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Veröffentlicht am 14.11.2024

Fantasievolle Buchwelten-Geschichte

Liga Lexis – Nachtschwarze Worte
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Als die sechzehnjährige Annie erfährt, dass sie eine Migra ist, wird ihr ganzes Leben auf den Kopf gestellt. Von nun an wird sie in Bookford Manor, einer geheimnisvollen Akademie an der irischen Küste, ...

Als die sechzehnjährige Annie erfährt, dass sie eine Migra ist, wird ihr ganzes Leben auf den Kopf gestellt. Von nun an wird sie in Bookford Manor, einer geheimnisvollen Akademie an der irischen Küste, unterrichtet und soll lernen, in Buchwelten zu reisen. Auf ihrer ersten Buchreise entdeckt Annie, dass in ihrem Lieblingsbuch merkwürdige Dinge vor sich gehen und dann verschwindet auch noch der ebenso attraktive wie unausstehliche Caspian de Vries.
Liga Lexis ist eine fantasievolle und spannende Geschichte über Buchwelten und Buchreisende, die zur Hälfte Mensch und zur Hälfte Buchfigur sind, was der Handlung einen interessanten Aspekt hinzufügt. Auch Annies Lieblingsbuch ist kein bekannter Klassiker, sondern ein geheimnisvolles Unikat, so dass man als LeserIn gerne mehr Zeit in dieser Geschichte verbracht hätte. Das unausgereifte Erzähltempo und einige Zeitsprünge sind auch das Manko der Geschichte, denn dadurch wirken die Figuren oberflächlich und die Handlung stellenweise unglaubwürdig. Auch die Liebesgeschichte erscheint überhastet und aufgesetzt. Es wäre besser gewesen, wenn man als LeserIn miterlebt hätte, wie Annie sich auf Blackwood Manor einlebt, wie ihr Schulalltag abläuft und wie sie Freundschaften schließt, denn durch die anfängliche Auslassung erreicht einen das Geschehen auf emotionaler Ebene nur bedingt.
Alles in allem eine unterhaltsame und fantasievolle Geschichte mit einer schlagfertigen und buchbegeisterten Protagonistin, aber etwas oberflächlich und unausgewogen erzählt mit einem recht abrupten Ende. Dennoch ein gelungener Auftakt der Reihe, zumal Buchwelten-Geschichten auch mit kleinen Mängeln mitreißend sind.

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Veröffentlicht am 11.11.2024

Stimmungsvoller Prag-Krimi

Die Schatten von Prag
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Im Mai 1910 soll die Erde den Schweif des Halleyschen Kometen kreuzen, und Prag ist in heller Aufregung. Während die ganze Stadt gebannt in den Himmel starrt, geschieht in den engen Gassen ein Mord, und ...

Im Mai 1910 soll die Erde den Schweif des Halleyschen Kometen kreuzen, und Prag ist in heller Aufregung. Während die ganze Stadt gebannt in den Himmel starrt, geschieht in den engen Gassen ein Mord, und Egon Erwin Kisch, der berühmte Reporter der Bohemia", ermittelt auf eigene Faust in seinem ersten Fall.
Die Schatten von Prag ist weit mehr als ein historischer Kriminalroman, es ist das Sittengemälde einer Stadt im Ausnahmezustand. Das Autorenduo Martin Becker und Tabea Soergel erzählt mit viel Gespür für die Zeit, die Angst vor dem Weltuntergang und die Spannungen zwischen den Bevölkerungsgruppen. Ihr Vorbild für die Reporterfigur ist der legendäre Polizeireporter Kisch, ihm zur Seite stehen die Medizinstudentin Lenka Weißbach und ein kleiner Reigen wunderbar ausgearbeiteter Nebenfiguren. Und natürlich lassen es sich die Autoren nicht nehmen, auch Franz Kafka auf unterhaltsame Weise in ihre Geschichte zu integrieren. Die Begeisterung für das alte Prag ist spürbar, und so manches Mal rückt der Kriminalfall vor lauter Detailtreue und atmosphärischen Nuancen in den Hintergrund. Doch dank der gekonnten Erzählweise der Autoren sucht man weniger nach Hinweisen auf die Lösung des Falles, sondern folgt einfach den Figuren, bis sich überraschende Wendungen ergeben und das ganze Ausmaß der Verbrechen offenbart wird.
Ein unterhaltsamer und stimmungsvoller Prag-Krimi, nicht durchgehend spannend, aber mit viel Liebe zum Detail und leisem Humor erzählt.

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Veröffentlicht am 06.11.2024

Eine berührende Geschichte

Die seltsamste aller Zahlen
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Jamie O'Neill liebt die Farbe Rot, hohe Bäume, Bücher mit Schutzumschlag, Katzen, Flüsse und Edgar Allan Poe. Seine Mutter Noelle starb bei seiner Geburt, und der 13-jährige Jamie wünscht sich mehr als ...

Jamie O'Neill liebt die Farbe Rot, hohe Bäume, Bücher mit Schutzumschlag, Katzen, Flüsse und Edgar Allan Poe. Seine Mutter Noelle starb bei seiner Geburt, und der 13-jährige Jamie wünscht sich mehr als alles andere, ein Perpetuum Mobile zu bauen, um mit seiner Mutter in Verbindung zu treten. Und in seiner neuen Schule, wo alles verwirrend und überwältigend ist, findet er zwei Menschen, die ihm vielleicht dabei helfen können.

»Die seltsamste aller Zahlen« ist eine berührende Geschichte über Familie, Trauer und Verbundenheit. Schon am ersten Tag in der Jungenschule wird Jamie von seinen Mitschülern gemobbt, doch seine Lehrerin Tess nimmt sich seiner an, und der Werklehrer Tadhg überredet ihn, seinen Traum vom Perpetuum mobile aufzugeben und stattdessen ein Boot zu bauen. Der Bootsbau wird zu ihrem gemeinsamen Projekt, bei dem Tess und Tadhg ihre privaten Probleme vergessen und sich näher kommen. Auch wenn die Geschichte von Tess und der symbolträchtige Bootsbau etwas zu viel Raum einnehmen, die emotionalen Schlusskapitel des Buches entschädigen dafür. Jaimies verzweifeltes Bedürfnis, sich mit seiner Mutter zu verbinden, ist herzzerreißend, und die Art und Weise, wie er die Dinge wahrnimmt und versucht, eine für ihn verwirrende Welt zu entschlüsseln, macht den eigentlichen Reiz dieser Geschichte aus, wobei Elaine Feeney bewusst offen lässt, worin seine Neurodivergenz besteht.

Ein warmherziger und nachdenklicher Roman über die Kraft der Kreativität, die Bedeutung von Unterstützung und Verbundenheit und die Heilung, die daraus entstehen kann.

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Veröffentlicht am 13.10.2024

Ein spannender und geheimnisvoller Internatskrimi

Die außergewöhnlichen Abenteuer der Alice Tonks
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Die elfjährige Alice Tonks soll in Zukunft die Pebblewood School besuchen. Doch Alice ist Autistin und hat Angst davor, in ein Internat zu gehen und aus ihrer gewohnten Umgebung gerissen zu werden. Schon ...

Die elfjährige Alice Tonks soll in Zukunft die Pebblewood School besuchen. Doch Alice ist Autistin und hat Angst davor, in ein Internat zu gehen und aus ihrer gewohnten Umgebung gerissen zu werden. Schon die erste Begegnung mit ihren neuen Mitschülern verläuft nicht gut, und dann erzählt ihr auch noch eine Möwe, dass sie einen Auftrag für sie hat.

Die außergewöhnlichen Abenteuer der Alice Tonks ist eine fantasievolle und abenteuerliche Geschichte über Freundschaft, verschwundene Tiere und die Suche nach sich selbst. Alice möchte dazugehören und sich nicht länger als Außenseiterin fühlen. Doch als sie entdeckt, dass sie mit Tieren sprechen kann und diese ihre Hilfe bei der Aufklärung eines mysteriösen Verbrechens brauchen, rückt der Internatsalltag in den Hintergrund. Dennoch freundet sich Alice mit ihrem Mitschüler Tim und ihrer Zimmernachbarin Ottie an. Eine Freundschaft, die zunächst von Unsicherheit und Misstrauen geprägt ist. Mit großem Einfühlungsvermögen schildert Emily Kenny die persönlichen Nöte ihrer jungen Protagonisten. Sei es der Wunsch, so akzeptiert zu werden, wie man ist, die Scham über eine psychisch kranke Mutter oder der Zwang, den Erwartungen anderer gerecht zu werden. Alice, Tim und Ottie finden schließlich zueinander, indem sie ehrlich und offen miteinander umgehen und gemeinsam versuchen sie, das Rätsel um die verschwundenen Tiere zu lösen.
Ein spannender und geheimnisvoller Internatskrimi mit überraschenden Wendungen und einer dramatischen Auflösung. Der Autismus-Aspekt rückt durch die magischen Geschehnisse sehr in den Hintergrund und der wahre Bösewicht lässt sich schon früh erahnen, aber das schmälert das Lesevergnügen nur unwesentlich, denn die Geschichte steckt voller Charme, Humor, liebenswerten Charakteren und sprechenden Tieren.

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Veröffentlicht am 30.09.2024

Eine einfühlsame und anregende Selbstfindungsgeschichte

Der Tempel in den Bergen und das Geheimnis der Selbstliebe
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Als Lisa kurz vor ihrem sechzigsten Geburtstag überraschend gekündigt wird, beschließt sie, sich eine Auszeit zu nehmen und einige Zeit in einem Meditationsretreat in Sri Lanka zu verbringen, bevor sie ...

Als Lisa kurz vor ihrem sechzigsten Geburtstag überraschend gekündigt wird, beschließt sie, sich eine Auszeit zu nehmen und einige Zeit in einem Meditationsretreat in Sri Lanka zu verbringen, bevor sie entscheidet, wie es weitergehen soll. Dort erkennt sie, wie sehr sie sich über ihre Arbeit definiert hat und lernt, sich selbst und anderen gegenüber mitfühlender zu sein.

Der Tempel in den Bergen und das Geheimnis der Selbstliebe ist eine berührende und inspirierende Geschichte über Selbstwert und Akzeptanz, die zeigt, wie sehr wir uns das Leben oft selbst schwer machen, indem wir ständig nach Leistung und Perfektion streben. Für Lisa war ihre Arbeit sehr wichtig, sie gab ihr Selbstvertrauen und Anerkennung, aber ohne Tätigkeit fühlt sie sich unproduktiv und weiß nichts mit ihrer Zeit anzufangen. An das einfache und entschleunigte Leben im Retreat kann sie sich nur schwer gewöhnen, doch je mehr sie sich auf die buddhistische Lebensweise einlässt, desto mehr lernt sie über sich selbst und erkennt, dass sie sich Zeit für sich nehmen darf und nichts leisten muss, um geschätzt zu werden.

Eine Geschichte, die zu mehr Selbstmitgefühl und Achtsamkeit anregt, voller hilfreicher Gedanken und nicht nur für Frauen in Umbruchsituationen lesenswert.

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