Profilbild von odile

odile

Lesejury Profi
offline

odile ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit odile über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.12.2024

Frauenpower Nord-Süd

Traxl und der tote Lebemann
0

Während einer feuchtfröhlichen Party in einem großen Münchner Mietshaus wird der Hausbesitzer erstochen. Die Kripo muss aus über hundert Feiernden die Tatverdächtigen herausfiltern. Wer profitiert vom ...

Während einer feuchtfröhlichen Party in einem großen Münchner Mietshaus wird der Hausbesitzer erstochen. Die Kripo muss aus über hundert Feiernden die Tatverdächtigen herausfiltern. Wer profitiert vom Tod des schwerreichen Steuerberaters? Da die Mordkommission chronisch überlastet ist, muss das neue Dreamteam Draxl-Schammach bald allein ermitteln …

„Traxl und der tote Lebemann“ ist der Auftakt einer neuen Krimiserie von Wolfgang Oppler mit der taffen Kriminalhauptkommissarin Pia Traxl in der Titelrolle. Es ist mein erstes Buch des Autors, der als einer der Münchner Turmschreiber mein Interesse geweckt hat.

Kommissarin Pia Traxl zeigt schon auf den ersten Seiten des Buches, was in ihr steckt. Wie schon das Cover mit dem Boxhandschuh andeutet, handelt es sich beim Hauptcharakter um eine wehrhafte, im Wortsinn schlagfertige Frau. Im Prolog wird sie während einer Undercover - Aktion von einem ihr unbekannten LKA-Kommissar festgenommen und an Streifenbeamte übergeben. Diese fahren mit ihr in den Perlacher Forst, um sie einzuschüchtern. Es hat mir sehr gut gefallen, wie Pia ihnen zeigt, wo der Hammer hängt, ohne sich als Polizistin zu outen. Sie war mir von Beginn an sehr sympathisch, mit ihren Kanten und Eigenheiten. Dies gilt auch für ihre neue Kollegin Bentje, die, völlig überraschend für Pia, ein Team mit ihr bildet. Nach anfänglichen Startschwierigkeiten entwickelt sich die bayrisch-friesische Zusammenarbeit vielversprechend.

Opplers Charaktere in Haupt- und Nebenrollen überzeugen, ebenso wie sein anschaulicher, klarer Schreibstil. Auch der Humor kommt nicht zu kurz. Köstlich ist etwa zu lesen, wie Pia einen lästigen Verehrer abschreckt. Das Verbrechen erweist sich als vielschichtiger als zuerst angenommen. Dank überraschender Wendungen bleibt der Spannungsbogen hoch und die Neugier auf den Fortgang des Krimis hält an.

Als Leser findet man schnell ins Geschehen hinein. Der Fall lässt sich nicht so schnell aufklären wie gewünscht und die Abteilung ächzt unter der Arbeitsbelastung als bald ein zweiter Fall dazu kommt. Druck und Einmischung von oben sowie Unstimmigkeiten unter den Kollegen erschweren die Ermittlungen. Die Vorgänge und Schwierigkeiten werden nachvollziehbar dargestellt. Während sich Pia fragt, woher sie den toten Steuerberater bloß kennt, tauchen immer neue Verdächtige auf. Das Mordopfer scheint ordentlich Dreck am Stecken gehabt zu haben und bald wird die Abteilung für Wirtschaftskriminalität Teil des Ermittlerteams. Ist Gier das Mordmotiv oder steckt etwas Anderes hinter der Gewalttat?

Mein Fazit

Ich habe den Krimi sehr gern gelesen. Die gelungene Mischung aus glaubwürdigen Protagonisten, sympathischen Ermittlerinnen, spannendem Kriminalfall und reichlich Lokalkolorit ist genau mein Ding. Da ich selbst vor Jahren in München gelebt habe, konnte ich mich von der Ortskenntnis des Autors überzeugen. Es hat Spaß gemacht, in Münchens Straßen und Kneipen zu ermitteln. Der trockene Humor der Pia Traxl, ihre manchmal spröde Art, hat mich genauso angesprochen wie Bentjes Tatkraft und Unbekümmertheit. Zu sehen, wie die beiden als Team zusammenwachsen, sich ergänzen und anfreunden, hat mir gut gefallen. Amüsant sind die sprachlichen Missverständnisse, vor die der bayrische Dialekt die norddeutsche Kommissarin immer mal wieder stellt.

Letztlich wird der Fall, der sich als wesentlich komplexer entpuppt als anfänglich vermutet, zur allgemeinen Zufriedenheit gelöst. Fragen werden beantwortet und Beweggründe aufgezeigt. Pia erzielt noch tiefer gehende Ermittlungsergebnisse, doch sie kann mit der offiziellen Lösung des Falls leben.

Münchens Unterwelt muss sich warm anziehen. Das neue bayrische – friesische Dreamteam aus Meisterschützin und schlagkräftiger Boxerin hat es in sich. Ich vergebe die volle Punktzahl und werde beim nächsten Fall gern wieder mit ermitteln. Sehr reizvoll wäre es, Pia und Bentje auf ihrem geplanten Trip nach Tönning zu begleiten.

Die beiden Frauen haben mich rundum überzeugt – bloß meinen Wurstsalat werde ich auch künftig ohne Sauerrahm zubereiten.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 28.11.2024

Ein ganz besonderer Krimi

Zürcher Verrat
0

Seit zehn Jahren werden an Mittsommer Arien aus dem Züricher Opernhaus live auf den Sechsläutenplatz übertragen. Dieses Mal findet die beliebte Veranstaltung ein jähes Ende als ein Toter im Orchestergraben ...

Seit zehn Jahren werden an Mittsommer Arien aus dem Züricher Opernhaus live auf den Sechsläutenplatz übertragen. Dieses Mal findet die beliebte Veranstaltung ein jähes Ende als ein Toter im Orchestergraben entdeckt wird. Wurde er gestoßen oder ist er gefallen?

Ein Verbrechen im Opernhaus hat seinen ganz besonderen Reiz. Die Einblicke in die Örtlichkeiten und Abläufe haben mich fasziniert. Davon unabhängig entwickelt sich der Kriminalfall rasant. Wir folgen gleich drei Handlungssträngen, die uns an den Tatort Zürich, mit auf eine Flucht quer durch Europa und in die Vergangenheit während des Zweiten Weltkriegs führen. Schnell wird klar, dass mehr hinter dem Tod in der Oper steckt. Gleich mehrere der Protagonisten werden verfolgt, bedroht und erpresst. Vordergründig ermittelt die Polizei in einem verdächtigen Todesfall nach dem heftigen Streit eines ehemaligen Paars. Doch was ist wirklich geschehen?

Für mich war es der erste Krimi mit Schnyder & Meier, den Ermittlern in diesem Fall. Mit Gabriela Kasperskis Buchfigur Tereza Berger war ich schon öfters in der Bretagne als Detektivin unterwegs. Dieses Mal ging es also in die Schweiz. Der Fall ist auch für Neueinsteiger in die Schnyder & Meier-Reihe geeignet.

Gabriela Kasperskis neuester Kriminalroman schlug mich umgehend in seinen Bann. Sie schreibt fesselnd und mitreißend. Ich konnte mich gut in die Atmosphäre im Opernhaus, die besondere Dynamik dort, einfühlen. Die Sequenzen, die vor über 80 Jahren spielen, haben mich gepackt. Übergänge und Perspektivwechsel sind fließend, der Leser befindet sich immer mitten im Geschehen, ohne aus seinem Flow gerissen zu werden. Schauplätze, Personen und das Jahrhundert wechseln, die Fülle an Information ist zunächst verwirrend. Doch allmählich rutschen die Puzzleteile an ihren vorbestimmten Platz.

Die Haupt- und Nebencharaktere wirken glaubwürdig und lebensnah. Das Paar Schnyder und Meier hat eine ganz eigene Dynamik und kommt mitsamt den Kindern im Krimi nicht zu kurz. Die selbstbewusste Zita Schnyder bremst den manchmal eher konservativen Meier, etwa wenn er glaubt, seinen Söhnen wesentlich mehr zumuten zu können als seiner Tochter, „weil sie Jungs sind.“ Besonders gefallen haben mir die Figur der Margrit Müller, die viel erlebt hat und einen originellen Weg findet, ihre Familie zu schützen. Und der Buchhändler Greve, ein aufrechter Mensch in dunklen Zeiten.

Mein Fazit:

Falsches oder gar verbrecherisches Handeln wirkt lange nach und kann sich bis auf die nachfolgenden Generationen auswirken, bei Opfern wie Tätern. Im vorliegenden Krimi „Zürcher Verrat“ zeigt die Autorin, wie ein lange zurückliegendes ungesühntes Verbrechen nach über 80 Jahren erneut zu schweren Straftaten führt. Es ist widerwärtig, wie sich die perfiden Täter wiederholt durch Verunglimpfung und Verleumdung ihrer Opfer bei gleichzeitiger Überhöhung ihrer eigenen Person, ein gutes Gewissen konstruieren. Und diese Hybris wiederholt sich bis heute.

Das Lesen der eingestreuten Zeitdokumente aus dem 2. Weltkrieg schlug mir teilweise auf den Magen, teilweise machte es mich wütend. So authentisch wirken sie. Die akribische Recherche seitens der Autorin ist hier deutlich zu spüren. Kasperski gelingt es, ein aktuelles Verbrechen so mit historischen Fakten zu verknüpfen, dass daraus ein spannender Krimi entsteht, der berührt und erschüttert. Gleichzeitig wird der Leser aber auch gut unterhalten. Die Erzählung liest sich flüssig, es wird nicht moralisiert und der erhobene Zeigefinger fehlt. Die Geschichte steht für sich selbst. Und am Ende bleiben keine Fragen offen.

Ich habe diesen Krimi wirklich gern gelesen. Er ist sehr gut gelungen, unterhält, berührt und informiert. An die spezielle Beziehungsdynamik des Paares Zita Schnyder und Werner Meier werde ich mich noch gewöhnen, denn ich habe mir fest vorgenommen, auch die anderen Bände der Reihe zu lesen

Ich vergebe die volle Punktzahl, 5 von 5 Sternen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 24.11.2024

Ein Skelett in Hochform

Skulduggery Pleasant (Band 16) - Nur Mord im Kopf
0

Ein mysteriöser Serienkiller, der sich Ersatz nennt, tötet scheinbar grundlos gewöhnliche Sterbliche. Dabei geht er äußerst brutal vor. Skulduggery Pleasant und Walküre Unruh nehmen sich des Falls an, ...

Ein mysteriöser Serienkiller, der sich Ersatz nennt, tötet scheinbar grundlos gewöhnliche Sterbliche. Dabei geht er äußerst brutal vor. Skulduggery Pleasant und Walküre Unruh nehmen sich des Falls an, da schnell klar wird, dass der Täter ein Magier sein muss. Trotzdem geht das Morden weiter. Dann finden sie heraus, dass die Tötung der jungen Magierin Rumour Mills der Auslöser der Mordserie zu sein scheint. Aber wie hängt alles zusammen? Die Ermittlungen stagnieren. Da erreicht sie eine Botschaft von Ersatz ...

Als echter Fan der Serie um Skulduggery Pleasant und Walküre Unruh von Beginn an, war der neueste Band „Nur Mord im Kopf“ Pflichtlektüre für mich. Wenn nur alle Pflichten derart angenehm wären! Autor Derek Landy hat mich mal wieder überrascht. Gegen Ende der zweiten Staffel fragte ich mich gelegentlich, warum sich die Serie so weit von ihren Anfängen entfernt hat. Ich zweifelte. Dann wurde die dritte Staffel angekündigt. Und schon nach den ersten Seiten des aktuellen Buches konnte ich aufatmen. Ich habe Band 16 in kürzester Zeit verschlungen.

Derek Landys Schreibstil überzeugt mich seit dem ersten Band dieser Reihe. Bildhaft, locker, mit schwarzem Humor und anscheinend nie versiegender Fantasie ausgestattet, zieht er mich immer schnell in seine Geschichten hinein. Szenen, wie die im Hotel als Skulduggery das reiche Paar verbal daran hindert, mit ihm im selben Lift zu fahren oder Walküres Sprüche wie: „Ich habe soviel Zeit mit dir verbracht, dass ich jetzt ein Reservoir an überschüssiger Albernheit habe, das ich alle paar Tage leeren muss“ erklären, was ich meine. Konstante Spannung, überraschende Wendungen und ein flottes Tempo tun ein Übriges. Das gilt auch für Band 16.

Mein Fazit

Ich bin sehr zufrieden mit dem neuen Band, der sich wieder mehr den Anfängen annähert. Walküre ist keine Nervensäge mehr und Skulduggery ist cool und super intelligent wie gewohnt. Sein Hang zu fragwürdigem Wissen - ehrlich, wer interessiert sich für Türklinken oder Spezifika der Zahl 34 - hat sich eher verstärkt. Brillant löst er in Windeseile jedes noch so komplizierte Rätsel, das Ersatz ihm stellt. Und jetzt hat er sogar ein süßes Geheimnis. Winter/Alison hat sich weiterentwickelt und gesteht sich ein, dass sie ihre Schwester bei aller Liebe auch ein klein wenig hasst. Was bleibt ihr noch zu tun, nachdem Walküre wiederholt die Welt gerettet hat? Sie kocht ihr eigenes Süppchen. Wohin das wohl führt?

Erfreut durfte ich miterleben, dass verloren geglaubte Personen aus früheren Bänden wieder auftauchen. Einer der wenigen neuen Charaktere, der lang genug lebt, um in Erinnerung zu bleiben ist Sexy. Sexy Whitlock, äußerst gutaussehend, dumm wie Stroh, ichbezogener als Fletcher jemals war, nerviger als ein Schwarm Stechmücken – man muss ihn einfach gern haben. Hoffentlich bleibt uns der Experte für Feuchtigkeitscremes erhalten. Selten habe ich so dämliche Kommentare wie seine gelesen – einfach köstlich.

Der Fall erweist sich als vielschichtig – im eigentlichen Sinn des Wortes. Doch unseren Detektiven gelingt, es bis zum Kern vorzudringen. Der Fall wird zu meiner Zufriedenheit gelöst und ganz nebenbei ergibt sich genügend Material für weitere Ermittlungen.Wie immer endet das Buch mit einem fiesen Cliffhanger. Was soll’ s? Ich freue mich schon auf den nächsten Band.

Volle Punktzahlung und dringende Leseempfehlung für alle, die das Genre schätzen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 12.11.2024

Stauferkaiser Friedrich II. - Das Staunen der Welt

Die steinerne Krone
3

Nach seinem Buch „Barbarossa – Im Schatten des Kaisers“ bleibt Michael Peinkofer den Staufern treu. Sein neuester historischer Roman beschäftigt sich mit Rotbarts Enkel, dem legendären Friedrich II.

Die ...

Nach seinem Buch „Barbarossa – Im Schatten des Kaisers“ bleibt Michael Peinkofer den Staufern treu. Sein neuester historischer Roman beschäftigt sich mit Rotbarts Enkel, dem legendären Friedrich II.

Die Erzählung beginnt überraschend 1941. Reichsmarschall Hermann Göring schickt einen Professor für mittelalterliche Geschichte nach Sizilien. Dort soll er Relikte aus der Regentschaft des Staufers am Castel del Monte suchen. Der Historiker findet tatsächlich Manuskripte aus dem Mittelalter und übersetzt diese für seinen Aufpasser. Eingebettet in die Suche nach Material für Nazi-Propaganda, erzählt der Autor die Lebensgeschichte des letzten Stauferkaisers.

Wir schreiben das Jahr 1212. Der junge Friedrich befindet sich auf seinem Zug gen Norden. In der feindlich gesonnenen Lombardei werden der Staufer und seine Begleiter von gegnerischen Soldaten aus Mailand und Lodi überfallen, um den unliebsamen Thronbewerber auszuschalten. Michael Peinkofer schildert uns von diesem Ereignis ausgehend die Lebenschronik des letzten Stauferkaisers so anschaulich und lebendig, dass es dem Leser leicht fällt, in die Erzählung einzutauchen. Dem Autor gelingt es, die beiden Zeitebenen so geschickt zu verknüpfen, dass die Übergänge den Lesefluss nicht behindern. Aus der Perspektive eines geheimnisvollen Erzählers zu berichten, trägt zur Spannung bei.

Zunächst lernen wir den erst 17-jährigen Friedrich kennen. Er fühlt sich dem Vermächtnis der berühmten Vorfahren zeitlebens verpflichtet. Seinem Großvater, dem legendären Barbarossa, gelang die Vereinigung des Normannenreichs mit dem staufischen Imperium. Sein Enkel ist klug, mutig und fähig, anderen zuzuhören. So seinem Ratgeber und väterlichen Freund Berard von Castacca, Erzbischof von Bari, der ihm jahrzehntelang zur Seite steht. Ein weiterer Protagonist ist Parceval Doria, genuesischer Ritter und Dichter, im gleichen Alter wie Friedrich, der ihm ein oft ungestümer, aber wahrer Freund ist. In Deutschland kommt ein weiterer, vielleicht der wichtigste Berater des zukünftigen Kaisers, Hermann von Salza, 4. Hochmeister des Deutschordens, hinzu. Ihm gelingt es wiederholt im Dauerstreit zwischen Kurie und Kaiser zu vermitteln.
Auf der anderen Zeitebene treffen wir nur zwei Protagonisten. Geschichtsprofessor Josef Gruber, ein Kriegsveteran des Ersten Weltkriegs, desillusioniert und sarkastisch und seinen Aufpasser, den schneidigen Oberleutnant Günther Hoffmann. Mich überzeugen die Charaktere auf beiden Zeitebenen.

Michael Peinkofers lebendigen Schreibstil kenne und schätze ich vom Barbarossaband und mehreren Fantasybüchern. Er schreibt sehr anschaulich und lebendig. Geschickt verknüpft er Fakten und Fiktives. Im Nachwort erfährt der Leser, was historisch belegt und was Dichtung ist. Beeindruckt hat mich Peinkofers Aussage, dass Friedrichs andauernder Streit mit der Kurie, zur ersten großen Propagandaschlacht der Geschichte führte. Seine Argumente überzeugen, ebenso der Bezug zur gegenwärtigen politischen Lage.

Naturgemäß bleiben bei einem historischen Roman einige Fragen offen. So sind aus Friedrichs Kindheit und Jugend viele Legenden, die schon seine Geburt begleiten, aber wenig Fakten bekannt. Ob er den oft zitierten "Waisenkinderversuch" jemals durchführen ließ, ist umstritten, da der einzige Chronist, Salimbene von Parma, ein politischer Gegner des Kaisers war. Der in Ungnade gefallene Petrus von Vinea, war er wirklich ein Verräter? Anscheinend war seine Beteiligung am Anschlag auf Friedrich nicht eindeutig beweisbar. Es besteht auch die Möglichkeit, dass er diskreditiert werden sollte.

Mein Fazit:

Für das Geschlecht der Staufer interessiere ich mich schon lange. So kann ich eine Reise zur „Straße der Staufer“ nur empfehlen, vom Wäscherschloss bis zum Kloster Lorch. Mir hat es sehr gefallen bereits den zweiten spannenden Band zu „meinem Thema“ aus Peinkofers Feder zu lesen.
Spannend war zu verfolgen, wie der erst aufgeschlossene, weltoffene, tolerante Taktiker, der eine neue Ordnung schaffen will, mit zunehmendem Alter allmählich seinen Instinkt und sein Verhandlungsgeschick verliert und vermehrt zur Gewalt greift. Bedenkt man, wie sehr sich Friedrich II. seinem Erbe verpflichtet fühlte und was er dessen Erhalt alles opferte, ist es desillusionierend zu erfahren, dass sein Geschlecht nur 18 Jahre nach seinem Tod in direkter Linie endete. Michael Peinkofer hat erneut einen überzeugenden historischen Roman geschrieben, den zu lesen, ich jedem Geschichtsinteressierten nachdrücklich empfehle.

Die Rahmenhandlung finde ich so gut gelungen, dass ich dem Buchcharakter Professor Gruber das hervorragend passende Schlusswort überlasse:

„Wann wohl, so fragte er sich, würde der Mensch damit aufhören, Erze aus dem Boden zu graben und daraus Waffen zu schmieden? Reiche zu erobern, die doch wieder vergingen? Ströme von Blut zu vergießen, um Macht zu behaupten, die so flüchtig und vergänglich war wie die menschliche Natur selbst?“

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Thema
Veröffentlicht am 01.11.2024

Wer ermordete den mächtigen Magier?

Chroniken der Magie: Kapitel 1
0

Im Grenzort Habron wird der mächtige Magier Fadius Nordertal auf grausame Weise ermordet. Athron von Westbil, Hauptmann der Stadtwache, will den Mord an seinem Freund schnellstens aufklären. Gemeinsam ...

Im Grenzort Habron wird der mächtige Magier Fadius Nordertal auf grausame Weise ermordet. Athron von Westbil, Hauptmann der Stadtwache, will den Mord an seinem Freund schnellstens aufklären. Gemeinsam mit der magisch begabten Elfe Talhia Sonnenwind und dem cleveren Rekruten Finn beginnt er sofort mit den Ermittlungen. Denn die Lage ist kritisch. Ohne Fadius magischen Schutz ist Habron vielerlei Gefahren und Begehrlichkeiten ausgesetzt. Bald zeigt sich, dass Arthrons Sorge begründet ist.

Das Rätsel, wer den sehr mächtigen Magier ermordet hat, bildet den Ausgangspunkt der Geschichte. Hier verbinden sich Fantasy-Elemente und Krimi-Attribute zu einer spannenden Erzählung, die den Lesenden sofort in ihren Bann zieht. Der Autor entführt uns in eine komplexe Welt voller Geheimnisse und Gefahren. Dort herrschen alte Magie, verborgene Kräfte und politische Intrigen. Dadurch entsteht eine bedrückende, düstere Stimmung, denn der zerbrechliche Frieden ist ständig bedroht. Angst und Misstrauen beeinflussen die Protagonisten und stellen wiederholt ihre Loyalität infrage. Überraschende Wendungen und unerwartete Enthüllungen sorgen für anhaltende Spannung bis zum Ende. Ein weiteres Plus ist die detaillierte Beschreibung der Schauplätze wie Habron oder der Garnison, die diese Welt anschaulich macht.

„Chroniken der Magie: Tod eines Magiers“ ist der Auftakt zu Mario Hackels neuer Fantasy-Reihe. Es ist bereits mein zweites Buch des Autors und wieder gelingt es ihm, mich von Beginn an zu fesseln.

Athron von Westbil war mir von Beginn an sympathisch. Pflichtgefühl und Streben nach Gerechtigkeit beherrschen sein Handeln, Er ist klug, erfahren, mutig und frei von Standesdünkel. Auch die anderen Haupt- und Nebencharaktere sind individuell gezeichnet und überzeugen. Die quirlige Elfe Talhia, die sehr fähig ist, aber zu ungestümen Handlungen neigt, der mollige, aber blitzgescheite Rekrut Finn oder der talentierte Taschendieb Kalen, mit dem großen Herzen. Sie alle sind keine eindimensionalen Protagonisten, schwarz oder weiß. Mit einer Ausnahme. Der Nekromant Laron ist ein Monstrum auf zwei Beinen, grausam, widerlich, tödlich. Selten war mir ein Charakter derart zuwider.

Besonders gut gefallen hat es mir, wiederholt von den Protagonisten überrascht zu werden. Sei es Athron, der sich nicht von Vorurteilen einschränken lässt, sondern Leomara als Kommandantin akzeptiert und der, wenn auch widerstrebend, die Wahrheit über seinen alten Freund akzeptiert. Eldi, die trotz aller Schrecken, die sie erleben musste, Kalen nicht zurücklassen kann. Gerwald, der alte Kämpfer, der trotz großer Zweifel, Talhia eine zweite, den Kampf letztlich mitentscheidende Chance gewährt. Diese oft überraschenden, aber immer nachvollziehbaren Entscheidungen machen die Erzählung so lebendig und fesselnd. Die Aufklärung des Mordes erfolgt am Ende. Sie hat mich überrascht und überzeugt. Einmal mehr beeindruckt Athron.

Mein Fazit: Mario Hackel hat mit Eristria eine faszinierende, komplexe magische Welt geschaffen, die noch viele spannende Geschichten für uns bereithält. Tod eines Magiers ist „nur“ der vielversprechende Auftakt dazu. Auf die Fortsetzung freue ich mich schon, denn ich wurde bestens unterhalten.

Ich vergebe 5 von 5 möglichen Sternen und eine Leseempfehlung an alle Fantasy-Fans, aber auch an jeden Krimiliebhaber, der zu einem Ausflug in eine magische Welt bereit ist.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere