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Veröffentlicht am 29.09.2020

2084 - Eine zerstörte Welt

2084
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Zum Inhalt:
Der Autor beschreibt in fiktiven Interviews mit Wissenschaftlern im Jahr 2084 in drastischen Bildern, wie es auf unserer Welt dann höchstwahrscheinlich aussehen wird, wenn wir Menschen nicht ...

Zum Inhalt:
Der Autor beschreibt in fiktiven Interviews mit Wissenschaftlern im Jahr 2084 in drastischen Bildern, wie es auf unserer Welt dann höchstwahrscheinlich aussehen wird, wenn wir Menschen nicht jetzt 2020 etwas gegen die Erderwärmung tun.
Er teilt die Prognosen in Kapitel mit klaren Überschriften ein: Dürre und Feuer, Überschwemmung, Anstieg des Meeresspiegels, Eis, Krieg, Faschismus und Migration, Gesundheit, Artensterben.
Allein diese Überschriften drücken den Leser nieder, die Ausführungen noch mehr. Doch das ist gewollt, wichtig und richtig so.
Im letzten Kapitel stellt er einen Ausweg aus der Klimakatastrophe am Beispiel Schwedens vor.

Zum Buch:
Das Buch macht sehr betroffen. Schon das Vorwort aus Sicht des fiktiven Autors von 2084 stimmt voll und ganz auf die traurige Thematik ein. Warum haben wir, die Leser, an die sich dieses Buch richtet, nicht alles getan, um die Klimakatastrophe aufzuhalten?
Schon heute sind viele Umweltveränderungen absehbar, aber sie werden teils kleingeredet ("Das ist nur falsches Forstmanagement!", "Stürme hatten wir schon immer!") oder schlicht ignoriert. Das meiste wird nur kurzfristig gesehen (eine Wahlperiode dauert vier Jahre ...) oder nur an "Wirtschaftlichkeit", sprich Profit gemessen.
Dabei müssten viele Gegenmaßnahmen jetzt sofort radikal umgesetzt werden. Doch wollen wir Einschränkungen unseres Lebensstandards annehmen?
Der Ausweg am Beispiel Schwedens über die Kernenergie scheint gangbar, erklärt aber noch nicht, wo der viele Atomendmüll gelagert werden soll. Welches Problem schafft die Menschheit sich dann?

Fazit:
Das Buch rüttelt wach. Jeder kann etwas tun.
Doch die Rettung dieser Erde könnte den Menschen nur gelingen, wenn von den Mächtigen dieser Welt gemeinsam radikale Schritte vollgezogen würden, denn Gewinner gibt es bei dieser Zukunft nicht. Doch schon jetzt sind die Staaten in vielen wichtigen Punkten mehr zerstritten und uneins, als geeint (z. B. beim Thema Menschenrechte).
"Erst wenn der letzte Baum gerodet, der letzte Fluss vergiftet, der letzte Fisch gefangen ist, werdet ihr merken, dass man Geld nicht essen kann." (Vermeintliche Weissagung der Cree)

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Veröffentlicht am 09.04.2020

Ponys, Mädchen, Familie und Geheimnisse

Die Schule der kleinen Ponys - Ein Heuhaufen voller Geheimnisse
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Inhalt:
Die Titelunterschrift "Ein Heuhaufen voller Geheimnisse" gibt es schon vor: Die 10jährige Mo Winter erfährt einige Geheimnisse, die sie bei sich behalten soll, aber auch aufdeckt.
Sie lebt mit ...

Inhalt:
Die Titelunterschrift "Ein Heuhaufen voller Geheimnisse" gibt es schon vor: Die 10jährige Mo Winter erfährt einige Geheimnisse, die sie bei sich behalten soll, aber auch aufdeckt.
Sie lebt mit ihrer Familie - Vater, Mutter, großem Bruder, und dem Stallmeister Eugen auf einer großen Pferdefarm. Sie züchten Springpferde und Connemara-Ponys.
Außerdem haben sie eine Ponyschule auf ihrem Hof - etwas ganz Besonderes!
Mo hat auch ein eigenes Pony, genannt Dr. Paul, das genauso alt ist wie sie. Die beiden sind unzertrennlich.
Durch einen Unfall ihrer Mutter, von dessen Verlauf niemand erfahren soll, muss Mo diesen Sommer die Ponyschule übernehmen - was sie ganz schön herausfordert, aber auch begeistert.
Auf einem von Mos Ausritten mit Dr. Paul in den nahegelegenen Wald trifft sie auf ein ihr unbekanntes, etwa gleichaltriges Mädchen auf einer schönen Stute. Mit dieser Begegnung fangen die Geheimnisse erst an.
Meine Meinung:
Das Buch nimmt den jungen Leser von Anfang an gleich mit hinein in eine fortlaufend, spannende Handlung. Der Spannungsbogen wird kontinuierlich bis zum Finale aufgebaut, hat aber auch vorher schon kleine Spitzen, die die Erzählung forttragen. So wird es nie langweilig und der Leser möchte immer weiter lesen und das Buch am liebsten gar nicht mehr aus der Hand legen.
Die Geschichte ist klar auf eine junge, weibliche Leserschaft ausgelegt - wobei auch Pferde- oder tierliebende Jungs bestimmt auf ihre Kosten kämen -, da beide Hauptfiguren Mädchen sind.
Beide sind sympathisch und lebenslustig angelegt. Ihre Freuden, Sorgen und Nöte passen klar zur Altersangabe. Das traurige Thema Scheidung wird durch die Frreundschaft der beiden Mädchen und das Finale klar aufgefangen.
Ein besonderes Highlight des Buches sind die Illustrationen von Nadine Reitz. Sie werden jedes Kind (Mädchen) ansprechen und begeistern. Schon das Cover ist ein echter Hingucker mit dem niedlichen, burschikosen Mädchen und den lächelnden Ponys.
Gleich auf der Coverrückseite ist eine Karte aufgemalt, die den Hof und sein Umland für den Leser erklärt und einordnet, was in manchen Kapiteln sehr hilft, sich die Ortsverhältnisse vorzustellen.
Auf jeder Seite entdeckt man ein liebevolles Detail. Ein besonderer Clou sind auch die kleinen "Merkzettel", die verraten, wer an der Handlung an dieser Stelle beteiligt ist.
Dr. Paul ist als wichtigstes Pony besonders liebevoll und hübsch gezeichnet. (Allerdings steht im Text etwas von schwarzer Mähne, schwarzem Schweif und schwarzen "Strümpfen" - auf den Zeichnungen ist aber alles dunkelbraun.)
Auch die Kreativität der Leserin kommt nicht zu kurz: Am Ende des Buches ist das Rezept für die von Mo hochgelobten Nachtischkekse der Familie Winter abgedruckt. Desweiteren gibt es eine Seite zum Heraustrennen, um sich ein eigenes Lesezeichen für das Buch mit einer Zeichnung von Dr. Paul darauf zu basteln. Eine besonders schöne Idee!!
Fazit:
"Die Schule der kleinen Ponys" ist ein besonders liebevoll illustriertes (Mädchen-)Buch, das die spannende, interessante Geschichte einer neu beginnende Mädchenfreundschaft erzählt, in der das Thema Pferde und Ponys einen wichtigen Platz einnimmt. Die beiden Hauptpersonen und ihre Freuden, Sorgen und Nöte wachsen einem ans Herz und die Geschichte entwickelt einen eigenen Sog.
So möchte man das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen und immer weiter lesen, um alle Geheimnisse und ihre Auflösungen zu erfahren.
Hoffentlich gibt es bald eine Fortsetzung!

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  • Stimmung
  • Fantasie
Veröffentlicht am 29.11.2024

Die wunderbare Bergwelt in dunklen Zeiten

Über allen Bergen
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In ihrem Roman schreibt die Autorin über einen jüdischen Jungen, der im Januar 1943 aus Paris in die französischen Alpen in ein abgelegenes Bergdorf geschickt wird, um vor den Deutschen in Sicherheit gebracht ...

In ihrem Roman schreibt die Autorin über einen jüdischen Jungen, der im Januar 1943 aus Paris in die französischen Alpen in ein abgelegenes Bergdorf geschickt wird, um vor den Deutschen in Sicherheit gebracht zu werden, offiziell und unter falschem Namen wegen seines Asthmas.

Vadim oder Vincent, wie er jetzt heißt, erlebt seine Fahrt im Zug weg von seiner Mutter mit der ihn begleitenden Nonne und den darauffolgenden Aufstieg in die Berge wie im Traum. Alles hier ist weiß. Meterhoch stehen die Schneewände an den freigeräumten Wegen und Straßen. Und plötzlich kann er auch wieder atmen: Die kalte Luft kleidet seine Bronchen aus und lässt ihn uneingeschränkt atmen.

Von dem ersten Berg, den er bei klarem Wetter vor sich sieht, ist er überwältigt. Die ganze Landschaft bezaubert ihn. Alles erlebt er zum ersten Mal. Dieses Erleben beschreibt die Autorin so zartfühlend und eindringlich, dass sich die Lesenden ebenso in diesem eingeschneiten Bergdorf wiederfinden und es sich vor Augen malen können.

Der Winter dauert hier in den französischen Alpen nahe der Schweiz besonders lange und so kann Vincent voll in ihn und sein neues Leben ohne Eltern, aber mit Menschen, die ihn akzeptieren, mögen und versorgen, eintauchen und lernen, es zu lieben.

Der Frühling bringt neue Herausforderungen, Ansichten der Bergwelt und Bekanntschaften mit sich, ebenso der Sommer. Stets ist alles neu für Vincent und er erlebt viele erste Male und die Lesenden mit ihm. Auch seine einsetzende Pubertät und das erste Verliebtsein beschreibt die Autorin sehr feinfühlig.

Doch am Ende muss Vadim sehr schnell erwachsen werden.

Ein sehr feinfühlig geschriebenes auf Tatsachen beruhendes Buch, dass die Dunkelheit dieser Zeit nicht ausblendet, aber zeigt, wie Menschen Licht und Wärme hineingebracht haben, um ihr zu widerstehen und anderen zu helfen, und das alles aus der Sicht eines Heranwachsenden in seiner kleinen Welt. Ein Buch für schöne Lesestunden!

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Veröffentlicht am 10.11.2024

Muss das so sein?

The Freedom Clause
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Muss in einer mehrjährigen Ehe der Alltag die Lust am Sex auffressen? Ist das immer so? Und wenn ja, warum? Was kann man dagegen tun?
Daphne und Dominic erleben genau diese Flaute im Bett, nachdem sie ...

Muss in einer mehrjährigen Ehe der Alltag die Lust am Sex auffressen? Ist das immer so? Und wenn ja, warum? Was kann man dagegen tun?
Daphne und Dominic erleben genau diese Flaute im Bett, nachdem sie jung geheiratet haben und nun schon ein paar Jahre zusammenleben. Vor allem Dominic leidet darunter und schlägt seiner Frau darum vor, für eine Nacht im Jahr die Ehe zu öffnen, also einen Freifahrtschein für beide einmal im Jahr.
Daphne findet diesen Vorschlag ganz furchtbar und zweifelt an seiner Liebe und ihrer Ehe. Aber als sie bemerkt, wieviel ihm daran liegt, geht sie auf den Vorschlag unter einigen Voraussetzungen ein: nur einmal im Jahr über fünf Jahre hinweg, nie mit der gleichen Person (also keine Affären), keine Verwandten oder Bekannten, Stillschweigen gegenüber dem anderen und Freunden und Bekannten.
Was sich für Dominic ganz toll anhört, ist für Daphne eine furchtbare Vorstellung, doch so langsam beginnt sie ihre Gefühle, Wünsche und Bedürfnisse zu formulieren, was vorher nicht der Fall war. Doch hält eine Ehe das aus?
Dieses Buch ist die Geschichte einer durch Erziehung recht angepassten jungen Frau, die durch einen seltsamen Vertrag mit ihrem Mann gezwungen wird, über sich und ihr Leben neu nachzudenken. Dadurch wird sie über die Zeit hinweg selbstbewusster. Sie beginnt sich über ihre Wünsche und Vorstellungen (nicht nur beim Sex) bewusst zu werden und krempelt ihr Leben um.
Die Autorin schafft es mit ihrem Schreibstil und den Wendungen ihrer Geschichte die Lesenden den ganzen Roman über in Spannung zu halten, denn man weiß nie genau, was geschehen wird, auch wenn man denkt, es zu wissen oder zu ahnen. Auch wer sich so eine Vereinbarung für sich selber überhaupt nicht vorstellen kann (genauso wie Daphne …), kann viel über sich selbst erfahren. Daphnes und Dominics Erleben werden gleichermaßen ausführlich geschildert, wobei für mich die Sympathien meistens klar bei Daphne liegen.
Die Idee für diesen Roman schildert die Autorin in ihrem Nachwort, was ich sehr gut und aufschlussreich finde.
Ein rundherum lesenswerter Roman, gerade auch mit der Frage: Welches Bild haben wir Frauen von uns selbst?

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Veröffentlicht am 31.10.2024

Jeder hat Sehnsucht

Die große Sehnsucht
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Dieser Roman handelt von drei jungen Männern im Jahr 1996, die zusammen zur Schule und durch „dick und dünn“ gehen. Da sie sich seit ihrer Kindheit kennen, gibt es fast nichts, dass sie nicht voneinander ...

Dieser Roman handelt von drei jungen Männern im Jahr 1996, die zusammen zur Schule und durch „dick und dünn“ gehen. Da sie sich seit ihrer Kindheit kennen, gibt es fast nichts, dass sie nicht voneinander wissen und miteinander teilen.

Jeder von ihnen hat eine Vorstellung davon, was sie nach dem Abitur machen wollen. Raphael, genannt Rabe, weil er nur schwarze Kleidung trägt, will zur Filmhochschule, Filme drehen, Drehbücher schreiben – was er schon tut – und dann möglichst nach Hollywood. Thomas, genannt Fete, weil er als Partygänger und Frauenheld gilt, weiß noch nicht so recht, was er machen will. Als Dritter im Bunde ist da Michael, nur Michi genannt, der nach der Schule zur Marine gehen wird. Alle drei haben so ihre Sehnsüchte danach, was das Leben ihnen so bringen soll.

Natürlich funkt auch bei allen dreien die Liebe mit hinein. Bei Michi ist es Fetes kleine Schwester Marnie, die nun nicht mehr das kleine Mädchen ist, Rabe wird von Viola aus dem Jahrgang unter ihnen angesprochen und bei Fete ist es die resolute Dani aus der Hauptschule. Alle drei machen auch da so ihre Erfahrungen und haben ihre Sehnsüchte.

Mit kurzen Zwischensequenzen zeigt der Autor am Beispiel von Erwachsenen, was aus ihren großen Sehnsüchten geworden ist, z. B. an Rabes Mutter (Kap. 8, S. 149 – 152), die - nach einem Besuch von ihrem Schwager mit seiner neuen Freundin - über ihr Leben nachdenkt oder Michis Mutter, die Michi allein großzieht und nicht möchte, dass er mit seinem Vater Kontakt hat (Kap. 31, S. 270 – 275).
Die Sehnsüchte der „Oberschicht“ sind noch einmal ganz andere, wie der Autor durch eine Party in diesen Kreisen zeigt (Kap. 25). Doch hier werden diese jäh unterbrochen, denn ein junger Mensch stirbt.

Da der Autor selbst in den 1990ern seine Jugend erlebte, weiß er aus eigenem Erleben, wovon er hier schreibt. So wirkt das Buch sehr authentisch und jeder, der in dieser Zeit jung war, wird einiges wiedererkennen. (Leider geht er auf die Musik nicht weiter ein. 😊)

Aber die Sehnsüchte, die alle jungen Menschen für ihr weiteres Leben haben, finden sich ebenso in anderen Generationen wieder, so dass hier jeder Lesende angesprochen wird und sich in die Charaktere hineinversetzen kann.

Da der Autor selber mit Filmen, Theater, Schauspiel, etc. beruflich zu tun hat, kann man vermuten, dass bei der Figur des Rabe biografische Züge mit eingeflossen sind. Vielleicht kann man den Roman auch schon fast wie ein Drehbuch zu einem Film oder Theaterstück lesen.

Alles in allem ein Lesespaß, nicht nur für „Menschen aus den 90ern"!

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