Cover
Das Cover ist sehr schlicht gestaltet, aber gleichzeitig ein schöner Hingucker. Vor einem weiß-hellblauen Himmel sitzen ein paar Teenager, die man nur anhand von dunkelblauen, fast schwarzen Sillouhetten ausmachen kann. In einer krakeligen, aber gut lesbaren Schrift in der gleichen Farbe wie die Sillhouetten steht der Titel über den Himmel geschrieben. Darüber sieht man einen kleinen gekritzelten Stern, der sich auch immer bei den Kapiteln im Inneren findet.
Meinung
Schreibstil
Die Autorin erzählt die Geschichte zum größten Teil aus Sicht der Protagonistin, Jess. Das war eine weise Entscheidung, denn so hat man zu (fast) jeder Zeit einen Einblick in ihre Gefühls- und Gedankenwelt, was ich vor allem bei dem Thema des Buches angebracht finde. Hin und wieder sind auch Kapitel eingestreut, die die Sicht ihrer Freunde aus der Er/Sie-Perspektive schildern. Auch praktisch, da man so die andere Seite mitbekommt. Obwohl sich die Autorin hierbei einem kritischen und mittlerweile schon sehr oft in Romanen aufgegriffenen Thema widmet, liest man zu Beginn immer noch einen Hauch von Sarkasmus oder gar Humor heraus, aber keine Sorge: Ja, es ist auch traurig. Sehr traurig. Tamy Fabienne Tiede hat es drauf, mit den Gefühlen der Leser zu spielen, so dass man beim Lesen quasi die ganze Zeit von Lachen zu Weinen übergeht.
Handlung
Kurz nach ihrem Schulabschluss erfährt Jess, dass sie Krebs hat. Sie muss auf der Stelle ins Krankenhaus, wo sie sich zunächst gegen alles sträubt, was die Ärzte ihr versuchen, mitzuteilen. Dort trifft sie auf Krankenpfleger James, der sich in sie verliebt und in den sie sich verliebt. Als sie sich später doch entschließt, den Ärzten zuzuhören, erfährt sie, dass sie nur eine sehr kleine Überlebenschance hat und stellt eine Liste zusammen: Diese Dinge will sie unbedingt noch erleben, bevor sie stirbt. Zusammen mit ihrem Halbbruder, ihrer besten Freundin und James macht sie sich dran, die Liste abzuarbeiten.
Ich schätze, ich muss gar nicht erwähnen, wie viele Bücher es schon über Krebs gibt und wie viele über Listen mit letzten Wünschen. Ich will auch gar nicht sagen, dass dieses Buch großartig anders ist, als die zigtausend, die es schon auf dem Markt gibt, aber ich werde auch nicht bestreiten, dass mich dieses Buch berührt und mitgerissen hat und das ich am Ende so richtig geflennt habe.
Man kann sagen, was man will. Solche Bücher gibt es viele und es werden noch viel mehr kommen, aber dieses hier hat verdient den Piper Award bekommen. Die Art, wie die Autorin die Handlung unterteilt, wie gefühlvoll sie auf jeden einzelnen Punkt der Liste eingeht und wie sehr sie den Leser mit zwei Sätzen zum Heulen bringen kann, die ist einfach einzigartig.
Charaktere
Jess ist unsere Protagonistin und ich gebe zu, am Anfang hatten wir unsere Differenzen. Ich verstehe einfach nicht, wie sie es geschafft hat, wirklich allen ärztlichen Informationen zu entgehen. Wieso sie einfach überhaupt nichts wissen wollte. Wenn es um mein Leben gehen würde, würde ich doch wissen wollen, was los ist. Das war aber nur ein Punkt. Ansonsten habe ich Jess als aufgeweckte, sarkastische Protagonistin empfunden. Sie hat über das ganze Buch einfach eine wahnsinnige Lebenslust versprüht. So wie sich das gehört.
James ist und bleibt aber mein Liebling. Obwohl die Romanze zwischen den beiden ein wenig Insta-Love-mäßig ausgefallen ist, kann ich darauf nicht wirklich herumhacken, weil James einfach der süßeste, niedlichste und aufoperungsvollste Mensch überhaupt ist. Und er ist Krankenpfleger – geht es eigentlich noch besser?
Prinzipiell sind alle Charaktere in diesem Buch mit so vielen liebevollen Details erschaffen worden – bis auf Jess‘ Aussetzer – dass man gar nicht anders kann, als jeden einzelnen ins Herz zu schließen. (Einen kleinen Fehler habe ich aber trotzdem entdeckt: Boomer, Jess‘ Halbbruder, ist am Anfang jünger und plötzlich älter. Was nun wirklich zutrifft, keine Ahnung, aber vielleicht wird das in der nächsten Auflage korrigiert.)
Fazit
»Der Club der letzten Wünsche« ist – auch wenn man das meinen könnte – kein Krebsbuch wie jedes anderes. Es entführt einen auf eine emotionale Achterbahnfahrt, treibt unweigerlich Tränen in die Augen und hat den Piper-Award verdient gewonnen.