Nicht, was beworben wurde.
Werde sichtbar„Werde sichtbar“: als außergewöhnlicher Genremix beworben, doch konnte die Autorin dieses Versprechen halten?
Positiv möchte ich zu Beginn den Stil von Celeste Ealain erwähnen sowie die Intention, das ...
„Werde sichtbar“: als außergewöhnlicher Genremix beworben, doch konnte die Autorin dieses Versprechen halten?
Positiv möchte ich zu Beginn den Stil von Celeste Ealain erwähnen sowie die Intention, das eigene Handeln und dessen Auswirkungen zu hinterfragen. Thematisiert wurde ebenfalls der Missbrauch von Überlegenheit und Macht sowie die, leider realen, Parallelen zwischen Geld und dem Gesundheitssystem.
Der Verlauf setzt sich aus Kilians Gegenwart inkl. plötzlichen Erinnerungen und einigen anderen Perspektiven zusammen, einzelne Verbindungen kristallisieren sich nach und nach heraus – allen gemein ist der augenscheinlich überhebliche, selbstüberzeugte Protagonist, dessen Fähigkeiten jene einfacherer Trickbetrüger weit überragen. Gewissen und Moral? Scheinen in diesem Blender nicht existent …
Durch Rückblicke und Gedanken bekommen die Leser einen Eindruck der Ereignisse und Gefühle, die Kilian derartig formten, und welche Leben er mit seinen eigennützigen Manipulationen nachhaltig beeinträchtigt, zerstört hat. Doch in „Werde sichtbar“ schlägt nicht Karma zu, sondern eine weitaus höhere Instanz.
… reicht manchmal ein einziger Grund, um sich zu ändern?
Mich persönlich konnte diese Geschichte weder fesseln noch überzeugen, wirkte die Storyline öfter wirr und überladen. Obgleich sich der Verlauf gut und verständlich, wenn auch stellenweise zäh und nüchtern, liest, hielt dieser kaum Emotionen, nur wenig Spannung bereit. Verluste und Tod wurden von allen Parteien akzeptiert, das Geschehen selbst strahlt durchweg Distanz aus. Anstatt eine derartige Fülle in die Handlung zu pressen, hätte eine tiefere Ausarbeitung der Gefühlswelt sowie der paranormalen Elemente nicht geschadet. Die Figuren blieben in meinen Augen konturlos, nicht mal der vermeintliche Bad Ass erreichte die angestrebte gefährliche, skrupellose Wirkung. Hin und wieder gab es interessante, überraschende Ereignisse, manches Kapitel brachte Tempo, aber im Gesamten fehlten mir Spannung und Gefühl sowie die angepriesenen Vibes, u. a. von Dark Fantasy und Thrill.
Für mich letztendlich ein lascher paranormaler Roman, dessen Grundidee durchaus originell war.