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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.11.2017

Schuldig oder nicht?

Im Traum kannst du nicht lügen
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Cover und Titel des Buches finde ich ehrlich gesagt nicht besonders aussagekräftig und hätte ich den Klappentext nicht gelesen, hätte ich das Buch wahrscheinlich auch nicht in die Hand genommen - es ist ...

Cover und Titel des Buches finde ich ehrlich gesagt nicht besonders aussagekräftig und hätte ich den Klappentext nicht gelesen, hätte ich das Buch wahrscheinlich auch nicht in die Hand genommen - es ist einfach ziemlich unscheinbar. Dann war ich aber wirklich angefixt und die Leseprobe hat ihr Übrigens getan. Ich war einfach neugierig, wie ein Buch von einer Attentäterin erzählt. Kann sie mich auf ihre Seite ziehen oder finde ich sie von Anfang bis Ende einfach nur schrecklich?

Erzählt wird das Buch aus Sicht von Maja, einer jungen Schülerin, die kurz vor dem Abitur steht, aus einem guten Elternhaus kommt und von der man alles erwartet, außer dass sie zusammen mit ihrem Freund in der Schule ihre Mitschüler und Lehrer erschießt. Ich gestehe: Ich habe mir sofort eine Meinung zur Protagonistin gebildet und fand sie einfach nur schrecklich. Besonders auf den ersten 100 Seiten wirkt sie gefühllos, kalt und unsympathisch. Damit war mir auch sofort klar, dass sie schuldig ist und unbedingt verurteilt werden muss.

Das Buch wechselt immer wieder die Perspektiven: Mal ist man im Gerichtssaal bei der Verhandlung, mal mit Maja im Untersuchungsgefängnis und nach und nach lernt man immer mehr über ihre Vergangenheit, ihre Umstände und ihre Freunde kennen. Am Anfang fand ich es etwas schwierig, dass immer gewechselt wird und man als Leser nur Bruchstücke von dem erfährt, was man eigentlich jetzt sofort wissen will. Das Buch fordert auf jeden Fall zu Geduld heraus.

Aber die Geduld lohnt sich: Nach und nach ergeben die Bruchstücke an Informationen, die man erhält, ein Gesamtbild. Und plötzlich scheint dann doch nicht mehr alles so offensichtlich zu sein, wie man anfangs dachte. Ich kam dann doch ins Schwanken, mein Hass auf die Protagonistin ließ nach, nahm dann wieder zu, ich konnte sie teilweise verstehen, dann wieder nur über ihre Handlungen den Kopf schütteln. Es war ein stetiges Auf und Ab bis zum Ende.

Der Schreibstil ist sehr nüchtern gehalten. Viele Emotionen werden nicht zugelassen, was ein harter Kontrast zum Inhalt des Buches ist. Daran musste ich mich erst gewöhnen, dann hat es aber einfach super zum Buch gepasst und den Lesefluss sogar noch angeregt.

Etwas gestört hat mich, dass manchmal in meinen Augen wichtige Passagen ziemlich kurz dargestellt, Nichtigkeiten an der ein oder anderen Stelle dafür ausführlich beschrieben wurden. Zwar half es, die Gedankenwelt der Protagonistin nachzuvollziehen, trotzdem was manches in meinen Augen überflüssig.

Insgesamt war das Buch wirklich für einige Überraschungen gut. Es hat mich zum Nachdenken angeregt, teilweise sehr mitgenommen und mir gezeigt, dass man sich nie zu früh eine Meinung bilden sollte. Es ist nicht immer alles so, wie es auf den ersten Blick scheint. Von mir gibt es deswegen 4,5 Sterne.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Spannung
  • Figuren
  • Erzählstil
  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 10.11.2024

Männer-Mörderin

Du kennst sie
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Der Klappentext hat mich sofort angesprochen - es klang mal nach einem etwas anderen Plot. Schließlich gibt es nicht so oft weibliche Mörder.
Deswegen war ich dann etwas überrascht, dass mir der Einstieg ...

Der Klappentext hat mich sofort angesprochen - es klang mal nach einem etwas anderen Plot. Schließlich gibt es nicht so oft weibliche Mörder.
Deswegen war ich dann etwas überrascht, dass mir der Einstieg in das Buch doch recht schwer gefallen ist.
Die Geschichte beginnt direkt in der Bar, der Schreibstil ist sehr direkt und manchmal aber auch sehr gedankenlastig - an diesen musste ich mich erstmal gewöhnen.
Das hat auch dazu geführt, dass ich mit den beiden Protagonistinnen (der Mörderin und der Polizistin) nicht sofort warm geworden bin.
Nach dem Einstieg nimmt das Buch an Fahrt auf, was dann aber auch etwas nachlässt. Es wird dann fast etwas langatmig. Das fand ich etwas schade.
Versöhnlich ist dann das Ende: Hier kommt es zu einem richtigen Showdown und wird nochmal richtig spannend. Zwar hatte ich dann noch die ein oder andere offene Frage, aber damit kann ich leben.
Das Beste an diesem Buch ist definitiv, dass es hier auch darum geht, was Frauen erleben bzw. sich von Männern gefallen lassen müssen. Zwar ist Mord natürlich nicht die Lösung, aber es hat Spaß gemacht, mal einen etwas anderen Thriller zu lesen.

Veröffentlicht am 08.11.2024

Zäher Anfang, gutes Ende

Die Verlierer
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Mit Petra Hammesfahr verbindet mich eine Art Hass-Liebe: Entweder ich liebe ihr Buch oder ich komme gar nicht damit zurecht.
Und hier hat es ein bisschen gedauert, bis sich die Liebe entwickelt hat.
Die ...

Mit Petra Hammesfahr verbindet mich eine Art Hass-Liebe: Entweder ich liebe ihr Buch oder ich komme gar nicht damit zurecht.
Und hier hat es ein bisschen gedauert, bis sich die Liebe entwickelt hat.
Die Story beginnt mit dem Verschwinden einer Frau, die Ermittlungen laufen an.
Der Erzählstrang wechselt zwischen den Ermittlern und einem Jungen ab, von dem man erstmal gar nicht weiß, in welcher Verbindung er jetzt zu der Geschichte steht.
Der Anfang war für mich wirklich zäh. Ich kam nicht wirklich in die Geschichte hinein, habe das Buch auch zweimal weggelegt und nochmal von neuem begonnen.
Wenn man aber erstmal über den Punkt ist und man die Richtung erahnt, in die es gehen soll, dann wird das Buch richtig spannend. Dann hatte ich auch richtig Lust, weiterzulesen und konnte die Auflösung kaum erwarten.
Ein Psycho-Thriller ist es in meinen Augen trotzdem irgendwie nicht, denn dafür kam die Spannung zu spät.
Insgesamt bin ich aber versöhnt!

Veröffentlicht am 13.10.2024

Weniger ist mehr

Wer zu spät kommt, den belohnt das Leben
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Ich beschäftige mich schon länger mit dem Thema Minimalismus und dem räumlichen Verkleinern, deswegen habe ich mich gefreut, auf diesen Roman gestoßen zu sein.
Die Autorin kannte ich schon durch ihre vorherigen ...

Ich beschäftige mich schon länger mit dem Thema Minimalismus und dem räumlichen Verkleinern, deswegen habe ich mich gefreut, auf diesen Roman gestoßen zu sein.
Die Autorin kannte ich schon durch ihre vorherigen Bücher, deshalb war meine Erwartung groß: Und sie wurde nicht enttäuscht.
Man kommt sehr leicht in die Geschichte hinein. Gleich zu Beginn trifft man auf die Protagonistin Ella, die sich von ihrem Mann getrennt hat und jetzt als Experiment in ein Tiny House zieht.
Ich fand sie von Anfang an sympathisch.
Allerdings hat mir hier gefehlt, dass wir auf ihre Ausmist-Reise mitgenommen werden. Denn als das Buch beginnt, hat sie sich eigentlich schon von allem materiellen getrennt und ist dabei umzuziehen. Das fand ich ein bisschen schade, denn hier habe ich mir auch etwas Inspiration erwartet.
Überhaupt geht es in meinen Augen nur um Rande um das "Wenig-Besitzen". Es geht mehr darum, wie völlig unterschiedliche Charaktere aufeinander treffen und dennoch miteinander auskommen (müssen), um verdrängte Gefühle und Trauer, um eine Reise zu sich selbst.
Das hat mir sehr gut gefallen, weil viele Aspekte abgedeckt werden, die einem selbst in seinem Leben begegnen.
Neben Ella fand ich auch die anderen Figuren gelungen. Sie sind sehr unterschiedlich, aber jeder ist auf seine Art authentisch.
Die Liebesgeschichte war schön und hat das ganze nochmal etwas gemütlicher gemacht, hätte ich aber nicht unbedingt gebraucht, weil sie - zumindest am Anfang - sehr vorhersehbar war. Die Entwicklung fand ich dann aber wieder toll.
Auch der Schreibstil gefällt mir: Sehr ruhig, manchmal fast sachlich, aber dennoch gefühlvoll.
Ich hatte einige sehr schöne Lesestunden und werde mich jetzt weiter ans Ausmisten machen :)

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Gefühl
Veröffentlicht am 14.08.2024

Tod durch Töne?

Tödlicher Schall
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Endlich geht die Geschichte rund um Matthias Hegel und Jula Ansorge weiter! Es wird wieder gemordet - und natürlich auch ermittelt. Auch wenn dieser - wie die vorherigen Bände - in sich abgeschlossen ist, ...

Endlich geht die Geschichte rund um Matthias Hegel und Jula Ansorge weiter! Es wird wieder gemordet - und natürlich auch ermittelt. Auch wenn dieser - wie die vorherigen Bände - in sich abgeschlossen ist, empfehle ich, die Reihenfolge beim Lesen einzuhalten, denn dann kann man die Beziehung zwischen den beiden Hauptfiguren einfach besser verstehen.

Es wird wieder gemordet in Berlin und auch diesmal steht Hegel im Mittelpunkt der Geschehnisse bzw. ist dafür verantwortlich. Er hat im Laufe seines Lebens wirklich viele Feinde angehäuft, die ihm etwas Böses wollen - und das ist mein erster kleiner Mini-Kritikpunkt. Die komplette Handlung beruht auf eine persönliche Abrechnung des Täters und Hegel, aber gerade in Hinblick auf den vierten Teil wäre es abwechslungsreicher gewesen, wenn diesmal ein anderer Ausgangspunkt gewählt worden wäre.

Nichtsdestotrotz ist die Story spannend - und zwar von Anfang an. Es geht wieder viel um das Hören, hier ist Hegel ja der Profi. Ich fand es super interessant zu lesen, welche akustischen Phänomene es gibt und wie diese als Waffe eingesetzt werden können. Die Erklärungen hierzu waren für mich als Laien nicht zu langatmig und sogar einigermaßen verständlich - auch wenn ich natürlich nicht beurteilen kann, ob das wirklich alles so stimmt und in der Realität funktionieren würde. Das stört mich aber nicht.

Es beginnt eine Jagd nach Hegels ehemaligen Freund und Studienkollegen Vries, der Rache nehmen möchte. Für was, weiß man lange Zeit gar nicht genau. Ich fand es super, dass man von Anfang an wusste, wer der Täter ist. Es wurde auch immer wieder aus dessen Sicht erzählt. Trotzdem wurde nicht zu viel vorweggenommen, sodass es spannend blieb und es offene Fragen gab, über die man während des Lesens rätseln konnte.

Genervt haben mich diesmal leider sehr Julas kleiner Bruder und sein bester Freund. Friedrich und Elias kennt man ja schon aus den Vorgängern und ja, sie sind Teenies - aber trotzdem konnte ich mir bei ihren Handlungen nur immer wieder die Hand vor den Kopf schlagen. Für mich hätten sie nicht so viel Raum einnehmen müssen.

Richtig gut war aber das Ende. Erst denkt man, es ist vorbei und man ist so einigermaßen zufrieden - aber dann kommt der richtige Showdown, der wirklich überraschend ist und nochmal alles an Spannung bietet, was ein guter Thriller braucht. Super! Und wirklich ganz zum Schluss wurde noch ein ganz fieser Cliffhanger eingebaut - ich freue mich also auf Band 6!

Insgesamt bin ich mit kleine Abzügen zufrieden. Es ist nicht der stärkste Teil der Reihe, aber absolut lesenswert.
Von mir gibts 4 Sterne!