Wie das Leben so spielt
Adieu, Sir MerivelWie meine Recherchen ergeben haben (im Buch selbst findet sich diesbezüglich leider kein Hinweis) handelt es sich hier um eine Fortsetzung des Romans „Des Königs Narr“.
Zu Beginn begegnen wir dem „Helden“ ...
Wie meine Recherchen ergeben haben (im Buch selbst findet sich diesbezüglich leider kein Hinweis) handelt es sich hier um eine Fortsetzung des Romans „Des Königs Narr“.
Zu Beginn begegnen wir dem „Helden“ Sir Robert Merivel, einem Lebemann und Vertrauten des englischen König Charles, wie er im Jahr 1683 in melancholischer Stimmung auf seinem Landgut Bidnold sitzt und über sein vergangenes Leben und die möglichen Umstände seines Todes nachdenkt.
Um auf andere Gedanken zu kommen, beschließt er, eine Reise nach Frankreich zu machen und endlich einmal das berühmte Schloss Versailles zu besuchen. Obwohl er mit einem Schreiben des Königs ausgestattet ist, verläuft sein dortiger Aufenthalt aber ganz anders als erhofft, doch immerhin lernt er bei dieser Gelegenheit Madam Louise de Flamanville kennen, zu der er sich sofort hingezogen fühlt. Doch sie ist verheiratet und ihr Ehemann immerhin ein Oberst der Schweizer Garde – nicht das einzige Problem, mit dem Merivell sich in den nächsten eineinhalb Jahren auseinander setzten muss.
Dafür, dass es sich bei der Hauptfigur um einen Spaßmacher und „Narren des Königs“ handeln soll, ist die Grundstimmung dieses Buches ziemlich düster. Zwar gibt es durchaus einige Szenen, bei deren Beschreibung ein gewisser Humor durchscheint, Merivel selbst ist aber fast immer von negativen Gedanken umfangen, ergeht sich in Selbstzweifeln und pessimistischen Zukunftsprognosen und scheint selbst dann keine echte Freude zu empfinden, wenn ihm etwas Positives widerfährt. Wahrscheinlich ist es mir auch deshalb, trotzdem das Buch in Ich-Form geschrieben ist, so schwer gefallen, mich wirklich in den Protagonisten hineinzuversetzen,
Ebenfalls erschwert wird die Lektüre dadurch, dass die Zeitform, in der erzählt wird, immer wieder und ohne erkennbare Systematik zwischen Präsens und Präteritum hin- und herwechselt.
Es gibt aber auch Positives zu diesem Buch zu sagen. Gerade weil Sir Merivel nicht dem Typus des „strahlenden Helden“ entspricht, kann sein Lebensweg als Ausgangspunkt dienen für Reflexionen über die Unwägbarkeit des Schicksals, die vielfältigen und von diversen Zwängen beherrschten Beziehungen zwischen den Menschen und die Frage, was von all dem Streben und den Bemühungen des Einzelnen am Ende seines Lebens wirklich übrig bleibt.
Dabei scheut die Autorin nicht davor zurück, eine sehr direkte, oft auch derbe, Sprache zu verwenden, was aber wohl gut zu der beschriebenen Epoche passt
Fazit: Für philosophisch interessierte Leser kann die Lektüre durchaus lohnend sein, wer bei einem Buch vor allem eine flott erzählte (und möglichst von einem Happy End gekrönte) Geschichte erwartet, wird allerdings eher enttäuscht sein.