Einfach Liebe - warum kann es nicht einfach sein?
Die Liebe an miesen TagenEin Roman über die Liebe? Droht da nicht jede Menge Kitsch zwischen zwei Buchdeckeln, seichtes Dahinplätschern auf rosaroten Wolken?
Ewald Arenz mach bereits mit dem Titel "Die Liebe an miesen Tagen" ...
Ein Roman über die Liebe? Droht da nicht jede Menge Kitsch zwischen zwei Buchdeckeln, seichtes Dahinplätschern auf rosaroten Wolken?
Ewald Arenz mach bereits mit dem Titel "Die Liebe an miesen Tagen" klar, dass seine Erzählung nicht diesem Klischee folgt. Das hätte man bei Arenz aber auch nicht erwartet. Der Autor ist spätestens seit " Alte Sorten" bekannt für seine sensible und poetische Sprache, für authentische Figuren mit all ihren Ecken und Kanten, und dafür, dass die Realität vor seinen Büchern nicht halt macht.
"Die Liebe an miesen Tagen" ist ein Beziehungsroman über Menschen, die mitten im Leben stehen, und dennoch das Wagnis einer neuen Liebe eingehen. Wie tief kann man sich fallen lassen, wenn man bereits Beziehungen durchlebt hat, kein Neuling mehr in Liebesdingen ist?
Es geht um Clara und Elias, die sich begegnen und ineinander verlieben. Clara ist Ende 40, Fotografin, verwitwet und Elias, Schauspieler und ein Jahrzehnt jünger, und voller Lebensgier. Ewald Arenz erzählt eine wunderschöne Liebesgeschichte, beschreibt zwei Menschen, die sich fallen lassen, und doch immer wieder reflektieren. Beiden ist gemein, dass sie mit der Sprache jonglieren, sich selbst offenbaren, ihre Ängste und Hoffnungen zum Ausdruck bringen.
Doch es wäre nicht Arenz, wenn das alles wäre. Seine Protagonisten sind authentisch, Menschen mittleren Alters, die einem Beruf nachgehen, die familiär gebunden sind , die Probleme bewältigen müssen wie Arbeitslosigkeit oder Erkrankungen naher Angehöriger - und noch viel mehr.
Man denkt immer, es trifft einen nicht. Tut es aber. Und dann denkt man, dass man dem Schicksal seine Schuld doch bezahlt hat und es einen dann nicht mehr trifft. Weil das erste Mal schon so unfair war. Aber es trifft einen doch. Ein zweites Mal und dann vielleicht auch ein drittes Mal, und es hört überhaupt niemals auf, weil es dem Schicksal oder Gott oder dem Leben einfach scheißegal ist, wie oft es dich trifft. " (S. 338)
Und das alles in einem Buch von 378 Seiten? Hier zeigt sich die Erzählkunst von Ewald Arenz, der spielerisch und dennoch feinfühlig auch die dramatischen und unvorhergesehenen Ereignis beschreibt, manchmal detailreich, dann wieder mit herbem, fast sarkastischen Humor, aber immer berührend, intensiv und lebensnah.
Ich habe mich wohlgefühlt bei der Lektüre. Abgerundet wird das Leseerlebnis durch das sehr schön gestaltete Cover, einen Buchdeckel mit einem haptisch erfahrbaren Stillleben, und - zu meiner Freude - einem Lesebändchen.