Profilbild von antjemue

antjemue

aktives Lesejury-Mitglied
offline

antjemue ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit antjemue über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.11.2024

Der Titel ist Programm und für mich war und bleibt es der spannendste Teil der Reihe

Zerstört
0

Vor mehr als 15 Jahren habe ich die Grand County Reihe schon einmal als Printausgaben gelesen und war damals davon begeistert. Nun habe ich kürzlich einen Reread der Reihe gestartet, weil ich alle 6 Bücher ...

Vor mehr als 15 Jahren habe ich die Grand County Reihe schon einmal als Printausgaben gelesen und war damals davon begeistert. Nun habe ich kürzlich einen Reread der Reihe gestartet, weil ich alle 6 Bücher nun auch als eBooks auf meinem Kindle hatte. Die Printausgaben habe ich mittlerweile verschenkt. Inzwischen lese ich fast nur noch eBooks, weil man da die Schrift größer stellen kann und sie zuhause keinen Platz wegnehmen. Die ersten drei Teile habe ich günstig gekauft. Teil 4 bis 6 bekam ich kürzlich von NetGalley als Rezensionsexemplare.

Zerstört ist der 6. Teil der Grand County Reihe der 1971 geborenen und aus Atlanta (Georgia) stammenden US-Amerikanischen Thriller-Autorin Karin Slaugther. In den ersten fünf Teilen der Grant County Reihe; Reihenfolge: 1. Belladonna, 2. Vergiss mein nicht, 3. Dreh dich nicht um, 4. Schattenblume und 5. Gottlos; habe ich als Leserin mit großer Spannung die Aufklärung von Verbrechen verfolgt, die man in einem verschlafenen Nest wie Heartsdale so eigentlich gar nicht erwartet. Die Protagonisten und ihre Familien, die oft auch mit in Gefahr schwebten, wuchsen mir dabei regelrecht ans Herz.

Die Kinderärztin Dr. Sara Linton ist enttäuscht. Von Heartsdale, den Eltern ihrer Patienten und den Nachbarn. Die Eltern eines ihrer kleinen Patienten, der an Leukämie gestorben ist, haben einen Kunstfehlerprozess gegen sie ins Rollen gebracht. Sara ist sich selbst keines Fehlers in der Behandlung des Kindes bewusst. Doch allein die Tatsache, dass sie ihm nicht helfen konnte, dass ihm keiner helfen konnte, lässt sie sich trotzdem schuldig fühlen. Sie hat vor einer Woche ihre Klinik geschlossen, da ihr guter Ruf so oder so zerstört ist. Die Eltern des Jungen, den sie bis zum bitteren Ende begleitete, kennt Sara seit ihrer Schulzeit, sie hat sie sogar einmal als Freunde betrachtet. Jetzt geht es nur noch um Geld. Die Anwältin, die das Ehepaar engagiert hat, arbeitet mit allen Mitteln und holt dabei Begebenheiten aus Saras Leben hervor, die sie längst bewältigt glaubte. Glücklicherweise hat sie jedoch ihre Familie, die hinter ihr steht und vor allem ihren Mann, den Polizeichef Jeffrey Tolliver.

Als dieser einen Anruf des Sheriffs aus der Heimatstadt seiner Detective Lena Adams erhält, mit der Nachricht, dass Lena dort im Krankenhaus ist und unter Arrest steht, will er sich natürlich sofort auf den Weg nach Reese machen um ihr (wieder einmal) aus der Patsche zu helfen. Statt des Widerstandes, den er von seiner Frau Sara eigentlich erwartet hätte, begleitet sie ihn. Für Sara ist es eine willkommene Ablenkung von dem an ihren Nerven zerrenden Prozess, obwohl sie schon die Frage stellt: Was hat Lena jetzt schon wieder angestellt? In Reese angekommen, suchen sie zuerst das Krankenhaus auf. Nachdem sie ein älterer Polizist solange hinhielt, bis der scheinbar viel zu junge Sheriff kommt und ihnen berichtet, dass Lena bei einem grausigen Mordschauplatz aufgegriffen wurde und seitdem keinen Ton gesprochen hat, können sie endlich zu ihr. Lena reagiert auf ihren Anblick ungewohnt panisch und schickt sie weg. Sara will daraufhin mit Lena allein sprechen, lässt sich von ihr übertölpeln und verhilft ihr dabei ungewollt zur Flucht...

Die Geschichte spielt diesmal, im Gegensatz zu den Vorgängern, nur ganz kurz im Grant County. Die meiste Zeit halten sich die Protagonisten in der Stadt Reese auf, in der Lena aufgewachsen ist. Es beginnt, ohne dass der Leser über Ort und Zeit Bescheid weiß, mit einem grausamen Verbrechen, bei dem nur die beteiligte Lena die Verbindung zur eigentlichen Geschichte darstellt und ihre Rolle bleibt lange Zeit unklar. Dann teilt sich der Plot in zwei Handlungsstränge, für den verschiedene Zeitformen gewählt werden. Die Gegenwart für die Aufklärungsversuche von Sara und Jeffrey und die Vergangenheit für Lenas Erlebnisse einige Tage und Jahre zuvor. Später fließen beide Stränge dann natürlich zu einem zusammen.

Der Schreibstil der Autorin ist wie gewohnt flüssig und gut verständlich. Die Szenenwechsel zwischen den Handlungssträngen sind immer extrem gut gewählt, so, dass ich als Leserin von Dingen wie den Eindrücken und Meinungen von Sara und Jeffrey, der persönlichen Geschichte Lenas oder Grauen der Gesellschaft wie Rechtsradikalismus und Drogenproblematik, die ganze Zeit gefesselt war. Der Spannungsbogen baut sich dabei stetig auf, bis er sich dann in einem hochdramatischen ersten Finale in einem Sumpf aus Menschenverachtung und Korruption entlädt.

Doch damit nicht genug. Diesmal setzt Karin Slaugther noch eins drauf. So ließ die Autorin die Fans der Reihe dann mit einem Ende zurück, welches mir aus reinen Sympathiegründen mit den mir lieb gewordenen Protagonisten eigentlich total verstörte und damit letztendlich auch das Ende der Reihe, so wie sie einmal war, bedeutete. Aber trotz meiner persönlichen Einstellung dazu, fand ich schon damals und jetzt immer noch, dass sie dieses mit der nachfolgenden Georgia Reihe, bei der ich sicher auch irgendwann einen Reread machen werde, definitiv wieder gut gemacht hat. In meinem Freundes- und Bekanntenkreis sehen das zwar Manche anders, weil ihnen die Georgia Reihe zu brutal und düster ist, aber hier geht es ja um meine eigene Meinung.

Alles in allem empfinde ich Zerstört als einen Thriller, der diesem Namen wirklich gerecht wird. Ich vergebe erneut die Höchstpunktzahl und eine unbedingte Leseempfehlung an alle Thrillerfans. Allerdings möchte ich darauf hinweisen, dass für das gänzliche Verstehen aller Situationen die sich im Privatleben der Protagonisten abspielen, die Vorgänger der Reihe auch gelesen haben sollte. Obwohl mir Etliches, was ich in den Vorgängern bereits gelesen hatte noch mal kurz erklärt wurden (so, dass sie die Erinnerung daran weckten), würde ich jedem Neueinsteiger raten, die Reihe in der oben von mir erwähnten Reihenfolge zu lesen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 12.11.2024

Wieder ein sehr spannender, aber auch total erschütternder Fall

Schon immer tot
0

Dieses Buch ist der zweite Teil der Reihe um Detective Sheridan Holler. Nachdem mir der erste Teil schon richtig gut gefiel, wollte ich sehr gern wissen, wie es mit der sympathischen Ermittlerin weitergeht. ...

Dieses Buch ist der zweite Teil der Reihe um Detective Sheridan Holler. Nachdem mir der erste Teil schon richtig gut gefiel, wollte ich sehr gern wissen, wie es mit der sympathischen Ermittlerin weitergeht. Obwohl es ab dem Erscheinungstermin auch in meiner Kindle Unlimited Mitgliedschaft integriert wäre, konnte ich nicht widerstehen, als es bei NetGalley als Rezensionsexemplar angeboten wurde und wollte es gleich lesen.

Im Zentrum von Liverpool stürzt sich eine Frau von der Terrasse eines beliebten Dachrestaurants. Während Sheridan Holler und ihr Team in einem Mordfall ohne Leiche ermitteln, werden kurz darauf die Eltern des vermeintlich Getöteten ermordet aufgefunden, die mit der Selbstmörderin befreundet waren. Der Vater wurde kurz zuvor noch des Mordes an seinem Sohn verdächtigt, im Prozess jedoch von den Geschworenen freigesprochen.

Sheridan, ihre Kollegin Anna und das gesamte Team ermitteln unermüdlich. Selbst als der Fall abgeschlossen scheint, Daniels Leiche jedoch immer noch nicht gefunden ist, kann Sheridan nicht ruhen. Möchte sie doch der Schwester des jungen Mannes Frieden schenken, weil sie das Trauma eines nie gänzlich aufgeklärten Mordes nur zu gut kennt…

Auch dieses Buch hatte ich aufgrund des flüssigen Schreibstils und der stets vorhandenen Grundspannung wieder innerhalb einer sehr kurzen Zeit ausgelesen. Erzählt wird in der dritten Person, mit wechselnden Perspektiven und in einer einfachen aber dennoch sehr bildhaften Sprache. Die Charaktere, die ich im ersten Teil bereits liebgewonnen hatte, entwickeln sich weiter. Eine weitere, sehr interessante Figur kam mit Sheridans neuer Chefin dazu. Die Einblicke in das Privatleben der Ermittler bringen manchmal humorvolle Auflockerungen, manchmal aber auch zusätzliches Entsetzen oder traurige Momente.

Die Ermittlungen wirkten auf mich glaubhaft realistisch und die Hartnäckigkeit von Sheridan beeindruckte mich einmal mehr. Die Spannung wird vor allem durch die recht kurzen Kapitel erzeugt, von denen so einige mit kleinen Cliffhangern enden und teilweise auch unerwartete Wendungen einläuten. Der Fall in seiner letztendlichen Komplexität erschütterte mich sehr. Vieles davon war bis zur endgültigen Aufklärung für mich nicht vorhersehbar und selbst diese ließ mich recht nachdenklich zurück, weil mein Mitgefühl sich komplett verschoben hatte.

Fragen zum aktuellen Fall blieben nicht offen, wohl aber zum Privatleben der Ermittler und auch zu Sheridans nach wie vor nicht aufgeklärten sehr persönlichen Fall. Insgesamt hat mir auch dieses Buch wieder sehr gut gefallen und ich gebe für Thriller-Liebhaber gern eine Leseempfehlung ab. Aufgrund der Entwicklungen im Privatleben der Ermittler rate ich jedoch, vorher zuerst den ersten Teil der Reihe zu lesen.

Ich selbst hoffe nun, dass der nächste Teil der Reihe nicht allzu lange auf sich warten lässt. Das englische Original ist für Mitte März nächsten Jahres angekündigt. Da mein Englisch aber grottenschlecht ist, muss ich dann noch auf die deutsche Übersetzung warten.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 27.10.2024

Die Geschichte wiederholt sich, immer und immer wieder

Die steinerne Krone
0

Obwohl ich dem Genre Historische Romane nicht abgeneigt bin, habe ich das in den letzten Jahren komplett vernachlässigt. Kürzlich stieß ich nun bei NetGalley auf diesen Roman. Vom Autor Michael Peinkofer ...

Obwohl ich dem Genre Historische Romane nicht abgeneigt bin, habe ich das in den letzten Jahren komplett vernachlässigt. Kürzlich stieß ich nun bei NetGalley auf diesen Roman. Vom Autor Michael Peinkofer hatte ich bislang nur Fantasy-Romane gelesen, die ich jedoch allesamt ziemlich gut fand. Da mich hier auch der Klappentext reizte, fragte ich ein Rezensionsexemplar an und freute mich, es kurze Zeit später auf meinen Kindle laden und mit dem Lesen beginnen zu können.

Während des zweiten Weltkriegs werden bei Ausgrabungen im Fundament des Castel del Monte, welches Friedrich II. einst erbauen ließ, gut erhaltene Schriftrollen entdeckt, welche die Lebenschronik des Stauferkaisers enthalten. Der Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda der Nazis gab die Grabung in Auftrag und erhofft sich Material, welches er für Propagandazwecke nutzen kann. Doch ob er das, was in der Chronik steht, verwenden will? Deckt sie doch offen und ehrlich bislang unbekannte Widersprüche im bewegten Leben sowie in den Ansichten des jungen Staufers auf, die so bislang niemandem bekannt waren. Zudem stellt sich die Frage, wer denn der geheimnisvolle Chronist ist…

Leicht und flüssig konnte ich diesen Roman von Anfang an lesen. Mir gefiel sowohl das Szenario der fiktiven Ausgrabung, als auch die hier erzählte Lebenschronik Friedrich II., bei der der Autor gekonnt belegte Eckdaten mit fiktiven Begebenheiten mischte, so, dass eine sehr authentisch wirkende Geschichte daraus entstand. Die Sprache war den jeweiligen Zeiten angepasst und anhand der bildhaften Beschreibungen konnte ich mir sowohl die Szenen im Jahr 1943, als auch die im Mittelalter sehr gut vorstellen.

Aber obwohl die Geschichte im Buch zu Zeiten spielt, die beide bereits sehr lange sowie lange her sind und der Autor selbst schon aufzeigte, dass sich die Geschichte wiederholt, hatte ich auch immer wieder Assoziationen zur Gegenwart. Auch in der heutigen Zeit ist es ja leider nicht so, dass Menschen, die verschiedenen Religionen angehören, überall in Frieden miteinander leben können und immer noch gibt es viel zu viele sinnlose Kriege.

Auf die Frage nach dem Urheber der Chronik hätte ich übrigens auf dieselbe Person getippt, wie der Historiker, der die Grabung im Jahr 1943 leitete. Insgesamt habe ich dieses Buch sehr gern gelesen, ich empfand keine Längen und habe große Lust bekommen, weitere Historische Romane aus der Feder des Autors zu lesen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 16.10.2024

Wieder eine fantastisch-spannende Fortsetzung, die viel zu schnell weggelesen war

Zwei Hexen und ein Whiskey
0

Nachdem mich die beiden ersten Teile der der im englischen Original bereits aus 8 Teilen bestehenden Urbanfantasy-Reihe „The Guild Codex: Spellbound“ begeisterten und richtig gut unterhalten hatten, wartete ...

Nachdem mich die beiden ersten Teile der der im englischen Original bereits aus 8 Teilen bestehenden Urbanfantasy-Reihe „The Guild Codex: Spellbound“ begeisterten und richtig gut unterhalten hatten, wartete ich gespannt auf den dritten Teil in deutscher Übersetzung. Obwohl „Zwei Hexen und ein Whiskey“ ab dem Erscheinungstermin in meinem Kindle Unlimited Abo integriert wäre, konnte ich nicht widerstehen, als es zwei Wochen vorher bei NetGalley als Rezensionsexemplar angeboten wurde, fragte es an und freute mich, es kurz danach auf meinem Kindle lesen zu können.

Obwohl die Crow and Hammers Magiergilde Tori als Barkeeperin behalten möchte, ist ihr Job noch immer nicht sicher. Mangels Aussicht auf Erfolg wurde noch nicht versucht vom MPD (Magic Police Department) die Genehmigung für die Beschäftigung eines Menschen einzuholen. Nun ermittelt die die Behörde wegen der letzten Vorkommnisse bei der Gilde. Deshalb soll Tori erst einmal solange zuhause bleiben, bis sich die Wogen geglättet haben. Da sie sich dort tierisch langweilt, putzt sie, zum großen Ärger ihres nichtmenschlichen Mitbewohners, die ganze Wohnung und hilft sich ganz nebenbei einige Whiskeys ein.

Plötzlich bekommt sie unerwarteten Besuch. Zwei Hexen bitten sie um Hilfe und bringen sie durch einen Trick dazu, diese im Namen von Crow and Hammers zuzusichern. Zusammen mit ihren drei besten Freunden, den Magiern Aaron, Ezra und Kai, bricht sie zu den Hexen auf und platzt mitten in eine Beschwörung. Eine Gilde von Abtrünnigen will gerade einen mächtigen Feenlord versklaven. Nur, dass plötzlich Tori im Schwarzmagiekreis steht und der überaus wütende Meeresgott an sie gebunden wird...

Erzählt wird wieder in der ersten Person aus der Perspektive von Tori, der Schreibstil ist gewohnt flüssig und die Sprache einfach, aber sehr bildhaft. Längen empfand ich beim Lesen zwar nicht, aber die mir immer noch sehr sympathische Tori stand im ersten Drittel des Buches trotzdem kurz davor mich zu nerven. Ich verstand zwar, dass die Situation in der sie sich wegen den Ermittlungen von MagiPol befand, nicht angenehm für sie ist, aber das Selbstmitleid passte nicht wirklich zu ihr und die bewusst beleidigenden Nachrichten an Zak empfand ich auch ziemlich kindisch.

Glücklicherweise ging diese Phase jedoch sehr schnell vorbei und sobald Tori wieder mit den Magiern interagierte, entwickelte sich auch die Story interessant weiter und wurde wieder zu der von mir geliebten Mischung aus fantastischen, humorvollen und spannend abenteuerlichen Elementen, die ich bereits in den ersten beiden Teilen so gelungen fand. Es gab auch wieder einige romantische Anflüge, dennoch kann ich die Story in dieser Beziehung noch immer als jugendfrei betrachten.

Der Showdown war megaspannend und brachte eine Wendung, mit der ich so überhaupt nicht gerechnet hätte, die mir aber überaus gut gefiel. Lediglich bei dem Abschied kurz vor dem Ende hoffe ich, dass der nicht dauerhaft ist und der interessante Charakter der Reihe erhalten bleibt. Insgesamt wurde ich auch von diesem Buch wieder sehr gut unterhalten und hoffe nun schwer, dass auch die anderen Teile der Reihe ins Deutsche übersetzt werden und die nächste Fortsetzung nicht allzu lange auf sich warten lässt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 15.04.2024

Spannend, mit sympathischen Hauptfiguren und humorvollen Auflockerungen

Schon lange tot
0

Beim Ausheben des Grabes, in dem der Ehemann einer vor sieben Jahren verstorbenen Frau beigesetzt werden soll, wird ein Toter entdeckt und kurze Zeit später als ein ebenso lange gesuchter Verdächtiger ...

Beim Ausheben des Grabes, in dem der Ehemann einer vor sieben Jahren verstorbenen Frau beigesetzt werden soll, wird ein Toter entdeckt und kurze Zeit später als ein ebenso lange gesuchter Verdächtiger identifiziert. Er soll damals vor einem Supermarkt zwei Frauen niedergeschossen haben und ist seitdem spurlos verschwunden. Eine der Frauen - eine Polizistin - verstarb sofort. Die andere überlebte knapp, aber mit schweren Hirnschäden. Sie fristet ihr Dasein seitdem in einem Pflegeheim und ist nicht in der Lage, sich verständlich zu artikulieren.

Der Tote aus dem Grab wurde ebenfalls erschossen. Kommissarin Sheridan Holler und ihr Team, die in dem Fall ermitteln, gehen zunächst davon aus, dass er aus Rache am Mord an der Polizistin getötet wurde und haben sogar schon einen potentiellen Verdächtigen. Dann stellt das Ergebnis der ballistischen Untersuchung alles auf den Kopf und Sheridan begeht einen Fehler, der sie in eine schier ausweglos erscheinende Situation bringt…

Das Buch habe ich in ziemlich kurzer Zeit ausgelesen. Den Schreibstil empfand ich als angenehm flüssig und die Sprache einfach, aber sehr bildhaft. Erzählt wird in der dritten Person mit wechselnden Perspektiven und teilweise auch in verschiedenen Zeitebenen. Irritiert war ich anfangs etwas, weil die zu Kapitelbeginn stehenden Daten ziemlich weit zurückliegen. Die Gegenwart in der Geschichte ist im Jahr 2004 angesiedelt, die Vergangenheit 1997. Beim Lesen hatte ich jedoch nie das Gefühl, dass die Geschichte bereits 20 Jahre alt ist.

Die Spannung wird vor allem durch die recht kurzen Kapitel erzeugt, von denen so einige mit kleinen Cliffhangern enden und teilweise auch unerwartete Wendungen einläuten. Längen empfand ich beim Lesen keine. Die Hauptfiguren wurden mir schnell sympathisch und ich fieberte mit ihnen, sowohl bei der Lösung des Falles, aber auch bei den Entwicklungen in ihrem Privatleben. Zwischenrein gab es aber auch immer mal wieder Momente, bei denen ich regelrecht schmunzeln musste und die ich als Auflockerungen empfand, mit einem Humor, der zu meinem eigenen sehr gut passte.

Einen äußerst spannenden Showdown gab es bereits eine ganze Weile vor dem Ende. Aber auch danach ging es immer noch sehr interessant weiter. Es gab eine Komplettauflösung, bei der keinerlei losen Enden zum aktuellen Fall blieben, die aber trotzdem nochmals mit einigen unerwarteten Details bei mir punktete. Offen blieb jedoch der „private“ Fall von Sheridan. Der macht ihr seit der Kindheit zu schaffen und war ihre Motivation überhaupt Polizistin zu werden.

Ob die neuen Spuren, auf die sie nach einem Sprung über den eigenen Schatten stieß, irgendwo hinführen, wird sich wohl erst in der Fortsetzung zeigen. Beim englischen Original ist diese für Oktober 2024 angekündigt. Ich hoffe nun sehr, dass dann die deutsche Übersetzung, die ich sehr gern lesen möchte, auch nicht allzu lange auf sich warten lässt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere