Schöne, nur leicht gruselige Geistergeschichte
Alice und die Geister von nebenanWas gibt es Schöneres, als zusammen auf dem Sofa zu sitzen und ein schönes Buch zu lesen. Wir haben gerade "Alice und die Geister von nebenan" von Jacqueline Davies gelesen und es hat uns sehr gut gefallen.
Alice ...
Was gibt es Schöneres, als zusammen auf dem Sofa zu sitzen und ein schönes Buch zu lesen. Wir haben gerade "Alice und die Geister von nebenan" von Jacqueline Davies gelesen und es hat uns sehr gut gefallen.
Alice ist ein außergewöhnliches Mädchen, denn sie lebt in einem ganz besonderen Umfeld. Am College, an dem ihre Mutter als Dozentin unterrichtet, kann Alice sich eigenen Projekten widmen, mit denen sie allerhand lernt. Ihr neuestes Projekt führt sie in das abbruchreife Nachbarhaus, das auf sie eine ganz besondere Anziehungskraft ausübt. Während sie dort anfängt, den Salon zu renovieren, begegnen ihr die Seelen verstorbener Menschen, die dringend Alice Hilfe brauchen.
Was zunächst ein bisschen unheimlich klingt, ist in dieser Geschichte eigentlich gar nicht gruselig. Alice fürchtet sich nicht vor den Geistern und so ist es auch für uns der Gruselfaktor sehr gering gewesen. Bei ihr überwiegen die Neugier und der Tatendrang, etwas zu verändern und den Seelen zu helfen.
Die Darstellung der Geister hat uns dabei sehr gut gefallen. Während sie zu Beginn nur wenig greifbar und nicht viel mehr als ein Gefühl oder eine Stimme sind, werden sie mit jedem Besuch fassbarer. Alice lernt sie besser kennen und damit auch viel über ihre Geschichte und die Gründe, warum sie nicht zu ruhenden Seelen werden konnten.
Besonders gut konnten wir uns in Ivy einfühlen, die schon als junges Mädchen verstorben ist, als Mensch also nie erwachsen werden konnte, als Geist aber dafür umso mehr gesehen hat. Auch die anderen Seelen sind sehr gut dargestellt und haben bewegende Geschichten. Lediglich mit einem Geist konnte mein 7-jähriger Sohn eher wenig anfangen, da dessen Geschichte als Soldat im amerikanischen Unabhängigkeitskrieg für ihn einfach zu weit weg war.
Das Vorlesen der Geschichte hat bei uns sehr gut geklappt und mein Sohn hat gerne zugehört. Es gibt immer wieder Szenen, in denen Alice im Haus arbeitet oder Recherchen zu den Seelen macht. Das hat sich für uns an manchen Stellen etwas gezogen, dafür war das letzte Drittel des Buches aber umso spannender und hat uns richtig gepackt.
Sprachlich ist es für ein Kinderbuch durchaus anspruchsvoll. Das zeigt sich vor allem in Situationen, wenn Alice Mutter anfängt Vorträge zu halten oder wenn es um Architektur geht. Es waren einige Begriffe (z. B. Anthropologie, Dereliktion, Kapitell) dabei, die meinem Sohn absolut nichts gesagt haben und die ich dann erklären musste. Das war für uns durch das Vorlesen kein großes Problem, könnte auf Kinder, die das Buch selbst lesen, jedoch etwas abschreckend wirken.
Da uns das Buch an sich aber wirklich gut gefallen hat, empfehlen wir "Alice und die Geister von nebenan" allen Kinder ab ca. 10 Jahren (zum Vorlesen auch schon früher), die gerne ruhigere Geschichten mit einigen spannenden Szenen aus dem Bereich Freundschaft und Familie lesen. Auch Kindern, denen leicht gruselige Geschichten um Geister gefallen, sind hier richtig.