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Veröffentlicht am 08.12.2024

Spannender Schweden-Krimi

Blutbuße
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Im Bergdorf Åre im Norden Schwedens wird mitten in der Skisaison die Stockholmer Immobilienentwicklerin Charlotte Wretlind in ihrem Hotelzimmer erstochen aufgefunden. Hanna Ahlander und ihr Kollege Daniel ...

Im Bergdorf Åre im Norden Schwedens wird mitten in der Skisaison die Stockholmer Immobilienentwicklerin Charlotte Wretlind in ihrem Hotelzimmer erstochen aufgefunden. Hanna Ahlander und ihr Kollege Daniel Lindskog übernehmen den Fall. Es gibt anscheinend einen Zusammenhang zu einem verlassenen, ehemals sehr mondänen Hochgebirgshotel, das Charlotte Wretlind komplett neu aufbauen und wieder eröffnen wollte. Bald gibt es aber noch eine weitere Tote.

Schon das Cover bringt einen in Stimmung für das winterliche Schweden. Hanna und Daniel als Ermittelnde kenne ich schon aus dem letzten Band und habe mich auf das Wiedersehen mit ihnen gefreut. Beide sind mir sehr sympathisch und ich mag es, wie auch immer wieder Privates in die Handlung einfließt, ohne, dass der eigentliche Fall zu sehr in den Hintergrund tritt. Die Auflösung der Mordfälle gestaltete sich recht lange spannend, indem zunächst falsche Fährten gelegt wurden. Der Schreibstil der Autorin war gut lesbar und auch Lokalkolorit war vorhanden und die Atmosphäre und die erschwerten Arbeitsbedingungen in dem recht abgelegenen Wintersportort wurde gut eingefangen. Gerne würde ich auch den nächsten Teil der Reihe lesen.

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Veröffentlicht am 08.12.2024

Die dunklen Seiten der Pflegekind-Vermittlung

Im Namen der Barmherzigkeit
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Seit einiger Zeit widmet sich Hera Lind, die man zuvor eher durch Liebesromane kannte, dem Verfassen von Romanen, die auf wahren Schicksalen beruhen, die ihr zugetragen wurden. Diese Geschichten sind meist ...

Seit einiger Zeit widmet sich Hera Lind, die man zuvor eher durch Liebesromane kannte, dem Verfassen von Romanen, die auf wahren Schicksalen beruhen, die ihr zugetragen wurden. Diese Geschichten sind meist mit sehr traumatischen Erlebnissen für die Protagonist:innen verbunden und keine leichte Kost.

Diesmal steht das Schicksal von Steffi im Mittelpunkt, deren Mutter sie in den 70er Jahren direkt nach der Geburt in Pflege gab, weil sie in einer außerehelichen Affäre gezeugt wurde. Mit knapp drei Jahren landet sie dann auf einem Bauernhof in der Steiermark als Pflegekind. Die Bauernfamilie nimmt regelmäßig neue Pflegekinder zusätzlich zu ihren leiblichen Kindern auf und genießt dadurch großes Ansehen. In Wirklichkeit geht es ihnen aber um das Geld vom Jugendamt und um die Arbeitskraft der Pflegekinder, die sie barfuß und extrem hart für sich schuften lassen. Die weiblichen Pflegekinder werden zudem noch vom Bauern aufs Brutalste missbraucht.

Diese Geschichte ist wahrlich keine leichte Kost, beruht aber leider auf Tatsachen und recht viele Pflegekinder egal ob in Deutschland oder Österreich, teilten dieses Schicksal, dass sie zumindest als billige Arbeitskräfte ausgebeutet und teilweise auch missbraucht wurden. Hera Lind hat recht wenig an den Tatsachen verändert und nur Kleinigkeiten so angepasst, dass es sich für einen Roman eignet. So wird das Leid, das diese Kinder erleben mussten, während die Behörden nichts mitbekamen oder sogar bewusst wegschauten, sehr eindrucksvoll. Wer bezüglich sexuellem Missbrauch eine eigene Geschichte hat oder empfindlich reagiert, sollte aber wissen, dass alles recht detailliert geschildert wird und eventuell triggern könnte. Ich habe das Hörbuch zum Roman gehört. Dabei wurde die Sprecherin passend gewählt und es fiel mir nicht schwer, der Handlung zu folgen.

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Veröffentlicht am 18.11.2024

Familie verpflichtet

Vielleicht hat das Leben Besseres vor
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Der neue Roman von Anne Gesthuysen fügt sich hinsichtlich der Covergestaltung sehr gut in die Reihe ihrer bisherigen Romane ein, was Wiedererkennungswert bietet. Es gibt darin ein Wiedersehen mit der sympathischen, ...

Der neue Roman von Anne Gesthuysen fügt sich hinsichtlich der Covergestaltung sehr gut in die Reihe ihrer bisherigen Romane ein, was Wiedererkennungswert bietet. Es gibt darin ein Wiedersehen mit der sympathischen, unkonventionellen Pfarrerin Anna und ihrer teils etwas schrulligen Familie. Ihrer Mutter und ihrer Schwester, für die ihr Adelstitel große Bedeutung hat, Annas Neffe Sascha, der aktuell bei ihr lebt und ihrer Großtante Ottilie Oymann, die mit über 90 Jahren noch einmal die große Liebe gefunden hat und Star des örtlichen Chors ist, der sich nicht allzu viele Gedanken darum macht, ob ein alter Schlager heutzutage noch als politisch korrekt gilt.

Alles spielt wieder in der kleinen Gemeinde Alpen am Niederrhein. Dort ist Raffaela, die jugendliche Tochter einer früheren Freundin von Annas Schwester bewusstlos an einem Wegesrand aufgefunden worden und liegt nun im Koma. Das Mädchen ist seit einem Unfall in ihrer frühesten Kindheit geistig behindert und der Ort rätselt nun, was genau vorgefallen ist und findet schnell Verdächtige.

Ich habe den Roman sehr gern gelesen. Anna ist mir mit ihrer Art, wie sie ihre Arbeit ausübt, mit den Standesdünkeln und leichten Schrulligkeiten ihrer Familie und den Gemeindemitgliedern umgeht, sehr sympathisch. Der Schreibstil der Autorin hat mir auch diesmal wieder sehr gut gefallen, ihr gelingt es, sehr anschaulich zu schreiben, sodass man sich gut in die Situation hineinversetzen kann und immer sehr passende Formulierungen zu finden. Es wird sehr gut deutlich, wie der folgenreiche Unfall in frühester Kindheit von Raffaela und die damit verbundenen Schuldgefühle ihrer Mutter die gesamte Familie für ihr weiteres Leben stark beeinflussen und verändern. Was die Auflösung des Falls angeht, blieb es lange spannend, weil bis zum Schluss unklar blieb, was nun hinter dem bewusstlosen Auffinden des Mädchens steckte. Ich denke, der Roman lässt sich auch sehr gut ohne Kenntnis des letzten Buches der Autorin lesen, allerdings schadet es auch nicht, dieses zu kennen, da man so einige Zusammenhänge noch besser versteht, auf die in der aktuellen Handlung Bezug genommen wird.

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Veröffentlicht am 18.11.2024

Spurensuche auf Island

Die Wildblütentochter (Die Blumentöchter 2)
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Es handelt sich hier um den zweiten Teil einer Reihe um junge Frauen einer englischen Familie, die alle nach einer bestimmten Wildblume benannt sind und alten Familiengeheimnissen auf der Spur sind. Die ...

Es handelt sich hier um den zweiten Teil einer Reihe um junge Frauen einer englischen Familie, die alle nach einer bestimmten Wildblume benannt sind und alten Familiengeheimnissen auf der Spur sind. Die Bände können aber auch recht gut unabhängig voneinander gelesen werden, da sie in sich abgeschlossen sind und immer eine andere Protagonistin im Mittelpunkt steht. Diesmal ist es die erfolgreiche Sängerin Soley, die mit ihrer Karriere hadert.

Soley steckt gerade in einer Krise und fühlt sich mit dem, was sie auf den großen Bühnen bietet, nicht mehr wohl, obwohl sie viel Geld damit verdient. Nach dem Tod ihrer Großmutter Rose taucht ein Ölgemälde einer Frau auf, die aussieht wie sie. Sie möchte wissen, wer das genau ist. Nachdem ihr Vater, der mit seiner Familie auf Island gebrochen hat, wenig auskunftswillig ist, reist Soley selbst dorthin und nimmt Kontakt zu ihren bisher unbekannten Verwandten dort auf und erfährt so nach und nach mehr über die Familiengeschichte der Vorfahren ihres Vaters. Und auch ansonsten lassen sie das Land und bestimmte Bewohner nicht kalt.

Mein Interesse für diesen Roman war direkt geweckt, weil ich selbst schon auf der Ringstraße um Island gereist bin und das Land sehr faszinierend finde. Und so habe ich in den Beschreibungen der Autorin auch vieles wiedererkannt, was mich damals beeindruckt hat und Erinnerungen an die schöne Reise kamen hoch. Eine gute Dosis Lokalkolorit, die Lust auf eine (erneute) Reise dorthin macht, ist also definitiv vorhanden. Die Handlung hat mir auch recht gut gefallen, die beiden Protagonist:innen sind mir sympathisch und ich fand es insbesondere interessant, mehr über Island zur Zeit des Zweiten Weltkriegs zu erfahren, als Soley sich auf Spurensuche die Vergangenheit ihrer Familie und die Person auf dem Bild betreffend, begeben hat. Der Schreibstil der Autorin war gut lesbar und recht anschaulich, sodass man sich gut an die Handlungsorte versetzen konnte.

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Veröffentlicht am 11.11.2024

Zusammenhalt

Wohnverwandtschaften
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Bei Isabel Bogdans neuem Roman hat insbesondere der Titel mit dem Wortspiel direkt mein Interesse geweckt. Das Cover hat mich dagegen nicht sofort angesprochen. Wie der Titel schon vermuten lässt, steht ...

Bei Isabel Bogdans neuem Roman hat insbesondere der Titel mit dem Wortspiel direkt mein Interesse geweckt. Das Cover hat mich dagegen nicht sofort angesprochen. Wie der Titel schon vermuten lässt, steht eine Wohngemeinschaft im Mittelpunkt der Handlung.

Murat und Anke wohnen schon seit mehreren Jahren mit in der Wohnung, in der fast 70-jährige Jörg zuvor mit seiner verstorbenen Frau und seinem mittlerweile erwachsenen Sohn lebte. Anke ist um die 50 und hadert damit, als Schauspielerin kaum noch Engagements zu bekommen. Der etwas jüngere Murat liebt das Kochen und scheint immer tiefenentspannt zu sein. Zahnärztin Constanze zieht nach der Trennung von ihrem Freund ebenfalls in die WG, weil Jörg durch die Vermietung eines weiteren Zimmers seine Reise mit seinem alten Bulli durch Georgien finanzieren will. Besonders Anke weiß zunächst nicht so recht, was sie von der neuen Konstellation in der WG halten soll. Aber dann beginnt Jörg plötzlich geistig abzubauen und vergesslich zu werden und seine Mitbewohner:innen müssen sich klar darüber werden, wie es nun mit ihrer Wohngemeinschaft weitergehen soll.

In dem Roman geht es einerseits um das Zusammenleben in dieser doch eher ungewöhnlichen WG, das oft auch recht humorvoll geschildert wird. Mit der Zeit rückt die ernsthafte Thematik mit Jörgs recht schnell fortschreitender Demenz aber mehr und mehr in den Vordergrund und alle müssen sich klar werden, ob sie mehr als nur eine Zweck-WG sind oder ob sie Verantwortung für ihren ältesten Bewohner übernehmen wollen. Durch den recht ungewöhnlichen Schreibstil aus der Perspektive der verschiedenen Beteiligten und immer wieder sogar über längere Passagen im Dialogstil kann man sich sehr gut in die Protagonist:innen hineinversetzen. Auch das Fortschreiten von Jörgs Demenz wird von Isabel Bogdan sehr authentisch geschildert.

Durch die vielen Dialoge und die verschiedenen Erzählperspektiven ist das Hörbuch zum Roman phasenweise schon viel mehr ein Hörspiel. Die Sprecherrollen dafür wurden sehr hochkarätig mit einigen recht bekannten deutschen Schauspielern besetzt, deren Stimmen gut zu den von ihnen gesprochenen Personen passen.

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