Handyalarm! Wenn Pro auf Kontra trifft, sprühen die Funken und es knistert
So viel mehr als eine humorvolle Liebesgeschichte. Dieses Buch muss man bewusst genießen, um die Tiefe, die darin steckt, völlig aufzunehmen.
Juno ist Restauratorin in ihrer eigenen Werkstatt. Sie liebt ...
So viel mehr als eine humorvolle Liebesgeschichte. Dieses Buch muss man bewusst genießen, um die Tiefe, die darin steckt, völlig aufzunehmen.
Juno ist Restauratorin in ihrer eigenen Werkstatt. Sie liebt ihre Arbeit, alten Möbeln neues Leben einzuhauchen und geht völlig darin auf. Sie braucht kein Handy und ist absolut mit sich selbst im Reinen. Taro ist das komplette Gegenteil. Als studierter Psychologe hat er sich seit einigen Jahren YouTube verschworen. Er gibt auf seinem Kanal Flirttipps für die Männerwelt und war eine Zeit lang ziemlich erfolgreich damit. Doch langsam beginnt seine Beliebtheit zu schwinden. Noch dazu wird er von einem Konkurrenten herausgefordert. Um bei seinen Followern nicht völlig als Verlierer dazustehen, nimmt er die Herausforderung in Forma einer Challenge an, in der es heißt, eine bestimmte Frau zu einem Date zu überzeugen. Sie muss nach seiner Nummer fragen. Und gerade diese Frau ist Juno, die nicht ahnt, welch ein Spielchen Taro mit ihr treibt, während er mit einem alten Möbelstück zu ihr in die Werkstatt tritt. Doch was ist, wenn bei der ganzen Geschichte Gefühle entstehen? Juno hatte zwar genug von Beziehungen, aber irgendetwas bewegt Taro in ihr. Auch wenn Juno eigentlich nicht Taros Typ ist, berührt auch Juno etwas bei ihm. Doch wie kommt er heile aus dieser verzwickten Situation heraus, wenn Juno erfährt, was wirklich Sache ist?
Ich bin absolut positiv überrascht von diesem Roman. In ihm steckt so viel mehr Tiefe als man eigentlich von einer humorvollen Liebesgeschichte erwarten würde. Ich habe dieses Buch bewusst langsam gelesen, um möglichst alles davon aufzusaugen und mir Gedanken darüber zu machen. Es war unterhaltsam, entspannend und amüsant zugleich und ich bin ein wenig traurig, dass ich es nun beendet habe.
Die Story um die es hier geht, passt perfekt in unsere Zeit hinein. Sie zeigt so wunderbar die Entwicklungen der vergangenen dreißig Jahre auf, die Gegensätze zu damals und heute. Was passiert mit uns, wenn wir uns zu sehr auf den Multi-Media-Rausch einlassen? Wenn man sich wie Taro blenden lässt, sich zu sehr von dieser neuen Welt mitreißen lässt und die eigentlichen Werte aus den Augen verliert. Eigentlich ist es Taro völlig klar, dass das, was er gerade tut, nicht in Ordnung ist, und dennoch kann er nicht davon ablassen. Geht es uns nicht allen so, wenn wir zu viel Zeit am Handy verbringen? Man weiß, dass es nicht gut für uns ist, doch kostet es einiges an Willenskraft, das Handy einfach wegzulegen. Taro macht innerhalb der Buchlänge eine deutliche Entwicklung durch, ihm wird klar, was wirklich wichtig ist und ich habe das Gefühl, dass nicht nur er, sondern wir alle etwas aus dieser Geschichte mitnehmen können.
Besonders gefallen hat mir die Kreativität in der Geschichte. Juno erfindet zum Beispiel eigene Wörter, die sie in ihrer Werkstatt verewigt. Allein die Idee, auf diese Begriffe zu kommen, fand ich klasse und äußerst unterhaltsam. Die Autorin hat Junos Arbeit sehr detailliert und schön beschrieben. Der genaue Blick in die Arbeit eines Restaurators hat mich sehr fasziniert und ich habe Lust bekommen, selbst einmal ein altes Möbelstück zu bearbeiten. Neben ihrer Arbeit engagiert Juno sich zusammen mit ihrer Freundin in einer Selbsthilfegruppe von Mobbingopfern. Die Themen, die dort angesprochen werden, fand ich spannend und ebenfalls sehr aktuell. Auch wenn Juno kein Handy hat, ist ihr Leben nicht langweilig oder eintönig. Ganz im Gegenteil, es wirkt viel entspannter und fokussierter. Zudem erhielt die Geschichte durch die vielen spannenden Themen deutlich mehr Tiefe. Alle Figuren in diesem Roman spielen eine bedeutende Rolle und vermitteln eine Nachricht. Von Junos Freundin fand ich es beispielsweise richtig mutig, auf eine WhatsApp Eltern-Gruppe zu verzichten und sich gegen die Mehrheit zu stellen. Juno hingegen verzichtet komplett auf ein Handy, was ich noch unglaublicher finde. Dieses Buch gibt uns mehr als nur einen guten Ratschlag mit auf den Weg und das macht es so besonders für mich. Im letzten Drittel musste ich sogar das ein oder andere Tränchen verdrücken, so berührt hat mich diese Geschichte. Warum genau? Das solltet ihr unbedingt selbst herausfinden.