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Veröffentlicht am 14.11.2024

Weihnachtliche Lovestory

Das Merry Christmas Projekt
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Gestern kam ich an meinem Arbeitsplatz an einem Raum vorbei, in dem das Licht noch brannte. Da hat wohl jemand vergessen, es abzuschalten, dachte ich und wollte rein um dies zu tun. Doch gerade als ich ...

Gestern kam ich an meinem Arbeitsplatz an einem Raum vorbei, in dem das Licht noch brannte. Da hat wohl jemand vergessen, es abzuschalten, dachte ich und wollte rein um dies zu tun. Doch gerade als ich vor der Tür mit dem Schlüssel hantierte, ging sie auf und eine Kollegin kam raus. Wir sind beide erschrocken - und mussten sogleich lachen. Später lachte ich sogar noch mehr, denn im vorliegenden "Weihnachtsprojekt" von Cathy Bramley beschreibt die Autorin eine ähnliche Szene. Doch im Gegensatz zu meiner erlebten Situation konnten die Protagonisten erst viel später darüber lachen...

Die eine Person in dieser Szene ist Merry, die sich gerade in die Selbstständigkeit gewagt hat: sie verkauft selbst hergestellte, duftende Kerzen. Sie sehnt sich nach einer Familie, die sie selber nie hatte. Der Leserschaft ist aber schon von Anfang an klar, dass ihre aktuelle Beziehung zum Scheitern verurteilt ist. Und wundert sich auch nicht, als Merrys Vorpreschen zur Trennung anstatt zur Hochzeit führt.

Immerhin ist Merry bei der Wohnungssuche danach erfolgreicher. Sie kann befristet in ein altes Cottage ziehen, und dort auch ihrer Arbeit nachgehen. Doch dass die neue Flamme ihres Ex-Freundes die Organisation des Weihnachtsfestes auf dem Dorfplatz an sich reissen möchte, behagt Merry nicht, weshalb sie sich unüberlegt ebenso meldet und darauf, wie die zwei anderen "Mitbewerber", bald eine Idee präsentieren soll. Als ob sie eh nicht schon genug zu tun hätte mit ihrem florierenden Kerzengeschäft, ist sie nun auch noch auf Ideensuche für diesen Event.

Bald lernt sie auf dem Wochenmarkt, auf dem sie ihrer Freundin Nell hilft, Cole kennen. Es beginnt zu knistern, ohne dass sie weiss, dass er ihr Vermieter ist. Cole ist ein sympathischer Mann, der darunter leidet, dass seine beiden Kindern mit seiner Ex-Frau ein Jahr in Kanada verbringen. Er hat so gar keine Lust auf das Weihnachtsfest, ähnlich wie Merry, die aufgrund ihrer Vergangenheit sich nie wirklich auf das Fest freute. Da finden sich dieses Jahr also die zwei richtigen!

Doch nicht nur für Merry und Cole wird dieser Dezember in Erinnerung bleiben, auch für Merrys frühere Kunstlehrerin Astrid und Cole's Vater Fred hat Autorin Cathy Bramley noch Überraschendes vorgesehen.

"Das Merry Christmas Projekt" erzählt, wie Bramleys frühere Romane, Geschichten aus dem Leben. Ihre Figuren sind alles Menschen wie du und ich, mit ganz normalen Berufen, Biografien und Bedürfnissen. Die Szenen kommen nie klischeehaft oder unglaubwürdig rüber. Das macht ihre Romane lebensnah und ihr Talent, fesselnd zu schreiben, sorgt für ein tolles Leseerlebnis.

Die Lovestory entwickelt sich gemächlich, in genau richtigem Tempo. Dazu kommt viel Schnee und Kerzenlicht - ein perfekter Weihnachtsroman!

Fazit: Sympathische weihnachtliche Liebesgeschichte mit einem tollen, passenden Titel.
5 Sterne.

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Veröffentlicht am 04.11.2024

Ungeklärtes im Weinkeller

Wilder Wein
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Yacine will sich die eben eingetroffene Meldung, bzw. den Tatort, über eine tote Winzerin in Sauternes, mit eigenen Augen ansehen. Ihm kommt die Sache komisch vor, deshalb übernimmt er mit Luc die Ermittlung ...

Yacine will sich die eben eingetroffene Meldung, bzw. den Tatort, über eine tote Winzerin in Sauternes, mit eigenen Augen ansehen. Ihm kommt die Sache komisch vor, deshalb übernimmt er mit Luc die Ermittlung in diesem Todesfall. Die Polizei vor Ort ist über die Einmischung nicht begeistert, denn dass Winzer während der Vergärung im Weinkeller umkommen, kommt leider gar nicht so selten vor und ist laut ihnen kein verdächtiger Todesfall.

Mit den Ermittlungen kommen Luc und Yacine aber nicht weit, denn die Einwohner des Ortes blocken alles ab und geben sich schweigsam. Mit einem Trick gelingt es Luc und seinem, um den Journalisten Robert Dubois erweiterten, Team und Hugo als Rechercheur, dann doch noch die Leute zum Reden zu bringen.

Die tote junge Winzerin wollte den Bio-Anbau fördern und Pestizide verbieten, was ihren Nachbarn gar nicht passte. Doch Klimawandel und die hohe Krebsrate im Dorf sprechen für Charlotte.

Alexander Oetker baut viel Informatives über den Weinanbau mit ein und greift aktuelle Themen auf: der Klimawandel zum Beispiel, und deswegen die Versuche vieler Winzer und Landwirte neue Wege zu gehen, damit in Zukunft überhaupt noch etwas wächst und gedeiht. Aber auch das Problem, dass jungen Winzer und Winzerinnen von der älteren Zunft oft nichts zugetraut wird oder deren Herangehensweise (im besten Fall) belächelt wird.

Während die Kommissare in ihren Pausen die kulinarischen Köstlichkeiten der Gegend geniessen - sie werden grandios verköstigt -, geniesst die Leserschaft den spannenden Aufbau dieses achten Bandes. Wie immer bei Oetker versteckt sich hinter scheinbar einfachen Taten sehr viel mehr dahinter, jeder Verdächtige hat irgendwie Dreck am Stecken und wer es dann tatsächlich war, wird zumindest in diesem Fall eine Überraschung.

Fazit: Ein spannender Fall, sympathische Kommissare, viel Savoir-vivre und alles auf 304 Seiten untergebracht. Lesenswert!
5 Sterne.

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Veröffentlicht am 07.10.2024

Nachdenkliches und humorvolles Teetrinken

Tee auf Windsor Castle
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Geht es euch auch so, dass ihr statt "King" "Queen" sagt, sobald es ums englische Königshaus geht? Und immer noch "God save the Queen" mitsummt, wenn die britische Nationalhymne gespielt wird? Dann solltet ...

Geht es euch auch so, dass ihr statt "King" "Queen" sagt, sobald es ums englische Königshaus geht? Und immer noch "God save the Queen" mitsummt, wenn die britische Nationalhymne gespielt wird? Dann solltet ihr euch diesen Roman nicht entgehen lassen.

Die Geschichte um Kate, die sich auf der Suche nach einer Toilette von ihrer Gruppe, die auf Windsor Castle herumgeführt wird, entfernt und dabei in einer kleinen Küche landet, hat mich begeistert und hat mir sehr gut gefallen.

Obwohl Kate antiroyalistisch eingestellt ist und die Führung nur ihrer Freundin Zara zuliebe mitmacht, denkt sie beim Tee und Geplauder mit der älteren Frau, die sie in der Küche angetroffen hat, langsam auch über die andere Sichtweise nach.

Betty, die ältere Frau, die sich im Schloss so gut auskennt und einige Schwänke über die Royals zu erzählen hat, aber Kate auch mitteilt, was Arbeit alles sein kann. Sympathisch verschlagen kommt sie daher, die liebe Betty und allerspätestens wenn Betty mit Kate in Onkel Davids Zimmer die Nacht verbringt, kommt man auf den Gedanken, dass Betty eben nicht nur das Mädchen für alles war - also schon, aber halt anders, offizieller - sondern die Queen herself sein könnte.

Vielleicht lebt sie ja immer noch, vielleicht war sie nur amtsmüde - und die fiktive Geschichte, die Claire Parker - der Name ist wohl ein Pseudonym einer deutschen Autorin, da hier auch das Originalbuch vorliegt - hier erzählt, stimmt vielleicht wirklich? Wer weiss.

Neben der tollen Geschichte haben mich vor allem die wenigen Charaktere überzeugt: neben den beiden Frauen auch noch ein älterer Herr und ein Corgi. Dazu noch ein, zwei Wachsoldaten als Statisten, das wars dann schon mit dem Personal. Und es reicht völlig aus.

Philosophisch, nachdenklich, humorvoll, witzig - das sind die Wörter, die mir in den Sinn kommen, wenn ich an "Tee auf Windsor Castle" denke.

Fazit: Ein kurzweiliger und mega sympathischer Roman über zwei Sichten vom Leben, über Vorurteile und vieles mehr.
5 Sterne.

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Veröffentlicht am 04.10.2024

Ein Kobold schleicht durch die Seiten

Flaschenpost vom Leben
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Dass es in Patricia Koelles neuer Reihe um Kapitän Flömer gehen soll, fand ich schon bei der Ankündigung höchstspannend. Dieser ruhige Mann, der einem in ihren früheren Bücher immer begegnete, blieb damals ...

Dass es in Patricia Koelles neuer Reihe um Kapitän Flömer gehen soll, fand ich schon bei der Ankündigung höchstspannend. Dieser ruhige Mann, der einem in ihren früheren Bücher immer begegnete, blieb damals ein Geheimnis. Wer war er, woher kam er und wie kam er auf die Idee mit dem Worte aufschreibe?

Dass er Flaschenschiffe baute, war etwas Neues. Dazu muss man geduldig sein, das passt zu ihm, Schiffe sowieso. Ich war also mega gespannt, was die Autorin nun über ihn erzählt. Nach und nach erfährt man ein wenig mehr über Flömer. Auf die Suche nach seiner Geschichte schickt Koelle ihre Protagonistin Pixie in diesem ersten Band der "Glückshafen"-Reihe.

Pixie konnte ich am Anfang so gar nicht einschätzen. Der Namen passt zu ihr. Sie kam mir durch "Flaschenpost vom Leben" etwas näher, doch ihre Art verwehrt es einem bis zum Schluss, ganz nahe an sie vorzudringen. Das gelang früheren Protas der Autorin viel leichter und schneller. Vielleicht hat es auch damit zu tun, dass ich mit "Fantasy-Kram" nicht viel anfangen kann, doch zum Glück entfernt sich Pixie im Laufe des Romans ein wenig aus ihrer Elfen-Ecke, um es mal salopp zu sagen.

Dieser innerlich unruhige Kobold schlich sich durch das ganze Buch, wird aber gegen Ende ruhiger, findet näher zu sich selbst und auch einiges über das Flaschenschiff heraus.

Dabei läuft man immer wieder ehemaligen Figuren aus Koelles vorherigen Romanen über den Weg. Das mag ich ja immer sehr, obwohl ich seit den letzten zwei, drei Romanen langsam durcheinander komme oder den zeitlichen Abstand zwischen den Reihen nicht mehr gut einordnen kann.

Das miteingewebte Thema des nachhaltigen, naturnahen Tourismus hat mir sehr gut gefallen. Auch die vielen zur Jahreszeit passenden Köstlichkeiten wie Kürbissuppe oder Guglhupf - läck, machte das Hunger! Eigentlich hätte man hier nicht nur das Buch, sondern auch das Essen gleich mitliefern sollen.

Mir haben vor allem die Szenen im Gulfhof gefallen. Hier fand ich Feeke besonders sympathisch und nahbar, ebenso ihr Bruder, der beim Spinnen Geschichten erzählt.

Fazit: Ein Kobold mischt sich ein - und bringt und findet Glück rund um Carolinensiel!
5 Sterne.

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Veröffentlicht am 31.05.2024

Toller dritter Band

Der Rabbi und der Kommissar: Fremde Götter
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Den ET dieses dritten Bandes hab ich verpasst, dafür freute ich mich, als ich ihn entdeckte umso mehr. Ich mag die Reihe und mit diesem Band grad noch mehr als eh schon.

Rabbi Henry Silberbaum ist sympathisch, ...

Den ET dieses dritten Bandes hab ich verpasst, dafür freute ich mich, als ich ihn entdeckte umso mehr. Ich mag die Reihe und mit diesem Band grad noch mehr als eh schon.

Rabbi Henry Silberbaum ist sympathisch, gewitzt, beliebt, fortschrittlich und bringt Menschen sogar vom Sterben ab. Er ist liberal und legt sich deswegen öfters mit seinen Vorgesetzten an. Henry nimmt die Anliegen seiner Schäfchen aka Gemeindemitglieder ernst und hilft, wo er kann - oder wo er ein Geheimnis vermutet.

So sucht Henry in diesem Band eine ehemalige Freundin einer Frau, dessen Ehemann ihn aufsuchte. Der Ehemann weiss, dass seine Frau schon schwanger war, als sie ihn heiratete. Da nun Enkel da sind, nagt dieses Wissen am Ehemann. Seine Frau hat keine Ahnung, was ihren Mann belastet und so schaltet sich Henry ein. Seine Erkundigungen führen ihn in die Schweiz, wo er eine Sektengemeinschaft besucht. Henry hofft, dort mehr herauszufinden, über das, was den beiden Frauen damals passierte.

Im Falle des Gurus kontert Henry schlagfertig religiöse Unterstellungen. Henry hat es unter anderem mit einem Atheist zu tun, der selbst für einen Gott gehalten werden will. Eindrücklich wird durch mehrere Beispiele gezeigt, wie Situationen und Tatsachen verkehrt dargestellt werden von einer mehr als nur suspekten Person.

Als ob der Autor beim Schreiben dieses Bandes wusste, was aktuell zeitgeschichtlich läuft zum Thema Antisemitismus, muss Rabbi Silberbaum mit Kommissar Robert Berking auch noch Bedrohungen gegen ein Frankfurter Restaurant einordnen. Muss man das Ganze ernst nehmen oder ist der bedrohungsausstossende Typ "einfach nur" ein hirnloser Spinner?

Mir hat "Fremde Götter" sehr gut gefallen. Eigentlich weniger wegen des Kriminalfalls - der zwar nicht ganz so spannend, aber auch gut war - sondern aufgrund der semantischen Spielereien und theologischen Exegesen. Wer zudem Bock auf Gottesdienst hat ohne einen zu besuchen, also wer Kirche und Synagoge schwänzen will, bekommt hier einige tolle, coole Predigten frei Haus inklusive.

Das Beste an Band 3? Aufgrund des Cliffhanger am Ende weiss man, dass es eine Fortsetzung geben wird. Darauf freue ich mich schon sehr, denn ich habe eine Vermutung, wer Auslöser dieser Bedrohungen sein könnte. Ausserdem bin ich gespannt, wie es mit Henrys Verlobten Zoé, die in diesem Band endlich zu Besuch gekommen ist, und Esther Simon weiter geht.

Einziger Kritikpunkt: die Schweizer Polizei ist anders aufgestellt, als hier dargestellt wird. Nicht nur die Bezeichnungen stimmen nicht, die Arbeitsweise interkantonal wäre auch nicht so easy wie Michel Bergmann es beschreibt. Ein Hinweis darauf in einem Nachwort am Ende wäre sinnvoll gewesen.

Fazit: "Fremde Götter" ist so viel mehr als nur ein Krimi, der gut unterhält und witzig ist. Zudem eine tolle Reihe, die von mir aus noch lange weitergehen kann.
5 Sterne.

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