Platzhalter für Profilbild

Cleopatra0103

Lesejury Star
offline

Cleopatra0103 ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Cleopatra0103 über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 07.11.2024

Detektivgeschichte auf den Spuren von Thomas Mann

Gefährliche Betrachtungen
0

Das erste, was mir zu diesem Buch einfällt, ist die ungewöhnliche Mischung aus Detektivgeschichte, historischem Roman und auch einer Art Gesellschaftsroman der damaligen Zeit. Der Schreibstil ist sehr ...

Das erste, was mir zu diesem Buch einfällt, ist die ungewöhnliche Mischung aus Detektivgeschichte, historischem Roman und auch einer Art Gesellschaftsroman der damaligen Zeit. Der Schreibstil ist sehr bildhaft, teilweise recht ausschmückend und macht die besondere Atmosphäre im Sommer des Jahres 1930 auf der Kurischen Nehrung für den Leser greifbar. Die Figuren sind gut gezeichnet, teilweise etwas kurios, aber liebenswert. Der Übersetzer Miuleris trifft auf Thomas Mann, den er bewundert und von einer Übersetzung eines seiner Romane überzeugen will. Aus der ersten Begegnung entwickelt sich eine Kriminalgeschichte, die beide Männer über den Sommer verbindet und eine ganz besondere Beziehung begründet. Die politische Brisanz und Spannung der damaligen Zeit kommt sehr gut zum Ausdruck. Die Geschichte an sich ist nicht besonders spannend, durch die politische Brisanz und auch eine Prise Witz und Ironie an den richtigen Stelle, ist sie aber dennoch packend. Die teilweise etwas sehr detaillierten Beschreibungen der Landschaft und Örtlichkeiten erschweren den Lesefluss teilweise etwas, unterstreichen aber das Bild und passen zum Thema. Eine Kriminalgeschichte, die zwar nicht vor unerwarteter Wendungen strotzt, aber durchaus sympathisch und leichtfüßig erzählt ist.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 04.11.2024

Etwas verworren, aber mit interessanten Charakteren

Blutrotes Karma
0

Der neue Thriller von Grangé entführt den Leser in das Paris der Studentenrevolten in den 60er Jahren, nach Indien und schließlich in die Ewige Stadt. Was wie eine spannende und ungewöhnliche Kombination ...

Der neue Thriller von Grangé entführt den Leser in das Paris der Studentenrevolten in den 60er Jahren, nach Indien und schließlich in die Ewige Stadt. Was wie eine spannende und ungewöhnliche Kombination klingt, ist auch eine. Zwei sehr unterschiedliche Halbbrüder begeben sich auf die Jagd nach einem Serienmörder. Dabei stoßen der intelligente Student Hervé und der charismatische, aber brutale Polizist Mersh auf ein Netz aus Esoterik, Sekten und geheimnisvoller Praktiken. Mit dabei die junge, schöne Nicole, eine Studentin, der beide Brüder sehr nah kommen. Ich habe zuerst etwas Probleme, mich in die Handlung, die verschiedenen Bewegungen der verzweigten Studentenszene in Paris und die Fülle an Figuren einzufinden. Doch nach und nach packt mich die Geschichte. Wenn man denkt, einige Fäden entwirrt zu haben, kommen neue hinzu. Etwas unübersichtlich wird es dann mit der Reise nach Indien, dem Zentrum für Aussteiger, Hippies und Grenzgänger. Es treten Personen auf und ab, deren Namen ich mir schlecht merken kann und die für mich nur wenig unterscheidbar sind. Dennoch bleibt die Spannung hoch und ich bleibe dran. Hervé tritt in diesem Teil etwas in den Hintergrund, der Bruder übernimmt die Regie. Die Zustände und verschiedenen Strömungen in Indien sind sehr bildhaft eingefangen und beschrieben. Ein Moloch aus Armut, Seuchen, Krankheit, Tod. Die mörderische Jagd neigt sich dem Höhepunkt zu. Der letzte Teil ist auch interessant und fügt das Bild zu einem Ganzen zusammen. Es ist ein bildgewaltiger, brutaler Thriller, der mich aber mit dem Thema packt und sehr detailliert geschrieben ist. Teilweise überfordern mich die vielen Figuren und Entwicklungen aber etwas. Die drei Hauptfiguren sind sehr charismatisch und verlieren über die gesamte Handlung nicht an Ausstrahlung. Das Cover passt auch toll zur Handlung. Auf den ersten Blick sah es aus wie eine Fledermaus, auf den zweiten offenbart sich die Frau in einer Art Yogapose. Ein fesselnder Thriller für alle, die sich auf Esoterik und eine verrückte Reise von Europa nach Indien einlassen wollen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 21.10.2024

Ein besonderer und sehr intensiver Roman

So gehn wir denn hinab
0

Dieses Buch ist ein besonderer Roman. Es geht um Sklaverei, aber auch den Glauben an die eigene Stärke und den Willen, selbst zu entscheiden. Der Leser begleitet Annis auf ihrem Leben im Elend, Leid und ...

Dieses Buch ist ein besonderer Roman. Es geht um Sklaverei, aber auch den Glauben an die eigene Stärke und den Willen, selbst zu entscheiden. Der Leser begleitet Annis auf ihrem Leben im Elend, Leid und Schmerz der Sklaverei. Dabei schildert die Autorin sehr drastisch, welche Qualen die Menschen zu erleiden hatten. Die fehlende Würde, das Ausgeliefertsein und die Machtlosigkeit gegenüber der Willkür der weißen Herrscher. Annis hat trotz allem eine einigermaßen behütete Kindheit mit ihrer Mutter. Diese endet jäh als der Plantagenbesitzer, der gleichzeitig Annis Vater ist, sie bedrängt und ihre Mutter verkauft. In ihrer Einsamkeit findet Annis Trost bei ihrer Freundin Safi, die zarte Liebesgeschichte zwischen beiden ist wunderbar erzählt und ein Kontrast zur Grausamkeit des Alltags. Doch das kleine Glück wird jäh zerstört, auch Safi und Annis werden verkauft und treten einen langen, qualvollen Marsch durch das Land an. Unterwegs zeigen sich Annis rätselhafte Geistererscheinungen. Diese intensivieren sich in der zweiten Hälfte des Buches, was einerseits märchenhaft ist, anderseits den Lesefluss etwas erschwert, da ich mich beim Lesen stark konzentrieren muss. Die Geister sind nicht nur gute Wesen, sie fordern, sind zäh und wollen Opfer und Dankbarkeit. Safi gelingt schließlich die Flucht, Annis bleibt zurück und wird an eine grausame Frau verkauft, bei der sie noch härter arbeiten muss und noch weniger zu essen bekommt. Bei allem Elend, allem Leid behält sie sich die innere Stärke und Kraft. Das hat mich beim Lesen sehr beeindruckt. Die Geister unterstützen sie, letztlich ist sie es aber, die sich aus dem Elend hervor kämpft und in die Freiheit aufbricht. Ein starker Roman, der zur Selbstermächtigung aufruft.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 15.10.2024

Vom Aufstieg über Kämpferin

Coco und die Revolution der Mode
0

Coco Chanel hat mich schon immer fasziniert. Ihr Kampfgeist, ihre Kreativität, der Wille zur Perfektion. Dieses Buch stellt ihre frühen Jahre in den Mittelpunkt. Der mühsame Aufstieg von einem armen Mädchen ...

Coco Chanel hat mich schon immer fasziniert. Ihr Kampfgeist, ihre Kreativität, der Wille zur Perfektion. Dieses Buch stellt ihre frühen Jahre in den Mittelpunkt. Der mühsame Aufstieg von einem armen Mädchen zur Sonne der Modewelt, wie es im Roman heißt. Ihre Kindheit ist hart, das Kloster, in das sie nach dem Tod ihrer Mutter kommt, aber eine Rettung. Gabrielle ist fasziniert von der Ordnung und Strenge der Schwestern. Nach der Schule nimmt sie eine Arbeit bei einer Änderungsschneiderei an und lernt einen reichen jungen Mann kennen, der sie auch finanziell unterstützt. Anfangs hadert Gabrielle damit von reichen Männern abhängig zu sein. Letztlich bewahrt sie aber ihre Stärke indem sie das geliehene Geld zurückzahlt und das Beste aus der Situation macht. Ihre Liebe zu Boy Chapel nimmt einen großen Teil des Buches ein. Tragisch, dass diese Liebe letztlich nicht wirklich gelebt werden konnte. Was mir sehr imponiert, ist der Wille und Mut mit dem Chanel die Läden in Deauville und Biarritz eröffnet. Trotz Krieg und Risiko gelingt es ihr, erfolgreich zu sein. Hat sie vom Krieg profitiert? Vielleicht. Ist das eine Schande? Ich finde nicht. Der Roman zeichnet ein vielschichtiges Bild der Designerin, die stark und mutig ist, aber im Herzen auch geliebt werden will und eine tiefe Bindung zu ihrer Familie hat. Eine bemerkenswerte Frau. Nebenbei macht die Lektüre auch Lust auf Mode und darauf, sich gut anzuziehen. Es macht Spaß, den Roman zu lesen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 16.09.2024

Tiefe Einblicke in die marokkanische Geschichte

Schaut, wie wir tanzen
0

Der zweite Teil der Familiengeschichte um Mathilde, Amine, Aicha und Selim führt wieder tief in die marokkanische Geschichte und in die schwierige Beziehung zwischen Frankreich und Marokko. Im Mittelpunkt ...

Der zweite Teil der Familiengeschichte um Mathilde, Amine, Aicha und Selim führt wieder tief in die marokkanische Geschichte und in die schwierige Beziehung zwischen Frankreich und Marokko. Im Mittelpunkt steht dieses Mal vor allem Aicha, die in Straßburg Medizin studiert und sich nach und nach von ihrer Familie und dem Land, in dem sie aufgewachsen ist entfernt. Dennoch kehrt sie nach dem Studium nach Marokko zurück und wird Ärztin. Sie lernt Mehdi kennen und verliebt sich in den klugen jungen Mann, der Karl Marx genannt wird. Seine Figur empfinde ich als sehr zwiespältig. Seine einst hohen Ideale zerbröseln nach und nach. Die tragischste Figur ist für mich der Bruder Selim, dem es einfach nicht gelingt, seinen Vater zufriedenzustellen und der sich den Hippies anschließt und in einem wirren Sumpf aus Drogen und Ekstase zu entgleiten droht. Letztlich geht er nach Amerika, viel mehr erfährt man leider nicht. Sehr gut eingefangen ist das Lebensgefühl der jungen marokkanischen intellektuellen Elite in den 70er Jahren. Strandvillen, Partys, lange Gespräche und Alkohol. Keine Existenzängste mehr, Lebensgenuss steht im Mittelpunkt. Die Ehe von Amine und Mathilde hat Bestand, dennoch tut mir Mathilde leid. Sie reibt sich auf für Familie und Haushalt, stärkt ihrem Mann den Rücken und wird dennoch betrogen und belogen. Wie hält sie das aus? Die schwierige politische Situation ist ebenfalls sehr eindringlich beschrieben. Doch leider bleiben mir die Figuren ein wenig fremd, sie berühren mich nicht so sehr wie im ersten Teil. Ich folge ihrem Weg zwar interessiert, aber etwas teilnahmslos. Der Schreibstil selbst gehört mir jedoch sehr gut. Bildhaft und detailreich, ohne ausschweifend und blumig zu sein.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere