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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 30.08.2020

Von Höhen und Tiefen

Mein Vater, John Lennon und das beste Jahr unseres Lebens
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Wie heißt es so schön? There‘s no business like showbusiness. Das wird auch in diesem Roman deutlich – sowohl die positiven Facetten als auch die vielen Schattenmomente, die von Fans meist völlig unbemerkt ...

Wie heißt es so schön? There‘s no business like showbusiness. Das wird auch in diesem Roman deutlich – sowohl die positiven Facetten als auch die vielen Schattenmomente, die von Fans meist völlig unbemerkt bleiben. Denn gerade von Letztgenannten gibt es reichlich: immer an den besten Zeiten und dem größten Erfolg gemessen zu werden, stets unter Beobachtung zu stehen, kaum Privatleben, Fans und Presse, die einem auf Schritt und Tritt folgen und nur darauf warten, dass man einen Fehler macht, der Druck, sich immer steigern zu müssen, die Angst vor Ablehnung und Misserfolg… Kein Wunder, dass es irgendwann knallt. Im Buch wird gut beschrieben, wie unterschiedlich die Hauptcharaktere damit umgehen. Und noch eindrucksvoller wird klar, wie schwer es ist, wieder Fuß zu fassen, und wie sehr das Umfeld davon betroffen ist – natürlich alles unter den strengen Blicken der Öffentlichkeit.

Die Erzählweise des Autors lässt den Leser tatsächlich sehr leicht in die Geschehnisse eintauchen und die widersprüchlichen Gefühle der Charaktere nachempfinden, insbesondere das zwiespältige Verhältnis zwischen Anton und seinem Vater Buddy und John Lennons Suche nach Normalität und Spiritualität. Gelungen fand ich, wie Tom Barbash tatsächliche Fakten mit Fiktion mischt, vor allem, was das Leben im Dakota Building anbelangt. Mir hat das Lesen wirklich viel Freude bereitet, auch wenn ich an der einen oder anderen Stelle aufgrund des fehlenden Hintergrundwissens über die Ereignisse der Jahre 1979/ 1980 (u.a. Politik, Weltgeschehen, Persönlichkeiten) etwas ins Stolpern geriet. Dem Verständnis der eigentlichen Handlung schadete das aber nicht.

So detailreich und nachvollziehbar das Buch und Antons innerer Kampf – dem Vater bei seinem Wiederaufstieg zu helfen vs. aus dem Schatten des Vaters zu treten und seinen eigenen Weg zu gehen – im Buch beschrieben waren, umso sehr fehle mir diese Detailtreue am Ende des Buches, als Anton tatsächlich sich in den Mittelpunkt seines Lebens rückt. Verwirrend fand ich teilweise, in Szenen, die zum Beispiel während einer Party stattfinden, die Aussagen den richtigen Gesprächsteilnehmern zuzuordnen. Meiner Meinung nicht ganz unerheblich, da das Buch sich auch durch die vielen Dialoge auszeichnet. Wobei nicht jedes Gespräch zur Handlung beiträgt. Nicht unumstritten finde ich den Titel des Buches. Klar, er macht definitiv neugierig. Aber passt der Teil „das beste Jahr unseres Lebens“ tatsächlich?

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Veröffentlicht am 30.08.2020

Ein tolles Erstlingswerk

Fly, Baby, fly!
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„Fly, Baby, fly“, das Erstlingswerk von Sophie Edenberg, ist alles andere als eine typische Liebesgeschichte – und genau das hat mir sehr gefallen. Der Plot bietet einige unerwartete Überraschungen und ...

„Fly, Baby, fly“, das Erstlingswerk von Sophie Edenberg, ist alles andere als eine typische Liebesgeschichte – und genau das hat mir sehr gefallen. Der Plot bietet einige unerwartete Überraschungen und Wendungen und wird wechselnd aus den verschiedenen Blickwinkeln der Protagonisten geschildert, was die Geschichte realer erscheinen lässt und dem Leser einen tiefen Einblick in die Gefühlswelt der Handelnden liefert. Zudem verhindert dieser Schreibstil, sich gänzlich auf die Seite einer der Figuren zu stellen. Mal empfand ich Sympathie für die eine, dann wieder für die andere. Nach und nach wird deutlich, was sich in der Vergangenheit zugetragen hat, warum die Personen so handeln und was sie zusammengeführt bzw. getrennt hat. Die vielschichtige Gefühls- und Gedankenwelt – von den Höhen über die Zerrissenheit bis hin zu den Abgründen – hat Sophie Edenberg dabei hervorragend und glaubhaft ausgearbeitet.

Überzeugt hat mich auch das Ende, das meiner Meinung nach das einzig richtige Ende dieser Geschichte sein kann. Aber darüber ließe sich wahrscheinlich diskutieren… Gut, dass sich die Autorin hier keine rosa-rote Brille aufgesetzt hat.

Gestolpert bin ich beim Lesen hingegen über ein paar Ungenauigkeiten (Sendejahr einer Fernsehsendung u.a.) und dem an wenigen Stellen zu sprunghaften Wechsel der Erzähler-Sichtweisen. Darüber hinaus finde ich nach wie vor den Titel zu kitschig (auch wenn er sich im Buch erklärt). Er erinnert mich dann doch zu sehr an einen Teenie-Roman – und genau das ist das Buch eben nicht. Der Titel hätte mich beim Stöbern in der Buchhandlung wahrscheinlich nicht neugierig gemacht. Der Inhalt des Buches hat mir dagegen gefallen. Ich freue mich schon auf einen weiteren Roman der Autorin.

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Veröffentlicht am 13.11.2024

Guter Auftakt mit Luft nach oben

The Blackbird Oracle
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Bei der Nachricht, dass die All-Souls-Reihe von Deborah Harkness fortgesetzt wird, war meine Freude groß. Ich habe die ersten Bücher geliebt. Umso höher waren jetzt die Erwartungen an The Blackbird Oracle. ...

Bei der Nachricht, dass die All-Souls-Reihe von Deborah Harkness fortgesetzt wird, war meine Freude groß. Ich habe die ersten Bücher geliebt. Umso höher waren jetzt die Erwartungen an The Blackbird Oracle. Doch so ganz konnten diese leider noch nicht erfüllt werden. Die Charaktere (auch die neuen) und deren Ausarbeitung finde ich nach wie vor großartig und auch die Idee, dass jetzt die Kinder von Diana und Matthew und die Urahnen mehr in den Fokus rücken, finde ich interessant und gelungen.
Aber leider gibt es auch ein paar Punkte, die mir diesmal nicht so gefallen haben. Verwirrend fand ich zum Beispiel, dass eine wichtige Entscheidung (Beurteilung der Kinder), die in diesem Buch von den Protagonisten getroffen wird und auf der das ganze weitere Geschehen im Buch aufbaut, am Ende so Knall auf Fall umgeworfen wird, als hätte es die Entscheidungen, Diskussionen, Beweggründe und Ängste zuvor nie gegeben. Zudem ist das Buch leider oft langatmig und kaum spannend. Ich hoffe, dass das in den Folgebüchern anders sein wird, denn das Potenzial für eine hervorragende Trilogie ist auf jeden Fall da. Ich würde sagen, es ist eine gute Grundlage mit Luft nach oben.
Ach ja, ein Tipp für alle zukünftigen Leser: Macht euch noch einmal mit den vier bereits erschienenen Romanen der Reihe vertraut. Es kommen im aktuellen Buch sehr häufig Erwähnungen zu vorherigen Ereignissen und alten Charakteren vor. Und mir fiel es nicht immer leicht, mich an die ganzen Einzelheiten aus den alten Büchern zu erinnern. Es ist einfach schon zu lange her, dass ich die gelesen habe.

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Veröffentlicht am 27.08.2024

Brieffreundschaft

84, Charing Cross Road
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Schon eine Zeit lang stand „84, Charing Cross Road“ ungelesen in meinem Bücheregal und als ich kürzlich etwas Kleines für zwischendurch brauchte, um eine längere Wartezeit beim Arzt zu überbrücken, schien ...

Schon eine Zeit lang stand „84, Charing Cross Road“ ungelesen in meinem Bücheregal und als ich kürzlich etwas Kleines für zwischendurch brauchte, um eine längere Wartezeit beim Arzt zu überbrücken, schien mir das schmale Buch die perfekte Wahl zu sein. Und was soll ich sagen? Ich hatte die Gelegenheit, es in einem Rutsch durchzulesen. 😊 Als kurzweilige Begleitung für lästige Wartezeiten kann ich das Buch also schon mal bestens empfehlen. Es ist stellenweise amüsant, warmherzig und abwechslungsreich. Und doch, konnte es mich nicht zu 100 Prozent begeistern. Ich hatte wahrscheinlich aufgrund des Klappentextes und der überschwänglichen Worte auf dem Buchumschlag noch ein bisschen mehr erwartet, schließlich ist dort u.a. vom „Kultbuch aller Vielleser“ die Rede. Ja, es geht in dem Buch eindeutig um Bücher. Aber die Briefeschreiber tauschen sich nicht wirklich über die Inhalte der Bücher aus und was diese ihnen bedeuten. Sondern es geht vielmehr darum, eine möglichst schöne Ausgabe eines Buches zu finden. Und das wird dann mit der Zeit doch ein wenig langweilig.

Und so spannend es auch ist, dass dieser Brief-Roman allein aus Original-Briefen zusammengestellt wurde, so problematisch ist es auch. Denn Fakt ist, der Leser hat kein Hintergrundwissen zu den Personen und muss sich vieles mühsam zusammenreimen. Das ist am Anfang noch gar nicht das Problem, denn da sind die Briefe über einen langen Zeitraum noch sehr kurz gehalten und eher unpersönlicher Art – dafür aber zahlreich. Das ändert sich aber mit der Zeit. Denn aus den späteren Jahren sind anscheinend deutlich weniger Briefe erhalten geblieben. Der einstige rege Briefwechsel besteht zum Teil nur noch aus kurzen Episoden. Doch gerade hier scheint in den Leben der Briefeschreiber vieles zu passieren, was der Leser jetzt nur am Rande erfährt. Hier hätte ich mir manchmal eine Art Rahmenhandlung der persönlichen Ereignisse gewünscht, die die Briefe unterstützt und einbettet. Oder aber ich lese beim nächsten Mal einfach das Nachwort zu Beginn, denn das brauchte auch etwas Licht ins Dunkel. 😊

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Veröffentlicht am 16.06.2024

Zauber und Entzauberung

Simón
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Als Kind träumt sich Simón aus der Bar seiner Eltern in die Welt von Dumas` Abenteuerromanen fort. Den Glanz und die Euphorie seiner Heimatstadt entdeckt er dagegen nur, wenn ihn sein älterer Cousin Rico ...

Als Kind träumt sich Simón aus der Bar seiner Eltern in die Welt von Dumas` Abenteuerromanen fort. Den Glanz und die Euphorie seiner Heimatstadt entdeckt er dagegen nur, wenn ihn sein älterer Cousin Rico zu einem durch die Straßen Barcelonas mitnimmt. Doch Rico verschwindet eines Tages spurlos, und Simón muss auf sich allein gestellt erproben, ob sich die Magie der Literatur als gutes Rüstzeug für die Herausforderungen des Erwachsenwerdens erweist.
Dieser Klappentext des Romans „Simón“ von Miqui Otero sprach mich damals richtig an. Ich liebe Bücher, in denen die Literatur eine zentrale Rolle spielt. Umso größer war die Vorfreude auf diese Erzählung. Und die ersten Kapitel haben meine Erwartungen auch voll erfüllt. Der Beginn machte richtig Spaß, war eine gelungene Hommage an die Literatur, voller Liebe zum Detail, mit einem Hauch Poesie. Die Hauptfigur Simón absolut hinreißend.
Dieses gute Gefühl beim Lesen hielt aber nicht lange an. Der Zauber verflog und die Geschichte bekam eine Art Schwere, die bis zum Ende blieb. Stellenweise war mir das Buch zu langatmig, teilweise sogar zu wirr – als hätte ich eine entscheidende Information überlesen. Doch das hatte ich nicht. Und obwohl einerseits viel passiert, hat man den Eindruck, dass der Protagonist immer nur auf einer Stelle stehenbleibt und sich nicht weiterentwickelt. Das war irgendwie zermürbend.
Eigentlich bringt es die spanische Zeitung El Mundo ganz gut auf den Punkt: „Der große Roman einer Generation und der Stadt Barcelona – versehen mit einer Prise Zauber und Entzauberung.“ Für mein Empfinden war die Prise Entzauberung dann allerdings doch etwas zu groß.

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