Die Känguru-Chroniken muss man eigentlich kennen. Mit Witz, Charme und Gesellschaftskritik erzählt Marc-Uwe Kling von einer Freundschaft zu einem Känguru.
Die Känguru-Chroniken muss man eigentlich kennen. Mit Witz, Charme und Gesellschaftskritik erzählt Marc-Uwe Kling von einer Freundschaft zu einem Känguru.
Ada, 18 Jahre alt, verabschiedet sich eines Abends von ihren Eltern – und wählt den Freitod. Zurück bleiben ihre Eltern, auf der Suche nach Antworten und einem Grund.
Katharina Seck hat mit Was wir nicht ...
Ada, 18 Jahre alt, verabschiedet sich eines Abends von ihren Eltern – und wählt den Freitod. Zurück bleiben ihre Eltern, auf der Suche nach Antworten und einem Grund.
Katharina Seck hat mit Was wir nicht kommen sahen eine Geschichte geschrieben, die unter die Haut geht und lange im Gedächtnis bleibt. Ihr außergewöhnlich poetischer Schreibstil ist beeindruckend und malt Bilder, die die Schwere des Themas in einem fast zu schönen Licht erscheinen lassen. Metaphern und Vergleiche durchziehen das Buch und sorgen für eine besondere Atmosphäre, doch manchmal hätte die Handlung mehr Raum gebraucht. Auch wenn ich Secks gesellschaftlichen und politischen Aussagen zustimme, fühlte sich der Roman an manchen Stellen eher wie ein Essay oder eine Rede an.
Das Thema des Romans ist schmerzhaft aktuell: Cybermobbing, Verlust, Misogynie, Trauer und Freundschaft. Diese Aspekte sind mit großer Sensibilität beschrieben, oft so nah, dass sie wehtun. Besonders die Perspektivwechsel zwischen Ada, den anonymen Usern im Netz und ihrer Mutter Jenny – zwischen Vergangenheit und Gegenwart – machen die Geschichte lebendig und spannend. Obwohl man von Anfang an weiß, dass Ada ihrem Schicksal nicht entkommen wird, hofft und bangt man trotzdem mit.
Das Buch sensibilisiert auf eindringliche Weise für die Mechanismen von Hass im Netz und die Strukturen, die es erlauben, ihn anonym und straffrei zu verbreiten. Es ist daher ein wichtiges Werk – nicht nur für Jugendliche, um die Dynamik und Konsequenzen von Cybermobbing zu verstehen, sondern auch für Eltern, die die Gefahren der digitalen Welt besser greifen möchten. Seck zeigt, wie schnell aus Hass eskalieren kann, und wie machtlos Einzelne dem gegenüber sein können.
Doch es gibt auch Schwächen. Manche Gespräche wirken auf mich konstruiert, fast schon lehrbuchhaft. Adas reflektierte Art passt nicht immer zu ihrer inneren Zerrissenheit – ihre Angst, Paranoia und Hilflosigkeit erscheinen zu flach. Auch Jennys Trauerverarbeitung schreitet für meinen Geschmack zu schnell und linear voran. Nach nur sechs Wochen wirkt sie erstaunlich gefasst, verzeiht, wo noch Schmerz und Wut Platz gehabt hätten. Besonders die Zeit direkt nach der Nachricht von Adas Tod hätte ich als Leserin gerne mitverfolgt. Die Zeit, in der die Welt dann auseinanderbricht und zerbrochen bleibt – sie fehlt mir. Auch die Perspektiven der anonymen User, die Hass säen, wirken zu bewusst. Hier hätte ich mir unreflektierte, impulsive Figuren gewünscht, die nicht einmal ansatzweise hinterfragen, was sie anrichten.
Was wir nicht kommen sahen ist ein kraftvolles Buch, das sich gesellschaftlich relevanter Themen annimmt. Zwischen den Zeilen blitzen Botschaften über Feminismus, Männerbilder und soziale Verantwortung hervor. Ein lesenswertes Werk, das zum Nachdenken anregt und lange nachklingt.
Die frischgebackene Mutter Isa genießt das Glück mit ihrem kleinen Baby Ben in vollen Zügen – bis er plötzlich von einem Moment auf den anderen verschwindet. Der Albtraum aller Eltern wird wahr, und Isa ...
Die frischgebackene Mutter Isa genießt das Glück mit ihrem kleinen Baby Ben in vollen Zügen – bis er plötzlich von einem Moment auf den anderen verschwindet. Der Albtraum aller Eltern wird wahr, und Isa macht sich selbst schwere Vorwürfe, nicht aufmerksam genug gewesen zu sein. Wurde Ben entführt? Geht es ihm gut? Diese quälenden Fragen bleiben unbeantwortet, selbst als Ben nach Monaten überraschend gefunden wird. Das Familienglück des jungen Paares scheint wieder hergestellt… oder?
Sarah Bestgen, selbst Psychologin, hat mit ihrem Debüt ein beeindruckendes Werk geschaffen. Ihr Schreibstil ist so flüssig, dass man nur so durch die Seiten fliegt. Sie versteht es meisterhaft, ihre Charaktere lebendig wirken zu lassen. Besonders die Gefühlswelt der jungen Mutter – ihre Verzweiflung, Trauer und Selbstvorwürfe – ist eindringlich und glaubhaft beschrieben, was sicherlich von Bestgens beruflichem Hintergrund profitiert.
Der Spannungsbogen steigert sich unaufhaltsam im Verlauf des Buches. Keine Sekunde kam Langeweile auf – man möchte unbedingt wissen, wie es weitergeht. Von Anfang bis Ende konnte ich das Buch kaum aus der Hand legen und habe mehrmals vergessen, dass ich überhaupt gerade lese, so sehr habe ich mich ins Buch hinein versetzt gefühlt. Das Buch ist spannend, emotional und hat mich an vielen Stellen tief berührt.
Dabei lädt die Handlung zu wilden Spekulationen ein, und obwohl man mitfiebert und Theorien aufstellt, bleibt die tatsächliche Auflösung bis zuletzt unvorhersehbar. Besonders die Kapitel vor der Enthüllung haben mich stark beeindruckt: Die Ereignisse verdichten sich, die Verbindungen werden immer komplexer, und die Spannung erreicht ihren Höhepunkt.
Allerdings hat mich die rasante Auflösung etwas enttäuscht und auch die Figuren verloren für mich an Authentizität. Ein überraschender Plottwist blieb aus, und die Auflösung fühlte sich für mich unfertig an. Manche Elemente wirkten nicht völlig schlüssig. Vielleicht hat mich das Ende auch deshalb enttäuscht, weil die vorhergehenden Kapitel so unglaublich packend waren.
Insgesamt hat Sarah Bestgen ein großartiges Debüt vorgelegt, und ich hoffe, dass sie weitere Bücher schreibt. Direkt im Anschluss habe ich mir die Anthologie „Das Böse vor deiner Tür: Unheimliche Geschichten“ geschnappt, bei der sie mitgewirkt hat. So gut war Happy End geschrieben!
"Yellowface" von R.F. Kuang sticht sofort durch sein auffälliges Cover ins Auge – ein Buch, das man im Regal nicht übersieht. Doch hinter der schönen Fassade verbirgt sich eine dunkle Geschichte. Der Roman ...
"Yellowface" von R.F. Kuang sticht sofort durch sein auffälliges Cover ins Auge – ein Buch, das man im Regal nicht übersieht. Doch hinter der schönen Fassade verbirgt sich eine dunkle Geschichte. Der Roman beginnt mit dem unerwarteten Tod der chinesisch-amerikanischen Schriftstellerin Athena Liu. In einem Moment der Schwäche und Habgier stiehlt Jane, die Zeugin des Geschehens, Athenas unveröffentlichtes Manuskript und veröffentlicht es unter ihrem eigenen Namen.
R.F. Kuang erzählt diesen literarischen Diebstahl aus einer besonders faszinierenden Perspektive: der von Jane, die in ihren Gedanken und Handlungen oft von rassistischen Vorurteilen geprägt ist. Das Besondere an diesem Roman ist die ungeschönte Darstellung von Janes innerem Monolog, die dem Leser einen verstörenden Einblick in die Psyche einer Frau gibt, die sich skrupellos nimmt, was nicht ihr gehört. Man fühlt sich unweigerlich von ihr abgestoßen, und dennoch fiebert man gespannt mit, wie die Geschichte sich entwickelt.
Es ist kein Wunder, dass "Yellowface" die Bestsellerlisten erobert hat. Der Roman bietet nicht nur eine spannende Handlung, sondern regt auch zum Nachdenken an: über kulturelle Aneignung, Rassismus und die moralischen Grenzen des Erfolgs. Ein fesselndes Leseerlebnis, das noch lange nach dem Zuklappen des Buches nachhallt.