall und die Relativitätstheorie. Auch im Urlaub kreisen Thierrys Gedanken ständig um das Projekt.
„Über die Entstehung des Universums existieren verschiedene, sich zum Teil widersprechende Theorien. Über sein mögliches Ende auch.“
Ich bemerke als Leser*in ziemlich schnell gewisse subtile Dissonanzen und ungute Vibes, die auch bekannt sind als „to good to be true“. Die Beziehung des Paares und die zu ihrer Tochter scheint zu liebevoll, zu perfekt, um wirklich authentisch zu sein.
Die Angestellten des Ressorts und die Anrufe von Thierrys Partner wirken wie irritierende Störkörper in einer perfekten Wintertraumlandschaft.
Anders als der Klappentext, will ich den Roman gar nicht weiter beschreiben. Du sollst selbst die Freude haben, auf die lauter werdenden Missklänge in der Harmonie eines perfekten Familienurlaubes zu lauschen. Und manchmal scheint auch die Zeit nicht linear zu verlaufen…
Minelli beherrscht die Kunst, mit subtilen Andeutungen und kleinen Details ein atmosphärisches Setting vor verschneitem Bergpanorama zu erschaffen, in dem die Realität des Erzählers und der Lesenden zunehmend verschwimmt.
Ich persönlich liebe diese Art des Geschichtenerzählens und suche sie immer wieder in meinen Lektüren.
Michèle Minelli ist in meinem Augen mit „Wie es endet“ eine wunderbar literarische Version eines Tropes gelungen, dass sonst Klassischerweise bevorzugt in Genres der Spannungsliteratur verwendet wird.
Ein perfektes Crossover und eine uneingeschränkte Leseempfehlung von mir!
„Menschen dringen in die Herzen von Atomen ein und erforschen die Tiefen des Weltalls, aber ihre eigenen Herzen bleiben ihnen unerschlossen.“