"Was uns zusammenhält" - nicht jede Freundschaft hält ewig
Was uns zusammenhältCarola Loverings Roman "Was uns zusammenhält" beschreibt auf sehr vielschichtige aber auch befremdliche Weise wie Liebe, Verrat und auch Vergebung die komplexen Verbindungen des Lebens bestimmen und prägen. ...
Carola Loverings Roman "Was uns zusammenhält" beschreibt auf sehr vielschichtige aber auch befremdliche Weise wie Liebe, Verrat und auch Vergebung die komplexen Verbindungen des Lebens bestimmen und prägen.
Protagonistinnen des Buches sind Cassie und Billie, zwei beste Freundinnen aus Schulzeiten, die in ihrer Jugend alles, auch dunkle Geheimnisse, teilten. Doch im Erwachsenenalter haben sich ihre Wege aufgrund unterschiedlicher Lebensvorstellungen und gesellschaftlicher Rollenbilder auseinanderentwickelt. Erst die vermeintliche Entführung von Cassies Tochter Ella bringt ihre tief verwurzelte aber längst verloren geglaubte Bindung wieder hervor und zwingt sie, sich ihrer gemeinsamen Vergangenheit, aber auch der Realität zu stellen.
Während Cassie im Laufe der Ereignisse das Interesse an ihrer exzessiven Selbstinszenierung auf Social Media verliert, steht Billie vor einer noch größeren Herausforderung: Sie ringt verzweifelt darum, die obsessive Freundschaft zu Cassie aufrechtzuerhalten, während sie zugleich von der Angst beherrscht wird, dass ihre impulsive Entscheidung, Ella für einige Stunden zu entführen, ans Licht kommen könnte. Für Billie steht letztlich mehr auf dem Spiel als nur die ohnehin fragile Verbindung zu Cassie: sie zieht ungewollt ihr engstes Umfeld mit hinein und riskiert damit, alles zu verlieren.
Durch den Wechsel der Erzählperspektiven zwischen den beiden Protagonistinnen sowie dem regelmäßigen Einsatz von Rückblenden – von ihrer Jugendzeit bis hin zur nahen Vergangenheit – wird eine spannende und zugleich emotionale Geschichte erzählt, die bei mir ein ständiges Wechselspiel der Empfindungen beider Frauen gegenüber hervorrief: von Sympathie und Mitleid bis hin zu ungläubigem Kopfschütteln über getroffene Entscheidungen und Verhaltensweisen kann ich am Ende gar nicht sagen, welche von ihnen ärmer dran ist.
Letztendlich liegt der Fokus des Buches für mich weniger auf der Entführung selbst. Sie ist viel mehr der Opener aufzuzeigen, was zwischenmenschlichen Dynamiken auslösen und wie stark, aber auch einseitig bis toxisch Beziehungen sein können.
Ein wunderbares Buch über Vertrauen und Loyalität, das zugleich daran erinnert, sich davon zu lösen, was zu einem früheren Zeitpunkt im Leben von Bedeutung war, aber nicht mehr in die Gegenwart passt.