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Veröffentlicht am 13.11.2024

Temporeiche, vielschichtige Spannung!

Todeskeller. Das Cold-Case-Team Berlin ermittelt
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Der erste Fall des neu gegründeten Europol-Cold-Case-Team in Berlin um die Wahl-Berlinerin Sophie und David aus Paris, hat es in sich: Ermittlungen zu einem Vermisstenfall führen in einen ehemaligen Jugendwerkhof ...

Der erste Fall des neu gegründeten Europol-Cold-Case-Team in Berlin um die Wahl-Berlinerin Sophie und David aus Paris, hat es in sich: Ermittlungen zu einem Vermisstenfall führen in einen ehemaligen Jugendwerkhof der DDR. Dort werden allerdings die Leiche eines französischen Staatsbürgers und ein Massengrab gefunden. Das internationale Team muss sich daraufhin mit den dunklen, tiefen Abgründen des Erziehungsheims befassen und stößt auf entsetzliche Gräueltaten. Sophie und David geben alles, um den Fall zu lösen, denn er ist für beide persönlich, wenn auch auf völlig unterschiedliche Art und Weise.

Die Ermittlungen werden immer verästelter, es ereignen sich weitere rätselhafte Verbrechen und die umfangreichen Nachforschungen bringen lange mehr Fragen als Antworten mit sich.

Ich fand die Rachejagd-Trilogie von Nica Stevens und Andreas Suchanek großartig, aber ich glaube, die neue Reihe, Das Cold-Case-Team Berlin, gefällt mir jetzt schon besser: Die Charaktere haben noch mehr Tiefe, sie sind noch interessanter und die Verbrechen noch erschütternder. Mir persönlich hat der geschichtliche Bezug sehr gefallen, auch weil er gekonnt mir der Gegenwart verwoben wird.

Der lebendige, ausdrucksstarke Schreibstil, die ereignis- und temporeiche Handlung, die Dynamik zwischen den Figuren (hier blitzt stellenweise toller Humor auf) sowie die vielen (plausiblen) Überraschungen sind absolut mitreißend - ich habe “Todeskeller” in zwei Zügen verschlungen!

Eine unerwartete Enthüllung ganz zum Schluss macht Lust auf den Folgeband!

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Veröffentlicht am 04.11.2024

Großartig!

Der Zögling
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“Der Zögling” ist Band eins der preisgekrönten englischen Krimireihe um die eigensinnigen Ermittelnden DS Washington Poe und die Analystin Tilly Bradshaw sowie deren Chefin DI Stephanie Flynn. Das Buch ...

“Der Zögling” ist Band eins der preisgekrönten englischen Krimireihe um die eigensinnigen Ermittelnden DS Washington Poe und die Analystin Tilly Bradshaw sowie deren Chefin DI Stephanie Flynn. Das Buch erschien 2018 unter dem Titel “Flammen der Vergeltung” bei Weltbild.

Ein cleverer, gut organisierter Serienmörder foltert seine Opfer in den alten Steinkreisen der Grafschaft Cumbria und verbrennt sie bei lebendigem Leibe. Dann kommt der Verdacht auf, dass der suspendierte DI Washington Poe sein nächstes Opfer werden könnte ...

Man ist sofort mitten im Geschehen: Eine entsetzlich zugerichtete Leiche, das dritte Opfer eines Serienmörders, führt zur Aufhebung von Poes Suspendierung, denn auf dem Körper des Toten wurde sein Name eingeritzt. Da Poe 18 Monate weg war, hat sich einiges geändert: seine ehemalige Untergebene ist nun seine Chefin und er braucht die eine oder andere Minute, um den richtigen Umgang mit der neuen, ungewöhnlichen Analystin zu finden.

Innerhalb weniger Kapitel wird klar, wer wie drauf ist und wer welche Stärken bzw. Schwächen hat - all das wird ungemein gewitzt, fast schon cartoonhaft dargestellt! Der geistreiche, schräge Humor bildet einen tollen Kontrast zu den grauenvollen Serienmorden. Poe ist sehr direkt, er lässt sich keinen Sch... bieten und ignoriert Vorschriften, die keinen Sinn machen oder Zeit kosten. Die junge Analystin redet mit Zeugen auch Mal über Verdauungsprobleme und die Chefin der beiden ist vollauf damit beschäftig die Wogen zu glätten, denn Poes eigenmächtiges Handeln sorgt für Entrüstung bei den hohen Tieren.

“Der Zögling” ist hochspannend, wendungs- sowie facettenreich und unterhaltsam: Der komplexe Fall, der immer wieder neue Fragen aufwirft, und schließlich auf einen völlig unerwarteten Weg führt, ist absolut mitreißend. Die nervenaufreibenden, ereignis- sowie temporeichen Ermittlungen sind interessant und die burleske Figurendynamik brachte mich regelmäßig zum Schmunzeln. Für Fans von Elizabeth George, AK Turner und/oder Nicci French.

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Veröffentlicht am 03.11.2024

Fesselnde, clevere Psychospannung!

Der Steg
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Priskas Leben ist perfekt, sie hat alles unter Kontrolle: Sie hat es dank harter Arbeit beruflich weit gebracht, sie ist sportlich, sie hat einen liebevollen Ehemann sowie ein tolles Haus am Plöner See. ...

Priskas Leben ist perfekt, sie hat alles unter Kontrolle: Sie hat es dank harter Arbeit beruflich weit gebracht, sie ist sportlich, sie hat einen liebevollen Ehemann sowie ein tolles Haus am Plöner See. Sie freut sie sich auf den Besuch ihres Halbbruders Moritz und dessen neuer Freundin Anna, doch das Timing könnte nicht schlechter sein, denn als die Gäste ankommen, steht sie auf dem Bootssteg, der zu ihrem Grundstück gehört, und blickt auf einen toten Mann im Waser ...

Die Handlung ist von Anfang an rätselhaft und packend: Wer ist der Tote? Hat Priska ihn getötet? Oder hat sie ihm “nur” nicht geholfen, als er am Ertrinken war? Was ist hier los?

Erzählt wird hauptsächlich aus Priskas und Annas Sicht, aber auch zwei Ermittelnde kommen zu Wort - ein Polizist der alten Schule sowie seine junge Kollegin. Das Innenleben von Priska wird faszinierend geschildert: Sie fühlt sich einerseits schuldig, andererseits findet sie, sie hatte keine Wahl. Ihr wird klar, dass sie einen Fehler gemacht hat, der sie verdächtig aussehen lässt, das macht sie nervös, doch sie kümmert sich darum. Und als die Leiche schließlich auftaucht, was zu Ermittlungen führt, wirkt der Todesfall aufgrund von Priskas geschickter Aussage sowie glücklichen Zufällen eher nach einem Unfall, weniger nach Fremdverschulden. Dann bekommt sie Drohbriefe, sie wird erpresst, was sie fahrig und reizbar macht. Sie verstrickt sie sich in Ausreden und ihre Fast-Schwägerin geht dem auf den Grund, sodass ein subtiles Katz-und-Maus-Spiel beginnt!

Die Charaktere sind großartig gestaltet, alle sind total interessant, ungewöhnlich, zugleich jedoch absolut realistisch! Der Begriff “moralisch grau” scheint für Priska erfunden worden zu sein: Sie ist herrlich ambivalent, auch weil sie sich ihrer Schattenseiten bewusst ist und mal mehr, mal weniger erfolgreich dagegen ankämpft. Sie kann knallhart sein, urteilend, sie hat wenig Verständnis für Schwächen bzw. dafür, dass andere nicht über die Leistungsbereitschaft verfügen, das Beste aus ihrem Leben zu machen. Sie ist der Typ Hirn über Herz. Anna ist Veganerin und führt auch sonst einen “alternativen Lebensstil”. Sie ist sehr sensibel sowie unsicher, sie will gemocht werden, sich allerdings gleichzeitig treu bleiben. Das führt zu inneren, manchmal auch äußeren Konflikten. Als sie den begründeten Verdacht hegt, dass Priska für den Tod des Mannes im See verantwortlich ist, will sie das Richtige tun, aber keinen Unfrieden stiften ...

Dann sind noch der Ehemann und Anna Freund bzw. Priskas Halbbruder, die interessante Nebenfiguren darstellen. Zudem gibt es eigentümliche Nachbarn, die undurchsichtige Lebensgefährtin des Verstorbenen sowie eine mysteriöse Person, die spät ins Spiel kommt und einiges erklärt ...

“Der Steg” ist ein brillant komponiertes Kammerspiel mit Tiefgang: Der intensive, ausdrucksstarke Schreibstil sorgt dafür, dass sich alles hautnah anfühlt, die Figurendynamik zeugt von viel psychologischem Gespür zeugt und die überraschenden Wendungen haben es in sich!




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Veröffentlicht am 31.10.2024

Außergewöhnlich!

The Wilderness of Girls
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Rhi hat es nicht leicht: sie wurde von ihrer Stiefmutter schikaniert (ich finde ja, dass diese stereotypische Begebenheit nicht nötig gewesen wäre), dann wurde ihr krimineller Vater verhaftet, jetzt wohnt ...

Rhi hat es nicht leicht: sie wurde von ihrer Stiefmutter schikaniert (ich finde ja, dass diese stereotypische Begebenheit nicht nötig gewesen wäre), dann wurde ihr krimineller Vater verhaftet, jetzt wohnt sie bei ihrem Onkel, der im Happy Valley Wildreservat arbeitet.

Als sie dort sie eine Gruppe von “verwilderten” Mädchen entdeckt, will sie helfen, auch weil eins der Vier verletzt ist. Sie landen also im Krankenhaus, wo schnell wird klar, die Zivilisation ist nichts für sie. Sie haben in einem hohlen Baumstamm gelebt, bei einer Person, die sich als Mutter bezeichnet hat und ihnen ein Leben in der Wildnis “anerzogen” hat. Sie lebten im Einklang mit der Natur: erwachen bei Sonnenaufgang, schlafen legen bei Sonnenuntergang. Sie aßen Fisch, Bärenfett und Nüsse. Sie waren wild, frei, glücklich, denn Mutter hat ihnen ein Märchen aufgetischt, über ihre Identität, über ihr Leben ...

Die Mädchen werden zu einer öffentlichen Sensation, man will sie zivilisieren, zähmen, und sie werden von einer Psychiaterin betreut.

Man findet Angehörige eines Mädchens, die anderen kommen in Pflegefamilien. Zwischen Rhi und ihnen besteht eine interessante Nähe, aber alle zwischenmenschlichen Beziehungen (innerhalb der Pflegefamilien etc.) sind faszinierend (verstörend).

Erzählt wird aus verschiedenen Perspektiven: Es gibt Rhis Sicht, die der einzelnen Mädchen, Einblicke in ihre Vergangenheit, in E-Mails, in Notizen der Psychiaterin und einiges mehr.

“The Wilderness of Girls” ist spannend, ergreifend, erschütternd, überraschend sowie feministisch gestaltet. Es geht um (überholte) Rollenbilder, Bodyshaming, psychische und physische Misshandlungen, Kannibalismus, Suizid. Keine leichte Kost, das Schmerzliche macht allerdings auch das Schöne in dieser Geschichte aus: Stärke, die aus Zusammenhalt erwächst, Verständnis und Aufgeschlossenheit fühlen sich intensiver bzw. wertvoller an, wenn sie in der Not entstehen bzw. zur “Heilung” beitragen.

Die außergewöhnliche, mutige, gehaltvolle sowie bewegende Geschichte mit komplexen, Figuren und unerwarteten Wendungen wird ungemein einfühlsam erzählt. Die Autorin schildert die Verzweiflung der Mädchen, angesichts der einengenden Konventionen der zivilisierten Welt, emotional, nachvollziehbar, hautnah.

In “The Wilderness of Girls” prallen eine Fantasiewelt und die Realität aufeinander. Das Buch regt zum Nachdenken an, lässt tiefverwurzelte Normen hinterfragen, hallt lange nach!

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Veröffentlicht am 26.10.2024

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Last Seen
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Südengland, Sommer 2010: Zwei 10-jährige Jungs schwimmen ins Meer hinaus, zu weit. Sie drohen zu ertrinken, einer wird von einem Fischer gerettet, an Land gebracht. Derweil machen sich zwei Mütter Sorgen ...

Südengland, Sommer 2010: Zwei 10-jährige Jungs schwimmen ins Meer hinaus, zu weit. Sie drohen zu ertrinken, einer wird von einem Fischer gerettet, an Land gebracht. Derweil machen sich zwei Mütter Sorgen um ihre Söhne, weil sie sie aus den Augen gelassen haben und sie am Strand nicht finden können. Sie hoffen, sie bangen, die Hände eng miteinander verflochten. Eine ist schließlich erleichtert, die andere am Boden zerstört.

Südengland, Sommer 2017: Sarah und Isla sind seit ihrer Jugend beste Freundinnen. Sie verbringen fast jeden Sommer zusammen, in einer abgelegenen Bucht in Südengland, in nebeneinander liegenden Strandhütten. Am Abend des 17. Geburtstags von Sarahs Sohn Jacob kommt es allerdings zum Streit: zwischen den Freundinnen sowie zwischen Mutter und Sohn. Er stürmt wütend davon, bleibt über Nacht weg. Er kommt auch am nächsten Tag nicht nach Hause. Sarah und ihr Mann bleiben zunächst relativ ruhig, doch ihre Verzweiflung wächst mit jedem weiteren Tag, dann tauchen allmählich beunruhigende Informationen auf ...

Jacob verschwand am selben Tag, an dem vor sieben Jahren ein Junge im Meer verloren ging – gibt es eine Verbindung zwischen den beiden Ereignissen?

Schnell wird klar, Sarah hat dunkle Geheimnisse, sogar vor ihrem Mann. Am meisten belügt sie sich jedoch selbst. Aber hier verheimlichen alle etwas und die Dynamik zwischen den undurchsichtigen Charakteren ist herrlich kompliziert, problembelastet sowie vertrackt.

Erzählt wird aus Sarah und Islas Sicht, auf mehreren Zeitebenen. Von Sarah erfährt man hauptsächlich was 2017 passiert, Isla berichtet größtenteils was zwischen 1991 und 2017 geschah bzw. geschieht: was die Freundinnen erlebt bzw. durchgestanden haben, wie sich ihre Freundschaft im Lauf der Zeit veränderte. Ich fand die Schilderungen ihrer unbeschwerten Jugend sehr berührend: Sie waren wild, frei, unvernünftig sowie unvorsichtig, sind dennoch unbeschadet geblieben. Besonders Isla musste jedoch, unabhängig von jugendlichem Wagemut, einige schmerhafte Schicksalsschläge ertragen ...

Der Schreibstil ist intensiv, ausdrucksstark und manchmal poetisch - “So fand uns Nick am nächsten Morgen – wie die beiden Schalen einer Muschel um die verborgenen Perlen unserer Trauer geklammert.” oder “All diese alten Ungewissheiten, die wie Falken über uns kreisten und nur auf den rechten Moment warteten, um sich auf uns herabzustürzen.”

Die zwischenmenschlichen Beziehungen sind ungemein interessant und nuanciert gestaltet, die zahlreichen erschütternden Enthüllungen haben es wirklich in sich, sind zugleich absolut glaubwürdig, und die rätselhafte, beklemmende, tiefschürfende Handlung ist nonstop fesselnd – ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen!

“Last Seen” ist ein hoch komplexes Geflecht aus widersprüchlichen Gefühlen sowie Kindheitstraumata, Schuld, Trauer, Mutterliebe, Misstrauen, Täuschungen, und Lügen rund um eine Freundschaft, eine Ehe und eine herzzerreißende Tragödie. Der brillante Handlungsaufbau erzeugt immer wieder neue Spannung, es gibt viele atemberaubende Überraschungen, zudem ist das Ende ergreifend sowie stimmig!

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