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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 01.12.2024

Batman trifft James Bond

Amanda Black – Die Mission beginnt
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Die neue Serie um Amanda Black schafft eine actionreiche Unterhaltung mit viel dark Phantasy um die junge Amanda, die zu ihrem zwölften Geburtstag das Vermächtnis ihrer Familie enthüllt. Ihre Eltern sind ...

Die neue Serie um Amanda Black schafft eine actionreiche Unterhaltung mit viel dark Phantasy um die junge Amanda, die zu ihrem zwölften Geburtstag das Vermächtnis ihrer Familie enthüllt. Ihre Eltern sind verschollen oder tot. Sie ist bei ihrer Tante in einer winzigen Wohnung und immer in Geldnöten aufgewachsen. Da erreicht sie ein Brief, der alles verändert und der ein großes Abenteuer beginnen lässt. Dabei ist es gut, dass sie nicht nur auf einmal besondere Fähigkeiten hat, sondern auch einen Freund an ihrer Seite, Eric, ein Computernerd, Mobbingopfer und ebenso in Sorge um den verschollenen Vater, sowie ihre Tante und den mysteriösen Butler Benson. Darüber hinaus steht ihr ein ganzes Arsenal an Spezialausrüstung zur Verfügung: Kleider, die sich in Flugmonturen verwandeln, Brillen, mit denen man kommunizieren kann, Drohnen usw.usf. . Da fühlt man sich gleich erinnert an Batmans Butler und Speziallabor sowie an die ganzen Spionageartikel, die James Bond auf seinen Missionen gute Dienste tun. Denn Amandas erste Prüfung ist nicht nur lebensgefährlich, sondern von ihr hängt der Fortbestand der jahrhundertalten Black-Dynastie ab. Das Erbe, das ihr an ihrem Geburtstag in die Hände gefallen ist, könnte mit einem Handstreich gleich wieder verloren sein.
Das Jugendbuch bietet neben Spannung auch eine rührende Freundschaftsgeschichte. Es ist phantasiereich geschrieben und flüssig zu lesen. Die Kapitel sind kurz und überschaubar. Einige spannende Höhepunkte verleiten zum Weiterlesen. Bilder, die ein wenig an Manga erinnern, bieten anschauliche Abwechslung. Ich denke, dass das Buch die Geschmäcker seiner Adressaten voll und ganz treffen dürfte.

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Veröffentlicht am 10.11.2024

Abgründe

Die Mitford Schwestern
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In ihrem Roman „Die Mitfordschwestern“ zeichnet die Autorin Marie Benedict ein schillerndes Porträt der drei britischen Schwestern Diana, Nancy und Unity in den Jahren 1932 bis 1940. Diana avanciert zur ...

In ihrem Roman „Die Mitfordschwestern“ zeichnet die Autorin Marie Benedict ein schillerndes Porträt der drei britischen Schwestern Diana, Nancy und Unity in den Jahren 1932 bis 1940. Diana avanciert zur Ehefrau des Führers der englischen Faschisten. Da kommt ihr gerade recht, dass ihre jüngere, recht unkonventionelle, und nicht in die Kreise des englischen Adels so recht passende Schwester Unity leidenschaftlich für die faschistische Bewegung in Deutschland und insbesonderen deren Führer Adolf Hitler zu schwärmen beginnt. Ihr gelingt es, die Eltern davon zu überzeugen, sie in Deutschland eine Schule besuchen zu lassen, und macht durch ihre Hartnäckigkeit Hitler auf sich aufmerksam. Bald gehören die beiden Schwestern zum engsten Kreis der Hitlervertrauten. Und Diana erhofft, mit seiner Hilfe die Faschisten in England zu etablieren. Fassungslos muss die mittlere der Schwestern, die Schriftstellerin Nancy, mitansehen, wie nicht nur ihre Schwestern, sondern auch ihre Eltern sich immer mehr in den Dunstkreis des Faschismus begeben, während einer ihrer anderen Schwestern mit den Kommunisten in Spanien gegen die Faschisten kämpft. Bald ist es nicht mehr genug, nur in ihren literarischen Werken den Faschismus kritisch zu verspotten. Bald muss Nancy den Schutzmantel der Fiktion abwerfen und Stellung beziehen. Wie weit wird sie gehen, ihre Schwestern zu verraten und England vor dem deutschen Feind zu beschützen?
Immer im Wechsel von Nancy, Diana und Unity beschreibt die Autorin die Ereignisse. Doch nur Nancy lässt sie in Ich-Perspektive denken, fühlen und sprechen. Mit ihr gemeinsam sehen wir mit Entsetzen in die Abgründe, die sich ihr in ihren geliebten Schwestern auftun. Mit Schrecken verfolgt man, wie sie dem Führer und seiner Bewegung verfallen. Die eine fanatisch glühend, die anderen kalt kalkulierend. Beides mit entsetzlichen Folgen.
Denkt man vielleicht am Anfang noch, dass ein umfangreicher Roman, der hauptsächlich Gedanken und Gefühlswelten zeichnet, schnell langweilig und anstrengend werden könnte, so sieht man sich bald in dieser Annahme getäuscht. Packend und ergreifend verfolgt der Leser die Geschehnisse mit zunehmender Spannung. Dabei gehören sicherlich alle Sympathien Nancy, die sich zwischen familiärer Verbundenheit und vaterländischer, aber auch moralischer Pflicht zu entscheiden hat. Dabei kämpft auch sie mit persönlicher Tragik: der fehlenden Liebe der Mutter, der Unmöglichkeit, ein Kind zu bekommen, der Unzuverlässigkeit des sprunghaften Ehemannes. Bei all dem aber versucht sie, das Gesicht der Menschlichkeit zu wahren. Ein gutes Vorbild in einer Zeit, die in ähnlichen Schatten zu versinken droht.

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Veröffentlicht am 21.10.2024

Das Ende der Welt

Am Fluss der Zeiten
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Der Auftakt zur Trilogie um den dreißigjährigen Krieg, „Am Fluss der Zeiten“ von Ulrike Renk schildert das Leben der Eigenbehörigen Elze mit ihrer Familie auf dem Hof Kalmule im Münsterländischen. Anschaulich ...

Der Auftakt zur Trilogie um den dreißigjährigen Krieg, „Am Fluss der Zeiten“ von Ulrike Renk schildert das Leben der Eigenbehörigen Elze mit ihrer Familie auf dem Hof Kalmule im Münsterländischen. Anschaulich und mit profunder Kenntnis entwirft die Autorin ein lebendiges Bild vom bäuerlichen Leben im 16. Jahrhundert, das nicht nur den Naturgewalten, sondern auch der Willfähr der adeligen Herrschaften unterworfen ist. So muss der Hof, den Elzes Familie bewirtschaftet, neben Tante und Eltern auch das junge Bauernpaar, Elzes Bruder mit Frau und Kind, sowie zwei weitere Brüder und eine jüngere Schwester ernähren. Dürre und Unwetter machen die Ernten schlecht. Doch der Lehnsherr will seinen Anteil, und er will Geld für die Auffahrt des ältesten Bruders, der den nach einem Unfall kränklichen Vater in der Hoffolge ablösen soll. Da dies nicht reicht, muss Elze ihren Dienst für ein Jahr in der großen Stadt Münster bei einem Domherren ableisten. So wie zuvor schon ihre Tante Stine zur Zeit der Widertäufer in Münster. Seit dieser Zeit predigt sie den Untergang der Welt. Und der scheint nahe, als sich ein neuer Belagerer der Stadt Münster nähert und der Beginn des 30jährigen Krieges abzuzeichnen beginnt.
Eine spannende Lektüre über eine Zeit voller Aberglaube und Tod durch Krieg und Krankheit. Auch die Passagen, in denen Ulrike Renk das bäuerliche und das höfische Leben schildert und das Beziehungsgeflecht innerhalb der Familien und innerhalb der damaligen Gesellschaft nachzeichnet, sind sehr interessant zu lesen. Sie verleiht den unbekannten, weil niederen Menschen der damaligen Zeit Gesicht und Stimme. Mit der Figur der Elze kann der Leser abtauchen in die Gefühlswelt eines jungen Mädchens, dass zwischen realen Ängsten und abergläubischer Hysterie versucht, ihren Weg im Rahmen der ihr durch die Gesellschaft vorgegebenen Einschränkungen und somit ein klein wenig Lebensglück zu finden. Eine auf jeden Fall lohnenswerte Lektüre!

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Veröffentlicht am 20.10.2024

Leo Helsing, Geisterhelfer

Die Geisterhelfer – Traue sich, wer kann!
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Leo verdankt seinen zweiten Namen weniger seiner furchtlosen Entschlossenheit im Kampf gegen Geister, sondern eher einem ungewöhnlichen Umstand seiner Geburt. Denn eigentlich fürchtet Leo die Dunkelheit ...

Leo verdankt seinen zweiten Namen weniger seiner furchtlosen Entschlossenheit im Kampf gegen Geister, sondern eher einem ungewöhnlichen Umstand seiner Geburt. Denn eigentlich fürchtet Leo die Dunkelheit und alles, was in ihr ist. Aber ausgerechnet er kann die Geister Verstorbener sehen und hören. Und so erhält ausgerechnet er den Auftrag von drei Geistern einen Poltergeist – im Wortsinne – vom Friedhof zu vertreiben, damit dieser die Ruhe der Toten nicht mehr stören kann. Unterstützt von seiner Nachbarin Antonia, die einen Faible für die Nacht und alles, was in ihr ist, hat, begibt er sich auf die unheimliche Jagd des Poltergeistes, den ein Geheimnis des Nächtens sein Unwesen treiben lässt.
Der Roman hat einen angenehmen Gruselfaktor für Groß und Klein, eine packende Geschichte und noch mehr Humor und Herzenswärme. Wunderbar erzählt wird von Ängsten, Einsamkeit, Mut und Freundschaft. Mit tollen Illustrationen und liebevollen Details auf allen Seiten und natürlich dem klasse Cover, das uns verspricht, was der Inhalt hält. Klare Leseempfehlung auch für Angsthasen à la Leo Helsing, die sich danach sicherlich noch oder wieder in den dunklen Keller trauen, auch wenn die Glühbirne kaputt ist.

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Veröffentlicht am 24.09.2024

Ein Leben voller glücklicher Fügungen

Der Blick reicht weit zurück von hier
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Joseph ist kein unsympathischer Charakter. Er ist offen und zugewandt, aufrichtig und ehrlich. Und so, wie er auf die Welt schaut, so schaut sie auf ihn zurück.
Seine Lebensumstände sind in vielerlei ...

Joseph ist kein unsympathischer Charakter. Er ist offen und zugewandt, aufrichtig und ehrlich. Und so, wie er auf die Welt schaut, so schaut sie auf ihn zurück.
Seine Lebensumstände sind in vielerlei Hinsicht nicht glücklich und rosig, aber sie wenden sich immer wieder zum Guten für ihn. Von der Mutter vernachlässigt, vom Vater wenig beachtet, wächst er bei liebenden Großeltern, die ihn an Kunst und Kultur heranführen. Die deutschstämmige Familie lebt in Thorn, Westpreußen, mal deutsch, mal polnisch, mal wertgeschätzt, mal degradiert. Die Jugend des Erzählers ist die Zeit des Zweiten Weltkrieges auf, er gerät in Gefangenschaft, ohne überhaupt Soldat gewesen zu sein, findet aber immer wieder jemandem, der ihm hilft, die Umstände im Lager zu überleben. Und so soll es weitergehen. Als er mit seinen zwei Jugendfreunden beschließt, das von Russen besetzte Gebiet gen Westen zu verlassen, sind die Begegnungen mit den Menschen, die ihnen auf der nicht unabenteuerlichen Reise weiterhelfen, bisweilen quasi märchenhaft. Schließlich verschlägt es den jungen Josef, der aufgrund des Krieges keinen Schulabschluss und keine Berufsausbildung hat über den Harz, wo er das Schusterhandwerk erlernt, nach Essen. Da seine Augen sehr schlecht sind, bleibt ihm das Musizieren verwehrt sowie die Ausbildung zum Fotografen. Auch die Farbenblindheit erschwert ihm das eh nicht sonderlich geliebte Handwerk des Schusters. So verdingt er sich hier und da, im Stall, auf dem Bau, und findet auch in Essen immer wieder familiären Anschluss, auch wenn eine eigene Familie ihm zunächst nicht vergönnt ist. Das Fotografieren, ein Hobby, das ihn schon als Jungen faszinierte, fällt ihm zwar durch seine schwachen Augen schwer. Auf der anderen Seite entstehen so so ungewöhnliche Fotos, dass das Schicksal am Ende für ihn noch ein besonderes Glück bereithält.
Das Leben dieses jungen Josef, erzählt aus der Retrospektive von ihm selbst, nimmt den Leser sowohl emotional als auch buchstäblich mit auf eine lange, abenteuerlich, spannende und auch herzliche Reise mit zahlreichen interessanten Bekanntschaften. Als Bilanz dieses Lebens, das unter erschwerten Bedingungen und mit einigen Unwägbarkeiten gelebt wurde, kann gezogen werden, dass sich viel unerwartet Gutes ereignen kann, wenn man den Mut hat, sich auf das Leben einzulassen und es so nimmt, wie es sich bietet. Der sympathische Protagonist ist eine Stärke dieses Buches, seine spannendes Leben, das, man kann es kaum glauben, auf wahren Begebenheiten beruht, ein zweiter Grund, dieses Buch zu lesen. Und ein besonders hervorzuhebender dritter, aber sicherlich nicht letzter Grund ist die schöne Sprache, in der das Buch geschrieben ist.

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