Spurensuche in der Karibik
Der Protagonist findet nach dem Tod der Mutter ein Fotoalbum aus der Zeit, die sie in Trinidad/Tobago verbrachte. Die abenteuerliche Mutter brach als junge Frau aus der Enge eines grösseren Ortes im schweizerischen ...
Der Protagonist findet nach dem Tod der Mutter ein Fotoalbum aus der Zeit, die sie in Trinidad/Tobago verbrachte. Die abenteuerliche Mutter brach als junge Frau aus der Enge eines grösseren Ortes im schweizerischen Wynental aus. In London verliebte sie sich in einen Trinidader mit indischen Wurzeln, heiratete ihn und gebar einen Sohn. Die junge Familie wanderte nach Trinidad aus. Die Ehe ging schnell in die Brüche, doch Mutter und Sohn blieben noch einige wenige Jahre auf der Insel, bevor sie in die Schweiz zurückkehrten. Mit dabei war auch ein anderer Trinidader, ein angehender Arzt, mit dem die Mutter eine neue Familie gründete.
Das Album vertieft im Protagonisten den Wunsch, seine Familiengeschichte zu erforschen. Er reist nach Trinidad und lernt die verschiedenen Zweige seiner väterlichen Familie kennen. Dieser Teil des Buches ist interessant, erfährt der Leser doch viel Wissenswertes über die Kolonialgeschichte und das Leben in Trinidad.
Im dritten Teil befindet man sich wieder in der Schweiz. In den kurzen Kapiteln erzählt der Protagonist vom schweizerischen Leben, teils ab den 1960er Jahren, teils aus dem Leben seiner Grosseltern. Es ist schwierig, die verschiedenen Zeiten auseinander zu halten, der Autor mischt sie ziemlich durcheinander und malt so ein Bild der Schweiz in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts (zum Teil mit Hilfe von Jeremias Gotthelf, der von 1797-1854 lebte!), das so definitiv nicht stimmt. Er schlägt einen larmoyanten Ton an, die Erzählungen sollen Mitleid erheischend sein und berücksichtigen die damaligen Begebenheiten in keinster Weise. Leider lässt mich das auch fragen, wieviel Einseitigkeit in seinen Beschreibungen der trinidadischen Geschichte stecken.
Traurig ist, dass der Protagonist nicht mit seiner Herkunft und seinem Leben im Reinen ist. Er rechnet in dieser Geschichte mit seiner ganzen Familie ab. Er lässt jeden schlecht dastehen, von der Mutter mit ihrem angeblichen Janusgesicht, über den ungeliebten Stiefvater, die geldgierigen Geschwister, den neuen Freund der Mutter, der diese zwar hingebungsvoll pflegt, aber SVP Mitglied ist, bis zu der ganzen Schweiz, die Andersartigkeit verachtet und fremde Mensch nur ausgenutzt habe. Einzig die Grosseltern kommen einigermassen gut weg.
Biografie oder Roman? Das wird leider nicht klar. Offensichtlich erzählt der Autor aus seinem eigenen Leben, das Buch wird aber als Roman verkauft. Die fantasievollen Charakterisierungen und die Beschreibung der Gedankengänge weiterer Personen passen zu einem Roman, die Geschichte soll dennoch biografisch wirken. Die Erzählweise ist ziemlich chaotisch, die kurzen Abschnitte springen in der Zeit und bei Personen hin und her, was den Lesefluss ziemlich erschwert. Es ist schwer verständlich, was mir der Autor mit diesem Buch sagen will. Er wirkt auf mich verbittert, wie er zu einem Rundumschlag gegen seine Familie und gegen die Schweiz ausholt. Zu gerne würde ich wissen, was die ebenfalls gemischtrassigen Geschwister zu alldem sagen würden!