Wow!
Menschen die mich kennen wissen, dass ich mit Hexenbüchern eigentlich absolut nichts anfangen kann. Leute rennen rum, schwingen ihren Zauberstab und brüllen irgendwelche unverständlichen Worte, die Magie ...
Menschen die mich kennen wissen, dass ich mit Hexenbüchern eigentlich absolut nichts anfangen kann. Leute rennen rum, schwingen ihren Zauberstab und brüllen irgendwelche unverständlichen Worte, die Magie auslösen. Das ist einfach nicht mein Ding und so konnte ich schon der "Beautiful Creatures"-Reihe, "Hex Hall" und auch "Harry Potter" absolut nichts abgewinnen. Vor etwa einem Monat wurde dann offiziell verkündet, dass der Carlsen Verlag ein neues Ebook Imprint hat – My Dark Diamonds. Die meisten Titel haben mich sofort angesprochen und bei "Witches of Norway" war es das Cover, das mich direkt fasziniert und nach Skandinavien versetzt hat. Aber Hexen? Nein, die mag ich doch so gar nicht. Schlussendlich hat jeder von dem Buch geschwärmt, sodass ich einfach nicht daran vorbeikommen konnte. Das war gar nicht mehr möglich. Also habe ich mit einem Naserümpfen danach gegriffen und es gelesen, Seite um Seite, Kapitel um Kapitel, bis es plötzlich viel zu schnell vorüber war. Und was soll ich sagen? Dieses Buch ist der Wahnsinn. Ich liebe, liebe, liebe es!
Doch so, wie man ein Buch von vorne beginnen sollte, werde ich auch vom Anfang beginnen zu berichten. Alles fing mit dem Prolog an, der mich dazu veranlasste das Buch nicht wieder weglegen zu wollen. Manche halten Prologe für überflüssig und mögen es nicht, wenn sie etwas vorwegnehmen, weil man unweigerlich die ganze Zeit nachdenkt, was es wohl mit diesen ersten geschriebenen Worten auf sich hat. Ich gehöre zu der Sorte Mensch, die einen Prolog befürwortet, sofern er Sinn macht und dem Spannungsbogen in irgendeiner Art und Weise dienlich sein kann. Und das ist hier allemal der Fall. Es ist schon fast peinlich zu sagen, dass es keine fünf Minuten gedauert hat, ehe ich die ersten Tränchen vergossen habe und das ohne zu wissen, wer die Menschen aus dem Prolog überhaupt sind. Trotzdem ging mir deren Geschichte sofort sehr nah und ich konnte nicht anders, als mit ihnen zu trauern. Mein Herz blutet noch immer, wenn ich daran zurückdenke.
Danach fängt gleich die eigentliche Handlung an, in die man förmlich geschmissen wird. Es gibt kein langweiliges Drumherum, sondern lernt man sofort die Charaktere und ihre persönlichen Eigenschaften kennen, ohne viel auszuschmücken oder unnötig in die Länge zu ziehen. Auch wenn der Einstieg relativ kurz und knapp gehalten ist, so passt er doch perfekt in die Geschichte. Man bekommt sehr zügig offenbart, dass Elis Wyler eine Hexe ist, die ihre Fähigkeiten allerdings nicht unter Kontrolle hat. Ihre leichte Unbeholfenheit wirkt auf Anhieb sympathisch, da sie realistisch dargestellt wird. Sie ist nicht perfekt, keine Heldin und wird auf keiner Weise in den Himmel gelobt, wie es sonst in vielen Büchern der Fall bei weiblichen Protagonisten ist. Doch nicht so in "Witches of Norway".
Besonders gut gefallen hat mir die ganze Darstellung vor Norwegen, sowohl in der Gegenwart, als auch in der Vergangenheit. Ich habe Skandinavien bisher nie bereist, doch ist es schon immer eines meiner Ziele für die Zukunft gewesen. Die Klippen, Fjorde und Nordlichter zu sehen muss ein himmlischer Traum sein, in welchen Jennifer Alice Jager uns mit ihren Beschreibungen direkt führt. Da bekommt man auf der Stelle Fernweh, auch wenn man das Land noch nie besucht hat.
Weiter positiv anzumerken ist die Tatsache, dass die Hexen anders dargestellt werden, als in vielen Büchern. Ich habe ein innerliches Hallelujah darauf gesungen, dass sie keine Zauberstäbe haben, denn dann hätte ich vermutlich aufgegeben. Sie kommen bisher wie normale Menschen rüber, auch wenn sie halt etwas Magisches umgibt. Es ist unfassbar schwer zu erklären, wie ich das meine. Aber wenn ihr das Buch lest, dann werdet ihr verstehen! Noch ein Pluspunkt (man merke, wie begeistert ich bin!) sind die männlichen Charaktere. Sei es nun Sander, Stian oder Kjell – sie alle haben etwas ganz Besonderes, Individuelles und Facettenreiches an sich, das mich fasziniert. Ganz egal, wie klein ihre bisherige Rolle auch gewesen sein mag, mein Interesse ist auf jeden Fall geweckt und ich kann es kaum erwarten mehr über sie alle zu erfahren.
Auch die Entwicklungen der Charaktere sind nachvollziehbar, weil sie langsam vonstattengehen und man als Leser nicht überrumpelt wird. Schließlich kennt wohl jeder Buchliebhaber genügend Geschichten, in denen das Mauerblümchen binnen weniger Seiten eine 180-Grad-Kehrtwende macht und sich als Superheldin mit sonstigen übernatürlichen Fähigkeiten entpuppt und so die Welt rettet. Gähn - hat man oft genug gelesen, braucht man nicht. Ist ja schließlich auch mehr als unrealistisch und lässt einen nach der zwanzigsten Geschichte dieser Art bloß noch den Kopf schütteln und verächtlich Schnauben! Ich glaube, dass das auch so einer der wesentlichen Gründe ist, warum ich diesen Trilogie-Auftakt so liebe. Trotz Hexen, Zaubersprüchen, Fantasy und Magie ist die Handlung doch irgendwie greifbar. Man bangt mit, fühlt mit, lacht mit, weint mit und fühlt sich einfach rundum wohl.
Doch habe ich in der Tat nicht bloß lobende Worte – das kennt man ja von mir. Einen Kritikpunkt muss ich nämlich an dieser Stelle aussprechen. Doch seid gewarnt! Es handelt sich zwar nicht um einen inhaltlichen Spoiler, aber man könnte es doch als Spoiler betiteln. Also der richtigen Form halber (VORSICHT – DIESER ABSCHNITT KÖNNTE EINEN SPOILER ENTHALTEN!!!). Ich habe schon von diesem wundervollen Prolog geschwärmt. Und auch wenn ich ihn wirklich mochte, ist er doch in diesem Falle mein Kritikpunkt. Klingt verwirrender, als es eigentlich ist. Ich mag es aber nicht, wenn der Prolog nicht im Laufe des Buches aufgeklärt wird. Mir ist bewusst, dass es sich um eine Trilogie handelt und demnach noch zwei weitere Bände folgen, nichtsdestotrotz mag ich es nicht, wenn sich der Prolog von Band eins erst ganz zum Schluss einer Reihe aufklärt. Das ist Nörgeln auf höchstem Niveau, das ist mir bewusst. Doch hätte ich es schöner gefunden zu erfahren, um welchen Mann es sich nun eigentlich handelt. Aber das wäre vermutlich ein Spoiler für die Folgebände gewesen und so muss man sich nun in allerschlimmster Geduld üben, um endlich hinter des Rätsels Lösung zu kommen. Natürlich habe ich meine Vermutung, allerdings könnte sich hier doch alles in eine vollkommen andere Richtung entwickeln. Ich bin auf jeden Fall gespannt, was uns in den Folgebänden noch erwarten wird und wer sich nun schlussendlich hinter dem mysteriösen jungen Mann verbirgt und ob ich mit meiner Vermutung richtig liege, oder eben nicht.
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Fazit
Nach meiner überaus langen Rezension, bleibt mir eigentlich nur eines zu sagen: Jennifer Alice Jager hat mit dem Auftakt ihrer "Witches of Norway"-Trilogie einen fabelhaften Einstieg geschaffen, der zu Recht als Juwel betitelt wird. Ich habe gelernt, dass nicht alle Hexenbücher doof sind und wurde ausgesprochen gut unterhalten. Es ist keine 24 Stunden her, dass ich das Buch begonnen habe und es kam in letzter Zeit nicht sehr oft vor, dass ich so schnell es geht zu Ende lesen wollte. Doch die Geschichte um Elis hat mich wahrlich in seinen Bann gezogen und verzaubert. Also bitte tut mir alle einen Gefallen: Holt euch dieses Buch und liebt es genauso, wie ich es tue!