Auch den zweiten Teil der Serie mit Jan Weilers Kolumnen gefiel mir wunderbar. Wieder finden sich die bekannten Figuren, die eben zu seiner Familie gehören. Wieder hat der Erzähler in der Familiendynamik ...
Auch den zweiten Teil der Serie mit Jan Weilers Kolumnen gefiel mir wunderbar. Wieder finden sich die bekannten Figuren, die eben zu seiner Familie gehören. Wieder hat der Erzähler in der Familiendynamik eine eher untergeordnete Rolle, aus der er sich kaum herauskämpfen kann. Etliches an Komik entsteht daraus. Wie gut, dass es Jan Weiler gelingt, es sportlich zu nehmen. Viele Dinge kann er nicht verändern, er kann sie nur in seinen Kolumnen beschreiben. Wenn auch sehr überspitzt, wirkt vieles darin irgendwie lebensecht. Bis es dann wirklich abstrus wird wie beim Erdzwerg. Auch die Sprache ist fantasievoll und arbeitet mit vielen Bilder. Man bekommt sehr gut eine Vorstellung der Figuren und der Geschehnisse. Besonders den Schwiegervater Antonio habe ich immer schnell vor Augen und im Ohr. Thematisch ist das Buch sehr abwechslungsreich. Obwohl es immer um die Familie geht, hat es der Erzähler mit sehr unterschiedlichen Problemen zu tun. Da muss er seinem verstiegenem Schwager ein Geschenk kaufen oder soll sich von seinem Lieblingsmöbel trennen. Er ist zu einer Hochzeit eingeladen, die anstrengend spektakulär werden soll, und die christlichen Feste sind traditionell zu feiern, wobei Antonio nach Leibeskräften unterstützt. Der Autor hat in seinen Kolumnen viele überraschende Ideen verarbeitet. Es gibt viel zu lachen, manchmal leidet man ein bißchen mit. Die Illustrationen sind hübsch bunt. Vom Stil her wie das Cover holzschnittartig. Ich verstehe sie nur manchmal nicht und hätte sie nicht gebraucht. So viele sind auch gar nicht enthalten.
Der Umschlagtext mit einer Inhaltsangabe und einem Auszug aus dem ersten Kapitel, und die erste Seite mit einem Auszug aus dem Lehrbuch eines Leichenbeschauers des 19. Jahrhunderts klingen gruselig. Dennoch ...
Der Umschlagtext mit einer Inhaltsangabe und einem Auszug aus dem ersten Kapitel, und die erste Seite mit einem Auszug aus dem Lehrbuch eines Leichenbeschauers des 19. Jahrhunderts klingen gruselig. Dennoch kommt die eigentliche Geschichte ohne einen reißerischen Start aus - die Autorin Nora Kain weiß die Leserinnen trotzdem rasch für ihr Werk zu interessieren. Johann, der junge Zeitungsredakteur in seiner ersten Anstellung, war mir gleich sympathisch, wie er mit sich ringt, als er seine erste Hinrichtung besuchen soll. Man versteht gut die Zwickmühle, in der er steckt. Auf der einen Seite weiß er, dass er sowas nicht sehen kann. Auf der anderen Seite muss er sich dem von Berufswegen stellen und hat zudem noch seinen Chef dabei, der ihn freundlich und deutlich unter Druck setzt. Es wird von Anfang an klar, dass das damalige Leben gefährlich und dreckig war. Man muss sich vor Dieben und Halsabschneidern fürchten und Schmutz, Müll und Ausscheidungen sind überall präsent. Und da ist noch das Rechtssystem, in welchem man schnell schaurige Strafen wie Verstümmelung und Tod erfahren kann, und welches es nicht einmal schafft, diese kurz und knapp zuzuteilen - die Beschreibung der Hinrichtung im ersten Kapitel war mehr als grausam und äußerst plastisch. Auch im weiteren Verlauf werden Verletzungen etc. immer wieder en detail geschildert. Darauf muss man als Leserin gefasst sein. Ich empfand es allerdings meist nicht als aufmerksamkeitsheischend, sondern als in die Geschichte (so und so) passend - das Leben war damals eben so und das erfährt man nun unbeschönigt. Bei der Beschreibung der Mordopfer wurde für mein Empfinden jedoch etwas zu dick aufgetragen. Das sollte wohl rechtfertigen, dass man diesen nach meinem Empfinden angenehm-mäßig spannenden Krimi als Thriller verkauft. Laut Klappentext ist die Autorin Historikerin und nach meiner Meinung hat sie es sehr gut gemacht, die Lebensbedingungen zur dortigen Zeit in die Geschichte einzuflechten. Als Leserin hatte ich das Gefühl, dass sie die Geschichte ausmalen, jedoch nicht dominieren. Ich fand die dargestellte Information sehr interessant und das entstandene Bild wirkte lebensecht und realistisch. Wenig davon hatte ich zuvor gewusst und es wurde deutlich, warum aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen wichtig sind. Was mir allerdings fehlte, war als Anhang eine Einordnung: Wer oder was ist real-historisch? Gefreut hat mich die Beschreibung von Manon. Aufgrund des Klappentexts, in dem Manon und Johann kurz dargestellt werden, könnte man meinen, man habe nun wieder dieses typisch-untypische, woke Ermittlerpaar vor sich, in dem der Mann kein Blut sehen kann, die Frau dafür umso mehr; und dass die Frau gegen die Ereignisse nur so stoisch ist, weil mit ihr insgeheim etwas nicht stimmt; wo man sich im Endeffekt über Menschen außerhalb der traditionellen und "normalen" Rolle lustig macht. Stattdessen ist Manon tatsächlich das zu erwartende Produkt ihrer Erziehung. Sie ist abgebrüht, weil sie damit aufgewachsen ist, die Arbeit ihres Vaters, des Leichenschauers und Chirurgen, zu sehen und zu erlernen, und weil sie von ihm außerhalb dieses Rahmens keine Beachtung erhält. Johann auf der anderen Seite wird zwar einerseits als schwächlich und empfindlich dargestellt. Allerdings hat er andere Fähigkeiten und so ergänzen sich die beiden Ermittler sehr gut. Mir hat gefallen, dass die Figuren mehr oder minder vielschichtig sind. Weniger gefallen haben mir die Kapitelübergänge. Zunächst bin ich noch willig mitgegangen, auch wenn eine Szene auf dem Höhepunkt der Spannung verlassen wurde. Schließlich war die folgende Szene ebenso interessant. Als ich dann merkte, dass der Wechsel ins nächste Kapitel kaum anders geht als mit einem Cliffhanger abgeschnitten, hat mich das geärgert und genervt. Einerseits finde ich, ist das ein recht billiger Trick, um die Spannung künstlich zu pushen. Andererseits verliere ich den Faden, und wenn ich dann merke, ich habe keine Lust zurückblättern, um ihn wieder aufzunehmen, dann hat das Buch für mich definitiv etwas verloren. Etwas plump empfand ich es, wie ich als Leserin mancherorts quasi auf den Holzweg geschubst wurde - gemeint sind die Stellen, wo es um unbenannte oder ungeklärte Identitäten geht. Also, für meinen Geschmack sind im Roman ein paar unschöne Kunstgriffe enthalten. Sprachlich missfiel mir der ein oder andere Satz, der arg lang wurde oder gelegentlich eine Stolperstelle enthielt. Es war allerdings wenig, was mich gestört hat. Im Gegenteil empfand ich die Sprache des Buchs eher angenehm. Da gab es wenig Konventionelles in den Ausdrücken und Bildern und beschreibende, erklärende Details wurden sehr gut dosiert und platziert. Das Ende fand ich leider nicht so toll. Obwohl die Auflösung komplexer als gedacht war, war sie insgesamt konventionell und damit billig. Insgesamt habe ich mich aber wenig geärgert, recht gut unterhalten und ich war motiviert, an der Geschichte dranzubleiben. Daher bewerte ich das Buch zusammengenommen mit 4 Sternen.
Inhalt (Klappentext): "Ingrid Annel entführt auf eine magische Reise durch die Sagenwelt Schlesig-Holsteins. Geschichten von Riesen, Meermännern, Windhexen, Zauberwurzeln und Zwergen laden zum Staunen ...
Inhalt (Klappentext): "Ingrid Annel entführt auf eine magische Reise durch die Sagenwelt Schlesig-Holsteins. Geschichten von Riesen, Meermännern, Windhexen, Zauberwurzeln und Zwergen laden zum Staunen ein. Versunkene Städte und unterirdische Reiche warten darauf, neu entdeckt zu werden. Illustriert wurden die Geschichten von Katrin Kadelke, die mit viel Liebe und ihrem frischen, karikativen Stil den Figuren Leben und Witz einhaucht. Ein fantastischer Band für Jung und Alt, der die Sagen vergangener Zeit wiederaufleben lässt."
Meine Meinung: Die Auswahl der Sagen ist nach meinem Empfinden angenehm breit angelegt - neben den oben genannten magischen Wesen von Meer und Land, von Oben und von unter der Erde, geht es um den Teufel und den lieben Gott, um Edelleute, um bekannte Figuren wie Till Eulenspiegel und um ganz normale Menschen, von denen vorher noch keiner gehört hat. Dadurch ist das Buch sehr abwechslungsreich. Mir kamen manche Geschichten vertraut vor. Wenn man sich für solche Texte interessiert, bemerkt man, dass sich die Motive wiederholen. Bestimmt musste der Teufel überall auf der Welt Seelen einfangen und wurde dabei überlistet. Und jedes Land wird seine eigene Version vom Zwergenvolk, von Hexen und Wassergeistern erzählen. Trotzdem wirkten die Geschichten neu und frisch auf mich und ich las sie mit Interesse. Ich mochte nicht so sehr das Harte vom Leben in der Zeit, als diese Sagen entstanden sind. Da machte man kurzen Prozess und dass jemand zu Schaden kam, das musste man einrechnen. Dies wirkte etwas düster. Es gibt jedoch ein paar Geschichten, in denen sich etwas zum Guten wendet, und die durch und durch positiv gefärbt sind. Davon hätte es für meinen Geschmack ein kleines bißchen mehr sein dürfen. Sprachlich haben mir die Texte auch gefallen. Sie waren weder auf altertümlich gequält, noch zu modern für diese althergebrachten Texte und gestattete ein flüssiges Lesen. Die Illustrationen ergänzen die Texte ausgesprochen schmückend. Sie haben eine harmonische Farbpalette, sind dynamisch, ausdrucksstark und lebhaft, ohne aufgeregt zu sein und trotz aller Vereinfachungen und Überzeichnungen, wie man sie bei Karikaturen finden, haben sie liebevolle Details und fangen die Geschichten, die sie illustrieren, aussagekräftig ein. Zusammengefasst bewerte ich das Buch mit 4 Sternen.
Der Inhalt/ Klappentext: "Im Gefolge von Mary Tudor, die auf Wunsch ihres Bruders Heinrich VIII. nach Frankreich aufbricht, um Ludwig XII. zu ehelichen, befindet sich Susanna Dallet, eine junge Porträtmalerin. ...
Der Inhalt/ Klappentext: "Im Gefolge von Mary Tudor, die auf Wunsch ihres Bruders Heinrich VIII. nach Frankreich aufbricht, um Ludwig XII. zu ehelichen, befindet sich Susanna Dallet, eine junge Porträtmalerin. Außer ihren Malutensilien und ihrem einzigartigen, in der damaligen Zeit nur Männern zugebilligten Talent besitzt sie nichts - bis auf die Erinnerung an einen schönen Traum: Ein Engel versprach ihr einen leuchtenden Regenbogen... Mit dem ihr eigenen Charme schildert die Autorin das Leben dieser unkonventionellen Frau vor dem Hintergrund der Intrigen und Machtkämpfe an den europäischen Königshäusern, deren Fortbestand durch ein hinterhältiges Komplott von Alchimisten, Teufelsanbetern und Tempelrittern gefährdet ist."
Meine Meinung: Zum Buch bin ich durch Zufall gekommen; es wurde mir geschenkt. Ich hätte es mir selber nicht gekauft. Der Klappentext hätte mit abgeschreckt. Ich hatte dümmlich-dramatische Romantik erwartet mit einem vorhersehbaren Plot aus einem Hin und Her zwischen Liebe und Hindernissen, die dieser Liebe im Weg stehen, bis im Happy End alles aufgeht. Aber ich hatte mich getäuscht. Es fängt zwar auf der ersten Seite des Epilogs an mit sehr vielen Adjektiven und einem körperlosen Wesen, das zweihundert Jahre in einer Kiste begraben und durch Schatzsucher unbemerkt befreit wird. Im ersten Kapitel jedoch merkt man gleich bei den ersten Sätzen, dass die Frau, die "um der Gerechtigkeit willen immer die Dinge lieber mag, auf die andere schimpfen", und die Geschichte etwas Besonderes sind. Die Protagonistin zieht einen schnell in die Geschichte hinein. Es wird auch rasch klar, dass es sich nicht um die übliche Liebesgeschichte vom (noch) getrennten Traumpaar handeln kann. Denn Susanna Dallet ist bereits verheiratet und schwanger. Sie ist auch eigentlich keine Porträtmalerin, sondern Gehilfin ihres Mannes. Er ist der Maler und sie macht die Hilfsarbeiten wie Leimkochen und Grundieren, während er vor allem Schulden macht und hinter anderen Frauen her ist. Das belastet die Ehe aber nicht. Denn Susanna will es nicht wirklich sehen. Ihr Leben verändert sich jedoch, als sie im Namen ihres Mannes einen Eilauftrag annimmt und selbst ausführt.
Ich mochte Susannas Widersprüchlichkeit, die einerseits naiv die negativen Seiten ihres Ehemanns verkennt und auf finanziell bessere Zeiten hofft. Andererseits trickst sie sehr geschickt und nutzt den naiven Eindruck, den sie macht, bewußt aus. Ihr Charakter ist also vielseitig wie auch die Geschichte nicht einfach ist, sondern verschiedene Wendungen aufweist. Das macht den Roman interessant für mich. Mir gefiel außerdem die Beschreibung der damaligen Lebensweise und der Alltäglichkeiten, die in die Geschichte immer wieder einfließt. Dabei kann ich nur vermuten, dass sie realistisch ist. Ein kurzer Anhang verrät, dass die historischen Personen und der Beruf der Porträtmalerin im 16. Jahrhundert recherchiert wurden.
Der Inhalt: Una Troy (1913 in Irland geboren) beschreibt eine Familie, die auch in der Gegenwart noch ungewöhnlich wäre. Die Familie einer alleinerziehenden Mutter mit sieben Kindern, die fast alle verschiedene ...
Der Inhalt: Una Troy (1913 in Irland geboren) beschreibt eine Familie, die auch in der Gegenwart noch ungewöhnlich wäre. Die Familie einer alleinerziehenden Mutter mit sieben Kindern, die fast alle verschiedene Väter haben. Bei der Vorstellung der einzelnen Familienmitglieder wird deutlich, welche Probleme das Dorf mit ihnen und der Mutter hat. Über den neuesten Familienzuwachs gibt es nicht viel zu sagen. Aber mit dem Baby sind Befürchtungen verbunden, weil es sich erst noch herausstellen muss, welchem Mann das Kind ähnlich sehen wird und wer sein Vater ist. Daher beschließt man, die Monaghans loszuwerden. Weil man zivilisiert ist, wird eine Lösung gesucht und gefunden, die allen Beteiligten zugutekommen soll.
Meine Meinung: Mir hat das Buch sehr gut gefallen, weil es in Bezug auf die Personen viel bietet. Die haben alle ihre eigene, kleine Geschichte. Zwar geht es dabei meistens um den Vater. Aber wie ein Kind jeweils zu seinem Vater steht und umgekehrt, ist sehr verschieden. Einige Kinder haben eine eigenwillige, unterhaltsame Persönlichkeit, die die Geschichte aus dem Dorf hinaus in eine ganz andere Welt führt. Ein Handlungsstrang ist romantisch. Den mochte ich nicht so sehr, weil dort ein Problem gefühlt künstlich aufgebaut und dann so schnell auflöst wird, wie man es für ein Happy End braucht. Aber den Personen dieser Nebengeschichte wünscht man ihr Glück, so wie man jedem sein Happy End gönnt. Das gibt es aber nicht für alle und das fand ich schade. Ich glaube, Una Troy hatte zwar für Unkonventionelles Verständnis. Aber sie sah nicht, dass Menschen, die sich für das Einhalten von Konventionen einsetzen, ebenso negativ von ihnen betroffen sein können. Vom Aufbau her wirkte der Roman auf mich eher wie eine Aneinanderreihung von verbundenen Episoden. Auch wenn es einzelne Gefahren und Entwicklungen gibt, habe ich keine sich aufbauende Spannung wahrgenommen. Sprachlich ist der Roman eher einfach gehalten. Witzig sind manche Ereignisse, aber nicht die Formulierungen.