Kodiak Island Teil 2 - Penny & Liam
Mit „Alaska Ocean Rescue – Für immer mit dir“ hat Josy Greifenberg den zweite Teil der Coast Guard-Reihe veröffentlicht, nachdem bereits Anfang des Jahres „In deinen Armen“ den Auftakt zu den Geschichten ...
Mit „Alaska Ocean Rescue – Für immer mit dir“ hat Josy Greifenberg den zweite Teil der Coast Guard-Reihe veröffentlicht, nachdem bereits Anfang des Jahres „In deinen Armen“ den Auftakt zu den Geschichten der auf Kodiak Island vor Alaska stationierten Coast Guards machte. Doch auch ohne den ersten Teil der Reihe zu kennen, ist die Geschichte von Penny und Liam problemlos zu lesen und steht für sich selbst:
Penny ist auf Kodiak Island aufgewachsen und wünscht sich nichts sehnlicher, als die Insel endlich verlassen zu können. Leider laufen für sie Wunsch und Realität auseinander und so versucht sie sich durch ein Fernstudium mehr schlecht als recht eine Basis für die Zukunft zu schaffen, während sie im familieneigenen Outdoor-Laden arbeitet. Sowohl ihre Eltern als auch die Großeltern ignorieren Pennys Ambitionen und sehen sie und ihre Arbeit im Laden als selbstverständlich, was sie zusätzlich frustriert.
Als wäre dieser Kampf nicht schon genug, kommt mit Liam Penny’s bester Freund aus High School Zeiten zurück nach Kodiak Island. Liam hat die Insel vor zwölf Jahren für seine Ausbildung zum Rettungsflieger verlassen und wurde nun auf die dortigen Coast Guard Base versetzt. Beide verband kurz vor Liams Abreise mehr als nur Freundschaft, doch aufgrund von mangelnder Kommunikation und nicht zuletzt einer übergriffigen Mutter, herrschte die gesamte Zeit Funkstille zwischen den beiden und es fand nie ein klärendes Gespräch statt.
Penny sieht sich nun mit einer Vielzahl an Konflikten und widersprüchlichen Gefühlen konfrontiert: Auf der einen Seite ist da ihr Wunsch, Kodiak Island endlich zu verlassen und ein selbstbestimmtes Leben zu führen – ein Wunsch, der jedoch von der Realität und den Erwartungen ihrer Familie durchkreuzt wird, für die feststeht, dass Penny den familieneigenen Laden irgendwann übernehmen wird. Gleichzeitig verstärkt Liams Rückkehr und damit einhergehend die Erinnerungen und Gefühle, die damals unausgesprochen blieben, die eh schon emotionale Belastung.
All die unverarbeiteten Erlebnisse, die Jahre des Schweigens und der unterschwellige Groll gegenüber ihrer Familie bringen Penny in eine Lage, in der sie sich zwischen Vergangenheit und Zukunft, Pflicht und Freiheit, Freundschaft und Liebe hin- und hergerissen fühlt und dessen Darstellung durch den Leser*in gut nachvollzogen und mitgelebt werden kann.
Ein kleiner, kritischer Punkt an „Alaska Ocean Rescue – Für immer mit dir“ ist die eher oberflächliche Einbindung von Penny’s Bisexualität. Diese wird zwar erwähnt, jedoch thematisch nicht weiter vertieft. Auch die beiläufige Erwähnung weiterer queerer Personen in der Handlung wirken nicht überzeugend integriert und somit bekommt die gesamte Thematik keinerlei Relevanz für die Handlung.
Ebenfalls anzumerken ist das für mich etwas abrupte Ende der Geschichte: Hier wäre mehr inhaltliche Tiefe wünschenswert gewesen, um die Hintergründe sowie weiteren Gedanken und Handlungen der Charaktere besser zu verstehen und offene Fragen näher zu erklären. Dieser abschließende Einblick in die Beziehungen und Konflikte fehlte mir ein wenig, um die Geschichte am Ende rund werden zu lassen, da relevante Handlungsstränge nicht vollständig erzählt wurden.
Abgesehen von diesen kleinen Kritikpunkten hat mir „Alaska Ocean Rescue – Für immer mit dir“ jedoch sehr gut gefallen: Sowohl die Charaktere als auch das Setting wirken in diesem Band noch lebendiger und greifbarer als im ersten Teil. Ich hatte eine schöne Lese-Auszeit auf Kodiak Island und hoffe bald wieder zurückkehren zu dürfen.