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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.09.2016

Zwei Welten

Wir sehen uns am Meer
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Ein faszinierender Roman, den ich fast verschlungen habe, der mich aber traurig zurück gelassen hat.

Liat Benjamini, Jüdin aus Tel Aviv, lebt und studiert für einige Monate in New York. Dort lernt sie ...

Ein faszinierender Roman, den ich fast verschlungen habe, der mich aber traurig zurück gelassen hat.

Liat Benjamini, Jüdin aus Tel Aviv, lebt und studiert für einige Monate in New York. Dort lernt sie den jungen Palästinenser Chilmi aus Ramallah kennen. Chilmi ist Maler. Er lebt schon seit drei Jahren in New York. Die Beiden verlieben sich in einander und verbringen die Tage und Nächte gemeinsam. Liat beschleicht schon nach der ersten Nacht die Angst, dass ihre jüdische Familie von ihrer Beziehung zu einem Palästinenser erfährt. Chilmi hat mit Politik eigentlich wenig zu tun, lässt sich aber immer wieder mit Liat auf Diskussionen ein, die ihre unterschiedliche Einstellung widerspiegeln. Liat lebt in dem Glauben ihre Beziehung zu Chilmi am Tag ihrer Abreise zu beenden, aber da hat sie die Rechnung ohne ihr Herz gemacht.

Diesen Roman als reinen Liebesroman zu sehen ist weit gefehlt. Liat beschreibt zwar voller Gefühl Chilmi und auch ihre tiefe Beziehung zu ihm, aber wir erfahren auch sehr viel über die Situation zwischen Juden und Palästinenser. Die Diskussionen der Beiden liefern einen tiefen Einblick in die Seelen dieser beiden Völker. Noch krasser werden die jeweiligen Sichtweisen deutlich als Liat auf Chilmis Bruder Wassim trifft.
Im Laufe der Zeit wird auch immer deutlicher, dass Beide sich nach ihrer jeweiligen Heimat sehnen und in ihren Traditionen verhaftet sind.
Auffällig fand ich, dass Liat, die sich sehr nach ihrem Zuhause sehnt, nach ihrer Rückkehr mit den einst vertrauten Orten fremdelt. Chilmi, der auch nach Ramallah zurückkehrt, entdeckt plötzlich seine Bodenständigkeit und bezweifelt plötzlich, dass er kurzfristig nach New York zurückkehrt. Als Leser spekuliert man allmählich, ob und wie die Beiden wieder zu einander finden können. Ich war neugierig zu erfahren, wie die Beiden die politischen Situation und familiäre Situation lösen.

Warum dann dieses traurige Ende? Ich möchte nicht zu viel verraten, aber ich hätte dieses Ende nicht gewählt!!!

Veröffentlicht am 08.11.2024

Düstere Wälder

Das Baumhaus
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Gemeinsam mit ihrem fünf-jährigen Sohn Fynn machen Henrik und Nora in Schweden Urlaub, in einem Ferienhaus, das Henrik von seinem Großvater geerbt hat.
Sie suchen Erholung, Idylle in schwedischen Wäldern ...

Gemeinsam mit ihrem fünf-jährigen Sohn Fynn machen Henrik und Nora in Schweden Urlaub, in einem Ferienhaus, das Henrik von seinem Großvater geerbt hat.
Sie suchen Erholung, Idylle in schwedischen Wäldern (Bullerbü) und auch die Möglichkeit einer neuen Zukunft in Schweden.
Aber die Idylle zerbricht schon nach kurzer Zeit. Eine skelettierte Kinderleiche wird gefunden, Fynn verschwindet und Henrik und Nora zerbrechen fast an der Ungewissheit, ob ihr Sohn sich verlaufen hat oder einem Verbrechen zum Opfer gefallen ist.


Dass die Autorin in NRW geboren wurde und somit keine Schwedin ist, habe ich erst nach Beendigung des Buches gelesen. Das hat mich sehr überrascht. Sie hat bemerkenswert gut die Atmosphäre in den schwedischen Wäldern eingefangen hat.
Verschiedene Handlungsstränge gepaart mit verschiedenen Sichtweisen der Protagonisten haben mir manchmal die Sicht vernebelt und die Spannung genommen. Mit zunehmendem Einblick in Zusammenhänge der verschiedenen Zeitebenen stieg der Spannungsbogen an, ohne wieder abzusacken.
Ich möchte hier nicht spoilern, aber das Ende, bzw. die Auflösung, war mir zu kurz und ich empfand es unlogisch, dass erst jetzt Erklärungen für bestimmte Verhaltensweisen gefunden wurden.
Den einzelnen Protagonisten bin ich in diesem Buch nicht nähergekommen. Meist habe ich eine positive oder auch negative Einstellung zu den agierenden Personen. Hier waren sie für mich nicht zu fassen.
Trotzdem spreche ich eine klare Leseempfehlung aus. Vielleicht wurde in Rosa Lindqvist eine neuartige Ermittlerin gefunden, mit der man erst langsam „warm“ wird.

  • Einzelne Kategorien
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Veröffentlicht am 08.05.2024

Genussvoller Urlaubskrimi

Was der See birgt
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Am Ufer des Gardasees wird eine männliche Leiche geborgen. Mit Entsetzen stellt Polizeireporterin Gianna Pitti fest, dass sie den jungen Mann kennt. Am vorigen Abend hat sie mit ihm zusammen gegessen und ...

Am Ufer des Gardasees wird eine männliche Leiche geborgen. Mit Entsetzen stellt Polizeireporterin Gianna Pitti fest, dass sie den jungen Mann kennt. Am vorigen Abend hat sie mit ihm zusammen gegessen und getrunken.
War sie die Letzte, die ihn lebend gesehen hat?
Gianna verschweigt ihr Treffen und auch den Namen des jungen Mannes und beginnt auf eigene Faust zu ermitteln. Unterstützt wird sie dabei von ihrem Onkel Francesco und ihrer Chefin, der Chefredakteurin Elvira.


Der Beginn der neuen Serie von Lanz Koppelstätter lässt sich ganz gut an. Der Krimi ist unterhaltsam, mitunter auch spannend und mit sehr viel Lokalkolorit. Die ausführliche Beschreibung der Umgebung, des Panoramas und auch des besonderen Menschenschlags könnte auch als Werbung für den Gardasee als Urlaubsparadies durchgehen. Insbesondere im ersten Drittel des Buches fühlt sich die Atmosphäre der Seenlandschaft mediterran und relaxt an und der Leser sieht sich auf der Sonnenseite des Lebens.
Der Kriminalfall ist zuweilen etwas konfus und lässt mich mehr auf den kuriosen Onkel Francesco blicken, in den ich mich sofort verliebt habe. Er ist so herrlich altmodisch, dandyhaft, prinzipientreu und gentlemanlike. Er kümmert sich rührend um seine Nichte, die ernsthaft recherchiert, aber viel zu wenig über ihre eigene Familie weiß.
Die Verdächtigen wechseln von Kapitel zu Kapitel. Es macht die Story abwechslungsreich und spannend.
Das Ende, das kam viel zu plötzlich und war zu kurz.
Hatte der Autor keine Lust mehr, es besser aufzudröseln oder war er mit seinen Gedanken schon im zweiten Band? Wie dem auch sei. Der Schluss war unbefriedigend trotz des Cliffhangers.

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Veröffentlicht am 01.04.2021

Podcast/Thriller mal anders

Der Countdown-Killer - Nur du kannst ihn finden
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Elle Castillo, lange Zeit beim Jugendamt tätig, betreibt einen True-Crime-Podcast, in dem unaufgeklärte Verbrechen neurecherchiert und bewertet werden. Elle möchte darin den Opfern eine Plattform geben, ...

Elle Castillo, lange Zeit beim Jugendamt tätig, betreibt einen True-Crime-Podcast, in dem unaufgeklärte Verbrechen neurecherchiert und bewertet werden. Elle möchte darin den Opfern eine Plattform geben, vor allem will sie Gerechtigkeit für die Opfer.

Der neue Fall, „Der Countdown-Killer“ droht allerdings alle vorherigen Dimensionen zu sprengen. Als Elle Castillo anfängt den Entführer und Mörder, der vor ca. 20 Jahren sein Unwesen trieb, neu zu beleuchten, wird wieder ein junges Mädchen entführt.

Elle verfolgt wie besessen jede neue Spur um das Verbrechen aufzuklären und begibt sich, ihre Freundschaften und ihre Familie in Gefahr.



In diesem Thriller betreibt nicht nur die Hauptfigur Elle Castillo einen True-Crime-Podcast, sondern zu dem Thriller kann man die einzelnen Podcast-Folgen anhören oder auch das Transkript der einzelnen Folgen lesen. Anfänglich empfand ich diesen Einfall richtig gut und war von der authentischen Dynamik begeistert. Nach einigen gelesenen oder auch gehörten Podcast Folgen fingen diese Unterbrechungen an mich zu stören. Der Thriller entwickelte sich zu einem Auf und Ab, Spannung und dann wieder Unterbrechung durch den Podcast, der uns Lesern zwar eine Menge Informationen lieferte, aber trotzdem den Spannungsbogen meiner Meinung nach immer wieder runterzog.

Die Spannung kam überhaupt nur schleppend zustande. Die Protagonistin durchlebte Panikattacken und Alpträume. Sie fokussierte sich mehr und mehr auf die Täterergreifung, niemand glaubte ihr und sie kämpfte längst über ihre Kräfte hinaus. Gegen Mitte des Buches erfuhren wir dann einiges aus der Jugend des bis dahin unsichtbaren Täters und konnten eigene Schlussfolgerungen ziehen. Lange Zeit war aber der Schwerpunkt der Ereignisse Elles Befindlichkeiten, was der Spannung nicht guttat.

Erst im letzten Abschnitt konnte man die wahre Qualität der Autorin erkennen. Spannung, Dramatik und Shutdown so geschrieben, dass man das Buch während der letzten hundert Seiten nicht mehr aus der Hand legen konnte.

Abschließend möchte ich festhalten, dass mir die Idee Podcast und Thriller zu mischen, gefallen hat, nur die Umsetzung hat noch nicht richtig gepasst.

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Veröffentlicht am 25.01.2021

Kaltes Dalsland

Schneenacht
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Embla Nyström, Kriminalinspektorin in Göteborg, verbringt die Winterferien gemeinsam mit Elliot, dem Sohn ihres Ex, bei ihrem Onkel Nisse in Dalsland. Ein Mordfall in der unmittelbaren Umgebung beendet ...

Embla Nyström, Kriminalinspektorin in Göteborg, verbringt die Winterferien gemeinsam mit Elliot, dem Sohn ihres Ex, bei ihrem Onkel Nisse in Dalsland. Ein Mordfall in der unmittelbaren Umgebung beendet den unbeschwerten Urlaub. Bei der Tatortbesichtigung glaubt Embla ihren Augen nicht zu trauen. Vor ihr, in einem Hotelbett erschossen, liegt der Gegenstand unzähliger Albträume, die Embla seit 14 ½ Jahren verfolgen. Damals wurde ihre Freundin Lollo in Emblas Gegenwart überwältigt und verschleppt. Milo Stavic, Gangsterboss aus Göteborg, der jetzt ermordet vor ihr liegt, hat ihr damals gedroht, sie und ihre Familie überall zu finden und zu ermorden, wenn sie von der beobachteten Entführung erzählen würde. Von Albträumen und Schuldgefühlen gepeinigt, hat sie bis heute geschweigen.

Jetzt gilt es, diesen Mord aufzuklären.


Lag es an der anhaltenden Kälte, dass der Krimi und auch die Ermittlungen schwer und langsam in Gang kamen?

Embla Nyström und ihre Geschichte werden behutsam und unkompliziert eingeführt, was mir sehr entgegen kommt, da es mein erstes Buch aus der Embla-Nyström-Reihe ist. Trotzdem wurde ich zu Beginn der Ermittlungen ziemlich unruhig und ungeduldig.
Bei beiden Mordfällen werden nur zögerlich die Zeugen befragt und wer nicht befragt werden will, geht den Ermittlern einfach aus dem Weg.

Erst gegen Mitte des Buches kommen die Ermittlungen in Schwung. Die endlich aufkommende Spannung hält sich dann aber bis zum Ende.

Im Laufe des Geschehens zeigt sich, wie schwierig Ermittlungen bei Morden innerhalb von Clans sind, vor allem wenn sie in verschiedenen Ländern agieren.

Die kriegsähnliche Auseinandersetzung auf dem an der norwegischen Grenze abgelegene Hof fand ich übertrieben und unrealistisch.

Das Ende, ja so ganz befriedigend empfand ich das auch nicht. Wahrscheinlich ist es dann doch der Realität geschuldet, denn vollkommen kriegt man diese Verbrechen nicht gelöst.

Alles in Allem kann für Liebhaber Skandinavischer Krimis eine klare Leseempfehlung gegeben werden.

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