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Veröffentlicht am 25.10.2018

Spannend bis zum Schluss

Stein
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Reinhard Kleindl - Stein

Vor fünf Jahren wurde der Banker Bert Köhler entführt. Diverse Lösegeldübergaben scheiterten, lediglich mehrere Päckchen mit abgetrennten Gliedmaßen des Opfers tauchten damals ...

Reinhard Kleindl - Stein

Vor fünf Jahren wurde der Banker Bert Köhler entführt. Diverse Lösegeldübergaben scheiterten, lediglich mehrere Päckchen mit abgetrennten Gliedmaßen des Opfers tauchten damals auf. Köhler konnte nie gefunden werden.
Nun tauchen plötzlich neue Informationen zu diesem dubiosen Fall auf. Wider Willen nimmt sich die ehemalige Ermittlerin Anja Grabner der Sache erneut an, die sie damals den Job kostete. Es ist nicht auszuschließen, dass Köhler noch immer am Leben ist und sich nach wie vor in der Gewalt seines Entführers befindet. Und ein ganzes Dorf scheint darüber mehr zu wissen, als es zugibt.

Der Autor hat einen tollen, leicht lesbaren Schreibstil, der es dem Leser ermöglicht, sich auf das Geschehen zu konzentrieren. Auch die düstere, geheimnisvolle Atmosphäre in dem kleinen österreichischen Ort Stein hat er sehr gut getroffen. Dessen Einwohner haben irgendetwas mit dem Verschwinden Köhlers zu tun. Es ist offensichtlich, dass sie ein Geheimnis bewahren.

Mit Anja Grabner hat Reinhard Kleindl eine sehr eigenwillige Ermittlerfigur geschaffen. Ihren Mitmenschen gegenüber benimmt sie sich sehr direkt, oft unfreundlich. Sie ist gewiss niemand, mit dem man sich identifizieren könnte. Aber gerade deshalb ist sie sehr interessant und hebt sich von den Ermittlerinnen anderer Krimis ab.
Generell fand ich eigentlich alle Figuren dieses Buches seltsam, verrückt. Insbesondere die Einwohner von Stein. Aber auch die ehemaligen Kollegen Anjas benehmen sich eigenartig und sind schwer einzuschätzen. Eine wirklich nette und unkomplizierte Person habe ich hier vergeblich gesucht.

Interessant fand ich auch die Rückblenden, welche regelmäßig auftauchen und in kursiver Schrift gehalten sind. So erfährt man nach und nach mehr darüber, was vor fünf Jahren geschehen ist. Die beiden Zeitebenen sorgen für Abwechslung und bringen etwas Tiefe in die Handlung.

Leider haben sich für mich zum Schluss hin ein paar Kritikpunkte ergeben, die mit der Auflösung zu tun haben und welche ich deshalb nicht näher ausführen möchte. Nur so viel: für mich haben am Ende einige Dinge nicht zusammengepasst. Die Lösung des Falles Köhler konnte mich letztendlich nicht so wirklich überzeugen. Es hat einfach der Aha-Effekt gefehlt. Trotzdem habe ich das Buch sehr gerne gelesen.

Insgesamt ein wirklich spannender und empfehlenswerter Thriller mit einer tollen, gruseligen Atmosphäre, wenn auch mit einigen Abstrichen.

Veröffentlicht am 08.11.2024

Geschichte einer Ehe

Mit den Jahren
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Mit den Jahren – Janna Steenfatt
Geschichte einer Ehe
Eva und Lukas sind seit zwanzig Jahren ein Paar, seit zehn Jahren verheiratet und haben zwei Kinder. Sie scheinen sich ein wenig aus den Augen verloren ...

Mit den Jahren – Janna Steenfatt
Geschichte einer Ehe
Eva und Lukas sind seit zwanzig Jahren ein Paar, seit zehn Jahren verheiratet und haben zwei Kinder. Sie scheinen sich ein wenig aus den Augen verloren zu haben. Beide hinterfragen ihre Lebensentwürfe und -entscheidungen. Die Ehe ist in einer Krise. Und dann ist da noch Jette, die unabhängige Single-Frau, die plötzlich immer wieder auftaucht.
Im Prinzip beschäftigt sich dieser Roman mit ganz alltäglichen Fragen. Wer kennt sie schließlich nicht, die kleinen und großen Krisen, die im Laufe einer langjährigen Beziehung immer mal wieder auftauchen? Auch die Zweifel, die einen im mittleren Lebensalter überkommen können, sind ganz normal. Aus irgendeinem Grund wurde ich mit dieser Geschichte dennoch nicht ganz warm.
Eva und Lukas sind beides authentische, sympathisch fehlerhafte Charaktere – nur finde ich, wird die Geschichte etwas emotionslos erzählt. Grundsätzlich ist die Handlung sehr ruhig, bis auf einen Ausreißer in der Mitte.
Gestört hat mich auch die Rolle, die Jette in dieser Geschichte spielt. So, wie sie anfangs beschrieben wird, ist vieles was folgt, einfach unglaubwürdig. Dann gibt es noch das Thema der Queerness, das immer mal wieder aufgegriffen wird. Fand ich auch etwas unnötig und bemüht wirkend, am Puls der Zeit zu sein.
Ein ruhiger Roman, der sich wunderbar liest und ein wenig dahinplätschert. Gegen Ende wollte ich dann doch wissen, wie es ausgeht – was mich dann aber doch wieder nicht überzeugt hat.
Also ich hatte mit diesem Buch so meine Schwierigkeiten… 3 Sterne

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Veröffentlicht am 30.10.2024

Hmmm....

Die Steppe
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Die Steppe – Oxana Wassjakina
In diesem Roman arbeitet die Autorin offenbar die Beziehung zu ihrem verstorbenen Vater auf. Ihr erster Roman „Die Wunde“ befasste sich mit ihrer Mutter.
Oxana Wassjakina ...

Die Steppe – Oxana Wassjakina
In diesem Roman arbeitet die Autorin offenbar die Beziehung zu ihrem verstorbenen Vater auf. Ihr erster Roman „Die Wunde“ befasste sich mit ihrer Mutter.
Oxana Wassjakina hat einen wirklich ansprechenden, genau beobachtenden Erzählstil. Gerade der Beginn, in dem sie die Reise mit ihrem Vater, dem LKW-Fahrer durch die russische Steppe beschreibt, hat mir sehr gefallen. Landschaft und Natur werden atmosphärisch und bildreich beschrieben. Durch die lesbische Autorin erhält man einen jungen, erfrischenden Blick auf die russische Lebensweise.
Es gelang mir nicht gänzlich, mich zeitlich in der Handlung zurechtzufinden. Die Geschichte springt beinahe willkürlich vor und zurück. Im Fokus steht das Treffen mit dem Vater, ein Versuch der gegenseitigen Annäherung. Von hier aus schweift die Autorin in diverse Erinnerungen ab. Schnell wird aber klar, dass dieser Vater kaum eine Rolle in ihrem Leben gespielt hat und auch, dass in diesem autobiografischen Roman nicht wirklich etwas passiert. Heraus kommt eine Mischung aus Trauerarbeit und Abrechnung, die meiner Meinung nach nicht in die Öffentlichkeit gehört.
Auch wenn mich die Geschichte insgesamt nicht überzeugen konnte, gibt es doch positive Aspekte: ein toller Schreibstil, grandiose Atmosphäre und ein Einblick in die russische Denk- und Lebensweise.
3 Sterne

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Veröffentlicht am 18.10.2024

Clara liest Proust

Clara und die Poesie des Lebens
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Clara und die Poesie des Lebens – Stephane Carlier
Clara liest Proust. Man sollte sich wirklich ein wenig für Proust und sein Werk interessieren, denn Clara liest viel.
Im ersten Teil dieses Romans wird ...

Clara und die Poesie des Lebens – Stephane Carlier
Clara liest Proust. Man sollte sich wirklich ein wenig für Proust und sein Werk interessieren, denn Clara liest viel.
Im ersten Teil dieses Romans wird Claras Alltag vorgestellt – als Friseurin, mit ihrem Freund, von dem sie sich etwas entfernt hat, mit ihrer ängstlichen Katze. Nichts spektakuläres. Und dann entdeckt sie Proust für sich, was den Rest des Buches füllt.
Also im Grunde ist es ein Plädoyer dafür, Proust zu lesen. Proust in allen Lebenslagen, mit vielen Zitaten. Ich muss ja sagen, dass es dem Autor bzw. Clara bei mir in gewisser Weise gelungen ist, meine Neugier zu wecken. Tatsächlich habe ich schon lange den ersten Band daheim und habe ihn mir nun zur weiteren Prüfung bereitgelegt.
Das Problem an diesem Roman ist nur, dass die restliche Geschichte drum herum viel zu dünn ist. Die Figuren sind nicht ausgereift, sondern nur Beiwerk. Es gibt kaum eine runde Handlung. So wäre dieses Proust-Thema vielleicht in einem Sachbuch besser aufgehoben gewesen.
Mit Müh und Not gibt es von mir 3 Sterne.

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Veröffentlicht am 18.10.2024

Familiengeheimnisse

Bei aller Liebe
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Bei aller Liebe – Jane Campbell
Dies ist eine recht verzwickte Familiengeschichte, mit dem ein oder anderen Geheimnis und tiefe Einblicke in die psychologischen Hintergründe. Kein Wunder, denn Jane Campbell ...

Bei aller Liebe – Jane Campbell
Dies ist eine recht verzwickte Familiengeschichte, mit dem ein oder anderen Geheimnis und tiefe Einblicke in die psychologischen Hintergründe. Kein Wunder, denn Jane Campbell hat als Psychoanalytikerin gearbeitet – und das merkt man.
Diese Geschichte behandelt in erster Linie die Frauen dreier Generationen. Da ist es manchmal gar nicht so einfach, sich zurechtzufinden. Besonders, weil sich ein Motiv ziemlich auffällig wiederholt: der Verlust der Mutter/Eltern und die fehlende Aufarbeitung dessen. Diverse bekannte Mediziner der Psyche, Freud, Jung, etc. werden zitiert.
Inhaltlich ist dieser Roman von daher sehr ernst und extrem tiefgründig. Die im Klappentext angekündigte Hochzeit spielt da nur eine Nebenrolle. Generell passt die Inhaltsangabe nicht so recht, finde ich. Zum Ausgleich ist glücklicherweise die Sprache eher gefällig und gut lesbar. Wobei die Geschichte zwischen verschiedenen Perspektiven wechselt und man dies auch deutlich an der Sprache erkennt. Der ältliche, sehr förmliche Onkel Malcolm hat beispielsweise einen recht getragenen, etwas gesteltzten Erzählstil verpasst bekommen. Das fand ich aber recht passend.
Insgesamt eine wirklich nette Geschichte – irgendetwas hat mir dennoch gefehlt. Inhaltlich konnte mich das Ganze nicht zu hundert Prozent überzeugen.
3 Sterne.


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