Liebe besser analog
„Sympathie und Zuneigung sollten niemals das Ergebnis eines Wettbewerbs oder einer Herausforderung sein. Sie sollten auf natürliche Weise entstehen und authentisch sein.“
„Love me like it‘s yesterday“ ...
„Sympathie und Zuneigung sollten niemals das Ergebnis eines Wettbewerbs oder einer Herausforderung sein. Sie sollten auf natürliche Weise entstehen und authentisch sein.“
„Love me like it‘s yesterday“ ist ein Liebesroman von Juliane Käppler. Er erschien im Oktober 2024 im Bastei Lübbe Verlag und ist ein Einzelband.
Für mich war dies der erste Roman der Autorin und ganz bestimmt nicht der Letzte. Es hat einfach alles zusammengepasst: Die Handlung, die gewählten Themen, die Figuren und ihre Entwicklung, der Schreibstil sowie die Romanlänge. Kurzum, ich hatte wirklich eine grandiose Lesezeit!
Juno ist Restauratorin und liebt entsprechend alte Möbelstücke. Sie geht in ihrer Arbeit vollständig auf und hat dabei zudem der digitalen Welt vollkommen abgeschworen. Sie lebt analog - ohne Handy, ohne Social Media, ohne Alexa oder Siri und sogar ohne Radio. Sie liebt Kassetten und alte Platten, Musik und Filme aus den Achtzigern und leitet, gemeinsam mit ihrer besten Freundin eine Selbsthilfegruppe für Personen, die Mobbing erlebt haben.
Mit ihrer abwehrenden Haltung in Bezug auf die Digitalisierung ist sie praktisch das Gegenteil von Taro. Der nämlich ist Psychologe, mittlerweile aber als YouTuber unterwegs. Er berät Männer, wie sie bei Frauen einen guten Eindruck machen und geht vollkommen in der digitalen Welt auf. Als er sich mit einem konkurrierenden Follower auf eine Wette einlässt, begegnet er Juno. Er soll an ihr zeigen, dass seine Flirttechniken funktionieren und beweisen, dass er ihre Handynummer bekommt. Natürlich hat Juno kein Handy, die Wette scheint zum Scheitern verurteilt. Taro muss also einen anderen Weg finden, die Wette gewinnen zu können und so nimmt das Drama seinen Lauf…
Die Grundidee der Wette ist dabei natürlich nicht neu und auch den Hauptkonflikt kann man sich entsprechend schon denken. Trotzdem ist die Geschichte alles andere als langweilig oder vorhersehbar, ganz im Gegenteil.
Juliane Käppler beschreibt äußerst charmant und liebenswert, wie Taro und Juno sich kennen- und lieben lernen. Sie charakterisiert ihre Figuren unglaublich detailliert und authentisch, gibt ihnen sehr individuelle Charaktereigenschaften und lässt sie sich in einem realistischem Tempo entwickeln. Auch die Nebenfiguren werden nicht vergessen. Sie sind ebenso gut dargestellt und jeder hat seine gewissen Eigenheiten. Gerade die Auftritte von Frau von Großeimern mochte ich sehr!
In der Geschichte wird neben der Liebesgeschichte eindrücklich thematisiert, wie abhängig die Gesellschaft heutzutage von der digitalen Welt ist. Wie stark man „online“ gebunden ist und wie unhöflich man sich oft verhält, wenn man mitten im Gespräch plötzlich auf sein Handy guckt. Schließlich muss „nur mal eben“ der Instagramfeed geprüft oder eine Nachricht beantwortet werden. Sein Gegenüber ignoriert man dafür oft völlig. Dies wird im Kontrast von Juno und Taro noch einmal besonders deutlich und auch Taro selbst wird durch Junos Einstellung bewusst, wie sehr er eigentlich „online“ lebt. Gerade seine Entwicklung im Laufe der Handlung mochte ich sehr. Er beginnt sein Handeln und sein Leben zu reflektieren, erkennt, was im eigentlich wichtig ist und zweifelt immer mehr an seiner eingegangenen Wette…
Neben der allgemeinen Digitalisierung und der daraus entstehenden Probleme, beleuchtet die Autorin ebenfalls anschaulich, wie gefährlich das digitale Leben sein kann. Sie zeigt anhand der Fälle in der Selbsthilfegruppe von Juno, wie leicht Falschinformationen und Mobbing in der digitalen Welt entstehen und verbreitet werden.
Sie bindet diese Themen geschickt in die Handlung ein und durch den starken Kontrast zwischen Taro und Juno, werden sie einmal mehr deutlich.
Gleichzeitig ist die Handlung absolut romantisch und wunderschön, ohne unnötige Dramen oder künstliche Konflikte. Die Gefühle sind durch die wechselnde Ich-Perspektive sehr gut nachvollziehbar und es gibt so einige Romanstellen, in denen die romantische Atmosphäre nahezu greifbar ist. Auch der Humor bleibt nicht auf der Strecke, nimmt aber gleichzeitig keine Überhand.
Mein Fazit: Ein klarer Wohlfühlroman mit einzigartigen Figuren! Ich habe den Roman „Love me like it‘s yesterday“ unglaublich gerne gelesen und spreche eine klare Leseempfehlung aus. Von mir gibt es entsprechende 5 von 5 Sterne!