Inhalt:
Seitdem ihre kleine Schwester im Koma liegt, gibt es für die einst so sorglose Helena nichts mehr, wofür es sich zu atmen lohnen würde. Tagein und tagaus schleppt sie sich zur Schule, hüllt sich in Schweigen und wartet auf einen Anruf aus dem Krankenhaus, der niemals kommt. Bis sie auf den Punk Ben stößt – und zwar wortwörtlich, da sie ihn fast überfährt. Ben ist das komplette Gegenteil von ihr: zerlöcherte Klamotten, keine Manieren, keine Zukunft. Aber hinter der Alles-egal-Fassade verbirgt sich nicht nur ein überaus attraktiver Bad Boy, sondern auch der einzige Mensch, der sie aus ihrem Loch ziehen könnte. Wenn da nicht Helenas Eltern und Bens Gang wären..
Meine Meinung:
Der Einstieg ist mir nicht so leicht gefallen. Das lag vor allem an dem Schreibstil und den Perspektiven.
Die Geschichte wird aus der Sicht beider Protagonisten erzählt. Bei Helenas Perspektive bin ich nur so durch die Seiten geflogen. Der Schreibstil war locker und leicht, einfach und flüssig zu lesen. Bens Sicht war allerdings etwas holprig und für mich schwierig, nicht so flüssig, was vor allem an der Wortwahl und dem Ausdruck lag. Bens Gedanken und Worte waren teilweise sehr ordinär, gehaltlos und trivial. Es war mir zu viel Jugendsprache, zu viel F***.
Der Autorin ist es allerdings wunderbar gelungen beide Figuren durch ihr Auftreten, ihre Äußerungen, ihre Gedanken und Redensweise zu charakterisieren. Dadurch war ich mir zu jeder Zeit bewusst, welche Sichtweise ich gerade vor mir habe, wessen Gedanken und Handeln ich gerade verfolge.
Auch ist es mir am Anfang etwas schwer gefallen, mich in die Protagonisten hineinzuversetzen, vor allem in Ben. Er ist ein durchgeknallter Punk, in einer kriminellen Gang, der sich ansonsten alleine durchs Leben boxt. Das Milieu, in dem er sich bewegt ist abschreckend, angsteinflößend und kriminell. Sein Vater ist nach der Scheidung in seinem Elend versackt und Ben auf sich alleine gestellt. Allerdings ist er mir mit der Zeit doch ans Herz gewachsen. Er hat eine unheimliche Wandlung durchgemacht.
Ben und Helena könnten unterschiedlicher nicht sein. Hier treffen Welten aufeinander - und dennoch haben sie Gemeinsamkeiten, eine Verbindung, die sie gegen alle Widrigkeiten zusammenführt.
Helena tat mir unheimlich leid. Ihre Schuldgefühle seit dem Unfall der kleinen Schwester sind nicht ihre einzigen Probleme. Sie hat sich vollkommen zurückgezogen, das Verhältnis zu den Eltern - wenn es dieses Wort überhaupt verdient - ist sehr schwierig. Erst durch Ben findet sie langsam ins Leben zurück und stellt sich ihm.
Die Grundidee der Geschichte hat mir sehr gut gefallen. Die Handlung ist sehr packend, mitreißend und vor allem rührend. Dramatische Momente ließen mich kaum atmen, humorvolle Szenen haben mich zum Schmunzeln gebracht. Diese tiefgründigen Hintergründe habe ich zu Anfang nicht erwartet. Vielleicht wenn ich zuvor die Geschichte von "Kai & Annabell" gelesen hätte, die im gleichen Milieu spielt.
Hier kämpfen beide Protagonisten mit wirklich extremen Problemen. Alkohol, Drogen, kriminelle Machenschaften und das Leben mit einer Gang, Schuldgefühle, Essstörungen, die Auseinandersetzung mit dem Tod, Familie und Freundschaft werden hier thematisiert. Die Probleme, Gefühlsregungen, Gedankengänge und Handlungen sind sehr gut ausgearbeitet und authentisch geschildert.
Die Bewertung dieses Buches ist mir nicht leicht gefallen. Ich schwanke zwischen 3 und 4 Sternen, habe mich aber schlussendlich für 4 entschieden, da mich die Geschichte nach meinen Startschwierigkeiten doch gepackt und berührt hat.
Fazit:
Nach einigen Anfangsschwierigkeiten konnte mich diese emotionale und aufreibende Geschichte doch noch packen und mitreißen.