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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.11.2024

Überdrehte Agentenkomödie zu Weihnachten

Christmas undercover
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Zuviel Zuckerstangen genascht im Advent und daher lieber Lust auf ein gar nicht so süßes Weihnachtsbuch? Dann ist diese schräge Agentenkomödie genau richtig!

Sydney ist CIA-Agentin und wird auf eine Mission ...

Zuviel Zuckerstangen genascht im Advent und daher lieber Lust auf ein gar nicht so süßes Weihnachtsbuch? Dann ist diese schräge Agentenkomödie genau richtig!

Sydney ist CIA-Agentin und wird auf eine Mission geschickt, und zwar heim zu ihrer Familie nach Maine. Ihre Schwester Calla hat sich nämlich verlobt und ahnt nicht, dass ihr Zukünftiger Johnny ein Verbrecher ist. Sydney soll herausfinden, was der nächste Coup sein wird, doch plötzlich muss sie es mit Johnnys attraktivem Bodyguard Nick aufnehmen. Dabei weiß die sonst so routinierte Sydney partout nicht, was sie von Sidekick Nick halten soll.

Was für eine chaotische Story! Da tauchen sämtliche Geheimdienste Nordamerikas auf, jeder bespitzelt jeden und man weiß einfach nicht, wem man vertrauen darf. Die Geschichte ist völlig abgefahren und hat jede Menge schrullige Charaktere von Grandma Ruby über den süßen Hund Sweetie-Pie bis zur seltsam schrillen Verbindungsfrau Gail. Nick und Sydney zünden ein wahres Feuerwerk zwischen Bespitzelungen und entfesselter Leidenschaft. Das Erzähltempo ist flott, die Handlung völlig überdreht und turbulent – und dazwischen gibt es dann doch eine gute Portion Weihnachten.

Ein Wehmutstropfen ist die wirklich unelegante Übersetzung. Da wurden Produktnamen irreführend übersetzt und es gab völlig sinnfreie Sätze. Das nahm beim Lesen leider den Schwung und störte.

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Veröffentlicht am 11.11.2024

A Cozy Christmas Carol

A very grumpy Christmas
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Eine moderne Interpretation von Charles Dickens´ „A Christmas Carol“ hat sich Claire Kingsley hier vorgenommen. Und so finden wir prompt den wirklich scroogemäßig hartherzigen und geizigen Elias Stoneheart ...

Eine moderne Interpretation von Charles Dickens´ „A Christmas Carol“ hat sich Claire Kingsley hier vorgenommen. Und so finden wir prompt den wirklich scroogemäßig hartherzigen und geizigen Elias Stoneheart mit diesem Brüller von sprechendem Namen. Der muss wegen eines für seine Karriere immens wichtigen Auftrags zurück in die Kleinstadt, in der er aufgewachsen ist. Dort soll er kurz vor Weihnachten einer Familie deren Farm abschwatzen. Dass es ausgerechnet die Familie seiner Jugendliebe ist, spielt für den eiskalten Geschäftsmann keine Rolle. Auch mit dem Weihnachtsdorf, das Isabell und ihre Eltern auf der Farm betreiben, kann ein Scrooge wie Elias nichts anfangen.

Claire Kingsley hat mit der Farm, den Rentieren und Esel Horace, dem Weihnachtsdorf und überhaupt der Kleinstadt Tilikum ein zauberhaftes Setting geschaffen, in das sie ihren unsympathischen Helden wirft. Und ganz offensichtlich hat sie einen besonderen Humor, denn während Scrooge bei Dickens von den Geistern der Weihnacht heimgesucht wird, sind es bei Kingsley Eichhörnchen, die unseren Elias zurück auf die rechte Spur bringen sollen. Aus Tiny Tim bei Dickens wiederum wird im Roman die wirklich liebenswerte Maddie, die unter einer Zerebralparese leidet und der Geschichte ganz viel Herz verleiht.

Überhaupt liest sich die Geschichte wunderbar leicht und humorvoll, aber dennoch mit viel Gefühl. Man kann es sich nämlich schon denken, dass das Eis von grumpy Elias bald zum Schmelzen gebracht wird. Die Anklänge an „A Christmas Carol“ fand ich wirklich zauberhaft. Der Roman selbst wies leider ein paar kleine logische Ungereimtheiten auf. Einiges rührt wohl daher, dass er Teil einer mir nicht bekannten Reihe ist. Eine Nebenhandlung wurde aufgemacht, aber nicht zu Ende erzählt, vielleicht auch dies Teil der gesamten Reihe? Das blieb leider rätselhaft.

Insgesamt jedoch ein wirklich schöner Weihnachtsroman mit cozy Vibes, viel heißer Schokolade und einer zum Dahinschmelzen süßen Lovestory.

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Veröffentlicht am 03.11.2024

Die gewählte Familie

Wohnverwandtschaften
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Als Studentin habe ich in einer WG gelebt. Muss man mal mitgemacht haben. Muss man nicht wiederholen. Dachte ich.

Denn Isabel Bogdan holt uns in ihrem neuen Roman in eine ganz besondere Wohngemeinschaft. ...

Als Studentin habe ich in einer WG gelebt. Muss man mal mitgemacht haben. Muss man nicht wiederholen. Dachte ich.

Denn Isabel Bogdan holt uns in ihrem neuen Roman in eine ganz besondere Wohngemeinschaft. Keine Studis leben hier beieinander, sondern vier Erwachsene, die an unterschiedlichen Punkten im Leben stehen. Constanze ist frisch getrennt, Anke bekommt als Schauspielerin keine Aufträge mehr, Jörg beginnt sich in die Demenz zu verabschieden und Murat? Nun, Murat ist einfach nur wunderbar.

Wir begleiten die ungewöhnliche Zweckgemeinschaft vom Tag von Constanzes Einzug an und müssen berührt feststellen, dass dieser Zweck der Gemeinschaft nicht nur aus einer bloßen Beherbergung besteht, sondern aus so viel mehr: Mehr Menschlichkeit, mehr Fürsorge, mehr Miteinander.

Der Roman wechselt in die vier Sichtweisen der vier Bewohner, so dass wir jedem einmal in den Kopf schauen können. Zwischendurch wird dies durchbrochen und es gibt theaterartige Szenen und reduziert sich an diesen Stellen vor allem auf die Kommunikation der Akteure. Zu manchen Bewohnern bin ich auf Distanz geblieben, andere habe ich direkt ins Herz geschlossen.

Wie im wahren Leben gab es Längen, gab es Aufregung, aber auch berührende Dialoge und ich bin der ruhigen Erzählweise gerne gefolgt.

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Veröffentlicht am 26.10.2024

Fesselnde Romance

The Tearsmith
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Die siebzehnjährige Nica lebt, seit sie ein kleines Mädchen war, in dem furchtbaren Waisenhaus „Grave“. Als sie endlich von einem netten Ehepaar, den Milligans, adoptiert wird, kann sie ihr Glück kaum ...

Die siebzehnjährige Nica lebt, seit sie ein kleines Mädchen war, in dem furchtbaren Waisenhaus „Grave“. Als sie endlich von einem netten Ehepaar, den Milligans, adoptiert wird, kann sie ihr Glück kaum fassen. Doch der düstere Rigel, der zu Nica immer gemein war, wird ebenfalls von ihnen adoptiert. Nica versucht einen guten Umgang mit Rigel zu finden, aber dieser bleibt abweisend und geheimnisvoll. Trotzdem verbinden die Grausamkeiten, die ihnen im „Grave“ geschehen sind, die beiden, und schließlich kommen sie sich näher. Doch als Adoptivgeschwister ist eine Beziehung zwischen den beiden unmöglich, und Nica will auf keinen Fall die Milligans verlieren und zurück ins schreckliche Waisenhaus.
Das Buch behandelt sensible Themen, wie psychische und physische Gewalt gegen Kinder und Jugendliche, also hier auf jeden Fall eine Triggerwarnung!

Die Geschichte ist sehr gefühlvoll und mitreißend erzählt. Nica ist ein sehr sanfter und zarter Mensch, ich hatte schnell eine Verbindung zu ihr. Ich finde, die Autorin hat auch ernstere Themen wie die Misshandlungen im Waisenhaus oder die komplexen Gefühle der Charaktere gut und emotional beschrieben.

Rigel ist ein sehr verschlossener Typ und man wird nicht ganz schlau aus ihm. Im Laufe des Buches entwickelt er sich aber weiter und man lernt ihn und seine Beweggründe besser kennen, je mehr Rigel Nica vertraut und sich ihr öffnet.Die Nebencharaktere Billie und Miki, die besten Freundinnen von Nica, steuern der Geschichte Humor bei und lockern sie dadurch auf.

Trotzdem war die Geschichte für meinen Geschmack künstlich in die Länge gezogen. Das Buch hat über 700 Seiten, da hätten auch weniger gereicht.

Ich habe den Netflix-Film direkt beim Erscheinen im Frühjahr geschaut. Dieser hat mir zwar gut gefallen, doch man hat gemerkt, dass manche Infos weggelassen wurden, gerade wenn es um die Geschichte des Tränenmachers geht, von der das Buch seinen Titel hat. Im Übrigen finde ich den Originaltitel im Italienischen „Fabbricante di lacrime“ sogar noch zutreffender und schöner als den deutschen Titel.

Insgesamt hat mir das Buch aber gut gefallen und ich gebe deshalb eine Leseempfehlung ab.

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Veröffentlicht am 14.10.2024

In bester englischer Tradition

Wintergeister
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Liebt ihr an dunklen Herbstabenden Geschichten, die euch eine wohlige Gänsehaut über den Rücken jagen? Keine gewaltstrotzenden Horrororgien, sondern gepflegte Gruselgeschichten und Haunted-House-Stories ...

Liebt ihr an dunklen Herbstabenden Geschichten, die euch eine wohlige Gänsehaut über den Rücken jagen? Keine gewaltstrotzenden Horrororgien, sondern gepflegte Gruselgeschichten und Haunted-House-Stories in englischer Tradition? Dann ist diese Sammlung hier genau richtig. Harmlos sind die Erzählungen alle nicht, denn hier wird gestorben und heimgesucht. Vielmehr ist es diese besondere Atmosphäre, dieser feine Hauch von Grauen, dieses Unwohlsein und dieser ängstliche Blick über die Schulter in den dichten Nebel, der den hier gesammelten sechs Erzählungen inne liegt. Nicht alle Spukgeschichten überzeugen gleichermaßen. Die großartige Catriona Ward hat mit „Jenkin“ meinen persönlichen Favoriten beigesteuert, dicht gefolgt von Jess Kidd mit „Ada Lark“. Aber was alle Geschichten gemeinsam haben, ist die besondere, fein gruselige Stimmung.

Wer Freude hat an Schauergeschichten nach englischer Tradition, wird hier mit ein paar wunderbar unheimlichen Erzählungen belohnt. Perfekt für dunkle Leseabende, während draußen der Nebel vorbeikriecht. Mir persönlich haben die Geschichten im ersten Band „Schaurige Nächte“ noch einen eiskalten Hauch besser gefallen, aber auch die „Wintergeister“ schenken wohliges Gruseln.

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