Gebt mir etwas Zeit
Gebt mir etwas ZeitInhalt siehe Klappentext.
Ich kenne von Hape Kerkeling bereits die Bücher „Ich bin dann mal weg“ und „Der Junge muss an die frische Luft“ bzw. deren Verfilmungen und natürlich viele TV-Auftritte und einige ...
Inhalt siehe Klappentext.
Ich kenne von Hape Kerkeling bereits die Bücher „Ich bin dann mal weg“ und „Der Junge muss an die frische Luft“ bzw. deren Verfilmungen und natürlich viele TV-Auftritte und einige Kinofilme. Ich hatte kürzlich einen Videoclip zum Hörbuch gesehen und mir die Autobiografie daraufhin zugelegt, die im 10:47 Stunden vom Autor selbst gelesen wird. Vorweg: Der Ahnenrückblick der Welt, wer wie mit wem verwandt ist, ist ziemlich lang (etwa 30 Minuten) und trocken. Dass wir vermutlich alle von Urmutter Lucy abstammen, ist bekannt, da hätte mir eine Kurzfassung gereicht, zudem kann ich mir Namen und Geschichtsdaten nicht gut merken. Als Hape von seiner Kindheit/Jugend in den 1970- und 80er Jahren und Familie erzählt, wird es persönlicher, leichter hörbar und die Dialekte, Tonlagen, Stimmen passen einfach. Man merkt, wie am Beispiel der dementen Oma Berta, dass er nicht nur einfach einen Text runterliest, sondern die Erinnerungen beim Lesen erneut durchlebt. Witzig zu hören war der Schüleraustausch nach England - anfangs der Horror eines jeden Schülers, dann vllt doch ein Traum?! Der Hörer erfährt von Bekanntschaften des 20-Jährigen Hapes mit Showgrößen wie Willy Millowitsch, Rudi Carrell und Alfred Biolek. Nicht nur im Showbusiness ist seine queere Ausrichtung so Manchem ein Dorn im Auge (das bekamen auch die Vorfahren im 17. Jahrhundert schon zu spüren). Schade, dass die Menschen damals (und leider auch heute noch) so intolerant sind und andere nicht leben lassen, wie sie möchten.
Im Wechsel zur Historie in den Niederlanden erzählt Hape Privates von seinem Coming Out, dem Verlust seiner ersten großen Liebe Duncan in Holland, die Angst vor Aids und was dies alles mit ihm gemacht hat. Unterhaltsam, nahegehend, teilweise ergreifend, dann wieder spannend zu hören, der Autor nimmt sich gelegentlich selbst auf die Schippe. Es gibt Ausflüge in die niederländische Ahnenlinie und sogar das britische Königshaus findet man in Hapes Familiengeschichte. Ich konnte der ausschweifenden Verwandtschaft ab einem bestimmten Punkt nicht mehr ganz folgen. Insgesamt aufschlussreich, wenn man sich für die Ahnenforschung interessiert, meine Eltern machen das schon seit vielen Jahren, aber sehr viele Zahlen und Namen. Die historische Passagen sind humorvolle Zeitzeugen der Kerkelingschen Ahnenforschung, gemixt mit Geschichtsunterricht.
Es geht um Ahnenforschung und Verbindungen in Hape Kerkelings Familiengeschichte, viele Jahrhunderte zurück - was ist wahr, was ist Fiktion? Meist gute Unterhaltung, allein durch die Stimme des Autors. 3,5-4 Sterne.