Ungewöhnliche Ermittlungen in Taiwan
Zunächst hat mich zu „Das Parfüm des Todes“ der Titel mitsamt Cover gezogen und dann tatsächlich auch der Verlag, denn ich habe von Suhrkamp schon einige ungewöhnliche Thriller bekommen, die vielleicht ...
Zunächst hat mich zu „Das Parfüm des Todes“ der Titel mitsamt Cover gezogen und dann tatsächlich auch der Verlag, denn ich habe von Suhrkamp schon einige ungewöhnliche Thriller bekommen, die vielleicht nicht alle ein Kassenschlager sind, für mich aber unterstreichen, dass es spezielle Geschichten sind und dass es nicht für ordinären Ermittler X immer der 50. Fall schon sein muss. Erst im nächsten Gedanken fand ich dann interessant, dass mit Autorin Katniss Hsiao eine taiwanische Identität vorliegt. Ich lese viel zu wenig aus dem asiatischen Raum, was sicherlich auch daran liegt, dass es am deutschen Buchmarkt auch einen geringeren Anteil ausmacht, aber es liegt sicherlich auch an mir. Von daher war ich sehr gespannt.
Ich habe in „Das Parfüm des Todes“ sehr schlecht reingefunden. Es lag sicherlich auch an kulturellen Unterschieden, indem ich mit asiatischen Namen und dass hier Nachname und Vorname oft zusammengesprochen werden und in der unterschiedlichen Reihenfolge stehen, keinen regulären Umgang war. Aber nein, das war es nicht, was mir den Einstieg erschwert hat. Es war eher das Hineingeworfen werden in eine relativ bizarre Ausgangssituation. Yang Ning ist als Figur sehr schwer zu packen und sie ist auch wahrlich niemand, die einen sofort mit Sympathien einfängt. Es war eher das Gegenteil und das Gefühl, dass es über sie noch viel zu erfahren gibt, bis sich überhaupt etwas bei mir angesichts von Sympathien tun wird. Aber hier schwankte auch mit, dass ich zu diesem Buch gegriffen habe, weil ich Gewöhnliches nicht wollte und dementsprechend auch nicht erwartet habe. Demnach war klar, dass ich auf jeden Fall durchhalten würde. Was aber eindeutig nicht hätte sein müssen, dass war das Hin- und Herspringen zwischen den Zeiten. Zumal es auch optisch kein Warnsignal gab. Wären die Rückblenden jeweils in die Kapitel integriert worden, dann hätte es sich wahrscheinlich alleine schon die Erzähltechnik erklärt. So aber fange ich ein neues Kapitel an und denke auf einmal: Wo sind wir denn jetzt? Irgendwann macht es natürlich klick, aber das sind für mich auch Erzählweisen, die gar nicht so einfach sind und vielleicht sollen sie die Leserschaft auch wach halten, aber ich empfinde es eher als Schikanen.
Das Einzige, was sich optisch deutlich absetzt, das ist eine Perspektive, die kursiv geschrieben und eingerückt ist. Hier gab es immer deutlich das Signal, hier geht es um jemand anderen als Yang Ning und es ist eine der Rätsel herauszufinden, wer sich dahinter verbirgt. Wenn ich diese Kritikpunkte zum Anfang bedenke, dann ist es sehr erleichternd, dass „Das Parfüm des Todes“ in meinen Augen immer besser wurde. Je mehr Zeit verging, desto mehr habe ich Ning verstehen können. Sympathien bleibt ein schwieriges Wort, aber es war auf jeden Fall Verständnis da, denn ich habe sie als Figur immer besser greifen können. Wie war sie als Kind, was hat sich anschließend getan, warum ist sie traumatisiert, wie ist ihr Verhältnis zu Gerüchen und warum hat sie so bizarre Praktiken an Tatorten? Mehr und mehr setzen sich die Puzzleteile zusammen. Dazu ist top, dass mit ihr wirklich ein ganz normaler Mensch quasi zur Ermittlerin wird. Anders kann man das auch nicht bezeichnen, denn sie löst so einige Rätsel, die den richtigen Polizisten verborgen bleiben und das sicherlich mit Köpfchen, aber auch ihrer Beziehung zum Geruchssinn. Um sie herum gibt es weitere Charaktere. Die Anzahl ist überschaubar gehalten, was hier gut passt, aber es sind alles auf ihre Weise Unikate und es ist auch cool, wie Ning ihnen aufgrund ihrer eigenen Art begegnet und das ist vor allem vorurteilsfrei.
Auch wenn die Erzählweise bis zum Schluss eine gewisse Herausforderung bleibt, weil die Autorin auch gar nicht geschmeidig, simpler erzählen wollte, aber ich habe einen Gewöhnungseffekt bemerkt und mich trotz einiger Kreisel trotzdem nicht verführt gefühlt, etwas zu überfliegen. Denn es gab bis zum Schluss auch noch genug zu entdecken. Hsiao hat die Spannung und die Komplexität bis zum letzten Satz hochgehalten. Auch wenn es in der Gesamtsicht vielleicht etwas absurd ist, was Ning alles aufgedeckt hat, aber es hat sich dennoch organisch in die Gesamtgeschichte eingefügt. Auch wenn sich alles auf einen kleinen Personenkreis bezieht, aber dennoch hatte ich Überraschungseffekte, die aber auch nicht nur in den Tätern lagen, sondern auch auf die Art, wie Ning Aspekte herausfand, was sie dafür auf sich genommen hat und dabei ihr stetes Gefühlschaos.
Fazit: „Das Parfüm des Todes“ ist für Suhrkamp ein wirklich typischer Thriller. Er ist mit nichts anderem zu vergleichen, weil Katniss Hsiao etwas erschaffen hat, was raussticht. Auch wenn es am Anfang echt schwierig war, aber einmal mit Packan, dann habe ich immer mehr Gefallen an Yang Ning und ihren Erlebnissen gefunden. Dabei war es auch spannend bis zum Schluss. Für Liebhaber von ungewöhnlichen Thrillern auf jeden Fall eine Empfehlung wert!