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Veröffentlicht am 15.02.2018

Rückkehr nach Schottland misslingt

Play On - Dunkles Spiel
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Mit Samantha Young hat für mich das Liebesgenre mit höherem Erotikanteil ja erst an Bedeutung gewonnen, daher ist für mich jedes Young-Buch ein Must-Have. Ich war etwas enttäuscht, dass sie aktuell nicht ...

Mit Samantha Young hat für mich das Liebesgenre mit höherem Erotikanteil ja erst an Bedeutung gewonnen, daher ist für mich jedes Young-Buch ein Must-Have. Ich war etwas enttäuscht, dass sie aktuell nicht an ihrer Hartwell-Reihe weiterarbeitet. Aber „Play on“ führt ihre treuen Leser zurück nach Schottland, die Gegend also, wo Youngs Erfolg erst richtig begann.
Der Einstieg in „Play On“ ist mir überhaupt nicht gut gelungen. Normalerweise kenne ich es, dass ich ruckzuck im Sog bin und gar nicht mehr aufhören kann zu lesen. Hier passierte genau das Gegenteil. Zunächst wird ja die Liebesgeschichte erzählt, die gar nicht das Kernstück dieses Buches ausmacht und das hat man dem Schreibstil der Autorin deutlich angemerkt. Etwas lieblos erzählt, stellenweise überhastet und dadurch entstand eben nicht das Gefühl, da muss ich jetzt weiterlesen. Auch die erste Zeit in Schottland ist sehr langatmig erzählt, gepaart dann eben mit Frust, weil die Erkenntnis reift, dass Jim nicht der Mann ist, als den man ihn kennengelernt hat. Auch die erste Begegnung mit Aiden läuft eher unter dem Radar und auch die vielen kleinen Momente danach wirken häufig sehr angespannt.
Erst ab der Mitte des Romans wandelt sich das Bild. Nora und Aiden finden einen Rhythmus, der von Ehrlichkeit, Vertrauen, Neckereien und Prickeln geprägt ist und der mich richtig warm mit dem Pärchen hat werden lassen. Vor allem Aiden wurde mein Fels in der Brandung, der nie lockergelassen hat, mit sich eins war und dementsprechend authentisch gehandelt hat. Dennoch haben mir manches Mal die ruhigen Momente ihrer Beziehung gefehlt. Die Ruhe, die sich Young vor allem am Anfang des Romans genommen hat, fehlt bei dem Paar, wo es wirklich drauf ankommt, weitestgehend, da ein dramatisches Ereignis das nächste jagt.
Das zweite Problem ist dann noch, dass ich zwar die Grundgeschichte hinter Noras Entwicklung lobenswert fand (auch weil ich mich selbst wiedererkennen konnte), diese aber irgendwann nur noch vollkommen überzogen dargestellt wurde. Wie oft ich Nora gerne an die Wand geklatscht hätte, kann ich schon nicht mehr an zwei Händen abzählen. Meist ärgert man sich in diesem Genre über den Mann, der nicht zu seinen Gefühlen stehen kann, aber hier war es diesmal die weibliche Figur, die Frustpotenzial pur bot.
Damit ergibt sich für mich die fast vollkommen neue Erfahrung, dass ich aus einem Samantha-Young-Roman sehr enttäuscht gehe. Zwar kehrt sie wieder an den Spielort ihrer Anfänge zurück, aber dieses wunderbare, prickelnde Miteinander der einzelnen Paare bekommt sie überhaupt nicht transportiert. An Aiden liegt es ganz sicher nicht, da er ein Platz in meinem Herzen erobert hat. Aber Nora ist eine große Enttäuschung und über sie können die durchaus zahlreichen schönen Paarmomente nicht hinwegtäuschen.
Fazit: „Play On“ sollte zu den schottischen Wurzeln zurückkehren, hat aber vor allem bei den Basics, die Young normalerweise spielerisch parat hat, geschlampt. Der Anfang des Romans ist schon schwer zum Reinkommen und später liegt es vor allem an der weiblichen Protagonistin, das man nur frustriert ist und sich fragt, wie kann das sein? Das ist bitterschade, denn einzelne Momente wären ein großartiges Drumherum allemal wert gewesen!

Veröffentlicht am 12.11.2024

Auf persönlicher und Fallebene nicht gut genug

Blutbuße
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Mit „Blutbuße“ sind wir schon wieder beim dritten Band der neuen Schweden-Krimireihe von Viveca Sten angekommen, denn mit ihr geht das wirklich immer flott, weil sie so eine zuverlässige Schreiberin ist. ...

Mit „Blutbuße“ sind wir schon wieder beim dritten Band der neuen Schweden-Krimireihe von Viveca Sten angekommen, denn mit ihr geht das wirklich immer flott, weil sie so eine zuverlässige Schreiberin ist. Gleichzeitig zeigt sich für mich jetzt aber schon wieder, dass ihre üblichen Schwachpunkte sich auch jetzt wieder durchzusetzen drohen und das ist einfach schade.

Während ich vom ersten Band doch sehr angetan war, auch weil er generell viel frischen Wind reingebracht hat, nachdem wir solange andere Charaktere begleitet hatten, zeigte sich bei Band 2 schon wieder, dass es gewisse Problemstellen gibt, die sich hier noch einmal potenziert haben. Wenn ich Band 2 und 3 mal zusammenziehe und dann noch bedenke, dass es zwischen den beiden Ermittlungen einen Zeitsprung gegeben hat, dann ist augenscheinlich, wie wenig sich inhaltlich auf der privaten Ebene tut. Gerade die Zeitsprünge würden es ja möglich waren, wirklich Tempo drin zu haben. Und selbst wenn ich am Anfang vielleicht kurz verwirrt wäre, was sich nun alles bei Hanna, Daniel und Co. getan hat, aber ich würde es letztlich als neue Impulsgebung zu schätzen wissen. Aber hier fühlt sich das Privatleben so zäh inszeniert an. Hanna schwärmt immer noch für Daniel und hat dabei manchmal ganz schön seltsame Gedanken, vor allem in der Anspruchshandlung und lässt sich dann hier gedanklich auf eine neue Figur ein, was für mich aber überhaupt nicht passte. Daniel macht jetzt Therapie, was sicherlich gut ist, aber eigentlich macht er immer noch dieselben Fehler und seine Ignoranz gegenüber Ida ist immer wieder neu bemerkenswert. Auch bei Anton hat sich nichts Entscheidendes getan und auf eine gewisse Weise erleben wir wieder eine Kopie seiner Handlung. Das finde ich einfach schade, weil ich nach drei Bänden gerne schon viel mehr an Infos und Entwicklungen gesammelt hätte. So sind es aber immer dieselben Gedankenkreise.

Blöderweise hat mir diesmal auch der Kriminalfall nicht richtig zugesagt. Ich fand, dass die Wahl der unterschiedlichen Perspektiven sehr verräterisch war. Es gab letztlich noch eine große Lücke zu füllen, aber die Rückblenden in der Vergangenheit des Hotels haben sofort alles klar ausgebreitet und auch die Perspektive von der Ehefrau des Täters und des Sohnes des Mordopfers haben viel mehr verraten als geschickt verborgen. Auch wenn Sten immer ein Talent haben wird, aus Vorhersehbarkeit noch spannende Beschreibungen zu machen, aber hier hat es mich im Gesamtbild dann doch mehr gestört, weil mir die Highlights fehlten, an denen ich mich festhalten konnte. Deswegen fand ich letztlich auch den letzten Teil des Showdowns viel zu lang gezogen. Als Film oder TV-Episode hätte das ganz anders gewirkt, weil man dann die verschiedenen Perspektiven auch mehr mit Action statt mit Gedankenchaos gefüllt hätte, aber so wechselte sich Verzweiflung mit Verzweiflung ab und es fiel mir irgendwann schwer, noch die Konzentration hochzuhalten, auch weil meiner Meinung nach etwas verpasst wurde, der Täterperspektive wirklich Raum zu geben. Die psychologische Seite seiner Taten wurde angedeutet, hätte aber dennoch mehr Gewichtung verdient.

Fazit: „Blutbuße“ ist für mich doch die erste richtig große Enttäuschung der neuen Polarkreis-Reihe von Viveca Sten. Es hatte sich in Band 2 schon angedeutet, aber die Kritikpunkte im Bereich des Privatlebens haben sich noch einmal verschärft und hier war nun auch noch der Fall selbst nicht wirklich spannend und viel zu durchschaubar erzählt. Leider kein guter Wurf.

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Veröffentlicht am 09.09.2024

Bleib beim Drama, Emma Scott!

We Conquer the Dark
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Wenn ich meine Lesestatistiken der letzten Jahre mir anschaue, dann ist Emma Scott da doch ganz weit oben zu finden. Alles, was sie veröffentlicht, das wird von mir auch gelesen. Aber Fantasy ist dann ...

Wenn ich meine Lesestatistiken der letzten Jahre mir anschaue, dann ist Emma Scott da doch ganz weit oben zu finden. Alles, was sie veröffentlicht, das wird von mir auch gelesen. Aber Fantasy ist dann doch jetzt völlig neu für sie, aber ich kenne doch so einige Autorinnen, die zunächst beim klassischen New Adult angefangen haben, ehe sie sich dann bei Fantasy austoben. Eine, die immer schon zwischen den Welten gewandelt ist, das ist Jennifer L. Armentrout, an die ich auch mehrfach denken musste, als ich „Conquer the Dark“ gelesen habe. Denn eins ist klar, dieser Ausflug ins Fantasy-Genre war für mich bei Scott ein Griff ins Klo.

Nochmal mal eben zu Armentrout, sie kam tatsächlich eher aus Fantasy, wurde aber in Deutschland durch NA bekannt, wodurch sie dann anschließend ihre Fans mitgezogen hat, als sie sich wieder mehr Fantasy gewidmet hat. Ich habe da tatsächlich auch einige Bücher von gelesen, aber bei Fantasy langweilt mich Musterhaftigkeit viel schneller als in anderen Genres, weswegen ich ewig schon nichts mehr von ihr gelesen habe, aber bis zur Langweile hatte sie es eindeutig drauf. Auch wenn Scott ganz eindeutig eine ganz eigene Geschichte mit „Conquer the Dark“ entwickelt hat, mit ganz eigenen Regeln und Ideen, wie Übernatürlichkeit sich dort abspielt, so ist es natürlich unterm Strich dennoch keine Neuerfindung des Genres. Stattdessen habe ich in größeren Zusammenhängen doch viel geboten bekommen, was ich beispielsweise von Armentrout kenne. Aber ich fand es leider einfach viel schlechter gemacht. Alleine schon beim Einstieg: Mit der Inszenierung der ersten Begegnung und wie viele Informationen da auf einen einprasselten (immerhin gab es vorab eine Begriffserklärung, was definitiv geholfen hat), habe ich zwischendurch echt gedacht, es wäre eine Parodie. Denn vieles wirkte einfach lächerlich und so klischeebehaftet, dass es wie lästiger Sirup an den Zähen zog.

Die Handlung wurde später heraus etwas besser, auch weil es auf der zwischenmenschlichen Ebene, wie zwischen Lucy und Cole (der Protagonist des zweiten Bandes wird), auch echt schöne Momente gab. Da wurde ich dann auch daran erinnert, dass Scott eben Drama kann. Das ist ihres, da schafft sie die Tiefe, die ich mit ihr auch verbinde. Aber alles, was mit Fantasy in Verbindung steht, das hat für mich nicht funktioniert. Ich fand auch Casziel als Figur nicht wirklich greifbar. Und auch wenn sich in der aufgebauten Welt viele Ideen vorfinden ließen, so war einiges auch zusammenhanglos und für mich nicht durchgängig logisch aufgebaut. Ich habe mich da irgendwann wie ein Bagger durch die Geschichte gearbeitet, weil ich schon kurz vorm Abbrechen war. Aber weil das Buch auf überschaubarem Niveau besser wurde, habe ich das Durchziehen zumindest nicht bereut.

Fazit: Mein Endeindruck ist simpel. Emma Scott werde ich wieder bei ihren dramatischen Geschichten lese, aber Fantasy, das hat für mich hier keine Erfolgsformel mit ihr ergeben.

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Veröffentlicht am 02.09.2024

Stimmte in der Mischung nicht

Empire of Sins and Souls 1 - Das verratene Herz
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Nachdem ich dieses Jahr doch schon einiges an Fantasy auf meinem Bücherstapel hatte, mal mehr, mal weniger überzeugend, hat mich das Cover von „Empire of Sins and Souls“ und Band 1 schon sehr angezogen. ...

Nachdem ich dieses Jahr doch schon einiges an Fantasy auf meinem Bücherstapel hatte, mal mehr, mal weniger überzeugend, hat mich das Cover von „Empire of Sins and Souls“ und Band 1 schon sehr angezogen. Dazu hat dann auch der Klappentext mit dem sehr düsteren Setting zu tun gehabt, weil Fantasy meist da am besten klappt, wo es etwas düsterer zugeht. Beril Kehribar kannte ich als Autorin bislang nicht und auch ihre „Schattenthron“-Reihe ist rein optisch völlig an mir vorbeigegangen. Also rein in das neue Abenteuer.

Ich habe den ersten Band als Hörbuch zwischen gehabt. Während Rebecca Veil mir nun auch schon öfters als Hörbuchsprecherin begegnet ist und sich weiter als sehr schöne Stimme entpuppt, die auch den verschiedenen Seiten von Zoé gut Ausdruck verliehen hat, hat Elias Emken genau ein Kapitel, weswegen er für mich auf dieses Hörbuch keinen großen Einfluss hatte. Er eignet sich damit aber ideal als Bezugspunkt für den ersten Kritikpunkt. Der Eindruck zu Emkens Rolle bleibt knapp, was natürlich im Gesamtzusammenhang wie eine hingeworfene Brotkrume wirkt, nur um dann erstmal die Nahrungszufuhr zuzusperren. Auch wenn es völlig übertrieben wäre zu behaupten, dass im ersten Band von „Empire of Sins and Souls“ nicht passiert, so passt es doch dazu, dass es viel Lust machen auf etwas Größeres ist, während aber selbst die eigenen Highlights leider etwas fehlen. Das lässt sich dann auch mit dem Klappentext gut verbinden. Der hat mich wie gesagt angezogen, aber er macht mit einem Teil auch Lust auf etwas, was eigentlich scheinbar mehr Band 2 ist. Da die nächsten beiden Bände auch schon so offensiv beworben werden, scheint das Marketing da eine ganz eigene Strategie zu verfolgen, aber ich werde nicht gerne in die Irre geführt und Prinz Kaspar spielt eine wirklich kleine Rolle in diesem ersten Band, weswegen es etwas seltsam erscheint, ihn so prominent gegenüber Alexei zu positionieren.

Aber es ist nicht nur der irreführende Klappentext und dass der erste Band in vielem wie ein Prolog wirkt, was mich nicht so begeistert zurücklässt. Ein weiterer Punkt wäre, dass Xanthia als Zwischenwelt nicht so spannend rübergekommen ist, wie ich mir das gewünscht hätte. Es ist alles was düster, es ist alles mysteriös, das kommt schon rüber, aber dennoch fand ich es schwer, einen Bezug herzustellen. Vielleicht ist hier auch das Hörbuch nicht das ideale Medium, wenn ich beispielsweise auch nicht die ideale Vorstellungskraft habe, aber es war im ganzen Aufbau nicht beeindruckend und auch vielschichtig, sondern auch eher plump. Vielleicht hatten dann auch die Figuren und ihre Handlungsweisen ihren Anteil daran, aber wenn Zoé trotz Warnungen da immer über das Gelände streifen darf und wirklich jedes Mal in eine Gefahr läuft, das war schon seltsam. Sollte das provoziert werden oder was sollte das ständig? Gerade, da wir nur Zoés Perspektive kennen, wirkte es sehr einfältig. Überraschungseffekte gab es so eher nicht, ich hatte immer das Gefühl, dass man als Leser spürte, ach, jetzt kommt was.

Dann der letzte große Punkt, der mich gestört hat, betrifft eindeutig die Liebesgeschichte. Es erinnert mich alles etwas an „Die Artefakte von Ouranos“ von Nisha J. Tuli. Zwar fand ich nicht, dass der Anteil von erotischen Szenen zu viel war, aber es sind dennoch intime Szenen, die ich mit innerer Anspannung wahrgenommen habe. Bei Tuli wurde im ersten Band auch schon damit gespielt, dass die Protagonistin dem Antagonisten verfällt, was ich als Spannungselement auch nicht verurteile, aber ich brauche bei intensiver Beschreibung der Szene dann doch ein entspannteres Gefühl. Hier fand ich es konkret etwas seltsam, weil ich auch das Gefühl nicht loswurde, dass vielleicht Kaspar Endgame ist. Dazu hat Zoé als Claire eine Vergangenheit, bei der es sehr um das Ausnutzen des weiblichen Geschlechts geht. Man merkt bei ihr auch, dass er ihr um Selbstermächtigung geht und sich zu ihren Bedingungen hinzugeben. Aber spätestens mit der Erkenntnis, wie Alexei Zoé beeinflussen kann, war dieses Gefühl dahin und ich hatte zu viele Alarmglocken.

Fazit: „Empire of Sins and Souls“ hat mich aus vielfältigen Gründen nicht überzeugen können. Das World Building war mir zu plump, inhaltlich ist mir auch zu wenig passiert und die Figuren habe ich alle eher mit Skepsis betrachtet. Im Endeffekt komme ich dann dabei aus, dass diese Reihe für mich nichts ist.

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Veröffentlicht am 06.06.2024

Einmal Vollgas aus der Kurve geschossen

The Last Dragon King - Die Chroniken von Avalier 1
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Natürlich ist mir Leia Stone schon vorher begegnet, aber dass ich bei Fantasy zugreife, da muss mehr zusammenkommen als bei anderen Genres. Dementsprechend war es hier tatsächlich die Kombination aus ‚hatte ...

Natürlich ist mir Leia Stone schon vorher begegnet, aber dass ich bei Fantasy zugreife, da muss mehr zusammenkommen als bei anderen Genres. Dementsprechend war es hier tatsächlich die Kombination aus ‚hatte schon Erfolg‘ und ich bin dank Rebecca Yarros ohnehin im Drachenfieber.

Ja, manchmal ist es doch etwas blöd, wenn man sich mitreißen lässt, weil es auf dem Papier so vielversprechend klingt, nur um dann festzustellen, dass es leider kein Hit geworden ist. Dabei startete „The Last Dragon King“ für mich eigentlich vielversprechend. Arwen ist eine mutige Protagonistin, die weiß, was sie will und nicht will und die als Frau, die schon früh den Familienvater ersetzen musste, gelernt hat, sich in der Welt auch als Frau zu behaupten. Ich mochte sie wirklich auf Anhieb. Es geht auch in meinen Augen inhaltlich vollkommen okay los. Wir bekommen eine Welt präsentiert, die in Arwens Perspektive relativ normal und karg ausfällt und mit König Valdren tauchen wir dann in etwas deutlich Pompöseres ein, wobei man dennoch sagen muss, dass es auf mich wie keine Protz-Welt wirkte, aber einfach eine Welt mit deutlich weniger Sorgen. Die Prämisse, dass der König sich in einen Drachen verwandeln kann, passte für mich auch und erklärte auch logisch seine Machtposition. Ich mochte dann auch noch die ersten Szenen der beiden. Wie sie sich offiziell kennenlernen und wie sie dem König bei dem Flug in die Hauptstadt beisteht, weil sie zwar nicht für den Kampf ausgebildet ist, aber zum Überleben.

Danach hat mich die Geschichte aber immer mehr verloren. Schon die Seitenzahl hatte mich ehrlich gesagt stutzig gemacht. Gerade Fantasy lebt wegen des World-Buildings oft von deutlich mehr Inhalt. Der Inhalt war hier also knapp und er wirkte noch knapper, weil das Tempo so unglaublich rasant war. Denn einmal im Königreich und seinem Zentrum angekommen, da ging es nur noch Schlag auf Schlag. Das schnelle Aussortieren der Ehefrauen, tolle, innige Freundschaften zwischen den Kandidatinnen, keine Eifersucht etc., jede gönnt der anderen alles. Dazu dann eine Liebesgeschichte, die mal eben durchgekloppt wird und dann sofort in absurder Eifersucht mündet. Aber das war nicht alles. Mit Arwens Geheimnis, das offenbart wird, kommt auch ihre Ausbildung ins Spiel und auch hier, mal alles ganz schnell, schnell. Dazwischen mal kleinere Höhepunkte und wild durch die Gegend geworfene Paukenschläge, damit man dem Genre vermeintlich gerecht wird. Aber ein Charaktertod, der so gar nicht in die sonstige Erzählweise passt, das ist schon etwas seltsam.

Mich hat dann auch immer mehr gestört, dass nicht richtig deutlich wurde, was eigentlich die anvisierte Zielgruppe ist. Auch wenn Arwen volljährig ist, aber da die Welt ein wenig ‚unschuldig‘ dargestellt wurde, war ich dann an anderen Stellen wieder überrascht, dass ein ganz anderer Eindruck entstand. Was Arwen und der König teilweise für Dialoge hatten und die Kinderthematik, etwas grausig. Zudem fand ich dann noch, dass sich viele Gedankengänge von Arwen wiederholten. Immer wieder dasselbe Gefühlschaos und kaum neue Erkenntnisse, das war etwas anstrengend. Bislang sind vier Bände angekündigt, die wahrscheinlich den Inhalt von zwei regulären Bänden haben. Ich bin nach diesem Auftakt auf jeden Fall bei dem Eindruck, das war es für mich. Das ist sehr dürftig und da habe ich noch gar nicht davon angefangen, wo überall abgekupfert wurde.

Fazit: Leia Stone kannte ich bislang noch nicht und „The Last Dragon King“ wird wahrscheinlich auch dafür sorgen, dass ich sie nicht näher kennenlernen will. Das Tempo war absurd hoch und so kam nirgendwo mal Tiefgang auf. Arwen erschien mir so vielversprechend, aber alles wurde Opfer von einer großen Hast und dann Zusammenwürfeln von typischen Aspekten einer Fantasy-Erzählung. Authentisch fühlte sich dadurch kaum noch was an.

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