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Veröffentlicht am 19.11.2024

Haunted House

Das flüsternde Haus
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Harry hat einen skurrilen Job: Sie putzt für einen berühmten Regisseur von Horrorfilmen in dessen riesiger Villa. Auf das Geld ist sie dringend angewiesen, um sich und ihren halbwüchsigen Sohn Gabe durchzubringen. ...

Harry hat einen skurrilen Job: Sie putzt für einen berühmten Regisseur von Horrorfilmen in dessen riesiger Villa. Auf das Geld ist sie dringend angewiesen, um sich und ihren halbwüchsigen Sohn Gabe durchzubringen. Dennoch hat der Job einen besonderen Reiz für sie, denn Harry ist eine Liebhaberin und Kennerin der Filme von ebendiesem Javier Castillo. Daher lässt sie auch seine schrulligen Anforderungen über sich ergehen. Doch nach und nach ereignen sich unerklärliche Dinge in der Villa.

Ganz behutsam baut sich das Grauen in dieser Geschichte auf. Von Anfang an entfaltet sich inmitten der Sammlung von Filmrequisiten und Kostümen in der Villa eine bedrohliche Grundstimmung, die sich nach und nach konkretisiert und steigert. Das Grauen kriecht unaufhaltsam unter die Haut. Entwicklungen in Harrys Leben drängen sie immer mehr in eine ganz bestimmte Richtung, und diese Ausweglosigkeit verstärkt das Gefühl des Ausgeliefertseins noch einmal ganz besonders.

Mich konnte dieses wunderbare unterschwellige Grauen voll abholen. Es gibt dieses gewisse wohlige Gruseln, und diesen Ton trifft die Geschichte voll und ganz. Es war genau die Dosierung, um beim Lesen zu fesseln. Der Plot zieht die Schlinge um Harry immer enger zu, die Stimmung wird immer drängender und baut so gleichermaßen Grauen und Spannung auf. Ganz besonders gelungen fand ich das wunderbar altmodisch anmutende Horrorszenario mit den Filmrequisiten wie in einem echten Klassiker. Eine großartige Haunted-House-Story!

Für mich ein hervorragendes Leseerlebnis!

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Veröffentlicht am 12.11.2024

Verbunden durch die Zeiten

Das Haus der Bücher und Schatten
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Dichter Nebel und ratternde Druckermaschinen – wir sind zurück im Graphischen Viertel in Leipzig. Dieses Mal folgen wir Kommissar Cornelius Frey auf den Spuren eines Doppelmords, hinter dem so viel mehr ...

Dichter Nebel und ratternde Druckermaschinen – wir sind zurück im Graphischen Viertel in Leipzig. Dieses Mal folgen wir Kommissar Cornelius Frey auf den Spuren eines Doppelmords, hinter dem so viel mehr steckt. Erneut begegnen wir einer halbseidenen Welt aus Verschwörungen, Esoterik, und dies alles in der explosiven politischen Situation von 1933.
Ein weiterer Handlungsstrang führt uns weiter zurück. 1913 reist eine Lektorin aus Leipzig ins eisig verschneite Livland, um bei Autor Aschenbrand dessen neuestes, überfälliges Werk persönlich abzuholen. Mit dabei ihr Verlobter Jonathan, der selbst davon träumt, ein gefeierter Autor zu werden, aber am eigenen Perfektionismus verzweifelt.

Meisterhaft breitet Kai Meyer beide Zeitebenen vor uns aus. Besonders gut getroffen finde ich die dichte Atmosphäre:

1933 erleben wir vor allem die politische Bedrohung und die braune Schlinge, die sich immer enger zuzieht. Aber auch eine Szene des Okkultismus, der wir schon in den früheren Büchern begegnet sind, treffen wir an. Die Kreise werden bis zu den Freimaurern gezogen und verstricken uns in ein dichtes Netz, die unsichtbare Bedrohung ist regelrecht greifbar.

1913 nimmt uns mit ins Baltikum zu einer Gesellschaftsschicht, deren Tage gezählt sind. Geradezu symbolisch das nahezu verlassene Anwesen in weiter Leere. Hier fügt Meyer eine geniale Prise Horror und Übersinnliches in das Geschehen ein. Da habe ich beim Lesen mächtig Gänsehaut und erlebe mehr als einen Schreckmoment.

Nachdem mich der zweite Band der Reihe nicht ganz überzeugen konnte, stören mich bei diesem auch kleinere Unebenheiten, was die Motivation der Beteiligten angeht, nur minimal. Es ist vor allem die Motivation und die Entwicklung von zwei weiblichen Charakteren, die ich als nicht ganz schlüssig empfinde. Der leichte Horrorcharakter macht jedoch vieles wett und lässt mich eine begeisterte Leseempfehlung aussprechen.

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Veröffentlicht am 07.11.2024

Wucht der Worte und Gefühle

Lake of Lies – Found
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Wenn die Emotionen, die Wut, der Frust so grenzenlos und übermächtig werden, dass Worte nicht mehr ausreichen, um sie zu beschreiben, findet eine Autorin wie Leonie Lastella eine ganz eigene Sprache, um ...

Wenn die Emotionen, die Wut, der Frust so grenzenlos und übermächtig werden, dass Worte nicht mehr ausreichen, um sie zu beschreiben, findet eine Autorin wie Leonie Lastella eine ganz eigene Sprache, um dies alles auszudrücken.

Im zweiten Band der Dilogie verleiht sie River eine grobe, verletzende und verletzte Stimme, die uns sein gesamtes Leid und seine Verzweiflung hautnah spüren lassen.

Ganz anders die zarte und einfühlsame Stimme der wunderbaren June. Auch sie hat Schlimmes durchlitten und leidet immer noch, aber hinter hochgezogenen Schutzmauern.
Dieser zweite Teil ist eine wahre Wucht, eine Sprachgewalt, eine Welle von Emotionen und dazu ein wahnsinnig spannendes Finale. Die Lovestory von River und June berührt in all ihrer Tiefe und Intensität voller Leidenschaft, aber auch Zartheit.

Nachdem der Suspense-Anteil bereits im Auftaktband rund um Via und Miles angelegt war, findet die heftige Geschichte um eine betrügerische Pflegefamilie/-organisation hier ihren fulminanten Höhepunkt. Die Bedrohung für die Beteiligten wird so drastisch, die Schlinge zieht sich immer enger, dass selbst mir beim Lesen die Lage lange Zeit ausweglos erschien. Die Auflösung fand ich dann schlüssig und vor allem eine Erlösung – für die Charaktere und für mich als vor Aufregung nägelkauende Leserin.

Ein Roman, der einen packt und emotional durchschüttelt. Ganz große Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 27.10.2024

Schnallt euch gut an!

Nachtfahrt
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Manchmal stimmt das Timing perfekt. Meine Tochter hat erst kürzlich den Führerschein gemacht, und ganz ehrlich: Nach der Lektüre dieses Thrillers hätte ich keine ruhige Minute mehr gehabt, wenn sie sich ...

Manchmal stimmt das Timing perfekt. Meine Tochter hat erst kürzlich den Führerschein gemacht, und ganz ehrlich: Nach der Lektüre dieses Thrillers hätte ich keine ruhige Minute mehr gehabt, wenn sie sich mit der Maschine auf Überlandfahrten in die Kurve gelegt hätte!
Aber worum geht´s? Nachdem der Fahrlehrer Matthias Holten bei einer Fahrstunde auf der Schwäbischen Alb tödlich verunglückt, muss seine jüngste Tochter Katha zurück nach Hause kommen und sich um alles kümmern. Es ist nämlich nicht das erste Unglück, das ihrer Familie widerfahren ist, und so findet sich Katha in der Verantwortung für ihre junge Nichte und für die Fahrschule ihres Vaters. Dabei wollte Katha doch eigentlich nie wieder einen Fuß in ein Fahrschulauto setzen seit einer folgenreichen Nachtfahrt vor einigen Jahren.

Bei diesem Thriller wendet die Autorin den genialen Kniff kurzer Kapitel an, die oft genug mit einem kleinen, fiesen Cliffhanger enden. Dadurch entwickelt sich die Story zu einem wahren Pageturner. Ich konnte das Buch kaum noch aus der Hand legen, musste beinahe zwanghaft noch ein Kapitelchen dranhängen, dann vielleicht noch ein einziges, und das nächste musste auch noch sein,… Hervorragend gestaltet, so macht das Lesen wirklich Spaß, und die Geschichte zog mich immer mehr in ihren Bann. Als besonderes Bonbon liegt der Handlungsort in meiner alten Heimat auf der Schwäbischen Alb, was gleich noch lebendigere Bilder im Kopf erzeugte.

Für mich persönlich steht und fällt die Genialität eines Thrillers mit einer schlüssigen und überzeugenden Auflösung, und genau das bekam ich hier geliefert: Raffinierte Wendungen, überraschende Zusammenhänge und Enthüllungen, auch wenn manches schon früh angeklungen war. Ich jedenfalls konnte das fulminante und fast schon filmreife Finale wirklich genießen und fühlte mich von diesem Thriller bestens unterhalten. Nun bin ich zum einen zutiefst dankbar, dass bei uns alle Nacht- und Überlandfahrten überstanden sind, und zum anderen wahnsinnig gespannt, was die Autorin nach diesem vielversprechenden Debüt nachlegt!

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Veröffentlicht am 27.10.2024

Das Glück auf der Insel

Mohnblumenverliebt
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Nur widerwillig kehrt Cleo zurück nach Sandode, ihre Heimatinsel in der Ostsee. Damals hatte sie die Insel mit gebrochenem Herzen verlassen und seitdem in Berlin bei einer Bank gearbeitet. Doch nun soll ...

Nur widerwillig kehrt Cleo zurück nach Sandode, ihre Heimatinsel in der Ostsee. Damals hatte sie die Insel mit gebrochenem Herzen verlassen und seitdem in Berlin bei einer Bank gearbeitet. Doch nun soll sie bei den Vorbereitungen für die Geburtstagsfeier ihres Großvaters helfen und reist auf die kleine Insel, die so voller schöner und schmerzhafter Erinnerungen für sie steckt. Bald erkennt Cleo, dass es hier so viel mehr zu tun gibt als nur eine Geburtstagsfeier vorzubereiten: Es gilt die einzigartige Landschaft zu retten - und nicht zuletzt auch ihr eigenes Herz.

Die Geschichte von Cleo und Lasse ist ein wunderschöner Wohlfühlroman in einem wirklich cozy Setting mit Leuchtturm und Meeresrauschen. Die Insel und die Menschen, die auf ihr leben, sind mit viel Herz geschildert, so dass man sich herrlich in die Erzählung hineinfallen lassen kann. Cleos Großvater ist Maler, und auch Cleo hat früher gemalt. Erst nach ihrer Rückkehr auf die Insel schafft sie es, endlich wieder einmal einen Pinsel in die Hand zu nehmen, und wir dürfen gespannt mitverfolgen, wie sich parallel zu Cleos Seelenleben auf ihrem Bild der anfangs dicke Nebel lichtet und leuchtenden Mohnblumen weicht.

Was ist ganz besonders liebe: Das Buchcover findet sich tatsächlich als Bildmotiv in der Geschichte wieder! Wie genial ist das denn bitte?

Ein schöner Inselroman und eine wahre Wohlfühlgeschichte!

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