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Veröffentlicht am 16.02.2024

Schön geschrieben, aber wenig dahinter

Vergissmeinnicht - Was bisher verloren war
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Während mir der erste Teil von Vergissmeinnicht sehr gut gefallen hat, fand ich den zweiten Band leider nicht ganz so überzeugend.

Es passiert relativ wenig wirklich relevantes. Die Handlung kommt nicht ...

Während mir der erste Teil von Vergissmeinnicht sehr gut gefallen hat, fand ich den zweiten Band leider nicht ganz so überzeugend.

Es passiert relativ wenig wirklich relevantes. Die Handlung kommt nicht voran, es gibt kaum Charakterentwicklung. Ein paar Punkte fand ich gut. Man lernt bestimmte Charaktere näher kennen und ein paar Hintergrundinformationen werden weiter ausgebaut. Aber insgesamt stagniert die Geschichte ziemlich. Das Buch leidet unter Zweitem-Band-Syndrom.

Trotzdem ist das Buch in klassischer Kerstin-Gier-Manier sehr angenehm zu lesen. Der lockere Schreibstil un dder Humor sorgen dafür, dass man es innerhalb kurzer Zeit durcharbeiten kann. Vor allem gegen Ende wurde es auch noch richtig spannend und ich hatte großen Spaß damit.

Aber ich habe auch das Gefühl, dass Kerstin Gier die Ideen ausgehen. Die anfänglichen Anspielungen an ihre anderen Reihen fand ich süß. Für treue Leser sind diese Easter Eggs echt nette Überraschungen. Aber inzwischen frage ich mich beinahe, ob man gegen sein eigenes Copyright verstoßen kann. Oder hat sie vor, ein Gier-Universum zu schaffen und ein Crossover zu schreiben? Das war schon etwas enttäuschend und ich hoffe, dass sich der nächste Band wieder etwas mit den Anspielungen zurückhält.

Insgesamt war es schon ein nettes Buch, aber ich hatte mir mehr erhofft. Zum zwischendurch Lesen ist es aber durchaus gut geeignet und ich werde den nächsten Band auch auf jeden Fall noch lesen.

Vielen Dank an NetGalley und den Fischer Verlag für ein Rezensionsexemplar im Gegenzug für eine ehrliche Rezension.

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Veröffentlicht am 06.05.2024

Kindisch und klischeehaft

The Ruby Circle (1). All unsere Geheimnisse
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Disclaimer: Ich habe dieses Buch als Hörbuch angehört. Evtl. hat das meine Bewertung etwas beeinflusst.

Ursprünglich habe ich das Buch zum ersten Mal in der Buchhandlung gesehen und es ist mir durch das ...

Disclaimer: Ich habe dieses Buch als Hörbuch angehört. Evtl. hat das meine Bewertung etwas beeinflusst.

Ursprünglich habe ich das Buch zum ersten Mal in der Buchhandlung gesehen und es ist mir durch das echt hübsche Cover aufgefallen. Der Klappentext klang aber wie jedes x-beliebige Academy-Buch, also hab ich es nicht gekauft.
Das zweite Mal bin ich über die Social Media Seite der Autorin darauf gestoßen, die es angepriesen hat, als ein realistisches Pferdebuch mit Romance, das man, obwohl es YA ist, auch als Erwachsener hervorragend noch lesen kann.
Das war für mich eine Überraschung - aus dem Klappentext ging für mich nicht hervor, dass Pferde eine große Rolle spielen würden und ich hätte es eher für Dark Academia oder Mystery, vielleicht sogar Fantasy gehalten. Absolute Fehlanzeige. Pferderomanze in YA hätte ich niemals erwartet.
Riesiger Minuspunkt an das Marketing-Team.
Mit der Beschreibung der Autorin hat es mich somit deutlich mehr angesprochen und ich hab mich kurzerhand entschieden, es einfach mal auszuprobieren.
Naja, was soll ich sagen. Vielleicht hätte ich es doch lassen sollen.

Ach du Schande. Das war mein erster Gedanke, nachdem ich gerade mal die ersten fünf Kapitel angehört hatte. Wie klischeehaft kann ein Buch sein? Gegen das ein oder andere Klischee hab ich wirklich nichts, aber hier war es eins nach dem anderen.
Angefangen mit der Handlung. Wirklich nichts besonderes. Was mich daran am meisten gestört hat, war, dass die eigentliche Handlung ungefähr in den letzten fünf Kapiteln erst vorkommt. Natürlich nur, damit es einen schönen Cliffhanger geben kann. Warum wurde das nicht schon viel früher angedeutet? Also, gewissermaßen wurde es das, aber auf eine Art und Weise die mich absolut kalt gelassen hat. Somit war es mir am Ende dann auch egal. Und der Cliffhanger war für mich ganz offensichtlich nur noch ein Stilmittel, damit die Leser auf jeden Fall weiterlesen - weil ganz ehrlich, einen anderen Anreiz dafür hab ich in diesem Buch nicht gefunden.
Und alles, was in der ersten Hälfte des Buchs relevant war, wurde gegen Ende einfach vergessen. Klar, damit sollen die späteren Bände noch gefüllt werden, aber ich hasse so etwas. Wenn etwas wichtig ist, kümmert man sich gleich drum, oder man lässt es von vornerein solange im Hintergrund, bis es relevant wird. Man tut nicht so, als wäre es die gesamte Handlung, nur um sich plötzlich um 180° zu drehen.

Was das Setting des Elite-Internats angeht - noch so ein Klischee. Mag ja sein, dass es solche Schulen gibt, aber es war ziemlich übertrieben dargestellt. Dazu hat Louisa natürlich keine Ahnung, wie ihr Wohngebäude aussieht, weil sie ihre Schule im gesamten Bewerbungsverfahren scheinbar noch nie gegoogelt hat und sich nicht vorstellen kann, wie ein exklusives Internat aussehen könnte. Weil natürlich beschäftigt man sich nicht mit dem Ort, an dem man womöglich die nächsten Jahre leben wird.
Sie selbst ist logischerweise komplett anders, als die anderen, weil sie ja eine Stipendiatin ist und sich wirklich für das Pferdewohl interessiert und keine Ahnung von Mode hat und in jedes Fettnäpfchen tritt und gar nicht reich und berühmt sein möchte.
Aber von Anfang an denkt sie, dass sich alles nur um sie dreht und kann es nicht akzeptieren, wenn jemand kein Interesse an ihr hat.
Spannenderweise haben die anderen Schüler aber zum größten Teil tatsächlich nichts anderes als Gossip im Kopf - man sollte ja meinen, dass es auf so einem Internat wichtigeres gibt, aber gut.
Auch sonst sind die anderen Schüler unglaublich klischeehaft. Von den reichen Zicken, die auf sie herabschauen und ihr das Leben zur Hölle machen wollen, bis hin zu den attraktiven Typen, die ihr entweder hinterherrennen oder grundlos unhöflich sind.

Dafür, dass das Internat so großartig ist, ist es übrigens richtig seltsam. Teilweise hab ich mich wirklich gefragt, wie so etwas legal sein kann und in was für einer Sekte Louisa da gelandet ist, aber komischerweise wurde das seltsame Verhalten von kaum jemandem hinterfragt. Nicht nur, dass sich die ganzen Schüler wie eine Mischung aus Kindergarten und Untergrund benehmen, die Schulleitung spielt scheinbar noch komplett unbekümmert mit.

Was den Teil der Handlung um die Pferde angeht - ich weiß es zu schätzen, dass die Autorin sich offensichtlich mit Pferden auskennt und das auch zeigt. Ihrem Social Media Account nach, hat sie wirklich Ahnung und kann etwas. Aber was das Buch angeht... realistisch würde ich es nicht wirklich nennen. Dafür, dass Louisa so eine großartige und einfühlsame Reiterin ist, die ein Reiter-Stipendium erhalten hat, kann sie irgendwie relativ wenig und hat überraschend wenig Ahnung von Pferden. Noch nie den Begriff Working Equitation gehört, unfassbar beeindruckt, von einer simplen Freiheitsdressur, obwohl sie mit ihrem eigenen Pferd das angeblich sogar auch schon ausprobiert hat? Haut für mich alles nicht ganz hin.
Was Theo angeht - ich bin ja wirklich ein Fan von alternativen Methoden beim Reiten, aber das ist auch keine Zauberei. Theos Ritte ohne Sattelzeug klangen etwas zu übertrieben. Vom Aufwärmen hat er scheinbar auch noch nie was gehört. Und dass Freiheitsdressur etwas ist, was auch ein Pferd nicht sofort perfekt kann, sondern erst lernen muss - davon merkt man in diesem Buch wenig. Denn natürlich funktioniert alles sofort, wenn man nur die richtige Verbindung zu einem Pferd hat und die richtige Einstellung.
Somit weiß ich wirklich nicht, für welche Zielgruppe dieses Buch gedacht ist. Für Leute, die mit Pferden nichts zu tun haben, ist der Schwerpunkt wahrscheinlich viel zu groß gesetzt. Für Reiter*innen - naja. Wie gesagt, realistisch heißt für mich etwas anderes.

Was den YA-Anteil angeht - ich lese wirklich viel YA. Ich habe kein Problem mit jüngeren Charakteren. Aber dieses Buch fand ich richtig anstrengend. Vielleicht hätte ich es mit 13 richtig großartig gefunden - aber in meinem jetzigen Alter fand ich es furchtbar. Und wie gesagt, das von jemandem, der wirklich viel YA liest.
Louisa und eigentlich alle ihrer Mitschüler sind unfassbar kindisch. Eine schlechte Entscheidung nach der anderen, Kommunikation scheint ein Fremdwort zu sein. Sie stellt sich taub gegen jeden guten Ratschlag, teilweise einfach nur aus Prinzip (und das ist mein voller Ernst). Egal, ob man gestresst ist und andere Gedanken hat, so benimmt man sich doch nocht!
Dafür, dass ihr die Schule so unfassbar wichtig ist, lässt sie sich außerdem ziemlich leicht davon ablenken. Kaum schaut ihr ein gutaussehender Typ hinterher, vergisst sie, wie man atmet (auch das ist nicht wirklich eine Übertreibung).
Ich hatte mehrere Rezensionen gelesen, in denen Louisas reifes Verhalten gelobt wurde und muss mich wirklich fragen, ob wir hier das gleiche Buch gelesen haben. Für mich klang sie nicht wie eine 17-jährige, sondern hätte sehr gut 13 sein können. Über ihr Verhalten habe ich mich einen großen Teil des Buches über einfach nur aufgeregt.

Was das Ende angeht - es wurde einfach nur lächerlich. Als das große Finale kam und alles unfassbar dramatisch werden sollte, konnte ich einfach nicht aufhören, darüber zu lachen, wie unrealistisch das alles ist. Wie aus einem schlechten Film. Und das passt wiederum gar nicht in dieses scheinbar so realistisch aufgebaute Internat.
Vor allem, wenn man bedenkt, dass das hier immer noch das Elite-Internat voller reicher Promi-Kinder ist, die die besten Anwälte aus der Tasche ziehen könnten.
Ein gewisser Mystery-Aspekt kommt durchaus in die Handlung, aber ich glaube nicht, dass mich die Auflösung davon in einem späteren Buch überraschen wird. Einige Punkte wurden offen gelassen - ich lege keinen großen Wert darauf, sie weiter zu verfolgen.

Was ich dem Buch lassen muss - zwischendurch gab es durchaus ein paar Szenen, die mir echt gut gefallen haben, schön geschrieben und nicht ganz so klischeehaft waren. Eine Vollkatastrophe war es nicht. Zwischendurch hab ich sogar beinahe noch 4 Sterne in Erwägung gezogen, aber mit Hinblick auf das Ende kann ich nicht mal mehr 3 verantworten.
Vielleicht hätte ich das Buch besser gefunden, wenn ich es gelesen und nicht angehört hätte - Hörbücher mag ich wirklich nicht. Und wie gesagt, mit 13 hätte es mir womöglich richtig gut gefallen. Evtl. waren meine Erwartungen auch einfach zu hoch.

Insgesamt kann ich aber nur sagen, dass es furchtbar unrealistisch und klischeehaft ist. Ich habe aktuell wirklich kein Interesse daran, mir den zweiten Band auch noch anzutun.

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Veröffentlicht am 11.11.2024

Sehr verwirrend

Heart & Shadow
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Nachdem Marie Grasshoff mich mit Magical Fries gerade erst vollkommen begeistert hat, konnte mich Heart and Shadow leider nicht überzeugen.

Der Anfang hat mir gut gefallen. Man war direkt in der Geschichte ...

Nachdem Marie Grasshoff mich mit Magical Fries gerade erst vollkommen begeistert hat, konnte mich Heart and Shadow leider nicht überzeugen.

Der Anfang hat mir gut gefallen. Man war direkt in der Geschichte drin, mit einer spannenden Actionszene und es haben sich sehr viele Fragen gestellt, auf die ich unbedingt Antworten haben wollte.
Naja, und das hat sich auch nicht geändert. Im Laufe des Buches kamen immer weitere Fragen dazu, aber es kam gefühlt nie eine Antwort. Selbst nach Dreivierteln hatte ich immer noch das Gefühl, dass ich gar nicht weiß, worum es überhaupt geht. Bis zum Ende sind mehrere Fragen offen geblieben, bei denen ich wirklich gerne eine Antwort gehabt hätte. Natürlich müssen nicht alle Fragen beantwortet werden – es handelt sich schließlich um den ersten Band einer Dilogie. Aber so hat es sich nicht angefühlt. Stattdessen hat es eher wie die erste Hälfte eines Buches gewirkt, die nicht alleine stehen kann. Es sind am Ende so viele Punkte offen geblieben und irgendwie hat mir auch ein Finale, ein Abschluss gefehlt.
Wenn nicht der Epilog gewesen wäre, hätte ich kein Interesse daran gehabt, weiter zu lesen. Der hat mich dann aber doch noch mal neugierig gemacht.
Dabei war es eigentlich nicht langweilig – es ist die ganze Zeit etwas passiert. Aber ich hatte einfach keinen Bezug zu der Handlung, weil ich nicht wusste, worauf es hinauslaufen sollte.

Wir haben zwei verschiedene Handlungsstränge, die jeweils zwei Charakteren folgen. Das fand ich, um ehrlich zu sein, nicht unbedingt so angebracht. Die ganze Zeit ist es zwischen den Charakteren hin und her gesprungen und man hatte keinen wirklichen Zusammenhang dazwischen. Die ganze Zeit habe ich drauf gewartet, dass die Stränge sinnvoll zusammengeführt werden und es ist einfach nicht passiert. Ich habe immer noch nicht wirklich Ahnung, was die miteinander zu tun haben.

Irin und Rah fand ich am Anfang super interessant, während Shina und Mae mich eher gelangweilt haben – gegen Mitte des Buchs hat sich das aber genau umgedreht.
Die Beziehung zwischen Irin und Rah hat mir gar nicht zugesagt. Ich konnte überhaupt nicht nachvollziehen, wie sich da etwas zwischen ihnen angebahnt hat. Keine Spannung, keine Emotionen. Gefühlt kannten die beiden sich gar nicht. Beide hatten Geheimnisse voreinander, die nicht hätten sein müssen. Können wir bitte endlich mal damit anfangen, dass Buchcharaktere einfach mal mit einander über die wichtigen Sachen reden?
Zwischen Shina und Mae fand ich die Beziehung dagegen weitaus passender. Bei ihnen hatte ich das Gefühl, dass sie sich tatsächlich kannten und verstanden haben.

Schreibstil war an sich nett – spannend, teilweise lustig, teilweise emotional. Aber mich hat das Fehlen einer Handlung leider so sehr aus der Geschichte rausgerissen, dass es sich teilweise echt geschleppt hat.

Wie bereits erwähnt – der Epilog hat mir gefallen. Allein deswegen überlege ich, noch den zweiten Band zu lesen. Aber um ehrlich zu sein, bin ich aktuell wenig überzeugt.

Danke an Lesejury und den Verlag für ein Rezensionsexemplar im Gegenzug für eine ehrliche Rezension.

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Veröffentlicht am 08.04.2024

Übertrieben romantisiert und unrealistisch

Die Hofreiterin – Der Traum von Freiheit
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Wer mich kennt, weiß, dass Pferde ein sehr wichtiger Teil meines Lebens sind. Die Spanische Hofreitschule mit ihren tanzenden Hengsten ist eine Einrichtung, die mich absolut begeistert und mit der ich ...

Wer mich kennt, weiß, dass Pferde ein sehr wichtiger Teil meines Lebens sind. Die Spanische Hofreitschule mit ihren tanzenden Hengsten ist eine Einrichtung, die mich absolut begeistert und mit der ich mich bereits ausführlich befasst habe. Nicht nur, dass die akademische Reitweise in den vergangenen Jahren mein besonderes Interesse geweckt hat, ich liebe auch die Geschichte des Kaiserlichen Pferdes, die Namensgebung der Lipizzaner und habe mich bereits mit der dortigen Ausbildung zum Bereiter befasst.
Als ich gesehen habe, dass es ein Buch über die Spanische Hofreitschule gibt, musste ich es somit natürlich lesen.

Die Handlung klang spannend. Es ist bekannt, dass die Hofreitschule noch nicht seit langem Frauen in die Bereiter-Ausbildung aufnimmt und ich habe schon oft darüber nachgedacht, wie unfair die vorherige Regelung für interessierte Reiterinnen war. Irma verkleidet sich allerdings als Mann und schleust sich in die Ausbildung ein, um bei ihrem Pferd bleiben zu können. Das verspricht eine sehr interessante Handlung über die Geschichte der Hofreitschule und die harte Bereiterausbildung mit einem feministischen Twist. Ich habe erwartet, dass Irma darunter leidet, ihre Identität verbergen zu müssen, sich schweigend an andere Frauen gerichtete sexistische Kommentare anhören muss, aber die Zähne zusammen beißt, um sich selbst zu beweisen, dass sie ihren Platz verdient hat.
Es kommt aber ganz anders. Irmas größtes Problem ist ihre einfache Herkunft. Allerdings gibt es auch nur genau zwei Personen an der Hofreitschule, die ihr deswegen Probleme bereiten und ganz offensichtlich die Antagonisten darstellen. Irma hat überhaupt keine Schwierigkeiten damit, einzige Frau unter Männern zu sein und kann ihre Identität auch ohne Probleme verbergen, verschwendet kaum mehr einen zweiten Gedanken daran. Feministisch ist dieses Buch wirklich nicht.
Auch über die Hofreitschule selbst wird kaum berichtet und was erzählt wurde, hat mich nicht überzeugt. Es gibt nur wenige Szenen in denen Irma reitet – viel lieber wird ihre Vergangenheit, ihr Liebesleben und die Probleme des Gestüts ihrer Mutter diskutiert. Und was man sieht, ist problematisch.
Die Grundlagen stimmen – es wird über die Haltung der Hengste gesprochen, auf welchen Grundsätzen die Reitlehre beruht und wie die Eleven ausgebildet werden. Aber es kann doch nicht sein, dass Irma, die ach so tierfreundlich ist und angeblich in einigen Punkten weiter ist als die anderen Eleven, mit ihrem fünfjährigen Hengst bereits piaffiert und der Ausbilder sie dafür auch noch lobt. Das entspricht überhaupt nicht der Ausbildungsskala und der Herangehensweise der Hofreitschule, den Pferden Zeit für physische und geistige Entwicklung zu lassen. Mit fünf Jahren piaffieren an der Hand beginnen - meinetwegen. Aber schon eine perfekte Piaffe unter dem Reiter verlangen? Gerade mit dem heutigen Problem von zu jung eingerittenen Pferden sollte anders an so ein Thema herangegangen werden.
Es wird auch betont, dass Irma die Grundlagen fehlen, aber natürlich muss sie bereits von Anfang an die schwersten Lektionen perfekt zeigen können. Da fehlt mir der reiterliche Hintergrund. Kritisch finde ich auch den Punkt über Tierquälerei in der Hofreitschule. Das ist ein Thema, was durchaus thematisiert werden könnte, da die hohe Schule nicht nur von manchen Nichtreitern als Tierquälerei angesehen wird. Aber so, wie hier damit umgegangen wurde, halte ich es nicht für sinnvoll. Die tatsächlich interessanten Aspekte wurden mit keinem Wort angesprochen, die vorliegende Situation war unrealistisch und einfach unglaublich gestellt.

Was mich richtig gestört hat, ist der romantische Aspekt. Irma ist eine Frau unter vielen Männern (auch wenn diese davon nichts wissen). Aus rein dramaturgischen Gründen musste sie sich natürlich in jemanden verlieben. Aber die ganze Umsetzung… nein. Abgesehen von der Verschiebung des Machtverhältnisses spürt der entsprechende Herr natürlich auch eine ganz besondere Verbindung zu diesem jungen Mann, nutzt jede Gelegenheit, ihn unauffällig zu berühren – aber natürlich wird betont, dass er nicht homosexuell und diese Verbindung auf keinen Fall romantischer Art ist. Jedenfalls, bis dann doch rauskommt, dass Irma eine Frau ist, da wird es plötzlich ganz schnell doch romantisch. Dieser Punkt wird sehr gerne bei solchen Geschichten angesprochen. In den meisten Fällen finde ich die Kritik etwas übertrieben. Aber in diesem Buch war es lächerlich auffällig.

Was ich für keinen großen Spoiler halte, ist, dass Irmas Identität natürlich irgendwann doch öffentlich wird. Aber die Art und Weise wie das geschieht, halte ich einfach für dumm. Und wie dann damit umgegangen wird – zu dem Punkt hat die Geschichte mich endgültig verloren. Einerseits in Bezug auf die Romantik – man sollte ja meinen, dass man nach langer gemeinsamer Zusammenarbeit ein gewisses Vertrauen aufgebaut hat und bereit wäre, ein gewisses Risiko einzugehen. Aber der Entdecker des Geheimnisses verschwendet kaum einen zweiten Gedanken daran, was Irma für Gründe gehabt haben könnte und hat offensichtlich weniger Gefühle als ein Stein. Aber wenn dann auch noch Sissi auftaucht, wird es einfach nur lächerlich.
Apropos. Ja, wir befinden uns in der Hofreitschule. Aber das heißt wirklich nicht, dass plötzlich an jeder Ecke Sissi auftauchen und mitmischen muss. Eine kleine Szene hätte ich akzeptiert – aber sie hat eine tatsächliche Rolle gespielt und das hat mich nicht überzeugt.
Insgesamt hat mir aber gerade die Aufdeckung von Irmas Geheimnis gezeigt, wie wenig feministisch das Buch eigentlich ist. Niemand hinterfragt die bestehenden Strukturen oder überlegt wenigstens, ob man das Geheimnis einfach unter den Tisch kehren und vergessen könnte. Charaktere, die vorher als so großherzig und modern dargestellt wurden, akzeptieren die Situation mit einem Schulterzucken und sind vollkommen bereit, Irma rauszuschmeißen. Es ergibt einfach überhaupt keinen Sinn.
Wenn man das so gewollt hätte, gäbe es einige andere Charaktere, die das Geheimnis besser herausgefunden hätten, so dass es auch tatsächlich zusammenpasst.

Wen ich aber mochte, waren Johann und Mizzi. Beide waren richtig sympathisch. Mizzi war dazu auch noch ein recht interessanter Charakter, aber ich konnte sie bis zum Ende nicht wirklich einschätzen. Ihre Ausdrucksweise hat nicht ganz in die Zeit gepasst, aber dann wiederum weiß ich nicht genug über diese Persönlichkeit, um zu kritisieren, wie die Autorin sie vorgestellt hat.

Das Ende vom Buch hat mich einfach nur noch richtig geärgert. Sowohl in Bezug auf Irmas Dasein an der Hofreitschule und ihre Bereiterausbildung, als auch in Bezug auf ihre persönlichen Hintergründe. Bei beidem hatte das Ende überhaupt keinen Mehrwert und ein großer Anteil des Buches wurde für mich dadurch ganz einfach ruiniert. Es hat keinen Sinn ergeben, hat nicht die vorherigen Charakterisierungen der einzelnen Personen widergespiegelt, sondern einfach was völlig neues und unpassendes eingebracht.
Dazu war mir das Ende zu sehr Friede, Freude, Eierkuchen. Sämtliche Probleme wurden mit einem Fingerschnipsen gelöst, alle haben sich vertragen. Irma hat nichts dafür getan, alles wurde ihr geschenkt. Pures Glück. Mit solchen Büchern kann ich wenig anfangen, das ist mir schlichtweg zu unrealistisch.

Insgesamt kann ich also sagen – das Buch war komplett anders, als erwartet. Wer eine überdramatisierte historisch angehauchte Romanze möchte, könnte damit seine Freude haben, aber wer das Buch wegen des Settings und den tatsächlichen geschichtlichen Hintergründen liest, könnte enttäuscht werden.
Leider hat es mich nicht überzeugt.

Vielen Dank an NetGalley und den dtv-Verlag für ein Rezensionsexemplar im Gegenzug zu einer ehrlichen Rezension.

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Veröffentlicht am 16.02.2024

Wie Tolkien, nur nicht so gut

Quendel (Quendel, Bd. 1)
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Wie kann ein Buch mit einem so traumhaft schönen Cover so nervig sein? Dieses Buch hält sich selbst für zu fantastisch. Von der ersten Seite an ist klar, dass es versucht, Tolkiens Stil zu kopieren - das ...

Wie kann ein Buch mit einem so traumhaft schönen Cover so nervig sein? Dieses Buch hält sich selbst für zu fantastisch. Von der ersten Seite an ist klar, dass es versucht, Tolkiens Stil zu kopieren - das Ergebnis ist eine wirre Geschichte, gespickt mit irrelevanten Fakten und unnötigen Abschweifungen.
Kleiner Tipp: Tolkiens Schreibstil ist nicht unbedingt das, was seine Bücher heutzutage noch so erfolgreich macht. Wenn man sich an ihm orientieren möchte, dann bitte an der Sprache und den Allegorien und den Charakteren und nicht an seinen seitenlangen Beschreibungen von Bäumen.

Außerdem gibt es in diesem Buch viel zu viele Namen und Anekdoten über Personen, die nicht persönlich vorkommen. Und was das für Namen sind - ich konnte keinen einzigen davon ernst nehmen. Und nicht auf eine gute Weise, sondern eher auf die Art, dass ich jedes Mal von neuem davon genervt war. Und die Art und Weise wie die Charaktere gesprochen und sich verhalten haben, hat mich an kleine Kinder erinnert.

Und was ist mit dem Wort Schlegel? Ich kann dieses Wort nicht mehr hören! Das soll bitte nur noch im Kontext eines gebratenen (oder nicht gebratenen) Hühnerschlegels verwendet werden und sonst nicht! Die ganze Ausdrucksweise dieses Buchs ging mir tierisch auf die Nerven.

Ich musste mich bisher stark zusammenreißen, den zweiten Teil nicht schon zu kaufen, ohne den ersten gelesen zu haben, weil ich mir so viel davon versprochen habe. Jetzt bin ich einfach nur glücklich, dass ich den ersten Band secondhand erworben und kaum Geld dafür ausgegeben habe.

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