Intelligent und spannend!
Wer denkt "Juli Zeh - ihre Bücher fand ich ja bisher immer gut" oder auch "Juli Zeh - bisher nur Gutes über sie gehört, vielleicht lese ich mal ihren neuen Roman", dem empfehle ich, "Leere Herzen" zu lesen ...
Wer denkt "Juli Zeh - ihre Bücher fand ich ja bisher immer gut" oder auch "Juli Zeh - bisher nur Gutes über sie gehört, vielleicht lese ich mal ihren neuen Roman", dem empfehle ich, "Leere Herzen" zu lesen ohne weiter nach Inhaltsangaben, Rezensionen oder Interviews von Denis Scheck zu suchen. Diese enthalten nämlich alle unweigerlich Spoiler und "Leere Herzen" ist ein Buch, das man meiner Meinung nach auch sehr lohnend lesen kann, ohne vorher viel darüber zu wissen. So viel sei gesagt: Juli Zeh ist die selten glückende Kombination eines spannenden und(!) intelligenten Buches gelungen. Absolute Leseempfehlung!
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Sie sind ja immer noch hier und wollen offenbar doch noch mehr über das Buch wissen. Das ist okay! Los geht's! Auf Spoiler kann ich ab hier aber leider nicht verzichten.
Juli Zeh setzt die Handlung von "Leere Herzen" in der näheren Zukunft (ca. zweites Viertel des 21. Jahrhunderts) in Deutschland an. Erst auf den zweiten Blick offenbaren sich die Schattenseiten einer oberflächlich friedlich lebenden Gesellschaft. Politikverdrossenheit hat weiter um sich gegriffen und Populisten sind in Deutschland an der Macht. Britta Söldner (in die Namen der Protagonisten kann man so einiges interpretieren) hat mit ihrem Geschäftspartner und guten Freund Babak die "Brücke" gegründet, eine Agentur die Selbstmordkandidaten und radikale Gruppierungen zusammen bringt, sodass der Selbstmord einen Sinn bekommen soll. Britta kann dieses Konzept sich selbst gegenüber als saubere Sache und win-win-Situation verkaufen - unbeteiligte Tote gibt es aber auch hierbei weiterhin und vielleicht auch deshalb arbeitet sie in einer Grauzone und selbst der Ehemann und die beste Freundin wissen nicht, was sie genau macht. Während im Leser die Frage aufkommt, wie Britta und Babak vom Staat und anderen Institutionen unbemerkt agieren können, passiert es auch schon: die Brücke gerät unter Druck. Erst langsam klärt sich, wer hier eigentlich was und warum beabsichtigt.
Britta und ihre Freundin spielen im Buch mehrmals das "was wäre wenn"-Spiel. Auch der Leser kommt nicht umhin hier mitspielen und sich selbst Fragen zu stellen - über die eigene Moral und das eigene Handeln. Wohin steuern Deutschland und die Welt? Welche Rolle spiele ich dabei? Würde ich mich am Ende so entscheiden wie Britta? Meine liebste Frage: Wenn du auf deine Waschmaschine oder dein Wahlrecht verzichten müsstest- wie entscheidest du dich?
Ein wichtiges, aktuelles, hochpolitisches Buch, das gleichzeitig auch spannend ist - ich wollte es garnicht mehr aus der Hand legen.