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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.11.2024

Überhöhte Melancholie der überkreativen Nische

Das All im eignen Fell
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65 / 100
Twitter, in der geschilderten Form seit einigen Monaten de facto nicht mehr existent, war ein Nährboden für technisch erzwungen kurze Texte.

Im ersten Teil präsentiert der Autor einige seiner ...

65 / 100
Twitter, in der geschilderten Form seit einigen Monaten de facto nicht mehr existent, war ein Nährboden für technisch erzwungen kurze Texte.

Im ersten Teil präsentiert der Autor einige seiner eigenen Kreationen, darunter manche, die zum längeren Nachdenken einladen und nicht nur schrägen Humor darstellen.
Im zweiten Teil zeigt er Relikte weiterer User:innen und zieht Parallelen zu anderen schriftstellenden Personen aus verschiedenen Literaturepochen. Hier findet dann auch die titelgebende Überhöhung statt, denn Clemens Setz scheint mitunter derart besessen von mutwillig fehlerbehafteten Kurznachrichten zu sein, dass mir sein bedingt objektiver Blick auf die Twitterpoesie als solche abhandengekommen zu sein scheint. Insbesondere die Konstrukte des Computerfan2001 finden bei ihm aus (für mich) kaum nachvollziehbaren Gründen in geradezu utopischem Maße Anklang.

Überhaupt ist der zweite Teil nur von sehr wenigen Twitteraccounts geprägt, die unter keinen Umständen ein adäquates Schema für die Humornote der unzähligen anderen Tweets sein können. Das mag auch nicht der Anspruch sein, doch etwas mehr einordnende Substanz hätte dem Buch spätestens an dieser Stelle gutgetan.

Es ist aus meim Blick leider zu wenig Inhalt für 1 so hohen Kaufpreis.

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Veröffentlicht am 15.11.2024

Ein knapper Erfahrungsbericht

Zugunglück von Eschede überlebt: Mein schwerer Weg zurück ins Leben
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64 / 100
Das ICE-Unglück von Eschede übt eine morbide Faszination auf mich aus, weswegen ich seit einiger Zeit Bücher aller Art zu diesem Thema lese.

Natürlich gehört dann mit Udo Bauch auch eines der ...

64 / 100
Das ICE-Unglück von Eschede übt eine morbide Faszination auf mich aus, weswegen ich seit einiger Zeit Bücher aller Art zu diesem Thema lese.

Natürlich gehört dann mit Udo Bauch auch eines der bekanntesten Unfallopfer in diese Sammlung. Vor über 20 Jahren schrieb er zum ersten Mal ein Buch über seine Erfahrungen, schildert seine alten und neuen Lebensumstände, berichtet von Schwierigkeiten in Bezug auf das Management der Deutschen Bahn, erzählt von der Intensivierung seines Glaubens.

Allein: Auf exakt 100 Seiten (inkl. Schwarz-Weiß-Fotografien) ist es nahezu unmöglich ein Bild von ihm, seinem Leben und seinem Schicksal zu bekommen, das über die Grundrisse hinausgeht. Ebenso wiederholt er einige Aspekte (was auch daran liegen mag, dass er das Buch nicht unmittelbar am Stück verfasst hat) und sein Ton bzw. seine Ausformulierungen wirken mitunter sehr plump. Darüber werde ich mir ein Urteil allerdings verbieten, denn ich kann die Lage, in der er sich befand und befindet, nicht nachfühlen.

Anlässlich des 25. Jahrestags des Unfalls hat er noch ein zweites, offenbar deutlich umfangreicheres Buch geschrieben (das selbstverständlich auch bei mir liegt). Dazu werde ich dann wohl demnächst kommen und darauf hoffen, dass sich das Puzzle seiner Berichte dadurch vervollständigt.

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Veröffentlicht am 15.11.2024

Die nette Story mit dem aufgedunsenen Charakterfeld

Love, Simon (Filmausgabe) (Nur drei Worte – Love, Simon)
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62 / 100
Als „Love, Simon“ vor rund sechseinhalb Jahren ins Kino kam, war mir die Romanvorlage gänzlich unbekannt. Den Film fand ich (damals™) sehr gut; nun habe ich die Brücke zum Buch geschlagen.

Älterwerden ...

62 / 100
Als „Love, Simon“ vor rund sechseinhalb Jahren ins Kino kam, war mir die Romanvorlage gänzlich unbekannt. Den Film fand ich (damals™) sehr gut; nun habe ich die Brücke zum Buch geschlagen.

Älterwerden – in letzter Konsequenz ein unabänderliches Laster – hat in diesem Fall wohl dazu geführt, dass mich die Story zwar in ihrer einigermaßen vorhandenen Originalität, nicht jedoch in ihrer Ausführung mitgenommen hat. Vielleicht bin ich für diese Highschool-Stories einfach schon zu oll (wobei ich nebenbei bemerkt ohnehin schade finde, dass Coming-Of-Age- wie auch queere Geschichten im Allgemeinen mit Charakteren jenseits der 20 kaum stattzufinden scheinen).

Bedauerlicherweise wurde mir Simon mit seinen hin und wieder schnippisch-arrogant durchscheinenden Charakterzügen immer wieder etwas unsympathisch (ganz schlecht für einen Protagonisten). Auch seine Beziehung zu Leah wirkt undurchschaubar dafür, dass sie sich als beste Freunde bezeichnen – und zugleich über Jahre sehr praktische Dinge voreinander verbergen können (um den Spoiler zu vermeiden und ein aus meiner Sicht inhaltliches Plothole aufzuzeigen).

Überhaupt finden auf den rund 300 Seiten derart viele Figuren statt, sodass es von vornherein unmöglich ist, ihnen auch nur ansatzweise Tiefe zu verschaffen. Und so ist die Geschichte relativ bald zu Ende und das an einer Stelle, an der noch so viel zu erzählen gewesen wäre (es sei bemerkt, dass der Kinofilm sogar noch eher aus der Handlung aussteigt). Apropos: Schade, dass das Cover der Filmausgabe die Fantasie raubt, die Figuren selbst zu skizzieren. So trägt Simon beispielsweise eine Brille, Nick Robinson dagegen nicht. Kleinigkeiten, sicher, aber für ein Buch sollte die eigene Vorstellungskraft ausreichen.

Im Sommer las ich Anita Kellys „Wir sind wild und wunderbar“ mit starkem Fokus auf die zwei Hauptfiguren und einer insgesamt etwas erwachseneren Beschreibung. Vielleicht ist das was für das Publikum und die Liebhaber:innen von „Love, Simon“, wenn sie ein wenig älter geworden sind.

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Veröffentlicht am 06.09.2024

Die doppelt dunkle Humorportion

Aus die Maus / Wir sind unfassbar
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65 / 100
Dass Menschen im Falle des Ablebens manchmal mit außergewöhnlichen Traueranzeigen bedacht werden oder die Trauernden in ihrer Wortwahl daneben greifen, geschieht. In diesem Doppelband werden die ...

65 / 100
Dass Menschen im Falle des Ablebens manchmal mit außergewöhnlichen Traueranzeigen bedacht werden oder die Trauernden in ihrer Wortwahl daneben greifen, geschieht. In diesem Doppelband werden die „vergnüglichsten“ Lapsus versammelt präsentiert, wobei ein gewisses Maß an Pietät durchaus erhalten wird.

Mit den begleitenden Kommentaren bin ich nicht besonders warm geworden, aber nun, die Fülle an Traueranzeigen sorgt ausreichend für Gefühlshochs und -tiefs.

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Veröffentlicht am 03.09.2024

Schambehaftete Schamlosigkeit

Gut aufgestellt. Alles über den Penis
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63 / 100
Eine Überschrift und ein Buch im Widerspruch. Nun wurde sich redlich Mühe gegeben, diesen paar Zentimetern, von denen so viele Menschen so viel abhängig machen, ihre Macht zu nehmen – aber die ...

63 / 100
Eine Überschrift und ein Buch im Widerspruch. Nun wurde sich redlich Mühe gegeben, diesen paar Zentimetern, von denen so viele Menschen so viel abhängig machen, ihre Macht zu nehmen – aber die Art und Weise, mittels derer das passieren soll, empfinde ich als ungeeignet.

Ich hätte mir ein nüchternes, wenn auch leicht unterhaltsames Populärwissenschaftsbuch zum Themenkomplex Penis gewünscht; bekommen habe ich jedoch eine Abhandlung mit teilweise absurden Exkursen ins Märchenhafte, mit kleineren Dopplungen, mit haufenweise Einhörnen und stilisierten Pimmeln und vor allem mit latentem Humor in einer Farbe, die mir zuwider ist.Alle paar Seiten muss offenbar für die geneigte männliche Leserschaft die „Spannung“ aus dem Text genommen werden, indem irgendein besonders platter Spruch eingefügt wird (speziell bei der Evolutionshistorie der Fortpflanzungsorgane bemerkbar).

Insofern wird das Buch seinem Ziel aus meiner Sicht nicht ganz gerecht, einen unverschämten Blick auf den Penis zu werfen. Hinzu kommt die Auswahl der Informationen, die nicht überbordend neue Erkenntnisse liefern und der bigotte Höhepunkt, dass die Größe eigentlich gar nicht wichtig ist, dann aber in einem der vielen eher substanzlosen Interviewschnipsel deutlich wird, dass da jemand nur der Größe wegen reich und glücklich ist.

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